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Antisemitismusvorwurf an BöhmermannEin Witz ohne Pointe

Anne Fromm
Kommentar von Anne Fromm

Der Comedian Oliver Polak wirft Jan Böhmermann vor, ihn antisemitisch beleidigt zu haben. Dieser reagiert mit einem zynischen Tweet.

In seinem gerade erschienenen Buch „Gegen Judenhass“ schildert Oliver Polak Situationen, die er in seinem Leben als Jude in Deutschland erlebt hat Foto: dpa

O liver Polak kennt sich aus mit Judenhass. Er hat ihn oft gehört in seinem Leben, er ist Jude. Witze und dumme Sprüche hat er immer wieder einstecken müssen und zum Teil sogar selbst erzählt. Auf der Bühne und vor Kameras wurde er berühmt damit, Judenwitze zu machen. „Ich darf das, ich bin Jude“, heißt eine seiner Shows.

Gerade hat er ein Buch veröffentlicht. „Gegen Judenhass“ ist weniger witzig, als es der Comedian sonst gern ist. Er beschreibt darin sein Entsetzen darüber, dass Antisemitismus in Deutschland wieder hoffähig geworden zu sein scheint. Das erzählt er an Situationen, die er selbst erlebt hat. Namen nennt er nicht. Dafür hat nun ein anderer, der Medienkritiker Stefan Niggemeier, recherchiert, wer hinter einer der besonders brisanten Szenen steckt.

Die Sache passierte so: Polak wird nach einem Bühnenauftritt im Jahr 2010 von einem „kontroversen Kabarettisten“ und einem „Musikfernsehmoderator“ „ironisch“ von der Bühne gejagt. Ein „weiterer Fernsehmoderator“ holt nach Polaks Abgang Desinfektionsmittel hinter dem Sofa hervor und fragt die anderen: „Habt ihr ihm die Hand gegeben?“ Dann desinfiziert er ihre Hände.

Diese Szene hat Polaks Verlag, Kiwi, dazu veranlasst, das Buch nicht zu drucken. Auch Jan Böhmermann veröffentlicht bei Kiwi. Kiwi-Chef Helge Malchow warf Polak in einem Zeitungsinterview öffentlich vor, die Szene sei eine „Unterstellung“. Polaks Buch erschien schließlich bei Suhrkamp. Stefan Niggemeier hat die Szene recherchiert. Es gibt sogar ein Video von ihr, auf der DVD „Der Hassprediger: Hardcore Live!“ von Serdar Somuncu. Somuncu ist der beschriebene kontroverse Kabarettist, der Musikjournalist ist Klaas Heufer-Umlauf, Jan Böhermann der Mann mit dem Desinfektionsspray. Niggemeier hat mehrmals versucht, mit Jan Böhmermann über diese Szene zu sprechen. Aber Böhmermann blockte ab.

Keine Erklärung, keine Entschuldigung

Stattdessen twitterte er am Donnerstag, als der Text erschienen war: „Ich kann leider ohne eine angemessene Umsatzbeteiligung nicht an der nachträglichen Umdeutung von ultrakrassen Ficki-Ficki-Comedykarrieren in schillernde, sensible Intellektuellenbiografien mitwirken.“ Will heißen: Oliver Polak hat früher selbst Juden-Witze gemacht, dann darf ich das auch.

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Der Tweet unterstellt Polak, dass er die Szene und Böhmermanns Bekanntheit nutze, um sein Buch zu verkaufen. Als sonne er sich in Böhmermanns Schein, als brauche er einen großen Namen, um selbst ein Großer zu werden. Ist man böswillig, kann man in den Tweet sogar das alte Klischee vom geldgierigen Juden hineininterpretieren, aber geschenkt.

Böhmermann bestreitet die Szene also nicht, er erklärt sich aber auch nicht, er entschuldigt sich nicht. Für einen Satiriker wie Jan Böhmermann, der für progressives Fernsehen steht, ist das arm. Seine Reaktion ist fast schlimmer als die Szene selbst. Es geht dabei gar nicht um die Frage, ob Böhmermann ein Antisemit ist oder nicht. Wer Böhmermanns Arbeiten verfolgt, der merkt, wie sehr ihn der Holocaust und der Zweite Weltkrieg umtreiben.

