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Ex­per­t_in über Hass gegen Frauen„Antifeminismus als Einstiegsdroge“

Die Amadeu Antonio Stiftung startet eine Meldestelle zu frauenfeindlichen Vorfällen. Betroffen sei vor allem, wer in der Öffentlichkeit stehe, sagt Ans Hartmann.

Angriffe auf Frauen in Queer-Demonstrationen sind nicht nur queerfeindlich, sondern auch antifeministisch Foto: Michael Schick/imago
Nicole Opitz
Interview von Nicole Opitz

taz: Ans Hartmann, wie sieht das bei Ihnen aus, wenn ich einen antifeministischen Vorfall melden will?

Ans Hartmann: Wenn dir selber was passiert ist, was du als antifeministisch einordnest, gehst du auf unsere Seite und auf der Startseite steht überall prominent „Vorfall melden“. Dafür gibt es eine simple Meldemaske mit wenigen anzugebenden Eckdaten, wann und wo es passiert und ein großes Freifeld, wo der Vorfall geschildert werden kann. Das wird direkt an uns übermittelt.

Und was man noch angeben kann, zusätzlich, ist: „Ich wünsche weitergehende Beratung“, das kriegen wir dann mitgeteilt. Meldungen können sich genauso auf öffentliche Ereignisse oder Berichte beziehen.

Das heißt, Sie beraten auch?

Im Interview: Ans Hartmann

leitet die Meldestelle Antifeminismus der Amadeu Antonio Stiftung, die seit dem 1. Februar unter antifeminismus-melden.de online ist. Hartmann arbeitete zuvor beim Bundesverband für Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe am Projekt „Aktiv gegen digitale Gewalt“.

In der Fachstelle Gender, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus haben wir langjährige Erfahrungen in der Unterstützung zum Umgang mit antifeministischen Angriffen und Strukturen. Aber wir schauen natürlich, um welche Bedarfe es sich handelt und was wir leisten können.

Ansonsten sind wir gut genug vernetzt, um fachadäquat weiter verweisen zu können – zum Beispiel an Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, mobile Beratungsteams vor Ort oder Frauenberatungsstellen.

Warum gibt es die Meldestelle?

Bisher gibt es keine systematische Erfassung von antifeministischen Vorfällen. Wir wollen dokumentieren, wie alltäglich Antifeminismus ist, wie differenziert er sich äußert und vor allen Dingen auch, in welchen Bereichen er eine Rolle spielt. Es wird eine Art Evaluation und Kategorisierungen geben, um zu gucken, welche Ebenen von Antifeminismus wir sehen.

Wir wollen aber nicht nur sammeln, wir wollen Antifeminismus als Problem benennen und das sichtbar machen und nach außen tragen. Das heißt, wir werden jährlich ein Lagebild zu Antifeminismus veröffentlichen, in dem wir die verschiedenen Problemfelder aufzeigen wollen. Wir wollen es in den Fachaustausch und die Bildungsarbeit tragen, aber damit auch an die Politik herantreten.

Mit welchen Vorfällen rechnen Sie bei der Meldestelle?

Da sich Antifeminismus vielschichtig äußert, hoffen wir, dass auch viele verschiedene Meldungen bei uns ankommen. Dazu gehören Vorfälle wie die sogenannte Gehsteigbelästigung vor Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen oder vor Arztpraxen, die Abtreibungen vornehmen.

Das kann, wenn man jetzt in bestimmten Botschaften denkt, auch ganz simpel ein Plakat mit einer Schmiererei sein. Ich sehe aktuell viele beschmierte Wahl-Plakate mit Begriffen wie „Massenmörder (Paragraf 218)“ und „Homosexverbrecher“. Was sicherlich auch eine Rolle spielen wird, sind Angriffe auf queere Veranstaltungen, zum Beispiel am Rande von einem Christopher Street Day.

Das heißt, auch der Kontext spielt eine Rolle?

Wenn Menschen mit queerfeindlichen Aussagen auf einer Demo angegriffen oder körperlich verletzt werden, kann man davon ausgehen, dass es eine antifeministisch motivierte Tat ist. Antifeminismus ist an sich ja nicht als Strafbarkeitsbestand fassbar. Die meisten Sachen, die bei uns ankommen werden, liegen wahrscheinlich unter der sogenannten Strafbarkeitsschwelle.

