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Vertreibung der PalästinenserKleinlaute Ratlosigkeit

Gastkommentar von Wolfgang Benz

Beim Kirchentag darf die Nakba-Ausstellung nicht gezeigt werden. Aber nicht jeder Zweifel an der israelischen Besatzungspolitik ist antisemitisch.

„Nakba“-Tag in Gaza-Stadt am 15. Mai 2016 Foto: Ali Jadallah/Anadolu Agency/picture alliance

E ine Zensur findet nicht statt – dieser Satz steht im Grundgesetz, der die Meinungsfreiheit aller Bürger garantiert. Zensur als staatliche Maßnahme, mit der Inhalt, politische Tendenz, gesellschaftliche Konformität geprüft und dann genehmigt oder verboten werden, gibt es tatsächlich nicht.

Ein anderer Brauch bürgert sich jedoch stattdessen ein: Zu charakterisieren wäre er als stillschweigende Behinderung oder Unterbindung unerwünschter Debatten aus Konfliktscheu, aus kleinlauter Ratlosigkeit, aus Realitätsverweigerung oder Feigheit. Die Probleme existieren weiter, die Weigerung, sie zu erkennen und zu benennen, schafft sie nicht aus der Welt, sondern verstetigt sie, statt sie zu lösen oder auch nur zu verstehen.

Nun wurde die sogenannte Nakba-Ausstellung vom Bannstrahl der Verantwortungsträger des derzeit laufenden Evangelischen Kirchentags in Nürnberg als Maßnahme vorauseilenden Missionseifers getroffen. Die Organisatoren der Ausstellung dürfen zwar wie bisher ihren Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ errichten, aber mit der ausdrücklichen Auflage, die Ausstellung nicht zu zeigen.

Die Nakba-Ausstellung, konzipiert vom Verein „Flüchtlingskinder im Libanon e. V.“, kuratiert und organisiert von Ingrid Rumpf, gefördert vom Evangelischen Entwicklungsdienst e. V. und der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg, wurde begrüßt und gelobt von Wissenschaftlern und Sachkundigen.

Wolfgang Benz ist einer der führenden Antisemitismusforscher und war Professor für Zeitgeschichte an der TU Berlin. Dies ist die gekürzte Fassung des Einleitungstextes des aktuell erschienenen Sammelbandes „Erinnerungsverbot? Die Ausstellung ‚Al Nakba‘ im Visier der Gegenaufklärung“, Metropol-Verlag.

Flucht und Vertreibung auch deutsches Thema

In Deutschland geriet die Ausstellung ins Visier obrigkeitlichen Argwohns, nachdem sie eineinhalb Jahrzehnte lang gefördert worden war. Denunziert wurde sie schon lange zuvor von jenen, die mit viel Emotion unterwegs sind, um vermeintliches Unheil durch Zensur – nein: durch Unterbinden der Diskussion über das Problem – zu verhindern.

Das Wort Nakba (Zerstörung, Unglück, Katastrophe) umschreibt die Erfahrung des Heimatverlustes palästinensischer Familien anlässlich der Staatsgründung Israels 1948. Flucht und Vertreibung waren am Ende des Zweiten Weltkriegs auch ein deutsches Thema. Integration war von den Besatzungsmächten geboten und in beiden deutschen Staaten in erstaunlich kurzer Zeit erreicht.

Den Flüchtlingen und Vertriebenen aus Palästina war ein ärgeres Schicksal beschieden: Der Unterschied besteht darin, dass ein großer Teil der mehr als 700.000 Palästinenser, die in der Nakba ihre Heimat verloren, zum Generationen dauernden Lagerleben verurteilt war. Sie werden als Faustpfand und Drohpotenzial gegen Israel missbraucht, wo ihre Forderung nach Rückkehr zu Recht Furcht und Schrecken verbreitet. Den Palästinensern, die durch die Gründung Israels ihre Heimat verloren, wird 75 Jahre später immer noch das Minimum, die trauernde Erinnerung daran, verweigert.

Ausstellung ist notwendig als Denkanstoß

Aus unterschiedlichen Gründen ist sie in Israel nicht Bestandteil der Erinnerungspolitik und in Deutschland wenn nicht völlig unbekannt, dann als vermutete Parteinahme für Palästina und Affront gegen Israel stigmatisiert. Das erfahren auch die wenigen, die über den historischen Sachverhalt informieren wollen, auf Schritt und Tritt.

Die Ausstellung ist notwendig als Denkanstoß, und sie ist entgegen kleinmütiger Anfeindung seit 2008 mit Erfolg unterwegs. Bald erreicht sie die 200. Station. Auf dem Ökumenischen Kirchentag in München (2010), den Evangelischen Kirchentagen in Hamburg (2013), Stuttgart (2015), Berlin (2017), Dortmund (2019) wurde sie gezeigt. Sie stand in Straßburg im Europaparlament und in Genf im Haus der Vereinten Nationen.