„Ich darf das, ich bin Jude“

In seiner Fernsehshow hat er sich mehrmals und groß inszeniert damit beschäftigt. In seinem Podcast „Fest und Flauschig“, den er mit Oliver Schulz zusammen für Spotify macht, empfiehlt er seit Wochen die Biografie des Eichmann-Anklägers Fritz Bauer. In der Sendung ist er es, der immer wieder mit Rage darauf verweist, dass sich Ideologie und Selbstverständnis der AfD gerade in Deutschland verbieten.

All das berechtigt ihn aber nicht zu antisemitischen Witzen. Man kann darüber streiten, ob Oliver Polaks Comedy geschmackvoll ist. Ob es angemessen und lustig ist, als Jude Judenwitze zu erzählen, und welches Gefühl es einem Juden wohl vermitteln mag, wenn ein großes Publikum laut über Judenwitze lacht.

Nur liegt in Polaks Showname „Ich darf das, ich bin Jude“ eben auch etwas Wahres. Man muss gar nicht erst das Fass mit Deutschlands Geschichte aufmachen, um das zu verstehen. Genauso wie es Weißen auch nicht zusteht, Witze über Schwarzsein zu machen, Sehenden nicht, Witze über Blindsein zu machen, Gesunden nicht, Witze über Spastiken zu machen.

Es ist ironisch, dass gerade Oliver Polak nun Anlass ist, das so aufzuschreiben. Er selbst moderierte eine Sendung unter dem Motto „Gast oder Spast“, in der Polak entscheiden darf, ob einen Talkgast in der Sendung bleibt, also „Gast“ wird, oder rausfliegt, also „Spast“ ist. Auch Polak antwortet damals mit Zynismus auf die Kritik, seine Sendung sei behindertenfeindlich.

Comedy muss neu definiert werden

Die australische Comedian Hannah Gadsby hat mit einem Auftritt, der bei Netflix zu sehen ist, vor einigen Wochen eine Diskussion über das Wesen der Comedy losgetreten. Unter Tränen erzählt sie darin, dass sie Schluss mache mit Comedy. Weil sie realisiert habe, wie weh es tut, Applaus dafür zu bekommen, Witze über sich selbst zu machen. Gadsbys Pointen bestanden vor allem darin, sich als lesbische, dicke Frau selbst zu erniedrigen. Darüber haben Tausende gelacht – nur Gadsby irgendwann nicht mehr.

Nach diesem Auftritt müsse Comedy neu definiert werden, schrieben viele Kritiker. Weil dieses Nach-unten-treten, gegen Minderheiten austeilen, und sich über Menschen lustig machen wegen Eigenschaften, für die sie nichts können, nicht mehr zeitgemäß ist. Das weiß Böhmermann und gerade deswegen wäre es an ihm gewesen, zu Polaks Anschuldigung zu stehen. Die Verantwortung für sie zu übernehmen, sich zu erklären und zu entschuldigen.

Aus seinem Tweet spricht das Gegenteil. Niggemeier berichtet, wie Polak sich im Vorfeld seines Auftritts in Böhmermanns Sendung „Neo Magazin Royal“ einmal darüber beschwert habe, dass er im Einspieler und der Anmoderation auf sein Jüdisch-Sein reduziert werde. Böhmermann soll darauf geantwortet haben: „Sorry, aber dein Judentum ist dein Unique Selling Point, da musst du jetzt durch.“ Wenn das die Maxime ist, die bei Böhermann gilt, dann kann jetzt nur feststellen: „Sorry, Böhmermann, deine intelligente Moralcomedy ist dein Unique Selling Point, da musst du jetzt durch.“

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Anne Fromm
Reporterin
Ressortleiterin Reportage & Recherche und Vorständin der taz. // Berichtet vor allem über sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch, Rechtsextremismus und Desinformation. // Davor war sie Medienredakteurin im Gesellschaftsressort taz2. // Erreichbar über Threema: 9F3RAM48 und PGP-Key: 0x7DF4A8756B342300, Fingerabdruck: DB46 B198 819C 8D01 B290 DDEA 7DF4 A875 6B34 2300
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46 Kommentare

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  • Danke für den guten Artikel. Ein jüdischer Freund, in Deutschland aufgewachsen, hat es irgendwann nicht mehr ausgehalten und ist weggezogen. Wo ich die vielen teils nur dummen, teils aber auch ekelhaften, Kommentare hier lese, kann ich die Entscheidung richtig gut nachvollziehen..

