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Film über G20-PolizeigewaltWendepunkt Schanzenviertel

Ein linkes Filmkollektiv hat die Proteste zum G20-Gipfel aufgearbeitet. Die Dokumentation ist eine Abrechnung mit dem Sicherheitsstaat.

Ein Demonstrant gegen den G20-Gipfel stellt sich in Hamburg einem Wasserwerfer entgegen Foto: dpa

Der Panoramablick von der Hamburger Elbe, die funkelnde Elbphilharmonie, das moderne Messegelände, Stadtbilder wie aus einem Marketingvideo. Dagegen geschnitten: spritzende Wasserwerfer, bunter Rauch zwischen Demonstrierenden, PolizistInnen, die einen Hang hinaufstürmen oder hinter Schildern in Deckung gehen. Schon die ersten Minuten der Dokumentation „Hamburger Gitter“ versetzen die Zuschauer zurück in die Zeit des G20-Gipfels.

In der Stadt sprechen viele Menschen immer noch über die Tage Anfang Juli 2017 als würden sie Kriegsgeschichten erzählen. Wann immer die BürgerInnen die Gelegenheit haben, wie jüngst bei einer AnwohnerInnenversammlung im Schanzenviertel, artikulieren sie ihre Wut: auf die Politik, die Polizei und vereinzelt auf die DemonstrantInnen.

Jede neuerliche Fahndung nach vermeintlichen StraftäterInnen, jede weitere Enthüllung, etwa über verdeckte ErmittlerInnen im Schwarzen Block, auch die Verfahren gegen GipfelgegnerInnen wecken neue Aufmerksamkeit. Die Gesprächsinhalte des Regierungstreffens oder die Ergebnisse, wenn es denn welche gab, sind vergessen. Geblieben sind die Proteste von Zehntausenden – und der größte Polizeieinsatz in der bundesdeutschen Geschichte.

Warum bringt das linke Filmkollektiv Leftvision gerade jetzt seine Dokumentation in die Kinos? „Wir wollten nicht, wie üblich, den Protest bloß noch mal aus einem anderen Blickwinkel nacherzählen“, sagt Marco Heinig, einer der vier FilmemacherInnen. Ausschlaggebend für das Projekt sei die massenhafte Öffentlichkeitsfahndung im Dezember gewesen. „Da wurde klar, dass die qualitative Verschiebung des polizeilichen Handelns nicht auf die Gipfeltage beschränkt geblieben ist“, sagt Heinig.

Rechtsstaat unter Druck

Die ZuschauerInnen erwartet daher kein klassischer Rückblick auf die Ereignisse zwischen Welcome-to-hell-Demo und den anarchistischen Stunden im Schanzenviertel – dafür gibt es schon die im März erschienene Doku „Festival der Demokratie“. Stattdessen beleuchten die Filmemacher G20 als Kulminationspunkt von Sicherheitsdiskurse. Es geht um den Rechtsstaat, der durch stetige Ausweitung von Befugnissen für die Sicherheitsbehörden unter Druck gerät, um Gesetzesverschärfungen, Einschränkung von Demonstrationsrecht und Pressefreiheit – und um Polizeigewalt.

Der Film ist eine Entgegnung, und zwar auf die Aussage des damals verantwortlichen ersten Bürgermeisters und heutigen Finanzministers Olaf Scholz (SPD): „Polizeigewalt hat es nicht gegeben.“ Er ist eine kundige Absage an einen Sicherheitsdiskurs, dem alles untergeordnet wird, gegen immer neue, immer repressivere Polizeigesetze. Treffend lautet der Untertitel der Dokumentation: „Der G20-Gipfel als Schaufenster moderner Polizeiarbeit.“

Der Film ist eine kundige Absage an einen Sicherheits­diskurs, dem alles untergeordnet wird

Ganz gewiss, das war er. Ein Lehrstück dafür, wie der sich demokratisch verstehende Staat in Großlagen operiert. Die leichtfertige Einschränkung von demokratischen Grundrechten, bevor auch nur ein einziger Stein geflogen ist, die teils exzessive Polizeigewalt bis hin zum Einsatz von mit automatischen Waffen ausgerüsteten Spezialtruppen.