Nicht jeder Zweifel am Ziel Jahrzehnte währender Besatzungspolitik, nicht jeder Hinweis auf das Völkerrecht, nicht jede Kritik an politischen Aktivitäten des Staates Israel ist Ausdruck judenfeindlicher Gesinnung oder eines rabiaten Antisemitismus.

Angriffe aus dem besetzten Gebiet gegen israelische Bürger finden bei keinem vernünftigen Menschen Beifall, und judenfeindliche Hassparolen auf Palästinenserdemonstrationen in Deutschland sind abscheulich und unerträglich. Aber Mitleid mit dem Schicksal palästinensischer Kinder ist nicht gleichbedeutend mit Liebesentzug für den Staat, in dem Juden eine sichere Heimat haben sollen. Solidarität mit Israel ist schon aus Scham über die deutsche Schuld selbstverständliche deutsche Staatsräson.

Kirchentag sollte Diskussionsraum sein

Ignorieren und verhindern, dass auch über anderes Leid als das der Juden gesprochen wird, so der Publizist Micha Brumlik, birgt die Gefahr, dass israelbezogener Antisemitismus, der Aufklärung entzogen, „erst recht verstärkt wird: indem man dem Kirchentag und seinen auch jüdischen Teilnehmern nun leicht vorwerfen kann, die Wahrheit zu verschweigen.“

In der unfreien Gesellschaft der DDR war die evangelische Kirche für viele der einzige Ort freier Diskussion und offener Auseinandersetzung. Von solch stolzer Tradition ist in der Freiheit bundesrepublikanischer Gegenwart nicht viel zu spüren. Wesentliches Element protestantischer Ethik ist allerdings die Überzeugung, dass christlicher Glaube nur lebendig ist, wenn er in die Gesellschaft wirkt.

Wege dorthin soll vor allem der Kirchentag erschließen, als Diskussionsforum, auf dem Christen und Nichtchristen, Politiker und Intellektuelle, Fromme und Zweifler sich treffen zur Verständigung oder zum Streit über bewegende Fragen der Gegenwart. Die Einladung zur öffentlichen Debatte ist in einer Zeit, in der sich Bürger von den Kirchen abwenden, wichtiger denn je. Umso beklagenswerter die Verweigerung, die das Präsidium des Kirchentags nun verfügte.

In der Stellungnahme des Vereins, dem die Präsentation der Ausstellung entzogen wurde, heißt es, das Präsidium schließe Diskussionsräume, anstatt sie zu öffnen. Das widerspreche dem Anliegen des Kirchentags: „Wir verbinden Hoffen und Machen und knicken bei Krisen nicht ein.“ Oder doch?

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50 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Erinnern wir uns an den Ausgangspunkt dieser stark emotionalisierten Debatte in diesem Forum. Ein taz-Gastkommentar des renommierten Antisemitismusforschers Wolfgang Benz darüber, warum er findet, dass Kritik an der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik in einem demokratischen Diskurs möglich sein muss, ohne gleich unter Antisemitismusverdacht gestellt zu werden. Man kann anderer Meinung sein, aber aus meiner Sicht hat er seine Argumente sachlich und vernünftig hergeleitet.



    Dass die Debatte nicht ausschließlich aus der gepflegten akademischen, sondern auch aus der jeweiligen (emotionalisierten) Betroffenheitsperspektive geführt wird, lässt sich gar nicht vermeiden und das ist auch gut so.



    Aber erinnern wir uns auch daran, was der im Raum stehende Vorwurf - Antisemitismus - impliziert, eingedenk der Folgen, die er unter dem NS zeitigte: den bisher größten Zivilisationsbruch in der Menschheitsgeschichte, die Shoah. Insofern kann und darf er nicht als ideologisierter Kampfbegriff instrumentalisiert werden, nur um unliebsame Meinungen zum Schweigen zu bringen (mögen diese Meinungen noch so falsch und abstrus erscheinen). Womit wir auch wieder beim Thema der Nakba-Ausstellung wären.



    Die Verteidigung unserer Grundwerte - wozu auch der entschiedene Kampf gegen den Antisemitismus gehört - darf nicht der "illberalen Demokratie" (Micha Brumlik) den Weg bereiten. Daran sollten wir auch denken, wenn wir hier unsere Argumente "austauschen".

  • Es ist unfassbar, mit welcher Penetranz man sich hierzulande, wo lautstark wieder "Tod den dreckigen Juden" auf Arabisch gerufen wird, regelmäßig an der Existenz Israels als vermeintlichen Schuldigen für die sog. Nakba abarbeitet und die historischen Fakten negiert.