Arbeiten Sie mit der Polizei zusammen?

Die Daten werden nicht an Behörden oder an Dritte weitergegeben. Was wir dazu veröffentlichen, ist anonymisiert. Wir werden nicht so über Fälle berichten, dass sie nachverfolgbar sind.

Was ist das eigentlich, Antifeminismus?

Antifeminismus wendet sich gegen Emanzipationsbestrebungen und äußert sich häufig als organisiertes Vorgehen gegen Geschlechtergerechtigkeit und körperliche sowie geschlechtliche Selbstbestimmung. Man kann sagen, dass Antifeminismus eine Ideologie ist, die eine als natürlich angenommene Geschlechterordnung und die Aufrechterhaltung heteronormativer Geschlechterverhältnisse verteidigt. Das antifeministische Weltbild baut auf Sexismus, Frauen- und Queerfeindlichkeit auf.

Welche Rolle spielt dabei Rassismus?

Wir wissen, dass antifeministisch motivierte Gewalt Menschen, die von Rassismus betroffen sind, noch einmal in einer besonderen Qualität und Quantität trifft. Thematisch sieht man das stark in der rassistischen Instrumentalisierung von Frauenrechts- und Gewaltschutzthemen. Es wird gesagt, „wir“ müssen Frauen vor Gewalt schützen. Aber Gewalt gegen Frauen wird gegen alle Fakten als alleiniges Problem nicht-weißer Täter dargestellt, um die rassistische Stimmung anzuheizen, um Einfluss auf Migrations- und Asylpolitik zu nehmen.

Und inwiefern geht Antifeminismus in andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit über?

Ein aktuelles Thema ist Transfeindlichkeit. Auf dieses Thema hat man sich übergreifend quasi geeinigt, darin sieht man großes Mobilisierungspotenzial. Die Themen, die im Antifeminismus drin sind, wir sprechen häufig von antifeministischen Narrativen, die verbinden viele verschiedene antifeministische Akteur_innen.

Transfeindlichkeit ist eines der größten aktuellen Mobilisierungselemente rechter und religiös fundamentalistischer Bewegung. Dazu muss man sagen, dass die Narrative und Einstellungen auch in der sogenannten gesellschaftlichen Mitte zu finden sind.

Ist der Politik denn das Problem des Antifeminismus bewusst?

Ich glaube, was massiv unterschätzt wir­d:­ An­ti­fe­mi­nis­mus und antifeministische Ideen sind sowas wie eine Einstiegsdroge in rechte und extrem rechte Bewegungen und rechtes Gedankengut. Das sieht man auch bei verschiedenen rechtsterroristischen Attentaten in den letzten Jahren.

Zum Beispiel in Halle.

Genau. Wenn man sich die Manifeste der Täter hinterher durchliest, spielt Hass auf Frauen, Incel-Ideologie und ein manifestes antifeministisches Weltbild immer eine Rolle in der Begründung und Radikalisierung.

Welche Rolle spielt denn allgemein das Internet?

Das Internet ist grundlegend für die Verbreitung und Aufbereitung antifeministischer Erzählungen. Antifeminismus ist immer auch eine Diskursstrategie. Gleichzeitig äußert sich Antifeminismus im Netz als organisierte Angriffe auf Bewegungen, Menschen und Stimmen, die für Geschlechtergerechtigkeit und Gleichberechtigung stehen.

Das ist das Ziel von antifeministischen Akteur_innen – dass diese Menschen sich nicht mehr äußern, nicht mehr sichtbar sind und zurückgedrängt werden. Da, wo die Räume für zivilgesellschaftliches Handeln immer kleiner werden, spricht man auch von Shrinking Spaces.

Es gibt auch strukturellen Antifeminismus, der in den Institutionen verankert ist – beispielsweise vor Gericht, wenn es um das Umgangsrecht von Kindern geht. Wie gehen Sie damit bei der Meldestelle um?

Das wäre auf jeden Fall ein Thema. Das kann ja ein Urteilsspruch sein oder bestimmte schlimme Urteilsbegründung, an denen man sieht, dass zum Beispiel die Väterrechtslobby ein paar Talking Points gesetzt hat, die wir dann auch gut sichtbar machen wollen, in der Art und Weise, wie wir es auswerten.