76 Minuten lang reihen sich die Themen dicht an dicht und wechseln sich die Aufnahmen aus den Gipfeltagen und die insgesamt 17 GesprächspartnerInnen im schnellen Tempo ab. Diese nähern sich gemeinsam der Antwort auf die zu Beginn des Films gestellten Frage: „Markiert dieser G20-Gipfel einen Wendepunkt in der deutschen Sicherheitspolitik?“

Hunderte Stunden Filmmaterial

Dreizehn Kameraleute haben für Leftvision die Proteste begleitet und Hunderte Stunden Material zusammengetragen. Erst wenig ist davon bisher zu sehen gewesen, in kurzen Clips während und unmittelbar nach dem Gipfel. Jetzt zeigt sich: Das Team war immer da, wo es sein musste. Das ikonenhafte Bild einer jungen Frau auf einem Räumpanzer, die dann mit Pfefferspray attackiert wird, Schwerverletzte, die auf der Straße von Demosanitätern behandelt werden, die Zerschlagung der Welcome-to-hell-Demo noch vor ihrem Start.

Weil das alles zu sehen ist, können die InterviewpartnerInnen sich auf ihre Analyse konzentrieren und müssen nicht mehr beschreiben, was eigentlich passierte.

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Für die 2009 gegründete Filmschmiede Leftvision, die seit Jahren Proteste begleitet, Geschichten von Alternativen erzählt und Interviews veröffentlicht, ist „Hamburger Gitter“ der Schritt heraus aus dem Netz, vielleicht auch aus der Nische. Mit modernster Kameratechnik, inklusive Drohnen, arbeitet das Kollektiv hoch professionell – das sieht man dem Film an.

Als GesprächspartnerInnen treten auf: die scharfzüngige Anwältin Gabriele Heinecke und ihr in viereinhalbmonatiger Untersuchungshaft zum linken Szenestar avancierter Mandant Fabio V., der analytisch kluge Polizeiwissenschaftler Rafael Behr, die unermüdliche Aufklärerin der Hamburger Linksfraktion Christiane Scheider, der Bürgerrechtsjournalist der Süddeutschen Zeitung Heribert Prantl – auch die taz-Journalistin Katharina Schipkowski kommt zu Wort.

Kaum Gegenstimmen

Außerdem sprechen ein von gleich zwei Razzien betroffener Aktivist der Gruppe Roter Aufbau, ein in der Gefangenensammelstelle misshandelter Mann und zwei junge Verdi-Mitglieder, die ebenso wie Fabio V. Teil der brutal zerschlagenen Demo in der Straße Rondenbarg waren.

Man habe sich sehr um Gegenstimmen bemüht, sagt Regisseur Heinig, etwa von am Einsatz beteiligten PolizistInnen – das sei aber erfolglos gewesen. Bereit erklärt hat sich einzig Hamburgs Polizeisprecher Timo Zill. Ungewollt oder nicht, verstärkt er den Eindruck, dass die Tage in Hamburg eine neue Dimension darstellten – nicht wegen der Gewalt der Demonstrierenden, sondern aufgrund von Form und Ausmaß des Einsatzes.

So sagt Zill zu der Nacht in der Schanze am Höhepunkt des Widerstands: „Ohne die Spezialeinsatzkräfte, sind wir schon der Meinung, hätte es Tote geben können, auf beiden Seiten.“ Was er nicht sagt: Auch mit dem Einsatz hätte es Tote geben können – die Schussfreigabe für das SEK war erteilt.

Der Film

„Hamburger Gitter“, ein Film von Marco Heinig, Steffen Maurer, Luise Burchard und Luca Vogel; offizieller Filmstart: Vorpremiere 21. Juni, 22 Uhr, Balduintreppe/Hafenstraße, Hamburg; Premiere mit dem Team: 22. Juni., 21.40 Uhr, Kino International, Berlin; Länge: 76 Minuten. Weitere Termine: 29. Juni, 19.30 Uhr, 3001; 18. Juli, 22 Uhr, Millerntor-Stadion

Das staatliche Ringen um Kontrolle wird seit den Tagen im Juli fortgesetzt: Im Sonderausschuss der Hamburger Bürgerschaft argumentieren Polizei und Politik um die Meinungs- und Deutungshoheit, stets nach der Prämisse, nur das einzuräumen, was nicht mehr zu leugnen ist. In der extra für den Gipfel gebauten Gefangenensammelstelle arbeiten noch immer die 170 Polizisten der Sonderkommission „Schwarzer Block“ an der anhaltenden Verfolgung von Straftätern. Und in den Gerichten werden wöchentlich neue Gipfelgegner vorgeführt und abgeurteilt.