  • Eine Ausstellungskonzeption von 2008? Da hatte ich schon mein erstes Smartphone, die Ausstellungsmacher aber wohl kaum Konzepte dafür. Und 15 Jahre später die Veranstaltung einfach weiter laufen zu lassen?

    Inhaltlich streiten kann ich mich erst wieder, wenn man die Ausstellung ordentlich modernisiert. Den Markt der Möglichkeiten gleich mit - der war ja schon peinlich als ich auf Kirchentage in den Achtzigerjahren ging.

  • Die Nakba zu thematisieren, ohne das Elend der heutigen Nachkommen der Geflohenen und Vertriebenen als Hauptvorwurf an die arabischen Regimes zu richten, die sie als Waffe gegen Israel missbrauchen, sowie ohne die Flucht und Vertreibung von etwa gleich viel Juden aus den Nachbarländern nach Israel zu erwähnen, ist unsachlich, inakzeptabel und dient einzig der Dämonisierung Israels.

    • @dites-mois:

      Ähm ... wo wurde eine Ausstellung zur Vertreibung von Juden verboten?

      Wenn bereits eine objektive Ausstellung zur Vertreibung der Palästinenser um 1948 für eine "Dämonisierung" ist, dann gruselt es mich mir all die Verbote vorzustellen, die eine rechte / rechtsextreme Regierung in Israel noch so propagiert oder umsetzt.

      Es ist notwendiger den je, das liberale Israel stärker zu unterstützen.

    • @dites-mois:

      Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • Was die Nakba-Ausstellung angeht stimme ich Wolfgang Benz zu, aber der Vergleich der palästinensischen Flüchtlinge mit den deutschen Flüchtlingen am Ende des 2. Weltkriegs hinkt. Die Deutschen aus den Ostgebieten sind als Deutsche nach Deutschland geflohen, sie wurden rechtlich gesehen nicht staatenlos. Die geflohenen und vertriebenen Palästinenser:innen hingegen sind in andere Länder geflohen.Von diesen Ländern zu erwarten, einfach hundertausende ausländische Flüchtlinge aufzunehmen und gleichzustellen, um den Staat Israel, der das Problem verursacht hat zu schonen, obwohl sonst kein Land eine solche Flüchtlingspolitik macht, auch Deutschland nicht, ist schon vermessen.

    • @Martha:

      Sie haben natürlich recht. Zudem darf von den palästinensischen Opfern der Nakba nicht erwartet werden, dass sie sich die Perspektive der jüdischen Shoah-Opfer zu eigen machen. Denn sie sind nicht zur Verantwortung zu ziehen für das Menschheitsverbrechen des NS.



      Aber es darf in diesem Land auch nicht geduldet werden, dass sie (die Palästinenser) sich die antisemitische Perspektive der Nazi-Täter (und ihrer Nachkommen) zu eigen machen und das geschieht leider.



      Das muss der Redlichkeit der Diskussion wegen auch gesagt sein.

    • @Martha:

      Unter den Umständen der damaligen Zeit allerdings nicht völlig irreal: damals war der Panarabismus im Aufwind (auch wenn die tatsächliche "Vereinigte Arabische Republik" später kam und nicht von Dauer war) und die "ein Volk"-Stimmung nicht ausschließlich reine Rhetorik. Die Integration der Palästinenser wäre eine Möglichkeit gewesen - die allerdings niemand jemals ernsthaft wollte.

  • Interessant auch die Chronologie der Auseinandersetzungen um die Nakba-Ausstellung ( www.lib-hilfe.de/i...ellung_chrono.html )

    Es ist krass mit welcher Vehemenz verhindert werden soll, dass die Vertreibung der Palästinenser als Thema wahrgenommen wird.

    • @Rudolf Fissner:

      Nach meiner Lesart spricht aus dieser ,,Chronologie der Auseinandersetzungen'' auch ,,krass'', wie stolz man vor allem auf die Erfolge des Lancierens ist und wie ,,wasserdicht" die Ausstellung gegen Antismeitismusvorwürfe geworden sei. Ich hätte mir eine Chronologie der inhaltlichen Auseinandersetzung (also mit den Positionen und Argumenten) gewünscht.

      Ich schreibe das, weil ich eine ehrliche Auseinandersetzung wichtig finde und nicht weil ich etwa finde, dass im Gaza-Streifen oder Westjordanland alle gut leben können.

  • Genau einmal wird in einem Halbsatz angedeutet, dass die Palästinenser in erster Linie Opfer der benachbarten arabischen Despotien sowie höchstens noch der britischen Kolonisatoren sind, nicht der Juden insgesamt, nicht einmal des Staates Israel. Dennoch richten sich die mit „Nakba“ verknüpften Emotionen in aller Regel ausschließlich gegen Israel als den Staat der Juden. Das ist ohne jeden Zweifel antisemitisch! Der eigentliche Skandal ist doch, das mit deutschen Steuergeldern eine Ausstellung gefördert und dann totgeschwiegen wird, die antisemitisch ist.