Sie haben gerade die Väterrechtslobby angesprochen. Wie antifeministisch ist die?

Das, was die Väterrechtslobby macht und die Aussagen oder Narrative, die sie bedient, sind grundlegend antifeministisch. Letztendlich sind es sehr frauenfeindliche Konzepte, die sie in die Gerichte einbringen. Beim Parental Alienation Syndrom (Eltern-Kind-Entfremdung durch manipulatives Verhalten eines Elternteils, Anm. d. Red.) ist schon lange bewiesen, dass es nicht in der Form existiert, in der die Väterrechtslobby es verwendet. Wenn man sieht, welche Netzwerke und Lobbyarbeit dahintersteckt und wie lange das schon betrieben wird, ist es ein klassisches antifeministisches Betätigungsfeld.

Was sind drei Themen, die im Moment relevant sind im Bereich Antifeminismus?

Ein großes Thema, was ja quasi der Dauerbrenner ist, sind Angriffe und Einschüchterungen auf Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen. Ich denke da zum Beispiel an den Shitstorm gegen Sarah-Lee Heinrich von den Grünen. Oder Gleichstellungsbeauftragte und Lokal-Politikerinnen im ländlichen Raum. Frauen werden fertiggemacht und haben letztendlich gar keine Lust oder sichere Möglichkeit mehr, tätig zu sein. Das betrifft ja genauso gut Frauen, die im Netz sichtbar sind.

Das schließt sich ja nicht aus: Sarah-Lee Heinrich wurde ja auf Twitter angegriffen.

Genau. Das ist ein großes Thema, Verunmöglichung von Repräsentanz, von Sichtbarkeit.

Was wäre ein zweites wichtiges Thema?

Ein sehr großes Thema ist Trans- beziehungsweise Queerfeindlichkeit, wo sehr viel Mobilisierung und sehr viel Hass gerade verbreitet wird, auch rund um das geplante Selbstbestimmungsgesetz. Man konnte quasi zusehen in den letzten Jahren, wie relevant das geworden ist und etwa an die Diskurse aus den USA oder aus Großbritannien angeknüpft wird. An der Lebensrealität von trans Personen sieht man, wie wirkmächtig so was ist.

Inwiefern?

Es gibt Meldungen, die zeigen, dass Gewalt gegen trans Personen im öffentlichen Raum massiv zugenommen hat. Aber das passiert ja nicht einfach so. Es ist eine strategische Entscheidung, so ein Thema stark zu bedienen.

Und als drittes Thema?

Wir merken, dass die christlich-fundamentalistischen Akteur_innen sich immer weiter radikalisieren und weltweit vernetzen, zum Beispiel in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche und in Deutschland gegen die Streichung von Paragraf 218.

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26 Kommentare

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  • "Verantwortlich dafür sind die religiösen Oberhäuptet, alle männlich."

    Naja, wenn man so argumentiert, dann kann man aber auch fragen, warum nicht mehr Menschen (aller Geschlechter) aus der Kirche austreten?

  • Blöde Zwischenfrage: Wie soll man Antifeminismus definieren und als gesellschaftliche Plage "institutionalisieren" oder gar sanktionieren, solange sich diverse - selbsterklärte wie auch etablierte - Feministen massiv darüber in den Haaren sind, was genau Feminismus eigentlich ist und will?

    • @Normalo:

      Das ist doch eigentlich nichts Besonderes, wenn man etwa bedenkt, wie sich Linke in den Haaren liegen, wenn es um Analyse, Theorie und Praxis geht.

      In jeder Wissenschaft gibt es verschiedene Ansätze, Denkrichtungen und Meinungen, die sich zum Teil heftig widersprechen.

      Wenn damit sachlich umgegangen und vernünftig darüber diskutiert wird, sehe ich da kein Problem.

      Dass das allerdings allzu oft nicht passiert, das steht auf einem anderen Blatt.