  • Liebe Anne,



    ich bin kein Nazi, aber ich mache Witze über Nazis. Viele. Bin ich jetzt auch ein schlechter Mensch? 😢



    Das Thema, welches du anschneiden möchtest ist gesellschaftlich wichtig, leider hast du den Kommentar geschrieben, bevor du selber das Thema verstanden hattest.



    Fazit: Im Ansatz richtig, aber Thema verfehlt. Schade. Aber passiert.

  • Nachtrag:



    Die Medien haben absolut überzogen reagiert. Wer sich die Kommentare zu den Artikeln durchliest, wird schnell merken, dassdie öffentliche Meinung weit differenzierter ist.



    Und Böhmermann hat das einzig richtige getan, indem er den Vorwurf noch nicht einmal mit einer ernstgemeinten Antwort gewürdigt hat.

  • Jedem der hier für Oliver Polak in die Bresche springt, sei erst mal ans Herz gelegt sich 1 oder 2 "comedy" Auftritte des Herrn Polak auf Youtube anzuschauen. Er hetzt auf unterstem Niveau über Frauen, Behinderte, Pädophilieopfer, Vergewaltigungsopfer usw. in einer Art, die die Grenzen des erträglichen mehr als sprengt. Besonders hervorzuheben ist sein wohl abgrundtiefer Frauenhass.



    Der Witz von Somuncu, Heufer-Umlauf und Böhmermann war natürlich trotzdem schlecht, aber sicher in irgendeiner Form abgesprochen.



    Zumal das ganze hier permanent aus dem Kontext gerissen wird. Die Szene fand nämlich im Rahmen eines Serdar Somuncu Programms statt, da ist sowas nunmal Programm. Ich habe auch nur die kurze Szene gesehen, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es einfach nur darum ging, das Herr Polak so ein ekelhafter MENSCH ist.

    • @alsosowas:

      Und das rechtfertigt jetzt was?

  • Wer Böhmermann für Antisemitisch hält, glaubt auch, dass das Schmähgedicht tatsächlich Erdogan die Dinge unterstellt, die im Gedicht drin stehen.



    Sorry Anne, aber offensichtlich brauchen Sie für jeden Witz ein Essay, das den Witz erklärt.

    Und offensichtlich lesen Sie auch nicht richtig, was Böhmernann in seinem Tweet geschrieben hat, sondern versuchen nur das raus zu hören, was in Ihre Story passt. Wo unterstellt der Tweet, dass Polak nur die Bekanntheit Böhmermanns nutzen will, um sein Buch zu verkaufen? Natürlich ist es bösartig von Ihnen, wenn Sie Böhmermann unterstellen, das Klischee des Geldgierigen Juden zu verwenden.



    Tatsächlich ist die Kernaussage seines Tweets dass er sich "nicht an der nachträglichen Umdeutung" des Geschehenen beteiligen will. Warum soll er sich für irgendetwas Entschuldigen, was nur durch eine nachträgliche Umdeutung einer Entschuldigung bedarf. Und wenn Sie eine Erklärung brauchen, dann kaufen Sie sich doch vielleicht die DVD mit der ganzen Szene, denn mit dem mini-Ausschnitt ohne Vorgeschichte kann man wirklich nichts anfangen

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Ein "Comedian", der Witze über Behinderte macht lamentiert acht Jahre nach einem "Vorfall" über Antisemitismus.



    Lachhaft.



    Und offenbar hat Böhmermann recht, Herr Polak hat nur ein Alleinstellungsmerkmal. Hoffentlich verkauft sich sein Buch nun besser.

