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Nazi-Runen auf norwegischer KleidungNur ein Pullover?

Die offizielle Kleidung des norwegischen Olympia-Teams zeigt auch nordische Runen. Dummerweise haben sie eine Nazi-Vergangenheit.

Runenbesetzte Oberarme des norwegischen Skiprofis Henrik Kristoffersen Foto: imago/JFK Kaprun

Zwei Motive, etwa zehn mal zehn Zentimeter groß, zieren die Schulterpartie eines Pullovers: jenes Pullovers, den das norwegische Ski-Alpin-Team trägt, das sich derzeit intensiv auf die Olympischen Winterspiele in Süd­korea vorbereitet.

Die aktuell in der norwegischen Öffentlichkeit diskutierten Motive zeigen zwei Runen – so weit, so nordisch. Doch beide Zeichen stehen nicht nur mit der urigen Wikingerkultur in Verbindung, sondern auch mit Nationalsozialismus und Rassenwahn.

Die linke Schulter der Sportler ziert die Man-Rune. Während sie mythologisch für Verbundenheit und Schutz steht, wurde sie von den Nazis als Lebensrune vereinnahmt und als Symbol für die Kraft der völkischen Bewegung interpretiert. Sie findet sich auf zahlreichen Gräbern von SS-Männern. Auch heute noch ist sie ein Emblem der neonazistischen Szene.

Noch auffallender ist der Nazi­bezug bei der Rune auf der – wie könnte es anders sein – rechten Schulter: Die Tyr-Rune, ein nach oben gerichteter Pfeil, war in der NS-Zeit Bestandteil von Leistungsabzeichen. Absolventen der Reichsführerschule der SA erhielten diese ebenso wie besonders eifrige Hitlerjungen. Die Rune steht für Kampf und Krieg, nicht für Sport.

Doch man muss nicht in die Vergangenheit blicken, um die Rune in unguter Verwendung zu finden: Das Nordic Resistance Movement, eine Neonazitruppe aus Norwegen und Schweden, trägt sie auf grün-weißen Fahnen bei Demonstrationen spazieren. In Deutschland war die Tyr-Rune lange Zeit im Logo der Nazi-Modemarke Thor Steinar zu finden – bis ein Gericht das Logo 2004 verbot. Für Steinar-Fans der alten Schule gilt es nun also, Anhänger der norwegischen Skimannschaft zu werden. Nur ganz billig sind die Pullover zum Glück schon mal nicht.

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43 Kommentare

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  • und wehe einer benutzt noch einmal NAZI bluetooth ;)

  • Im guten Journalismus gibt es ein Zauberwort: RECHERCHIEREN.

    Das verhindert das Nachplappern irgendwelchen Unsinns.

    Abgesehen davon, dass Norweger vllt. eine ganz andere Verbindung zu der (in Skandinavien bis ins 11. Jhdt. gebräuchlichen, sogar heute noch gelegentlich verwendeten) Schrift ihrer Vorfahren haben, sind das keine "Nazi-Runen", die korrekt "Armanen-Runen" heißen und von einem österr. völkischen Esotheriker erfunden wurden.

    Hier handelt es sich um ganz normale Runen aus dem nord. Futhark. Sie heißen deshalb auch nicht "Tyr" und "Man", sondern "Tiwaz" und "Algiz". Die Rune Tiwaz steht für den Gott Tyr und bedeutet Kampf und Sieg (nicht Krieg). Algiz bedeutet "Elch". Und es ist für Skandinavier wohl nicht absurd, die Kraft des Elches und den Willen zum Sieg zu verknüpfen.

    Die Runen stehen übrigens (anders als im Artikel beschrieben) als Schriftband immer abwechselnd auf den beiden Ärmeln. Da empfehle ich einen Besuch beim Optiker und das Ablegen ideologischer Scheuklappen.

    • @Sceadu Wolfsson:

      Danke für die Erläuterungen.

  • schwere soziale Probleme und Zeug...

  • Wenn Gesinnungswächter durchdrehen .....

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Der Artikel ist doch sehr schräg!

     

    Da waren/sind die Skandinavier Opfer von 'kultureller Aneignung' / 'cultural appropriation' durch die Nazis in Deutschland.

     

    Und jetzt kommt die deutsche taz und will den Norwegern (!?) daraus einen Strick drehen!?

     

    Oder ist sogar die Hautfarbe ein Kriterium, ob man/frau auf den Trichter 'kultureller Aneignung' kommt!?