      • @Jim Hawkins:

        Der Streit über die Sache an sich ist natürlich gesund und nicht ungewöhnlich. Aber hier geht es ja den einen Schritt weiter, dass ein Teil der streitenden Expertenmenge versucht zu definieren (und in der Folge möglichwerweise auch zu brandmarken), wer sich generell GEGEN den Streitgegenstand stellt. Im Zweifel schert er dabei die Wahren Feinde (also die Andersdenkenden im eigenen Lager, Stichwort "Judäische Volksfront" ;-)) und die übrigen Gegner (also entsprechend die braven, aufrechten Frauenfeinde) über einen Kamm.

  • Auch Feminismus kann als Ideologie auftreten , der transfeindlichkeit unterstellt wird. Schliesse mich Max Weber an. Zudem erwarte ich mir von einem taz Interview kritische rückfragen und nicht nur Stichwortlieferungen.

    • @Emmo:

      transfeindliche Feministinnen radikalisieren sich oft so schnell und stark dass sie ganz rechts landen und quasi kein anderes Thema mehr haben. Solche Leute kann man dann schlecht als Feministen bezeichnen.

      • @schnarchnase:

        Auch Feminist*innen sind nicht davor gefeit, in sich selbst, z. B. aufgrund von erlittenem Unrecht, Teile aktiv zu haben die diskriminierend agieren.

        Immer zu sagen "Wer diskriminierend agiert (außer vielleicht gegen Männer :-) ist keine Feminist*in!" ist keine Lösung. Ich halte das sogar für gefährlich: Weil es statt auf Diskurs auf Ausschluss setzt. Damit geht z.B. die Möglichkeit verloren zu verstehen an welchen Stellen feministischer Diskurs (wie jede andere Strömung die das nicht reflektiert auch) selbst Diskriminierung hervorbringt.

  • @MAX WEBER

    Kriegen Sie sich bitte ein.

    Tatsache ist, dass Frauen weitaus mehr Gewalt erfahren als Männer (neben anderer Nachteile, die sie in unserer Gesellschaft "geniessen" dürfen).

    Sie klingen wie "white lives matter".

    • @tomás zerolo:

      Tatsache ist im Gegenteil, dass Männer weitaus mehr Gewalt erfahren als Frauen - nur eben nicht DURCH Frauen. Aber das nur am Rande.

      Trotz des geschlechterspezifischen Ungleichgewichts bei der Gewaltgeneigtheit ist nur ein sehr kleiner Teil der Männer tatsächlich gewalttätig - gegenüber Frauen ODER Männern. Es gibt also keine Grundlage für eine Schuldvermutung bei Gewaltvorwürfen, nur weil der Beschuldigte ein Mann ist.

  • Also, so gut ich es finde, wenn etwas gegen Antifeminismus unternommen wird, so schlecht finde ich das gleichzeitige "Übereinenkammscheren" des Väterrechtsaktivismus. Merken die Damen, Herren und Diverse nicht, dass sie genau das Gleiche tun, was sie den Herren vorwerfen? Die Damen der Schöpfung sind so wenig allesamt Heilige, wie es die Herren der Schöpfung sind. Ich persönlich kenne in meinem Umfeld direkt zwei Fälle, wo von seiten der Mutter das Blaue vom Himmel heruntergelogen wird und mit schier hanebüchenen Stories und schlichter Verweigerung den Vätern das Umgangsrecht verweigert wird (das geht bis zu (i.m.O. wahrscheinlich erfundenen) Misshandlungen, Vernachlässigungen, sexuellen Übergriffen, die natürlich nur behauptet, aber nie nachgewiesen werden, genauso wie der Vater seine Unschuld nie nachweisen kann), wie gesagt, sicher sein kann weder ich noch jemand anders nie, aber meiner Meinung nach gilt noch immer die Unschuldsvermutung, solange nichts anderes nachgewisen ist. Und ja, ich verstehe, dass das Kind auch im Zweifel geschützt werden sollte...aber ich kenne die Leute lange persönlich und weiß, dass die Vorwürfe mit hoher Wahrscheinlichkeit erfunden sind...es hat jedoch den Effekt, dass die Väter im Interesse des Kindes zurückstecken, um es zu schützen, während sie systematisch durch die Mutter von diesem entfremdet werden...nee, weder auf der einen Seite noch auf der anderen sind alles Heilige, also bitte unterlassen sie die pauschale Diffamierung der Vertretung von Väterinteressen...