Noch aber ist die komplette Kontrolle eine Dystopie. Der Film demaskiert einen Staat, der mit allen Mitteln die Kontrolle behalten wollte und sie doch – oder gerade deswegen – verlor. Davon zeugen auch die Ausblicke der AktivistInnen. Angst wurde ihnen gemacht, gebrochen sind sie nicht. „Selbst wenn sie versuchen, dich mit allen Mitteln klein zu bekommen“, sagt der misshandelte Aktivist Leo: „Einfach groß sein.“ Und lächelt dabei.

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43 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Wie unreflektiert seid ihr denn, von "anarchistischen Zuständen im Schanzenviertel" zu sprechen? Schön das bürgerliche Bild von Anarchie=Chaos reproduzieren!

    • @X7n2rN3EF:

      Danke wollte gerade ähnliches schreiben. Bin total empört. Was soll das liebe Redaktion?

  • "Ganz gewiss, das war er. Ein Lehrstück dafür, wie der sich demokratisch verstehende Staat in Großlagen operiert."

     

    Nein. Die Innenbehörde, die Geheimdienste und die Polizei glauben in Hamburg an eine gefährliche Linke, die es nicht gibt. Es gibt seit Jahren keine Terror-Anschläge, keine extremen Gewaltanwendungen und nicht mal massive Gesetzesübertretungen, sondern die linke Szene ist in Hamburg ganz offenkundig nicht gefährlich und nicht mal in irgendeinem zentralen Zusammenschluss organisiert. Der Punkt ist aber, dass die Innenbehörde am liebsten selber eine linke Terrorigruppe gründen würde, um ihr Narrativ zu belegen und sich endlich von Kritik befreien zu können. Stattdessen lesen sich Geheimdienstmitarbeiter die UZ durch und hören Trotzkisten ab oder schicken Polizisten in die rote Flora.

    Der G20 war nur deshalb eine echte Ausnahme, weil der Staat wahrscheinlich selber mit Hunderten von Agenten vor Ort war und einige von denen wahrscheinlich die Aktionen herbeiführen sollten, die benötigt wurden. Und es ist ihnen auch gelungen, denn der friedliche, massive Protest gegen G20 ist damit tatsächlich ein Stück weit diskrediert worden. Schlimmer noch, hat der Krawall die Medien dominiert und das sollte er wohl auch.

    • @Andreas_2020:

      Ich glaube nicht einmal, dass die Geheimdienste und die Polizei ernsthaft an eine "gefährliche" Linke in Hamburg glauben, vielmehr vermute ich zumindest beim Verfassungsschutz, dass man bewusst vorgibt, so zu tun als wüsste man, dass es sie gäbe (damit meine ich nicht den Hamburger Verfassungsschutz).

       

      Auch diese Headline von vor einigen Wochen (vergessen wo ich es gelesen habe, bei der taz jedenfalls sicherlich nicht..) "Verfassungsschutz: Linksextremisten planen Rache wegen G20" - ja, sicher, natürlich, ist klar.

       

      Und vor ein paar Tagen : "Linksextremismus hat extrem zugenommen".

       

      Aha. Also, in welchen Staat leben diese sogenannten "Verfassungsschützer" denn bitte?

       

      Die Zahlen und angebliche Fakten, die der Verfassungsschutz rausgibt, sprechen ja eine klare Sprache. Wie nah sie an der Wirklichkeit liegen, ist im Grunde nahezu unüberprüfbar. Besonders gründlich schützt man ja in besagtem Verfassungsschutz sein gesammeltes Wissen, wertet es aus, nutzt es zur Stimmungsmache.

       

      Gepaart mit den nie aufgearbeiteten Versäumnissen, Vertuschungen und Lügen im NSU-Komplex....

       

      An das Modell "Verfassungsschutz" muss man schon noch mal ran. Rund läuft das nicht. Aber ihre Glaubwürdigkeit haben jene unbekannten Verfassungsschützer, die da seit Jahrzehnten Mist verzapfen, ja schon vor den Augen vieler Menschen verspielt. More to come. Oder so.

      ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

       

      Ich bin sehr gespannt auf den Film. Klingt vielversprechend, der Artikel!

      • @Lara Luchs:

        Eine gute Bundeszentrale für politische Bildung und der Staatsschutz könnten schon heute den Verfassungsschutz vollständig ersetzen. Das ist die bittere Wahrheit. Dazu muss man nur die Geschichte der NSU sich ansehen: Hätte der Staatsschutz mit der Polizei seine Aufgaben konsequent durchgezogen, wäre es nie zur NSU gekommen. Und selbst bei den vermeidlichen gefährlichen Linken schaffen selbst Infiltranten und Agenten es nicht, Aktionen herzustellen, die belegen könnten, dass diese 'Linke' beobachtet werden muss. Man kann schnell und viel über die Stasi lesen, es gibt Menschen, die nich müde werden, darüber zu forschen und zu schreiben. Der Verfassungsschutz ist davor geschützt, er darf sein gefährliches und dümmliches Treiben immer weiter vorantreiben.

        P.S. Diesen Film sollte jeder sehen! Von wegen Hafengeburtstag und Scholz ...

  • Mir fehlt bei allen Berichterstattungen der Hinweis auf die "Vorarbeit" des Herrn Scholz, der Wochen vor der Veranstaltung seine Erwartung von Gewalt, Demos und Schwarzem Block raustrompetete, als hätte er das schon längst bestellt bzw. lade recht herzlich zu Randale ein. Und das käme dann auch ganz bestimmt und unbedingt und auf jeden Fall. Er war sich also todsicher, daß es gewälttätig werden würde ...

    Wie gesagt, fast wie bestellt - und an alle, die Bock auf Randale hatten, wie eine Einladung. Da war dann natürlich auch die Reaktion auf die Gewalt schon vorbereitet, und man war nach Abschluß des Ereignisses und Ausnüchterung der Exekutivisten fast erstaunt und enttäuscht, daß die Einladung zum Knüppeltanz doch von so wenigen angenommen wurden, daß Bürgermeisters Schwarzgetarnte doch noch aufgefallen sind. Nüchtern und unter Beachtung des cui bono betrachtet, fällt das Ganze eh' immer mehr zu Ungunsten des mittlerweile geflohenen Scholzes aus.

    Wäre auch noch die beste Gelegenheit, auf die Polizisten-Kennzeichungsdiskussion und den Stellungnahmen des unrechtmäßig Steuergelder beziehenden Pol-Gewerkschafter Rainer Wendt zu sprechen zu kommen - der kämpft aktuell ja auch gegen die Kennzeichnung.

    Es wäre schön, wenn der Film später als Download erhältlich wäre - aber erstmal sehen, wie er ist ...

  • Da mähste nix. Kerr. Jau. Ab dafür & Danke. Na - Si‘cher dat. Nomahl. Gellewelle. Dat blifft ook so.

    Liggers. Newahr. No. Dess paschd schonn. Njorp. Wollnichwoll. Gern&Dannichfür.

    Always at your service. Normal. Kerr.

  • Sicher, dass die Polizisten hinter Schildern und nicht hinter Schilden in Deckung gingen?

  • „Stadtbilder wie aus einem Marketingvideo“ - Was will der Film mit solchen Bildern erreichen? Eine Doku geht anders.

  • Olaf Scholz (SPD): „Polizeigewalt hat es nicht gegeben.“

     

    Das ist übrigens der selbe Olaf Scholz, der als damaliger Hamburger Bürgermeister einen "Elbtower" für 1.000.000.000 € Euro bauen wollte – der wohl jetzt auch in Hamburg gebaut wird. Ja, mit Prachtbauten in denen die Reichen ihren Champagner schlürfen, kennt sich Olaf Scholz sehr gut aus, denn die Elbphilharmonie in Hamburg war ihm ja auch wichtiger als die dringend benötigten Sozialwohnungen in der Hansestadt. Der Mann ist ja ein Freund der Schröder‘schen-Agenda-2010-SPD, da ist es also kein Wunder, dass er dem Kapital huldigt und es für ihn keine Polizeigewalt beim G20-Gipfel gegeben hat.