  • Böhmermann gehört auch in die Katergorie austeilen aber nicht einstecken. Nach seinem Erdogan-Gedicht war er lange von der Bildfläche verschwunden und saß wohl weinend in der Ecke. Schwachmat, dem hie und da eine Pointe gelingt, weil er eine kreative Redaktion hat.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Maria Burger:

      Böhmermann ist ein Lichtblick in der deutschen Unterhaltungsbranche. Und zwar nicht nur weil er witzig und intelligent ist, nebenbei hervorragend singen und performen kann.



      Er ist auch ein echter Aufklärer.



      Er hat im Alleingang die peinliche Haltung der Bundesregierung gegenüber einem wüsten Despoten, der alle Grundrechte mit Füßen tritt, offenbart. Und dass Angela Merkel dem Strafverlangen dieses larmoyanten und rachsüchtigen Despoten nachgegeben und einen deutschen Staastbürger ostentativ im Stich liess, bleibt für immer als Makel an ihr haften.



      Immerhin schaffte es Böhmermann durch seine Kunstaktion, dass der vormoderne Majestätsbeleidigungsparagraf ersatzlos gestrichen wurde.



      Zuletzt: Wie würden Sie sich fühlen wegen eines Gedichtes der Rachsucht eines mächtigen Despoten schutzlos ausgeliefert zu sein ?

  • Ha, Ha, Ha! Der war gut.



    Da hat die fromme Anne aber wieder mal die Kirche aus dem Dorf geholt.

    • @Rainer B.:

      Die steht noch da, hab grad nachgesehen. Lesen Sie einfach nochmal in Ruhe den letzten Absatz. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.

      • @Ewald der Etrusker:

        Böhmermann macht schon so allerhand, aber sicher keine „Moralcomedy“. Für sowas müsste es ja erstmal ein Publikum geben und das gibt es nach wie vor nirgends.

  • Erst nach dem Lesen der Kommentare hier habe ich überhaupt begriffen, um was es da geht.

    Es darf doch wohl nicht wahr sein, dass sich Böhmermann, Somuncu und Heufer-Umlauf in einer Metaebene über Antisemitismus in der BRD lustig machen in Form der Ironie und das dann selbst als Antisemitismus anstatt an Kritik an diesem ausgelegt wird.

    Ich habe von Polak leider noch nie was gesehen, kann also nicht beurteilen, ob der so blöd ist und dies nicht versteht, dass er aber selber von Ironie beim Runterjagen von der Bühne spricht, zeigt doch, dass er das wohl verstanden hat. Es wird dieser Niggemann zitiert, aber eine Nachfrage bei Polak, wieso ihn dies jetzt störe, hat wohl nicht stattgefunden.

    Und es gibt keinen Grund, warum sich jemand, der Antisemitismus in Form von Übertreibung kritisiert, sich dafür auch noch entschuldigen soll. "Entschuldigung, ich habe Antisemitismus kritisiert, obwohl ich kein Antisemit bin." oder was erwartet die Autorin, wenn man sich den letzten Absatz anguckt???



    Das ist überhaupt der Höhepunkt des protestantischen Puritanismus, der hier rausgeholt wird, dass man nur noch als Mitglied einer Gruppe Witze über diese machen kann, wenn man ohne Schuld zu dieser Gruppe gehört.

    Wer bestimmt denn dann, ab wann man Schuld an seiner Gruppenzugehörigkeit hat? Das erinnert mich wirklich an solche calvinistischen Sprüche, dass man über Tote nur Gutes sagen soll. (Bzw Witze erst machen darf, wenn man selber tot ist.)

    Dieser viktorianische Puritanismus, der sich in der BRD ausbreitet, macht mir manchmal mehr Angst als der Rechtsruck. Wobei das wahrscheinlich zwei Sachen sind, die zusammengehören. Auch in der linken Szene findet über sowas ein reaktionärer Rollback statt.

    Zum Kotzen!

  • Dürfen nicht XYZ-Gäste in Comedyshows überhaupt über XYZ-witze von XYZler lachen?

  • "Genauso wie es Weißen auch nicht zusteht, Witze über Schwarze zu machen, Sehenden nicht, Witze über Blinde zu machen, Gesunden nicht, Witze über Spastiker zu machen." Ah ja, jeder vertritt nur sein Grüppchen und darf dann innerhalb dessen alles, jenseits seiner aber nichts, ja? Vollständig entsolidarisierte, komplett fragmentierte Gesellschaft. Was richtig oder falsch ist, entscheidet, wer du bist. Justitia nimmt die Augenbinde ab und sieht die Person an -- "Sonst weiß ich ja nicht, ob der das darf". Erklär das mal Kindern! "Du darfst das nicht sagen, aber der da darf das; du darfst nicht bei Rot über die Ampel gehen, aber der da..." Mehr noch: Wie stark eine Gruppe zahlenmäßig ist, entscheidet über ihre Relevanz, denn jede/r vertritt ja nur sich selbst. Wie bei den Clans und Sippen in rückständigen Gesellschaften, wo man gleich weiß, wenn da Wahlen sind, wählen alle nur nach Ethnie oder so... Willkommen im Mittelalter.

    • @miri:

      Ich bin noch nicht ganz durch, aber das ist bisher ein guter Kandidat für den dümmsten Kommentar dieses Artikels. Das mit dem nach-unten-treten müssten sie sich noch einmal anlesen.

    • @miri:

      „Vollständig entsolidarisierte, komplett fragmentierte Gesellschaft. Was richtig oder falsch ist, entscheidet, wer du bist.



      Justitia nimmt die Augenbinde ab und sieht die Person an -- "Sonst weiß ich ja nicht, ob der das darf". Erklär das mal Kindern! "Du darfst das nicht sagen, aber der da darf das“

      Schön ausgedrückt.

    • @miri:

      Das ist wohl die neue Art, 'miteinander' zu leben. Dieselbe Logik, wie im TAZ-Kommentar zu Chebli: auf die Herkunft der/des Kritisierten kommt es an, ob eine Kritik an jemandem gerechtfertigt ist. Verstehe das eine/r.

  • Danke für den guten Artikel.



    Fritz Bauer war allerdings nicht der Ankläger im Prozess gegen Eichman, sondern im ersten Frankfurter Auschwitzprozess. Der Prozess gegen Eichman fand in Israel statt, Bauer hat dem Mossad den Aufenthaltsort Eichmanns genannt.

    • @Josef K.:

      1.*¿* Mach Bosse.

      2. Teil.



      Das kommt halt dabei heraus.



      Wenn One-Tick-Ponies - auch noch -



      Scheuklappen via Kenne&Recherche - Tragen - kerr*¡*



      Njorp.

      • @Lowandorder:

        Dafür hätte Fritz Bauer sowohl über Homosexuelle als auch Juden machen dürfen - alletdings nur über ältere Weisse, nicht aber über Jüngere oder Farbige. Die Bedeutung logischer Verknüpfungen steigt... (Ironie off).

        • @Emmo:

          Liggers. Die Verknüpfung im Text zeigt.

          Mit Harry Rowohlt - gleich zweierlei:

          1. Frau - hat von Fritz Bauer & Adolf (wie grad taz-passend - wa!) Eichmann schon mal was gehört.



          &



          2. Keine Ahnung.

  • Ich finde den Standpunkt am besten,



    nachdem diejenigen die eigentlich diskriminierten sind, über die man angeblich keine Witze machen darf.



    Egal von wem.

  • Treffender Kommentar. Gerne mehr davon. Böhmermann macht viel Gutes, haut aber des öfteren auch ziemlich daneben. Aber wer gesteht in der Öffentlichkeit schon gerne Fehler ein? Als Mann...

    • @Julz:

      Das die Reduktion der gesamten Person auf seine Genitalien ziemlich sexistisch ist, würde ihnen beim Schreiben vermutlich nicht bewusst.

      Oder, ach, wie war das noch?



      Sexismus geht nur von einer Seite aus?



      Von der bösen, fehlerbehafteten, männlichen?



      Erbsünde 2.0?

      • @Hanzo Tanaka:

        Klaro, Gleichstellung heißt natürlich sich gegenseitig diskrimieren zu dürfen. Wenn sie mal drüber nachdenken, werden sie feststellen, dass eben dieses der große Unterschied zwischen Frauen und Männern in patriachalen Gesellschaften ist. Früher gab es keine geschlechtsspezifische Diskriminierung gegenüber Männern, Männer galten doch als in jeder Beziehung überlegen, v.a. beim Thema Sauberkeit, Einfühlungsvermögen etc. Pp. aber auch allem anderen. Wie gut, dass der Sexismus heute tot ist und Männer endlich auch auf Grund ihres Geschlechts diskrimiert werden. Emma goldman wäre sicher stolz, dass wir heutzutage endlich so weit sind! Hurra!

