Debatte über Ende der Maskenpflicht: Mehrheit will Coronaregeln behalten

Die FDP macht Druck, auch die letzten Maßnahmen gegen die Pandemie aufzuheben. Doch eine Umfrage zeigt: Viele Menschen in Deutschland sind dagegen.

Ein Frau mit FFP2-Maske wartet in einer U-Bahnstation auf die Bahn

Mit Maske in der U-Bahn: Die Mehrheit der Deutschen gehört eher zum Team Vorsicht Foto: Sven Hoppe/dpa

BERLIN dpa | Die Mehrheit der Menschen in Deutschland lehnt ein sofortiges Ende aller noch bestehenden Corona-Regeln ab. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprechen sich 52 Prozent gegen ein bundesweites Ende der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln zum jetzigen Zeitpunkt aus. 60 Prozent lehnen einen sofortigen Stopp der mindestens fünftägigen Isolationspflicht für Infizierte ab. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten sagen, die Coronapandemie sei für sie noch nicht vorbei.

YouGov befragte 2.041 in Deutschland lebende Menschen zwischen dem 21. und 23. Dezember – kurz bevor der Virologe Christian Drosten die Pandemie für überwunden erklärte. Der prominente Wissenschaftler heizte damit in der Ampel-Koalition den Streit wieder an, ob die wegen Corona eingeführten Masken- und die Isolationspflichten fallen sollen. Der FDP-Justizminister Marco Buschmann ist dafür, SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist dagegen. Eine Einigung ist nicht in Sicht.

Nur für jeden Dritten ist die Pandemie Geschichte. Die YouGov-Umfrage zeigt nun, dass das Team Vorsicht in der Bevölkerung noch in der Mehrheit ist:

Nur 31 Prozent sagen, die Pandemie sei für sie bereits Geschichte. 23 Prozent meinen dagegen, dass sie erst im Laufe des Jahres 2023 enden wird. 41 Prozent rechnen sogar damit, dass sie auch 2023 noch nicht aufhört.

Union unterstützt FDP

Für ein sofortiges Ende der Maskenpflicht im öffentlichen Fern- und Nahverkehr sind nur 41 Prozent. 27 Prozent meinen dagegen, die Pflicht sollte erst im Laufe des Jahres 2023 fallen. 25 Prozent wünschen sich sogar, dass noch das ganze nächste Jahr Masken in Bussen und Bahnen getragen werden müssen. Für Fernzüge und Fernbusse ist bis zum 7. April eine FFP2-Maskenpflicht gesetzlich festgeschrieben. Beim Nahverkehr haben die Länder freie Hand. Bayern und Sachsen-Anhalt haben die Maskenpflicht bereits gekippt, in Schleswig-Holstein läuft sie zum Jahresende aus.

Die sofortige Abschaffung der Isolationspflicht für Infizierte befürworten nur 32 Prozent. 29 Prozent wünschen sich das erst für das kommende Jahr. 31 Prozent der Befragten sind dafür, dass die Quarantäneregeln mindestens bis Ende nächsten Jahres gelten. Auch hier sind die Bundesländer am Zuge. Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz haben sich bereits von der Isolationspflicht verabschiedet.

Nur unter den Wählern der AfD sind die Befürworter einer Abschaffung aller Corona-Maßnahmen in der Mehrheit. Von den Anhängern der FDP sind zwar 56 Prozent für ein sofortiges Ende der Maskenpflicht, aber nur 36 Prozent wollen die Isolationspflicht kippen. Die Wähler aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien lehnen beide Maßnahmen mehrheitlich ab – auch die der CDU/CSU.

Führende Politiker der Union schließen sich der FDP-Forderung nach einem Ende der Maßnahmen aber nun an. „Alle noch verbliebenen Grundrechtseinschränkungen müssen aufgehoben werden, auch die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen ist nicht mehr zu rechtfertigen“, sagte CDU-Generalsekretär Mario Czaja dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). Die Union erwarte „gerade von der FDP“, dass diese das in der Koalition durchsetze.

CSU-Generalsekretär Martin Huber warf der Ampel-Regierung vor, das „traurige Schauspiel“ fortzusetzen, sich auf offener Bühne zu streiten. Er fordert in den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Donnerstag): „Die Maskenpflicht im Fernverkehr muss jetzt fallen. Es ist nicht erklärbar, warum die Maskenpflicht in Flugzeugen nicht mehr gilt, im ICE aber schon.“

Die YouGov-Umfrage gibt auch Aufschluss darüber, wie viele Menschen in Deutschland in drei Jahren Pandemie vom Coronavirus erwischt worden sind. Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gibt an, sich einmal (39 Prozent) oder mehrfach (7 Prozent) infiziert zu haben. 46 Prozent sagen, sie seien von dem Virus verschont geblieben. 8 Prozent machen keine Angaben.

Besonders hoch ist die Zahl der bereits Infizierten in der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre mit 60 Prozent. Von den über 55-Jährigen sagen dagegen 62 Prozent, sie hätten noch kein Corona gehabt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.