    Auf einem anderen Blatt steht, dass bis heute Israel Neubaugebiete im Westjordanland ausweist und dass die aktuelle israelische Regierung in Teilen korrupt und in Teilen rechtsradikal ist sowie die Axt an die Demokratie und den Rechtsstaat in Israel anlegt. Mit 1948 und der Weigerung der arabischen Nachbarn seither, Israel anzuerkennen, die Palästinenser zu integrieren und den Terror zu unterbinden, hat das aber nicht mehr zu tun, als dass es eine Ursache für die spezifische Form des Rechtsradikalismus in Israel ist.

    • @Zangler:

      „Der eigentliche Skandal ist doch, das mit deutschen Steuergeldern eine Ausstellung gefördert und dann totgeschwiegen wird, die antisemitisch ist.“



      Da sollten wir uns doch die Frage stellen, warum von offizieller Seite eine vermeintlich antisemitische Ausstellung zuerst gefördert und danach totgeschwiegen wird. Hat man sich derart in der Intention der Aussteller getäuscht?



      Nein, aber in der Zwischenzeit hat sich das „regierungsamtliche“ Verständnis davon, was als Antisemitismus einzustufen sei, grundlegend gewandelt.



      Das kommt etwa in dem Bundestagsbeschluss von 2019 zum Ausdruck, der den BDS und somit Boykottaufrufe gegen Israel als grundsätzlich antisemitisch einstuft. Auch die Kritik an der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik kann jetzt leichter als antisemitisch gebrandmarkt werden. Die Kritik an einem derart politisierten bzw. ideologisierten Antisemitismusverständnis wurde in der Folge auch von israelischen und jüdischen Wissenschaftlern vorgebracht.



      taz.de/Bundestagsb...-Boykott/!5601030/



      Ich persönlich teile die Haltung der Kritiker dieses Beschlusses, da er eben kein wirksames Mittel gegen Antisemitismus (in unserer Gesellschaft) ist, sondern im Meinungsstreit dem Antisemitismusverdacht als Waffe gegen unliebsame Positionen Tor und Tür öffnet.



      Letztlich leistet sie einer rechtskonservativen Dekonstruktion des Antisemitismusbegriffes Vorschub, indem israelkritische Stimmen, Antizionismus und Antisemitismus als ein einziges (eben antisemitisches) Phänomen gedeutet werden.



      Eine gerechtfertigte Kritik an der völkerrechtswidrigen israelischen Besatzungspolitik wird somit verunmöglicht, denn wer möchte sich angesichts der Shoa, des Zilisationsbruches durch die Nazis, schon gerne Antisemitismus vorwerfen lassen.



      Und das erklärt auch, warum die Nakba-Ausstellung zunächst gefördert, dann aber totgeschwiegen wurde. Und das ist ein Skandal, in der Tat.

      • @Abdurchdiemitte:

        BDS hat Abschaffung Israels zum Hauptziel. Sollte Israel die Besatzung aufheben, wie es BDS möchte, würden dort antisemitische und israelfeindliche Hamas oder PIJ, die übrigens zu BDS gehören, an die Macht kommen.

        de.wikipedia.org/w...ons#Pal%C3%A4stina

        • @h3h3y0:

          An welcher Stelle habe ich behauptet, dass innerhalb des BDS keine antisemitischen Positionen vertreten werden? Und negiert, was die Ziele von Hamas&Co. wären, sollten sie zur Macht gelangen? (Dabei ist zu fragen, ob a) sie überhaupt eine realistische Möglichkeit haben, ihre Ziele zu erreichen - ich behaupte, nein - und b) welchen Anteil wohl die demütigende israelische Besatzungspolitik an der Radikalisierung der Palästinenser hat)



          Verstehen Sie, es geht um die Frage, ob Boykottaufrufe, Kritik an der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik, aber auch zionismuskritische Einstellungen - wie sie u.a. beispielsweise von Hannah Arendt, Martin Buber und anderen jüdischen Intellektuellen vertreten wurden/werden - als pauschal antisemitisch bezeichnet werden dürfen. Und welche ideologischen und politischen Interessen wohl dahinterstehen mögen, dennoch so zu verfahren.

        • @h3h3y0:

          Und was hat BDS hier wieder verloren? Da ist nüscht mit BDS bei der Ausstellung.

      • @Abdurchdiemitte:

        Die Ausstellung wurde nicht mit deutschen Steuergeldern gefördert.

        • @Martha:

          Na gut, aber sie wurde auf dem letzten Evangelischen Kirchentag nicht gezeigt, wohl aber auf vergangenen Kirchentagen, ohne dass es zu einem Aufschrei der Empörung gekommen wäre.