    • @Max Weber:

      Also, ich war lange im Verein für alleinerziehende Mütter und Väter tätig. Mir ist dort KEIN EINZIGER Fall von dem genannten Entfremdungssyndrom von Seiten der Mütter weder aufgefallen noch bekannt geworden.



      Von Seiten vieler Väter hingegen ist sehr auffällig, dass diese sehr häufig ihre gekränkte männlicher Eitelkeit gezielt auf dem Rücken der Kinder ausüben, da sie damit den Müttern am meisten schaden können.



      Dies folgt gerade bei Vätern dem Prinzip "erweiterter Selbstmord", in dem die Kinder als persönliches Eigentum betrachtet werden, dem man aus Wut gegen die Mutter oder wg. des uneingestandenen eigenen Versagens uneingeschränkt schaden darf.



      Zugleich stellt sich bei gerade diesen Vätern oft heraus, dass sie überhaupt nicht bereit sind, oder waren, sich um die Kinder zu kümmern, eine Beziehung aufzubauen, bzw. in deren Wohl zu handeln, im Gegenteil.



      Festzustellen ist zudem eine immense Einflussnahme geradezu misogyner Vaterrechtsvertretungen, die ihren Einfluss seit ca. 20 Jahren bei den Familiengerichten und in der Rechtsprechung (s. Umgangsrecht und Mütterunterhalt ab dem 3. Lebensj.d. Kindes) geradezu aggressiv durchsetzen, dass gerade bei Kindesmissbrauch der Schutzraum für Kinder gar nicht mehr verteidigt werden kann.



      Dies wird sehr offen von Beratungsstellen so mitgeteilt, die bei Kindesmissbrauch Müttern raten selbst dokumentierten Kindesmissbrauch oder psych. Krankheit des Vaters vor Gericht gar nicht zu thematisieren, da sie genau dann mit reflexartigen Vorverurteilungen und Pathologisierung ihrer Person rechnen müssen, und somit der Schutz der Kinder und der eigenen noch weniger durchgesetzt werden kann.

      Ich würde mir wünschen, dass bei Familiengerichten zwingend fachkundiger Sachverstand eingeholt werden MUSS (dies passiert bislang viel zu selten) damit solche gesellschaftlich motivierten Strömungen (im Besonderen die misogyne, unbegründete Infantilisierung von Müttern) sich nicht mehr in der Rechtsprechung derart durchsetzen.

    • @Max Weber:

      Ich habe als Scheidungsvater, dem der Umgang verwehrt wurde selbst einmal Hilfe beim Väteraufbruch gesucht. Was mir dort an Misogynie und an Verschwörungsideologie grenzenden Gedanken begegnete, war nicht erträglich.

    • @Max Weber:

      In Interview werden nicht Väter kritisiert, die um ihre Kinder kämpfen. Es geht um eine Lobbyorganisation, die verzweifelte Väter ausnutzt, um ihre These zu verbreiten.



      Das Entfremdungssyndrom wird vonn der Lobbyorganisation als psychische Erkrankung der Mütter dargestellt. Dieses Syndrom wurde aber nie auf wissenschaftlicher Basis untersucht und nachgewiesen.



      Im Einzelfall können entsprechende Vorwürfe natürlich dennoch als Waffe im Sorgerechtsstreit missbraucht werden. Interessant ist aber, dass der Vorwurf der Entfremdung gegenüber

    • @Max Weber:

      Linkssein bedeutet nicht, die Realität zu verleugnen.



      Linkssein bedeutet, die Realität wahrzunehmen, und auf dieser Grundlage gute Lösungen zu suchen.

      "Beim Parental Elimination Syndrom (Eltern-Kind-Entfremdung durch manipulatives Verhalten eines Elternteils, Anm. d. Red.) ist schon lange bewiesen, dass es nicht in der Form existiert, ..."

      In realen Leben heißt das wohl, dass die Mutter den Kindern erzählt, der Vater sei ein ganzer Schuft.

      Existiert das? Würde mich mal interessieren, was andere LeserInnen dazu sagen, ob das existiert.

      • @Kommen Tier:

        Natürlich existiert das - ich habe es in meiner beruflichen Praxis viel zu oft erlebt.

