Patriot-Antiraketensysteme für Polen: Absurdes Manöver

Polens PiS-Chef musste den deutschen Patriots am Ende zustimmen. Seine Idee, das Raketenabwehrsystem in der Ukraine zu stationieren, war Blödsinn.

Jaroslaw Kaczyński, der Vorsitzende der polnischen PiS

PiS-Vorsitzender Jaroslaw Kaczyński versucht mit Antideutschtum bei den WählerInnen zu punkten Foto: Czarek Sokolowski/ap

Den US-Amerikanern war das polnische Hickhack rund um die Aufstellung von zwei Patriot-Antiraketensystemen an der Nato-Ostgrenze ganz offensichtlich zu blöd geworden. Nach dem Einschlag eines mutmaßlich ukrainischen Querschlägers in Polen hatte die Führung das Angebot der Deutschen, dem Nachbarn zwei Patriot-Systeme samt Soldaten zur Bedienung auszuleihen, erst „mit Genugtuung“ angenommen, dann abgelehnt und jetzt „mit Enttäuschung“ doch angenommen.

Hinter den Kulissen werden die Amerikaner ein Machtwort gesprochen haben. Die Sicherheitsinteressen der Nato sind letztlich doch wichtiger als der Wahlkampf der nationalpopulistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Noch am Wochenende hatte PiS-Parteichef Jarosław Kaczyński einen „schweren Ansehensverlust Deutschlands“ als Wahlkampfziel verkündet.

Zuvor meinte er allen Ernstes, dass die Deutschen eine von den Russen auf Polen abgeschossene Rakete sowieso nicht abfangen würden. Kaczyński legte noch einen drauf und behauptete, dass Deutschland heute mit friedlichen Mitteln die Ziele anstrebe, die es einst mit Waffengewalt in Polen erreichen wollte. Den Amerikanern kann man ­zugutehalten, dass sie viel Geduld mit den Minderwertigkeitskomplexen Kaczyńskis und den wiederholt germanophoben Kampagnen in Polen haben.

Aber es gibt rote Linien. Die absurde Idee, amerikanische ­Patriot-Systeme und deutsche Nato-Soldaten sollten in die Ukraine transferiert werden, um von dort aus Polens Ostgrenze gegen Russland zu verteidigen, war so eine rote Linie. Völlig klar, dass das eine Eskalation des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und möglicherweise dann auch die Nato zur Folge haben würde. Das wussten und wissen natürlich auch die Polen.

So ging es bei diesem Vorschlag nur darum, die Deutschen als Heuchler vorzuführen, die der Ukraine gar nicht helfen wollten. Damit aber untergraben die Polen die Glaubwürdigkeit der Nato und gleichzeitig der USA als des wichtigsten Nato-Mitglieds. Das konnte Washington keinesfalls zulassen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.