        • @Ebenrutanem:

          Jawoll, welch ein Glück das wir das nun alles komplett hinter uns gelassen haben und alle es endlich begreifen!



          Herrliche Zeiten!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich empfehle den beiden Herren, sich zusammenzusetzen und das Thema unter vier Augen ganz entspannt auszudiskutieren. Falls dies nicht klappt, empfehle ich ein ritualisiertes neuzeitliches Duell. Zumindest Böhmermann mangelt es offenkundig nicht an Fantasie.

    Der TAZ sei empfohlen, sich in Zeiten der Großen Aufgeregtheit auf das wirklich Wichtige zu fokussieren. Egospielchen zwischen zwei Knaben, denen das Rampenlicht der Öffentlichkeit das Nonplusultra ist, zähle ich nicht wirklich dazu.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Was gibt es denn da auszudiskutieren?



      Ich würde auf solchen Unsinn auch nicht eingehen:



      Jemand beschwert sich darüber, daß in der Abmoderation seines Auftritts sein Kernthema aufgenommen und von Leuten, derer Markenzeichen es u.A. ist über die Stränge zu schlagen, verwurstet wird.

      Ja und?

      Er wusste doch vorher mit wem er sich die Bühne teilt. Und Impro Theater ist sowas doch wohl auch selten, zumal es professionell aufgezeichnet wurde, also kannte er vermutlich sogar den Ablauf von Anfang an.

      Nach acht Jahren dann, wo es förderlich für seinen Buch ist, nölt er rum.



      Finde ich ziemlich erbärmlich, was davon jetzt genau zutrifft und was nicht.



      Das ist sehr durchsichtig und die Taz schreibt auch noch drüber.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Hanzo Tanaka:

        Wie ich sehe, sind Ihre Symapthien offenbar anders verteilt als meine: ich mag beide nicht.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Da haben sie vermutlich etwas missverstanden:



          Polak ist mir völlig unbekannt und wird es hoffentlich auch bleiben.



          Und zu Böhmermann hab ich keine abschließende Meinung.



          Von dem Wenigen dass ich gesehen habe finde ich vieles recht infantil und klamaukig, aber manche Sachen fand ich recht nett.



          Z.B. die Varoufakis Nummer.



          Oder das vorführen dieses widerlichen, abscheulichen kuppelshow-Zirkus, samt der ekelhaften, menschenverachtenden Behandlung der ohnehin schon übel benachteiligten Protagonisten, wie es im "Reality-TV" Gang und Gäbe ist.

          Das war zwar auch vorher schon klar, erreichte so aber eine größere Masse.

  • Ich verstehe das so, dass es sich nicht auf Polaks Ungepflegtheit beziehen soll, dass man sich danach die Hände desinfizieren muss, sondern das tut weil er jüdisch ist. Oder aber, dass alle Juden schmutzig sind.



    Ist natürlich eine weit hergeholte absurde Interpretation (und um darauf zu kommen, muss man eigentlich auch erst einmal antisemitisch denken), aber bei jemandem wie Polak, der als einziges Alleinstellungsmerkmal seine jüdische Herkunft hat und dessen Figur ohne Antisemitismus gar nicht funktionieren würde, ist es für die Selbsterhaltung zwingend notwendig Antisemitismus zu finden und zu entlarven auch wenn es keinen gibt.



    Ich vermute, wenn man Polak als fett und ungepflegt bezeichnet, ist das für ihn auch antisemitisch.

  • Ich verstehe nicht, was das spezifisch Antisemitische an der Aktion ist. Dass es ein fieser Witz ist, und Polak Schmutzigkeit/Unreinheit unterstellt verstehe ich. Aber diese unterstellte Unreinheit ist ja das tragende Element aller Diskriminierung und nichts spezifisch Antisemitisches, oder?