    • @Ricky-13:

      Die Elbphilharmonie ist ein Relikt von von Beusts Amtszeit, in der es erstmals Jahre ohne eine einzige neue Sozialwohnung gab und auch sonstige Investitionen (z.B. Schulen) eingestampft wurden. Vielleicht hilft es, wenn man Scholz an den Punkten kritisiert, die er auch zu verantworten hat und nicht Vorgänger einer anderen Partei. Das erinnert etwas an AfDler, die überall im Bund sich von Grünen verfolgt sehen, obwohl die Partei seit 13 Jahren nicht mehr an einer Bundesregierung beteiligt ist.

      • @Verkehrsfritze:

        "Die Elbphilharmonie ist ein Relikt von von Beusts Amtszeit, in der es erstmals Jahre ohne eine einzige neue Sozialwohnung gab und auch sonstige Investitionen (z.B. Schulen) eingestampft wurden."

         

        Richtig, und die unsoziale Politik der Reichen und Mächtigen eines Ole von Beust (CDU) hat Olaf Scholz (SPD) dann ja auch glänzend fortgeführt.

        • @Ricky-13:

          Ob da die „Reichen“ in den Parlamenten/Senat sitzen würde ich mal stark bezweifeln. Das dürfte blanker Populismus sein.

           

          Und „mächtig“? Was erwarte Sie denn in einer Demokratie? Dass das „Volk“ a la AfD das Sagen hat? Oder kennen Sie noch ein anderes Völksgedöns?

  • "Was er nicht sagt: Auch mit dem Einsatz hätte es Tote geben können – die Schussfreigabe für das SEK war erteilt."

     

    "Art 2

    (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

    (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden."

     

    Scharfe Waffen, und die Möglichkeit Menschenleben zu gefährden|zu beenden, weil Sachbeschädigung droht|drohen könnte?

     

    Wie weit ist es noch bis zum Bürgerkrieg?

    Oder ist das schon Bürgerkrieg?

     

    Ab wann MUSS (in Deutschland leider: müsste eigentlich) die Bevölkerung gegen menschenverachtende Politik aufstehen?

     

    Bin gespannt, ob der Film in Bayern läuft…

    • @Frau Kirschgrün:

      "Bin gespannt, ob der Film in Bayern läuft..."

       

      Wird an der bayerischen Grenze zurückgewiesen.

  • Wut auf Politik und Polizei? Nein, 90% der Anwohner haben nur Wut auf die Kaputtschläger und Plünderer, da ist Goodwill verloren gegangen das schwierig wird zurückzugewinnen.

    • @Lutz Maximilian:

      "Was hat der G20-Gipfel in Hamburg gekostet? Auf diese seit Monaten gestellte Frage gibt es jetzt zumindest zum Teil konkrete Antworten: Demnach hat die Bundesregierung selbst 72,2 Millionen Euro für das politische Weltereignis im Juli 2017 direkt ausgegeben. Hinzu kommen die 50 Millionen Euro, die der Bund dem für die Sicherheit zuständigen Bundesland Hamburg pauschal überwiesen hat. Damit liegen allein die Bundeskosten bei 122 Millionen Euro. Da die Stadt bereits eingeräumt hatte, dass die 50 Millionen nicht ausreichten, zeigt sich immer deutlicher, dass die vorab geschätzten Gesamtkosten von mindestens 130 Millionen Euro realistisch waren." [Quelle: Hamburger Abendblatt]

       

      Bei 130 Millionen Euro, den der „Spaß“ gekostet hat, werden doch wohl auch noch einige Euro mehr für Sachschaden – wer immer den jetzt auch wirklich begangen hat – übrig sein. Warum muss man eigentlich immer in einer Stadt derartige Gipfel abhalten? Haben die Reichen und Mächtigen keine Inseln, wo sich ihre „Angestellten“ aus der Politik treffen können, um dort ungestört zu beraten, wie die Reichen noch reicher werden können? Wie viele Kindergärten hätte Deutschland für 130 Millionen Euro eigentlich bauen können?

    • 6G
      65334 (Profil gelöscht)
      @Lutz Maximilian:

      Wo kommt denn diese Zahl her?

