Plutonia Plarre hat im Abgeordnetenhaus Kino geguckt: Nach wie vor unbeugsam
Kino im Abgeordnetenhaus – das hat es noch selten gegeben. „Die Unbeugsamen“ standen am Dienstag auf dem Programm. Ein mehrfach ausgezeichneter Dokumentarfilm des Regisseurs Torsten Körner, der im Sommer 2021 in die Lichtspielhäuser kam. Eingerahmt in die Reden, die sie im Bundestag gehalten haben, erzählt der Film, wie Frauen in der Bonner Republik die Politik eroberten. Im Werbetext heißt es, Frauen wie Hildegard Hamm-Brücher (FDP), Ingrid Matthäus-Maier (erst FDP dann SPD), Waltraud Schoppe und Christa Nickels (beide Grüne) sowie Renate Hellwig und Rita Süssmuth (beide CDU) hätten „unerschrocken, ehrgeizig und mit unendlicher Geduld ihren Weg verfolgt, Vorurteilen und sexueller Diskriminierung getrotzt“. Das ist mit keiner Silbe übertrieben.
Die Plätze für die kostenlose Kinovorstellung mit anschließender Podiumsdiskussion waren frühzeitig ausgebucht. Er sei ein Bekenner von Gleichstellungspolitik, sagte der Präsident des Abgeordnetenhauses Daniel Buchner (SPD), der der veranstaltenden Friedrich Ebert Stiftung den Weg in den Kinosaal geebnet hatte. Mit auf dem Podium eine der „Unbeugsamen“: Die FDP-Politikern Carola von Braun, Jahrgang 1942.
Weit über 90 Prozent des Publikums an diesem Abend sind Frauen. Eine große Mehrheit bekannte sich durch Handzeichen auf Nachfrage der Moderatorin dazu, politisch aktiv zu sein und den Film bereits zum zweiten Mal zu sehen. Bei der anschließenden Diskussion herrschte weitgehend Einigkeit, dass sich in der Politik ein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen am besten durch Quoten und ein Paritätsgesetz herstellen lässt.
Doch seit Brandenburg und Thüringen mit ihren Paritätsgesetzen vor den Gerichten gescheitert sind und das Bundesverfassungsgericht Beschwerden dagegen als nicht ausreichend begründet abgewiesen hat, ist das schwieriger als gedacht.
Dabei hat sich auch die rot-grüne-rote Landesregierung im Koalitionsvertrag darauf verständigt, „das Ziel der Einführung eines verfassungsgemäßen Paritätsgesetzes“ weiter zu verfolgen. Bei der Wiederholungswahl im Februar bleibt es zwar bei der alten Aufstellung. Trotzdem sei dies eine neue Chance, bei dem Thema weiter Druck zu machen.
Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts sei eine Aufforderung, beim nächsten Versuch inhaltlich nachzubessern, sagte Silke Laskowski. Die Juristin, mit auf dem Podium, kämpft für das Paritätsgesetz. Sie habe sich bereits an die Arbeit gemacht.
„Wir haben damals gemerkt, wenn wir zusammenhalten, können wir etwas bewegen“, sagte Carola von Braun. Nach wie vor unbeugsam wandte sich die 80-Jährige an das Publikum: „Ihr müsst euch wehren.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen