+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: USA will Uran-Munition liefern
Nach dem Ukraine-Besuch von Blinken kündigt Washington Uran-Lieferungen an. Moskau und Kyjiw attackieren sich gegenseitig mit Drohnen.
Erneuter russischer Drohnenangriff auf Donauhafen Ismajil
Zum vierten Mal innerhalb von fünf Tagen hat Russland ukrainischen Angaben zufolge das Gebiet um den Donauhafen Ismajil angegriffen. Bei den dreistündigen nächtlichen Attacken seien zivile und Hafeninfrastruktur sowie ein Fahrstuhl und ein Verwaltungsgebäude beschädigt worden, teilte der Regionalgouverneur von Odessa, Oleg Kiper, am Donnerstag im Onlinedienst Telegram mit. Ein Lastwagenfahrer sei leicht am Bein verletzt worden.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren in der Nacht 33 russische Drohnen abgefeuert worden, die meisten über der Region Odessa im Süden des Landes. 25 Drohnen wurden demnach zerstört.
Der Donauhafen Ismajil unweit der Grenze zu Rumänien ist seit dem Austritt Russlands aus dem Getreideabkommen im Juli zu einem der wichtigsten Exporthäfen für ukrainisches Getreide geworden. Das Abkommen hatte der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht. Seit dem Austritt griff Moskau verstärkt die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau an.
Der rumänische Präsident Klaus Johannis forderte am Mittwoch eine „dringende Untersuchung“ von Trümmerteilen, die nach einem Angriff auf die Ukraine auf rumänischem Staatsgebiet unweit des Hafens von Ismajil gefunden worden waren. Sollte sich bestätigen, dass die Trümmer von einer russischen Drohne stammten, wäre dies „völlig unzulässig und eine schwere Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Rumäniens, eines Nato-Verbündeten“, sagt Johannis. (afp)
Die Ukraine attackiert Russland mit Drohnen
Die westrussische Region Brjansk an der Grenze zur Ukraine ist ebenfalls nicht das erste Mal unter Beschuss. Das russische Militär und Gouverneur Alexander Bogomas berichteten über den Abschuss von drei ukrainischen Drohnen. „Durch die herabstürzenden Trümmer eines Flugapparats wurden teilweise die Verglasung des Bahnhofsgebäudes, der Bahnhofsvorplatz und einige Autos beschädigt“, teilte Bogomas auf seinem Telegram-Kanal mit.
Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium in der Nacht schon die Abwehr von Drohnenangriffen im Gebiet Moskau und im südrussischen Rostow gemeldet. Medien veröffentlichten Bilder von einer nahe des Wehrstabs Süd abgeschossenen Drohne, die im Stadtzentrum von Rostow explodierte. Dabei gab es ebenfalls leichten Sachschaden an den umstehenden Gebäuden und Fahrzeugen. (dpa)
Eine Million Tonnen russisches Getreide umschlagen
Die Türkei hat sich nach Angaben der Regierung in Moskau dazu bereit erklärt, eine Million Tonnen russisches Getreide umzuschlagen. „Alle grundsätzlichen Vereinbarungen sind getroffen worden“, erklärte der stellvertretende Außenminister Alexander Gruschko nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax vom Mittwoch. Demnach soll sich die Türkei um den Weitertransport des Getreides kümmern. Mit finanzieller Unterstützung Katars soll es zu ermäßigten Preisen an afrikanische Staaten geliefert werden.
Russland hatte im Juli die Verlängerung des von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelten Abkommens mit der Ukraine über den Transport von Getreide über sichere Passagen im Schwarzen Meer verweigert. Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Getreideexporteuren weltweit, sie haben maßgeblichen Einfluss auf die Weltmarktpreise. Vor allem arme afrikanische Länder sind durch die gestiegenen Importpreise des Grundnahrungsmittels unter Druck geraten.
Der Kreml rechtfertige den Ausstieg aus dem Getreideabkommen mit westlichen Sanktionen, die russische Getreide- und Düngemittelausfuhren behinderten. Seitdem hat Russland wiederholt ukrainische See- und Flusshäfen sowie Getreidelager angegriffen. Die Ukraine und der Westen beschuldigen deswegen Russland, Lebensmittel als Waffe einzusetzen. (rtr)
Russland: Uranmunition zeigt „Unmenschlichkeit“ der USA
Die russische Botschaft in Washington hat die Pläne der USA, Uranmunition an die Ukraine zu liefern, als „klares Zeichen der Unmenschlichkeit“ verurteilt. „Washington, das von der Idee besessen ist, Russland eine ‚strategische Niederlage‘ zuzufügen, ist bereit, nicht nur bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen“, erklärte die russische Botschaft am Mittwoch (Ortszeit) im Onlinedienst Telegram. Es sei auch bereit, künftige Generationen abzuschreiben.
Die USA lieferten „vorsätzlich Waffen mit willkürlicher Wirkung“, erklärte die Botschaft weiter. „Sie sind sich der Folgen voll bewusst: Die Explosion (…) führt zur Bildung einer sich bewegenden radioaktiven Wolke“.
Dies zeige, dass die USA „zutiefst gleichgültig“ gegenüber der Gegenwart und der Zukunft der Ukraine und ihrer europäischen Nachbarn seien, erklärte die Botschaft weiter und fügte hinzu, die russische Armee werde die an die Ukraine gelieferten Waffen weiterhin methodisch zerstören.
Großbritannien hatte bereits im Frühjahr angekündigt, der Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland Uranmunition zur Verfügung zu stellen. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte daraufhin, seine Streitkräfte ebenfalls mit solcher Munition zu beliefern. (afp)
USA liefern erstmals umstrittene Uran-Munition an Ukraine
Die USA wollen erstmals im Rahmen militärischer Hilfen umstrittene Uran-Munition an die Ukraine liefern. Die mit abgereichertem Uran gefüllten Granaten sind Teil eines am Mittwoch vom Verteidigungsministerium angekündigten neuen Hilfspakets im Volumen von 175 Millionen Dollar. Die Granaten sollen von Abrams-Panzer verschossen werden. Zudem sollen Panzerabwehrsysteme, Flugnavigationssysteme und Munition für mobile Artillerieraketensysteme (HIMARS) dem ukrainischen Militär übergeben werden.
Der Einsatz von Uran-Munition ist sehr umstritten. Gegner kritisieren Gesundheitsrisiken durch den Kontakt mit radioaktiven Uranstaub. Abgereichertes Uran ist ein Nebenprodukt der Urananreicherung. Durch seine extreme Dichte haben die Geschosse eine sehr hohe Durchschlagskraft.
Die 175 Millionen Dollar sind Teil von einer Milliarde Dollar umfassenden Hilfen, die US-Außenminister Antony Blinken bei seinem Besuch in Kyjiw am Mittwoch angekündigt hat. Davon sollen über 665 Millionen Dollar für militärische und zivile Zwecke ausgegeben werden. Mehrere Millionen Dollar sollen in Luftabwehr investiert werden. (rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin