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Vor der Abstimmung zum Verbrenner-AusWeiter für E-Fuels

Nach dem vorläufigen Stopp des Verbrenner-Aus in der EU schmiedet Bundesverkehrsminister Wissing nun Allianzen mit seinen europäischen Amtskollegen.

Verkehrsminister Volker Wissing bei der Vorstellung seiner Verkehrsprognose Anfang März in Berlin Foto: Christian Mang/reuters

Berlin taz | „Der Einladung nach Straßburg folge ich gerne“, twitterte Bundesverkehrsminister Volker Wissing noch am Montagmorgen. Dann machte sich der FDP-Politiker zum Treffen mit seinen Amtskollegen aus Italien, Polen und weiteren osteuropäischen Staaten auf.

Aus Sicht Wissings kann er dieses wohl als Erfolg verbuchen, denn auf EU-Ebene scheint sich nun eine Allianz gegen das Aus von Autos mit Verbrennermotor ab 2035 zu bilden.

Initiiert hatte das Treffen am vergangenen Freitag der tschechische Verkehrsminister Martin Kupka, um in Straßburg – dem Sitz des EU-Parlaments – über das vorerst gestoppte Vorhaben mit einigen seiner Amtskollegen zu sprechen.

Neue Blockade-Haltung verfestigt sich

Die finale Abstimmung in Brüssel galt eigentlich nur noch als reine Formsache und war bereits für Anfang vergangener Woche angesetzt gewesen.

Tschechien hatte im Vorfeld den Kompromiss sogar mit ausgehandelt. EU-Parlament, Kommission und Mitgliedsstaaten waren sich bereits im vergangenen Jahr darüber einig geworden, Verbrenner auf Straßen künftig verbieten zu wollen.

Nach dem Treffen am Montagabend in Straßburg zeichnet sich ab, dass sich die neue Blockade-Haltung weiter verfestigt hat. „Nur ein Verbot des Verbrennungsmotors, wenn man ihn klimaneutral betreiben kann, halten wir für falsch“, betonte Wissing nach dem Treffen. „Daher ist die Sache für uns nicht zustimmungsreif.“

Was wenn Wissing weiter stur bleibt?

Die Allianz aus Ländern wie Italien, Polen und Tschechien könnte den ursprünglich ausgehandelten Kompromiss in Brüssel am Ende doch noch aufhalten.

Maßgeblich beteiligt an dieser verworrenen Situation ist Wissing und seine Partei, die FDP. Auf ihr Drängen hin wurde die nicht verbindliche Aufforderung an die EU-Kommission überhaupt mitaufgenommen, Möglichkeiten für den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen bei Verbrennerautos – sogenannten E-Fuels – zu prüfen.

Diese gelten zwar als klimaneutral, sind derzeit aber mit Abstand deutlich ineffizienter als E-Autos. Bleibt Bundesverkehrsminister Wissing daher stur, muss die Bundesregierung sich beim Beschluss, der eigentlich noch diese Woche fallen soll, enthalten, was einem Nein in der EU gleichkommt.

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15 Kommentare

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  • Vor lauter ideologischen Scheuklappen übersehen die meisten den großen Vorteil der e-fuels. Diese sind in jeder Form eine Möglichkeit gigantische Energiemengen zu speichern, wenn man diese Energie gerade nicht direkt verbrauchen kann. Natürlich ist ein e-auto effizienter, aber das ist nicht der einzige Punkt. Wenn man z.B in Patagonien ideale Windkraftanlagen baut, kann die Energie nicht immer gleich lokal verwertet werden. Und die 300 Millionen Verbrenner werden nicht über Nacht verschwinden

  • @MARGIT ENGLER

    Na wenigstens jemand, die es durchschaut.

    Die Öl- und dieAutolobby (und die FDP, als Teil davon) versuchen nur, die unvermeidlichen Entscheidungen hinauszuschieben. Zu ihrem (vermeintlichen) Profit und unserer aller Schaden

  • Es prallen mal wieder die völlig unterschiedlichen Denkweisen der etatistischen Regulierer und der klassischen Liberalen auf einander:

    Wissing blockiert - in seinen Augen - nicht, sondern tut eher das Gegenteil: Für ihn ist die Reinform einer Blockade ein Verbot - und DAS will er verhindern. Wenn die Autohersteller bis 2035 die Verbrennerentwicklung und -produktion längst eingestellt haben (z. B. weil niemand die Dinger mehr fahren will, weil E-Fuels zu ineffizient in der Herstellung und damit teuer sind), dann ist das aus seiner Sicht erstmal völlig ok.

    ...oder SOLLTE es zumnindest sein, wenn er Liberalität nicht nur als Fassade für Interessenpolitik nutzt. Das wird sich dann aber nicht an der Frage nach dem platten Verbrennerverbot zeigen, sondern wenn es darum geht, wie in der Zukunft der Marktzugang von fossil vs. E-Fuel geregelt wird.

  • E-Fuels sind nicht klimaneutral. Sie bieten fossilen Industrien wie Stahl- oder Zementproduktion und vielen anderen die Möglichkeit, ihr Abfall-CO2 zu vermarkten und damit ihre Wertschöpfungsketten zu erweitern.



    Zum Beispiel: LNG --> CO2 --> E-Fuel --> CO2



    Oder: Kalk --> CO2 --> E-Fuel --> CO2



    In der Summe ist das die Freisetzung von CO2 in die Atmosphäre. Also alles andere als klimaneutral.



    Es resultiert eine Verfestigung fossiler Produktionsstrukturen (lock-in-Effekt)



    Ich habe das ausführlicher in diesem Artikel beschrieben:



    www.freitag.de/aut...nicht-klimaneutral

    • @Margit Englert:

      In meiner Naivität würde ich sagen:

      Wenn das CO2 aus der Zementbrennerei nicht in die Atmosphäre gelangt, sondern mit klimaneutralem Strom zu E-fuels verarbeitet wird und dann z.B. in einem Verbrennungsmotor in Mobilität verwandelt wird, um dann in die Atmosphäre zu gelangen, wäre die Hälfte des CO2 eingespart worden.

      Was ist falsch an meiner Überlegung?

  • @ANDREAS J

    So tief sind sie bereits. Sie erinnern sich bestimmt noch an die Episode mit Kemmerich in Thüringen?

    Die (Geld-)Liberalen haben's immer gerne am rechten Rand.

  • Nennen wir das mal Fossil "-Blabla“

    VW



    Schlechtester Bundesminister dieser Ampel Regierung.

  • Die Auswirkungen der deutschen Blockade mögen im Endeffekt übersichtlich sein. Für nicht umfassend informierte bleibt aber vermutlich das Fazit: Die FDP setzt sich für billiges Autofahren ein und beschützt uns vor linksgrünversifftem Klima-Blabla.

  • Hab mir gerade mal die Kommentare zum Thema auf ZON angeschaut..

    Eigentlich eher kluges Bildungsbürgertum sollte man meinen.. Aber bei der Hälfte der Kommentare ging das mit dem Tenor: E-Fuels sind doch super: dann brauchen wir gar nix ändern.

    Dass E-Fuels leider eine extreme Energie Verschwendung sind...und das wo wir gerade darum ringen die Erneuerbaren auszubauen, ist den selben Kommentatoren offenbar nicht aufgefallen..

    Irgendwie scheint bei Menschen die sich mit ihrem Auto identifizieren ein Teil des Verstandes auszufallen..bei denen kommt der Strom dann einfach aus der Steckdose und die Realität endet an der Windschutzscheibe..

    Und so habe bei der Gelegenheit auch gleich eine neue Bezeichnung für Menschen mit diesem geistigen Horizont gelernt:

    -> e-fools..

    ...made my day..

  • Wissing Hand in Hand mit Amtskollegen aus rechten Regierungen gegen die EU. Wie tief will die FDP noch sinken?

  • Die großen Autohersteller haben sich längst auf das Elektroauto festgelegt. Um hier weiter zu kommen, sollte Wissing bekommen, was er möchte. Ab 2035 werden dann nur noch E-Autos zugelassen sowie Verbrenner, die ausschließlich mit E-Fuels funktionieren. Es werden nicht viele sein.

    • @Abid Kidoh:

      Das E-Auto wird sicher die Zukunft sein, die Vorteile dieses Modells haben sich mir aber nach wie vor nicht erschlossen.

      Bleibe daher erstmal beim Verbrenner.

    • @Abid Kidoh:

      Nein.Viele Autobauer werden auch nach 2035 Verbrenner Motoren bauen. Für all die Länder und Millionen Fahrer ohne Verbrenner Verbot und nicht vorhandener e Infrastruktur.

      • @maestroblanco:

        Das kann schon sein. Aber diese Verbrenner wären in der EU nicht zulassungsfähig, da sie mit konventionellen Kraftstoffen fahren. Bisher hat nur Porsche angekündigt, Motoren für E-Fuels zu bauen.

  • Die Debatte über E-Fuels lenkt davon ab, dass eine signifikante Reduzierung der ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen im Personenverkehr, wie sie sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat, nur durch eine Reduktion der Fahrleistungen (Kilometer und Geschwindigkeit) zu erreichen ist. Das ist so, weil die gestiegene Effizient der Antriebe durch eine massive Zunahme der Fahrleistungen unwirksam wurde. Und deshalb leisten schwere E-SUV, wie sie derzeit bevorzugt gekauft werden, auch keinen sinnvollen Beitrag.