    Imszenierte und lautstark geäußerte Ekelgefühle gegenüber Einzelnen oder Untergruppen finden wir auch in sehr homogenen Gruppen, wie etwa Schulklassen. Das nennt sich dann Mobbing. Ist Herr Polak von den Kollegen gemobbt worden?

  • Darf ich denn, wenn ich einen Witz von dem Oliver Polak im Fernsehen mitbekomme, den weitererzählen? Oder bin ich dann Antisemit?



    Muss ich, wenn ich einen weitererzähle, darauf hinweisen, dass der vom Polak ist?



    Kann ich da in Konflikte mit polnischen Staatsbürgern kommen?



    Was ist, wenn ich einen Judenwitz von jemand anderem erzählt bekomme, muss ich dann nachfragen, ob er dazu berechtigt ist. Sind sie Jude? Ist der Witz vom Polak?



    Ich hätte gerne gewusst, ob der Oliver Polak sich darüber Gedanken gemacht hat, bevor er den Satz „Ich bin Jude, ich darf das“ rausgehauen hat.

    • @APO Pluto:

      Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

      • @Marc T.:

        Rassismus ist Ausdruck des gesellschaftlichen oder globalen Macht- oder Kräfteverhältnisses der betreffenden Gruppen zueinander. Deswegen macht es einen Unterschied, wer wem gegenüber "austeilt".

        • @peppermint patty:

          Von den globalen Machtverhältnissen merke ich hier auf der Straße oder in Gruppen von Freunden etc. herzlich wenig. Das kann wohl kaum die allgemein gültige Richtschnur des guten Geschmacks sein.

          Wenn man mich, aufgrund meiner zwei "Minderheitenmerkmale" nun in einer Gruppe ständig ausspart und mich anders behandelt, dann empfinde ich Das als zutiefst diskriminierend. Nicht aber das jemand nen blöden Witz reißt, das ist ein Zeichen der Gruppenzugehörigkeit.

          Leben im privaten Kreis ist nunmal kein internationaler Auftritt.



          Deutsches Fernsehen oder eine Comedy Show, zumal eine mit Künstlern die davon leben den guten Geschmack zu verlassen, auch nicht...

      • @Marc T.:

        Und was dürfen die Juden denn so jederzeit austeilen?

  • "Genauso wie es Weißen auch nicht zusteht, Witze über Schwarze zu machen, Sehenden nicht, Witze über Blinde zu machen, Gesunden nicht, Witze über Spastiker zu machen."

    Ob dem Autor bewusst ist, dass er das Judentum, mit diesen Vergleichen, zu einer Krankheit erklärt?

    • @Marc T.:

      Zitat: "dass er das Judentum, mit diesen Vergleichen, zu einer Krankheit erklärt"

      Inwiefern?



      Ist Schwarz-Sein dann für dich auch eine Krankheit?

      • @risikofaktor:

        Nö.

        Aber stand of art: Weißsein - eine -



        Gen-Krankheit.

        Die Pfahlbauern am Bodensee.



        Sollen noch schwarz gewesen sein.

        unterm——-



        Führt nicht weiter - zum Schmarrn.



        Heiter.;)

  • Frau Fromm, was wollen Sie eigentlich? Sie beschreiben den Comedy-Zirkus doch ganz gut. Herr Polak hat damit Geld verdient, andere Leute durch den Kakao, um nicht zu sagen, Dreck zu ziehen. Herr Böhmermann verdient auch damit gut Geld damit, dass er andere Leute durch den Kakao bzw. Dreck zieht. Nun verdient Herr Polak Geld damit, dass er mit dem Finger auf Herrn Böhmermann zeigt, weil der ihn durch den Dreck gezogen hat. Und Herr Böhmermann sagt, haha, ich will was von dem Geld ab. Erwarten Sie jetzt wirklich, Frau Fromm, dass die geneigte LeserInnenschaft sich auf eine Seite schlägt? Ach kommen Sie, wir haben den Zirkus doch alle durchschaut, und das einzige, was Sie von uns erwarten können, dass wir den Plastikbecher, aus dem wir das ganze Popcorn fischen, hinterher nicht in die Umwelt schmeißen.

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Den Vorwurf gegen Böhmermann kann ich nicht unterschreiben.