      Auf alle HamburgerInnen bezogen mag sie vielleicht stimmen, da viele sich ihre Meinung lediglich aufgrund von Bild, Mopo und Abendblatt gebildet haben. Da ist es auch egal, ob sie in Hamburg-Wandsbek wohnen oder in Idar-Oberstein. Bei den direkten AnwohnerInnen sieht es meiner Meinung nach anders aus, da diese das Agieren der Polizei live miterleben mussten. Zumindest in der Sternschanze, wo ich wohne, ist dies der Fall.

  • Man muss ja nicht immer dahin gehen, wo die Polizei ist. Wenn die Polizeigesetze restriktiver werden, kann man die Polizei ja auch ins Leere laufen lassen. Ich habe hier schon mal vorgeschlagen, ein- bis zweimal im Jahr einen Tag der Gerechtigkeit einzuführen. Von 0.00 bis 24.00 Uhr demonstrieren. Jeder nach seinem Geschmack. Allein, mit Freunden oder in größeren Gruppen. Um das zu organisieren brauchten wir auch eine linke Sammelbewegung. Die hier motiviert, Anregungen gibt und die ganze Sache medial befeuert. Fight against Capitalism.

    • @APO Pluto:

      ach, und irgendwann demonstrieren wir dann Zuhause im Wohnzimmer? Bei runter gelassenen Rolläden?

      ... stumm?

  • Scheint ein guter Film zu sein für die 5%, die ihrer Bubble von ständiger Polizeigewalt schwadronieren.

     

    95% der Bevölkerung werden auch weiterhin hauptsächlich die Bilder von Autos, die in Brand gesteckt, Geschäften, die geplündert werden und Steinewerfenden Demonstranten in Erinnerung behalten.

    • 6G
      65334 (Profil gelöscht)
      @modulaire:

      Für die 95%-Bubble gab es ja bereits genug bestätigendes Material in Bild- oder Textform, um mal wieder über "die ganze Härte des Rechtsstaats" zu schwadronieren.

      Jetzt eben auch mal was für die 5%, die dadurch hoffentlich mehr werden!

    • @modulaire:

      Das sind doch schöne Erinnerungen.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Der Trailer ist schon vielversprechend: https://www.youtube.com/watch?v=YiY8M6ea1kQ

  • interessant, wie sehr meine persönliche wahrnehmung vor ort doch immer wieder abweicht, vom linken journalismus und linken filmteams.... und dies der mehrheit in der menschen auch so geht. für satire gibt es doch kabarett.

    • 6G
      65334 (Profil gelöscht)
      @Pitti Platsch:

      Was haben Sie und "die Mehrheit der Menschen" denn vor Ort wahrgenommen?

      Ich vermute die Mehrheit der Menschen war gar nicht vor Ort, geht aber natürlich davon aus, dass die Polizei immer Recht hat.

    • @Pitti Platsch:

      Parole des 1968er SDS auf seinen Demos: "Wir sind eine kleine radikale Minderheit".

      - Parole der Kreuzberger Punks: "Wir sind Anti-Berliner"

      Wer weiß, warum es diese treffenden Parolen gab?

    • @Pitti Platsch:

      Wirklich alles an diesem Kommentar ist dumm und unverständlich. Erklären Sie sich bitte!

      • @Fr3mdius:

        mit verlaub, ihr intellektueller status ist im hoch-dosis breich angrsiedelt. das ùbersteigt meine möglichkeiten.

  • Guter Artikel, aber die Infos hätten schon während des Gipfels in den Zeitungen stehen müssen.

  • Unglaublich wie die Polizei in diesem friedlichen Treffen der Jugend gewütet hat...

     

    Bekomme ich mal in einem Medium ein vollständiges Bild? Weder glaube ich den Sicherheitsbehörden, dass es keine Rechtsbrüche gab, noch die Geschichte vom friedlichen Happening...