          Woher wohl kommt die neue Einschätzung, dass die Erinnerung an die Nakba nun plötzlich hierzulande nicht mehr opportun erscheint? Und wie wohl lässt sich Claudia Roths peinliches Herumlavieren in dieser Frage erklären?



          Die Antisemitismus-Dekonstruktion, wie sie u.a. in dem erwähnten Bundestagsbeschluss zum BDS zum Ausdruck kommt, und die Lobbyarbeit der Netanyahu-Regierung in diese Richtung zeigen hier klar ihre Wirkung.



          Micha Brumlik spricht in diesem Kontext von einem Weg in die illiberale Demokratie, wenn die palästinensische Sicht auf diese Weise mundtot gemacht oder - qua pauschalem Antisemitismusverdikt - kriminalisiert werden soll (und es geht dabei nicht um die historische Richtigkeit der palästinensischen Darstellung der Ereignisse und auch Boykottaufrufe gegen Israel halte ich für hirnrissig, aber nicht zwangsläufig antisemitisch). Das kann man anhand dieser Debatte schon ganz gut erkennen.



          www.deutschlandfun...umente-in-100.html

          • @Abdurchdiemitte:

            Ich wollte das nur erwähnen, ansonsten, stimme ich ihnen zu.

    • @Zangler:

      "Dennoch richten sich die mit „Nakba“ verknüpften Emotionen in aller Regel ausschließlich gegen Israel Das ist ohne jeden Zweifel antisemitisch!"

      Wer vertrieben wird , sich mit Vertriebenen solidarisiert oder sich gegen expansiven Nationalismus positioniert ist ein Antisemit?

      Das ist doch sowas von platt falsch. Nationalismus ist auch nicht "jüdisch". Antinationalismus daher auch nicht antisemitisch.

      • @Rudolf Fissner:

        Die ursprünglichen Bewohner (des von Großbritannien verwalteten Mandatsgebiet Palästina) sind Araber und Juden. Lesen sie unter dem o.g. Link, dass der bis heute existierend Konflikt in der Hauptsache durch den eliminatorischen Judenhass der arabischen Protagonisten, durch die brüske Ablehnung jeder Verhandlung und durch den Glauben an die militärische Überlegenheit verursacht wurde. Offensichtlich sind die militärischen Fähigkeiten der Länder der arabischen Liga ebenso ausgeprägt wie die zum Aufbau einer demokratischen und partizipativen Gesellschaft oder auch der zur Integration der geflüchteten Glaubengenoss*innen, deren Nachkommen heute noch in Flüchtlingslagern leben, während die 600.000 aus den arabischen Ländern vertriebenen Juden heute völlig integriert sind (s. dazu taz.de/Arabische-Juden/!5894964/).

        • @Bernardo Januar:

          der Link führt ins Nichts...

          • @Grisch:

            Die Argumentation @Bernado Januars offensichtlich ebenso. Ein wesentliches Merkmal des Antisemitismus wie anderer Spielarten des Rassismus ist die Zuschreibung von Negativ-Attributen gegenüber einer Minderheit bzw. Bevölkerungsgruppe, um sie aus der Mehrheitsgesellschaft auszuschließen sowie Hass und Gewalt gegen sie zu legitimieren.



            Nur dass der Antisemitismus den absoluten Zivilisationsbruch der Shoa zur Folge hatte. Der aber ging von deutschem Boden aus, nicht von arabischem.



            Und da lese ich bei @Bernado Januar: „Offensichtlich sind die militärischen Fähigkeiten der Länder der arabischen Liga ebenso ausgeprägt wie die zum Aufbau einer demokratischen und partizpatorischen Gesellschaft usw.usf. …“



            Hm, wie war das noch mit den Negativ-Zuschreibungen gegenüber anderen Gruppen, mit Antisemitismus und Rassismus?



            Ich empfehle in diesem Zusammenhang die Lektüre Edward Saids über „orientalischen Despotismus“.



            www.getabstract.co...rientalismus/12614

            • @Abdurchdiemitte:

              Sie haben offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass Antisemitismus eben nicht eine "Spielart des Rassismus" ist, sondern eine ganz eigene (Verschwörungs-) Ideologie. Das zeigt sich direkt an der von Ihnen angeführten "Zuschreibung von Negativ-Attributen" - jüdischen Menschen wird nämlich im Gegenteil v.a. überdurchschnittliche Intelligenz, Macht, Gerissenheit und Reichtum zugeschrieben. Und genau das verhilft dem Hass auf sie erst zu diesem beispiellosen Furor. Können sich Antisemiten so doch wunderbar als Unterdrückte und Opfer inszenieren, die sich doch nur wehren.