      • @Kommen Tier:

        Das Problem an dem Ausdruck ist wohl das Wort "Syndrom", das dieses Phänomen als krankhaft darstellt und so wohl von gewissen Väterrechtlern auch propagiert wird. Krankhaft dürfte das Verhalten der eine Entfremdung betreibenden Elternteile wohl in den allerwenigsten Fällen sein. Aber Kontrollfreaks, die die Macht über ihr Kind nicht teilen wollen, oder Menschen, die schlicht glauben, wen sie nicht (mehr) leiden können, der kann auch nicht gut für ihr Kind sein, gibt es sicher zuhauf UNTERHALB der Schwelle des Pathologischen. Und die Mentalität, dass der Zweck "Kind", oder auch "Eltern-Kind-Beziehung" eine Menge Mittel heiligt, wird nicht nur von unserer Kultur geradezu geschürt.

        • @Normalo:

          Unterhalb der Schwelle des pathologischen gibt es das Phänomen der Entfremdung gleichermaßen bei Männern und Frauen.



          Das Problem ist, dass Väterrechtsorganisationen (wohlgemerkt: Organisationen!) betroffene Männer in Bezug auf dieses Problem sehr schlecht beraten. Schlecht allerdings nicht imSinne von: Erfolgmindernd. Im Gegenteil. Männer kommen mit Klagen gegen Entfremdung deutlich häufiger zu Erfolg als Frauen.



          Schlecht meint hier, dass die Beratung nicht selten dazu führt, dass die betroffenen Väter schlicht das böse Spiel der Ex_Partnerin mitspielen und den Spieß umdrehen, statt sich wirklich um das Wohl der Kinder zu sorgen und eine Möglichkeit der Einigung zu suchen.

          • @Herma Huhn:

            Aus mir unerfindlichen Gründen wurde meine letzte Antwort wohl als "antifemisitisch" oder was auch immer wieder gestrichen. Also von jeder Dialektik bereinigt nur so viel:

            Der Missbrauch weitergehender Elternrechte zum Nachteil des anderen Elternteils und natürlich auch des Kindes ist sicher rein qualitativ kein "frauenspezifisches" Problem sondern eine nachvollziehbare Folge von Trennungen und im Zweifel auch den Sorgen und Ängsten Alleinerziehender. Insofern bin ich ich voll bei Ihnen, dass "Spieß Rumdrehen" keine sinnvolle Problembehandlung ist.

  • Dann fange ich mal an.



    Ich fühle mich von vielen Religionen dieser Welt herabgewürdigt wegen meines Frauseins!



    Verantwortlich dafür sind die religiösen Oberhäuptet, alle männlich. Verantwortlich dafür, ist die Politik, die dies duldet und noch finanziell unterstützt.

  • Wie kommt man nur zu einer solchen Aussage, dass Gewalt gegen Frauen nur nichtweißen Tätern zugeordnet wird? Sorry das war noch nie so. Gewalt gegen Frauen wird schon seit 50 Jahren von der Frauenbewegung thematisiert und keineswegs im Zusammenhang mit irgendwelchen äußeren Merkmalen der Täter; dies führte z.B. auch zur Einrichtung von Frauenhäusern und zu Änderungen der Praktiken bei der Polizei, wenn Anzeige erstattet wird etc... Was für ein Fass will man hier nun aufmachen?

    • @resto:

      Das betrifft nur die Rassisten, die Gewalt gegen Frauen nicht per se ablehnen, sondern den Aufschrei ausnutzen, um ihre eigentliche Parole zu verbreiten.

      Sprich: Wenn jemand Gewalt gegen Frauen anprangert: Schau genau hin, ob es ihm wirklich um die Frauen geht, oder ob er sie instrumentalisiert.

  • Ich finde den Begriff "Antifeminismus" komisch.

    Es ist oberflächlich, zu denken, äußere / körperliche Merkmale seien Privilegien oder würden vom kapitalistischem Wettbewerbssystem gefördert.

    Meines Erachtens fördert und unterdrückt das kapitalistische Wettbewerbssystem in Bezug auf das Geschlecht vor allem Charaktermerkmale, und schreibt diese Charaktermerkmale auch Geschlechtern zu bzw. fordert bestimmte Charaktermerkmale von bestimmten Geschlechtern ein und man hat Nachteile wenn man sich an diese Vorgabe nicht hält.