    Die grundsätzliche Problematik jedoch schon.

    Die Szene von und mit Somuncu war durchaus so beabsichtigt und sollte aufzeigen, wie stark solche Dinge wirken. Die übertriebene Darstellung nicht als Werbung dafür, sondern gegen eine Andersbehandlung aufgrund der Religionszugehörigkeit! Das ein Verlag darauf reagiert halte ich allerdings für ein sehr schlechtes Zeichen ... des besagten Verlags.



    Eine derartige Szene auf einer Bühne zu verwenden um dem im Buch geschilderten Eindruck der Ausgegrenztheit zu verstärken ist für mich entweder ein Zeichen von Missdeutung oder von Absicht. In dem Bühnenprogramm von Somuncu kommt wirklich überhaupt nichts "politisch korrektes" vor, also kann es quasi JEDER als Beispiel der Ausgrenzung aufführen.

    Und was Hr. Polak angeht: Wer austeilt muss halt auch einstecken können. Mit "Gast oder Spast" hat er sich meiner Ansicht nach ein bisschen disqualifiziert.

  • Ah ja. Anna Fromms Rules -

    “…Genauso wie es Weißen auch nicht zusteht, Witze über Schwarze zu machen, Sehenden nicht, Witze über Blinde zu machen, Gesunden nicht, Witze über Spastiker zu machen.…"

    Weiß nicht mehr - welcher Jude es war:



    “Erst - wenn ein Goi wieder Judenwitze erzählen kann.



    'Ohne - daß die halbe Nation auf dem Sofa sitzt und übel nimmt.



    Haben wir wieder sowas wie normale Verhältnisse." (s.o.ä.)

    unterm--- mit H.R. gesprochen:



    “Warum haben die Puertorikaner so spitze Schuhe…*¿* Eben.



    &



    “Na Ali - springt er wieder nicht an…*¿*



    La La Cucaracha oder der Teppichklopfende.

    &Jetzt zum Ausklang- etwas Musik:



    m.youtube.com/watch?v=6ISEzLP4tsA



    & Däh!



    m.youtube.com/watch?v=Yfka9m6NhzE



    & Ganz frech - Geht gaa nich -;)



    m.youtube.com/watch?v=_VILr1xH3io



    Fin -



    & Für Anna & Angie - Der Teppichklopfer -



    m.youtube.com/watch?v=_jTLjL_BdOs



    Crossing The Bridge The Sound Of Istanbul

    Gern&Dannichfür - servíce.



    kurz - vllt. laßt ihr ja mal beide endlich …



    Genau Genau. "Herr - wirf Hirn vom Himmel."



    Njorp & Dank im Voraus - alter Schwede.;)

  • Auf der DVD "Der Hassprediger: Hardcore Live!" ist das zu sehen? Und Herr Polak hat daran mitgewirkt. Ich kenne ihn nicht, aber wer auch immer sich als Christ, Jude, Veganer, Mann, Lesbe ... vorstellt, reduziert sein ganzes Selbst auf diese eine Dimension. Dass der Kreis der genannten Satiriker (Somuncu, Heuffer-Umlauf und Böhmermann) dem Auftritt von Oliver Polak diese Wendung beschert, ist hart und wird zurecht kritisch reflektiert, läuft für mich aber immer noch unter Satire. Vielleicht sollte man Böhmermanns "Stellungnahme" ebenfalls in einen Kontext stellen: Da kritisiert ein Kollege nach 8 Jahren einen gemeinsamen Auftritt in einem Buch, dass er - Jude hin oder her liebe_r Autor_in - verkauft haben möchte.

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Satire und Kabarett darf "alles" ... ich schätze Oliver Polak und Jan Böhmermann beide für ihre auch - einmal in hoher, einmal in niedriger Dosis - politische Satire.

    So sehr ich gegen JEDEN Antisemtismus kämpfe, so wenig kann ich Antisemitismus erkennen, wenn ein Jan Böhmermann auf der Bühne das wichtigste Arbeits-Thema von Oliver Polak überspitzt, also satirisch, auf nehmen.

    M. E. irrt hier also - leider - Oliver Polak. Ich habe das Buch noch nicht zu Ende gelesen.