          • @Grisch:

            Noch mal anklicken, Klammer am Ende löschen und gut is'

  • »Das Wort Nakba (Zerstörung, Unglück, Katastrophe) umschreibt die Erfahrung des Heimatverlustes palästinensischer Familien anlässlich der Staatsgründung Israels 1948.«



    Anlass für die Vertreibung war weniger die Staatsgründung Israels, als der darauf folgende verlorene Angriffskrieg der arabischen Liga und der PLO (1948) und die Vertriebenen sind eher Täter als Opfer. Hier nachzulesen: taz.de/Israels-Una...von-1948/!5929931/ : »Achmet Shukeiry ... Vorgänger Jassir Arafats als Führer der PLO, nannte als Ziel der Invasion "die Vernichtung des jüdischen Staates". Abdel Rahman Azzam, der Generalsekretär der Arabischen Lige, verkündete hinsichtlich des bevorstehenden Überfalls auf den neugegründeten jüdischen Staat: "Dies wird ein Krieg der Vernichtung sein und ein enormes Massaker, von dem man noch ähnlich sprechen wird wie von den Massakern der Mongolen."« Wie man weiß, sind diese großmäuligen Ankündigungen gescheitert - auch diese Schmach ist Teil des Worts Nakba.

    • @Bernardo Januar:

      "Angriffskrieg"

      ähm ...

      Interessantes Wording.. Kann es sein, dass der Krieg damit zusammen hängt, dass die die ursprünglichen Bewohner Palästinas mit der Okkupation ihres Landes nicht einverstanden waren?

      • @Rudolf Fissner:

        Zu den "ursprünglichen Bewohnern Palästinas" zählen auch Juden!! Und zwar seit 3000 Jahren, noch bevor die römische Provinz Palestina gegründet und die Israeliten dann vertrieben wurden.

  • Eine isolierte Ausstellung über die Vertreibung der Palästinenser ist dann in inakzeptabler Weise einseitig und damit antisemitisch, wenn nicht gleichzeitig an die im selben Zusammenhang stattgefundene Vertreibung einer ungefähr gleichgroßen Anzahl von Juden aus den arabischen und nordafrikanischen Ländern erinnert wird.

    Diese Juden waren keine Zionisten, sie wollten niemandem Land wegnehmen; sie wurden aber trotzdem vertrieben und hatten keine andere Wahl als sich in Israel anzusiedeln.

    • @Breitmaulfrosch:

      Nein eine Ausstellung kann sich bestimmten Aspekten und Themen zuwenden, sie muss nicht gleichzeitig dies und das auch noch thematisieren.



      In arabischen Ländern gab es kein Programm die jüdische Bevölkerung durch Palästinenser:innen auszutauschen, in Israel gab es aber ein Programm die Palästinenser durch Juden/Jüdinnen aus anderen Ländern auszutauschen. Wie kommt man dazu es für legitim zu halten Bewohner aus Haifa, Jaffa, Lydd etc mit Bewohnern aus Rabatt, Baghdad etc auszutauschen...

      • @Martha:

        Sie möchten also unangenehme Wahrheiten unterm Teppich kehren, damit der auf verzerrten Fakten beruhende Mythos der Nakba nicht beschädigt wird? Ob Sie es nun hören wollen oder nicht, der Angriffskrieg der arabischen Liga kurz nach Gründung des Staates Israel führte zur Vertreibung von 850.000 jüdischen Arabern aus ihren jeweiligen Heimatländern. Drei Jahre nach Auschwitz wurde der einzige jüdische Staat, der unzähligen europäischenJuden das Leben hätte retten können, wenn er schon 1938 existiert hätte, angegriffen, und knapp 1 Million Juden mussten aus arab. Ländern fliehen, aber Sie finden, dass das nicht erwähnt werden sollte?

    • @Breitmaulfrosch:

      Die Deutschen sind bis heute Antisemiten und deswegen freuen sie sich, dass Juden, darunter ein großer Teil abstammend von deutschen Landsleuten jüdischen Glaubens, weg und in Israel ist. Das ist meine Erklärung für die Haltung vieler Deutscher und ich finde das sehr traurig.

    • @Breitmaulfrosch:

      Dass die Palästinenser eine Ausstellung über ihre Geschichte machen und zeigen ist ihr gutes Recht. Wenn die jüdische Bevölkerung über ihre Geschichte eine Ausstellung macht, ist es auch ihr gutes Recht. Nur zu verlangen, dass die Palästinenser nur dann ihr Schicksal per Ausstellung zeigen dürfen, wenn sie gleichzeitig von irgendwelchen Vertreibungen jüdischer Bevölkerung aus anderen Ländern berichten und dies ebenfalls bildlich zeigen, ist doch sehr abwegig.

      • @uffbasse:

        Von unten betrachtet ist es vielleicht nicht falsch, was Sie sagen, aber von oben betrachtet muss man sich vielleicht schon fragen, ob nicht hier das ,,Kurator*innenteam" des Kirchentages etwas falsch gemacht hat. Was ist denn das Hauptthema und die Intention des Kirchentages?