    Gerade diese Zuschreibung der Charaktermerkmale zu Geschlechtern wird aber leider auch im feministischem Umfeld eher verstärkt. Das ist meine Kritik an der Methodik im Feminismus, auch wenn ich das Ziel des Feminismus gut heiße.

    Die Identitätspolitik ist ja eine Fortsetzung des kapitalistischen Wettbewerbssystems: Identitäten wettereifern nun darum, wer mehr diskriminiert wird und deswegen mehr Hilfe braucht.

    Es ist ein verzweifelter Versuch, im kapitalistischem System irgendwie klarzukommen. In Wahrheit jedoch ist das System kaputt.

    Daher, weil viel Feminismus bzw. Identitätspolitik, die ich erlebe, eben die falsche Methode anwendet und eben doch ganz klar Menschen aufgrund äußerer Merkmale diskriminiert und eben genau wie das patriarchat auch dazu beiträgt, dass z.Bsp. Männer ihre vorgeblich "weibliche" Seite nicht ausleben dürfen, stark sein, müssen, niemals jammern dürfen, im Wettbewerb ALLEIN bestehen müssen usw., bin ich ganz klar KEIN Fan des Feminismus, wie er oft praktiziert wird, mehr.

    Also fühle ich mich von dem Begriff "Antifeminismus" irgendwie angesprochen, aber im Artikel wird Sexismus beschrieben, was wohl etwas viel schlimmeres ist, als wie meine Einstellung die einfach nur gegen Diskriminierung aufgrund äußerer Merkmale und für Äqualismus, für eine Förderung vorgeblich "weiblicher" Charachtermerkmale UNABHÄNGIG vom körperlichem Geschlecht, eintritt.

  • "Antifeminismus ist an sich ja nicht als Strafbarkeitsbestand fassbar."



    Das Problem ist vielleicht, dass der Begriff gar nicht klar definiert ist, selbst Ans Hartmann definiert den Begriff nicht abschließend.

    Der Zweck des Meldeportals wird sehr transparent angegeben und ist sicher gerechtfertigt. Eine Datengrundlage schaffen um das Thema ins Gespräch zu bringen.

    Bei der schwammigen Definition wird es aber vermutlich schwierig wirklich aussagekräftige Daten herauszubringen. Heißt, es wird gesellschaftliche Gruppen geben, die die Informationen ernst nehmen, diejenigen, die aber zuvorderst damit konfrontiert werden sollten (z.B. die Täter*innen...) werden die Daten erwartbar zurückweisen (und zwar nicht ganz unberechtigt).

    Das Problem "Antifeminismus" existiert aber natürlich trotzdem. Wie also damit umgehen? Vielleicht eher konzentriert auf konkrete Themen? Also z.B. wie erwähnt Anti-Abtreibungsaktionen thematisieren und aufdecken?



    Über Queerfeindlichkeit wird ja schon viel berichtet.

    Zum Thema Väterrechtslobby: Ja, das ist schon eine gruselige Truppe mit viel antifeministischem Potential. Interessant ist allerdings wie manch einer dort hineingerät. Ich halte es für eine Mär, dass die Rechtsprechung bzgl. Kindern antifeministisch ist. Unverheiratete Väter ohne Sorgerecht sind vollkommen dem Wohlwollen der Mutter ausgeliefert, das ist real. Wäre auch ein Aspekt von Prävention. Es hilft halt auch nicht nur auf die "Nicht-Frauen" zu kloppen.

  • Der korrekte Begriff für Frauenfeindlichkeit ist allerdings nicht Antifeminismus sondern Misogynie. Man wird auch vor Gericht niemals wegen Antifeminismus klagen können sondern wegen Sexismus, Diskriminierung etc.



    Hier drängt sich der Eindruck auf dass es darum geht, Kritik an feministischen Strömungen durch die synonyme Verwendung von Begriffen zu verumglimpfen.

    • @Marcus Frank:

      sehe ich auch so. Leider wird dadurch aber auch das Gegenteil erreicht, nämlich Sexismus weichgespült.