    • @Andi S:

      Allerdings ergeben die verschiedenen Perspektiven insgesamt ein recht gutes Bild. Das Problem bleibt m. E., dass Menschen, die bereits angesichts linker Forderungen nach mehr Gerechtigkeit, einer Neuausrichtung unseres Wirtschaftssystems, nach einer Rekonstruktion der Daseinsvorsorge, kurz: danach, dass der Staat die Bürger vor dem Profitzwang schützt, Angst bekommen, jeglichen Protest als entweder Kinderkram oder als Bedrohung wahrnehmen. Leiser Protest interessiert keine Sau, lauter Protest erzeugt Panik und Dicke-Hose-Bedürfnisse. Die Demos wurden teilweise tatsächlich bereits in einem vollkommen friedlichen Stadium schikaniert und bedroht, viele verbale Provokationen wurden vollkommen unprofessionell körperlich beantwortet. Dann wurden die PolizistInnen total verheizt. Nach zig(!) Stunden Einsatz kommt keiner mehr klar. Dann war die Linie, die Dudde vorgegeben hat, die der Eskalation. Und zu dieser hässlichen Melange kommt dann der hässliche, gewalttätige und zu keinem sinnvollen Gespräch mehr bereite kleine Haufen Arschnasen, die Zerstörung und Plünderung für einen Diskussionsbeitrag halten. Mein Ansatz wäre die Analyse der linken Anliegen, weitere intensive, laute und auf allen Ebenen gut platzierte Proteste sowie ein elegantes Vorführen von Polizeigewalt mit allen modernen Möglichkeiten. Und eine inhaltliche journalistische Nachbereitung. Das waren ja keine Zufallsproteste (die friedlichen erst recht nicht). Es gibt noch viel viel zu ändern.

  • "Um Gegenstimmen haben wir uns bemüht-leider erfolglos" ist klar. Sicher so sehr wie eine AFD Doku über Geflüchtete sich um Stimmen von "Pro Asyl" bemüht....

    Hier geht es nicht um Aufarbeitung sondern um Zementierung des eigenen Weltbilds. Man ist ja sowieso im Recht und die Polizei immer Schuld. Lachhaft. Vermutlich sind auch die Sicherheitskräfte für geplünderte Geschäfte und abgefackelte Kleinwagen verantwortlich. Alles false-flag Operationen um die armen unschuldigen Demonstranten zu diskreditieren die alle lieb und friedlich ihren Protest gegen den bösen Kapitalismus kundtun wollten. Die Steine im Rucksack wurden auch aus purer Menschenfreundlichkeit eingesammelt. Nicht das noch jemand stolpert wenn die so auf dem Boden rumliegen.

    • @Lain Lainsen:

      Ihr Weltbild scheint ja auch ordentlich zementiert zu sein - und ihr Zynismus in keinster Weise witzig.

      Und selbstverständlich sind die Sicherheitskräfte für die Plünderungen mit verantwortlich, sie haben nämlich nur zugeschaut, aus sicherer Entferung, wie ein bunter Mob Asozialer die Sau rauslies. Und da Sie so gut im Mutmaßen sind, versuche ich mich auch mal darin, und behaupte: Das wurde von den Verantwortlichen Sicherheitskräften einfach laufen lassen, weil solche Bilder prima diskreditieren.

      • @Karo:

        Aha, und wenn die Polizei doch eingegriffen hätte, hätten so Leute wie sie gleich "Hilfe Polizeigewalt" gebrüllt. Was denn nu?

        • @charly_paganini:

          Ich kann nicht für Hans Dampft sprechen, aber es sollte Ihnen auffallen (wenn Sie es zur Kenntnis nehmen), dass

          (1) bereits im Vorfeld und von Beginn der Protetste eine starke Repression auch gegen Nicht-Militante herrschte,

          (2) auch Polizist_innen, auch vermummt, im schwarzen Block waren,

          (3) die (wie auch immer ungeschickt martialisch auftretende) Demo "Welcome to hell" massiv auseinandergetrieben wurde (das darf man unterschiedlich beurteilen, und vielleicht war es zumindest grundlegend gerechtfertigt),

          (4) aber im kompletten Gegensatz zur Eskalation des Sicherheitsapparates bis dahin eine auffällige Zurückhaltung herrschte, als (wie ich es sagen würde) die Wut sich in wirkliche Gesetzesbrüche und Gefährdungen entlud.

           

          Mindestens diese 4 Ebenen, besonders die letzte, sind aus meiner Sicht diskussions- und erklärungsbedürftig.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ein kluger Artikel, dessen Schlussbemerkung mich sehr gerührt hat. Im Wissen um die Macht von Bildern wünsche ich dem Film viele Zuschauer. Die Wirkung wird sich ganz von alleine einstellen.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Jau. - anschließe mich.

      Chapeau für die Leftvisions.