        Nach meiner kurzen Recherche unter anderem auch Menschenrechte und Demokratie. In diesem Zusammenhang müssten Christ*innen in Deutschland dann durchaus auch eine Ausstellung/ Diskussionen zum Thema



        ,,Wie war der Holocaust möglich? Welche Rolle spielten Christi*innen und die Kirche? Wie kann man ein ,,Nie wieder!" ernst nehmen und umsetzen und welche Rolle können Christ*innen/ kann Kirche dabei spielen? Was können wir gegen den aktuellen Rechtsradikalismus und Antisemitismus tun?"



        auf dem Kirchentag wichtig finden und einfordern.



        Ich finde schon: Als ,,Kuratorin und Kurator" (ja, eine Anspielung auf die zurückliegende Documenta) muss mer do e bissje UFFBASSE !!

  • Wenn solche Ausstellungen, solche Diskussionen nicht mehr möglich sind, dann läuft was gehörig schief in diesem Land. Eine Kirche die so etwas untersagt und verhindert, verliert jeden Anspruch auf Glaubwürdigkeit und sollte ihr Weltbild ernsthaft hinterfragen.

    • @uffbasse:

      Sehen Sie, so unterschiedlich sind die Sichtweisen.

      Ich habe mir die Internetseite angesehen und halte es nicht für wahrscheinlich, dass dieser Verein eine nicht einseitige Ausstellung hinkriegt.

      Diskutieren und Ausstellen ist möglich.

      Nur beim evangelischen Kirchentag ist die Ausstellung dann wohl verkehrt.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Kleinlaut" in Deutschlands politischem und kirchlichem Mainstream passt beim Umgangsstil mit diesem Thema auf (fast) jeden Fall, - ganz unabhängig vom Streit, wie "überarbeitungsbedürftig" diese Aussetllung nun sein mag.

  • Der Fairness halber sei auch Nakba Nr. 2 erwähnt, die Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern seit Khomeini:

    Nur wenige Juden leben heute noch in Nordafrika und im Nahen Osten. Nach der Gründung des jüdischen Staates und der Islamischen Revolution 1979 flohen Hunderttausende Juden nach Israel. Über ihr Schicksal wird im Nahostkonflikt so gut wie nie gesprochen.

    Von den fast 900 000 in arabischen Ländern vor 1948 lebenden Juden sind heute nur wenige Tausend übrig geblieben, die Mehrheit von ihnen in Marokko und Tunesien. Die Zahlen sind erschütternd: Von den über 250 000 marokkanischen Juden sind nur etwa 2000 im Land geblieben. In Tunesien lebten 100 000 Juden, heute sind es 1000. In Ägypten lebten 1948 75 000 und im Irak 135 000 Juden, heute sind es jeweils weniger als 20. In Jemen waren es etwa 60 000, heute wird ihre Zahl auf 50 geschätzt. Die syrische jüdische Gemeinde wurde von 30 000 auf weniger als 15 dezimiert. In Algerien lebten 1948 140 000 Juden, in Libyen 38 000. In beiden Ländern leben heute überhaupt keine Juden mehr.

    Und wie es zur 1. Nakba kam, dazu brachte kürzlich Prof. Grigat einen hervorragenden Artikel in der taz

    taz.de/Israels-Una...von-1948/!5929931/

    Wer ist eigentlich wirklich verantwortlich Nakba Nr.1?

    Wer hat die Zwei-Staaten-Lösung der UNO sabotiert. Und warum? Keine "Dhimmis" in arabischen Ländern?

    Zeigt das die Ausstellung?

    Die Zweifel auf dem evangelischen Kirchentag gegen diese Ausstellung, sind wohl durchaus angebracht.

    Haben wir ja noch letztes Jahr bei dem documenta-Desaster gesehen.

    • @shantivanille:

      wer hat eigentlich diesen unsinn von der 2. nakba erfunden?



      und wieviele jahre liegen gleich noch mal zwischen der ausrufung der unabhängigkeit des staates erez-israel und der islamischen revolution 1979?

      • @christine rölke-sommer:

        Die Vertreibung arabischer Juden begann 1948!

      • 6G
        665119 (Profil gelöscht)
        @christine rölke-sommer:

        Wer hat eigentlich diesen feige, heuchlerische Tendenz mancher Deutscher erfunden, die eigenen Reressionen auf die "edlen Wilden" des Orients zu projezieren?

  • Dabei wäre es eigentlich so einfach, würde man sich strikt an den Fakten orientieren:

    Auf der einen Seite steht der arabische Überfall samt antisemitischer Vernichtungsdrohungen auf einen Staat, der Holocaust-Überlebenden eine sichere Heimat bieten wollte. Der ging gründlich in die Hose, woduch Israel eine Menge Land unter siene Kontrolle bringen konnte. Fair enough, sage ich - es heißt ja auch "Kaliningrad" oder meinetwegen gern "Kralovec", aber jedenfalls nicht mehr "Königsberg". Dass die im Zuge des Ganzen staatenlos gewordenen irgendwie entschädigt werden müssen, bleibt auch unbenommen - aber diese Frage scheiterte historisch eher an den arabischen Staaten als an Israel-der Unterschied zwischen "Palästinensern" und "israerlischen Arabern" ist nichts weiter als dass die einen eine Staatsbürgerschaft angenommen haben, als sie die angeboten bekamen, und die anderen sich von irgendwelchen tribalistischen Potentaten und skrupellosen Klerikern vertrösten und verarschen ließen.

    Das andere ist, dass eine Regierung, die nur den äußersten rechten Rand der israelischne Gesellschaft repräsentiert, kolonialistische Verbrechen duldet und fördert, und alles daransetzt, aus Israel einen Apartheidsstaat zu machen - einen Staat, in dem die Rechtsgleichheit aller Bürger*innen ganz offiziell aufgehoben ist, und stattdessen eine pauschale ethnische (bzw in diesem Fall ethoreligiöse) Trennlinie zwischen "vollbürgern" und "Entrechteten" gezogen wird.

    Und wer ersteres kritisiert, muss sich nicht beschweren, wenn er*sie des Antisemitismus verdächtigt wird. Letzteres aber verdient Kritik, sofern diese nicht in Stereotypien und Klischees verfällt, ohne Frage.

    tl;dr: Mehr Likud-Kritik wagen! (Das ist ohnehin ein Gebot der antifaschistischen Arbeit, denn in Israel sehen wir nichts weiter als das, was wir aus der EU zu Genüge kennen: eine rechtsreaktionäre "Volkspartei" fördert schamlos die Neofaschisten, in der Hoffnung, dass diese die demokratische Linke angreifen.)

    • @Ajuga:

      Gut sortiert! Ich hoffe, Ihre Bemühungen, den Unterschied zwischen dem antisemitischen Volkssport "Israelkritik" und sachlicher Kritik an politischen Zuständen und Entwicklungen in Israel zu erklären, tragen Früchte. Sollte doch eigentlich nicht so schwer sein, das zu verstehen.

  • Es ist bedauerlich, dass die palästinenschen Menschen nicht in den arabischen und afrikanischen Ländern leben können/wollen, aus denen die Juden vertrieben wurden. Aus meiner Sicht wäre das eine ganz gute Lösung. Die jüdischen Bürger können in Israel leben und die palästinensischen Menschen in arabischen/afrikanischen Ländern und dort den Platz der vertriebenen jüdischen Mitbürger einnehmen.

    • @*Sabine*:

      Ich finde es sehr bedauerlich, das jüdische Familien bis heute nicht ihren Besitz zurückerhalten haben, den sich die deutschen Nazis und Mitläufer unter den Nagel gerissen haben.

  • Sehr guter und wichtiger Beitrag!

    • @ke1ner:

      Kann Ihnen nur zustimmen! Danke an den Autor dieses Artikels, danke Herr Benz!

  • Wurde nicht gerade in einem anderen Artikel (mMn berechtigt) positiv festgehalten dass die Kirche der AfD keine Bühne bietet? Ich finde es völlig berechtigt der AfD in ihrem derzeitigen ideologischen Amoklauf keine Bühne zu bieten, aber das Thema "freie Diskussion und offene Auseinandersetzung" ist damit schon tot, völlig egal ob man die Ausstellung dazu holt oder nicht.

    Es liegt nahe dass der Verweis auf die vergangene Offenheit der Kirche nicht ein beschwören alter Ideale ist, sondern nur ein argumentatives Brecheisen, das man genau dann hervorholt wenn man es braucht.

  • So langsam wird es absurd. Eine Ausstellung zur Nakba zu verhindern, die seit 2008 unterwegs ist, u.a. auf mehreren Kirchentagen gezeigt wurde, nun aus Rücksicht auf eine rechtskonservative, geschichtsrevisionistische Dekonstruktion des Antisemitismusbegriffs zu unterbinden. Gibt es denn valide Erkenntnisse, dass diese Ausstellung in der Zeit den Antisemitismus hierzulande nachhaltig befördert hat?



    So habe ich mir die „Freiheit“ eines Christenmenschen nicht vorgestellt. Kleingeistigkeit - in vorrevolutionären Zeiten „Muckerertum“ genannt - kann jedenfalls kein geeigneter Beitrag sein, um Faschismus, Antisemitismus wie Rassismus und allenFormen menschenbezogenen Hasses entgegenzutreten.