    • @82732 (Profil gelöscht):

      Danke... erinnert mich an einen ähnlich bescheurten Artikel, der einer Wikingerdarstellungsgruppe vorwarf, historisch authentische Symbole zu verwenden. Manchmal wäre etwas Bildung angebracht.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Die Buchstaben A und H sollten ebenfalls verboten werden. Das S ist auch sehr kritisch, besonders wenn es gedoppelt verwendet wird.

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Ich finde den Artikel schon sehr verquer:

    Wie kann man einem norwegischen Skiverband zum Vorwurf machen, dass deutsche Nazis mal norwegisch-inspurierte Zeichen verwendet (sich angeeignet) haben?

     

    Das läuft doch wohl unter "kulturelle Aneignung" / "cultural appropriation" !?!

     

    Und mal ganz kritisch ist:

    Ist jetzt entscheidend, welche Hautfarbe Leute (die Norweger) haben, dafür ob man auf den Gedanken kommt, dass sie hier Opfer eine kulturellen Aneignung geworden sein könnten!?!?

  • Mein alter Deutschlehrer hätte hier gefragt, was uns der geschätzte Autor damit sagen will?

     

    Besteht etwa das norwegische NOK aus Nazis? Oder wollen uns die Ausrüster hier gehirnwaschen und uns diesen Symbolen aussetzen, ohne dass wir es merken? Oder gehts einfach hier drum, einen Skandal aufzubauschen (niemand hätte hier etwas bemerkt, wenn die taz nicht drauf aufmerksam gemacht hätte)?

     

    Ehrlich gesagt ist es schon erstaunlich, wie Nazi-fixiert mancher taz*ler ist.

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Kommt jemand mit nach Indien!?!?

    Mit Pinsel und gaaaanz viel Farbe!?!?

     

    Dann ziehen wir durchs Land und in jedem Hindu-Tempel übermalen wir die Nazi-Symbole!!

  • Sind denn alle verrückt geworden? Ich würde mal behaupten, das es Runen etwas länger gibt als Nazis...

     

    Und dass die fehlgeleiteten Spinner einen Spleen in die Richtung hatten, liegt nun wahrlich nicht in der Verantwortung der Norweger. Sollen die jetzt auf ihre Kultur verzichten, nur weil ein paar bornierte Möchtegern-Intellektuelle in ihrem Wahn mit ihrer eigenen Vergangenheit nicht klar kommen?

     

    Mal ehrlich Freunde: Führt euch Mal vor Augen, welche absurden Blüten diese beinahe schon pathologisch-obszessiv geführten Diskussionen über political correctness, gender sciences und die Angst, nicht genug Demut vor der eigenen faschistischen Vergangenheit an dem Tag zu legen, mittlerweile treiben...

     

    Und ja, die Formulierung ist Absicht, denn oftmals wird so getan, als trüge jeder einzelne Bürger dieses Landes Verantwortung für das, was vor 80 Jahren geschehen ist. Nein, tun wir nicht. Und ja, wir verurteilen das auf das Schärfste und wollen nicht, dass sich so was auch nur ansatzweise wiederholt.

     

    Aber lasst bitte mal die Kirche im Dorf...

     

    Oder wir ziehen das konsequent durch. Wir könnten zum Beispiel damit anfangen, alle Geradeaus-Pfeile von den Straßenschildern zu verbannen und die Cursor-Hoch-Tasten auf Computer-Tastaturen durch Blümchen zu ersetzen. Die erinnern einfach zu sehr an die von den Nazis verwendete Tyr-Rune...

  • Nu. Daß es eher gescheit ist - bei der Deutung der Verwendung von Symbolen - die selbstgefertigte Brille -

    Abzulegen & erst mal zu recherchieren!

    (was ja - wie wir dank Deniz Yücel leider nich so das taz-Ding ist!;(

     

    Kann an dem Swastika-Zeichen

    &

    Dessen vielfältiger jahrtausende alter Symbolik&Adaption gezeigt werden. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Swastika

    &

    Entsinne mich gut in den 50/60er an "Konfiszierungensversuche" von Tüchern aus China mit Swastikasymbolen auf Wochenmärkten

    &

    Die StA-Aktionen vs Antinazisymbole antifaschistischer Gruppen, die damit ihre Ablehnung rechtsextremer Organisationen und Ideologien zeigen. Darum hob der Bundesgerichtshof 2007 Urteile auf, die zuvor gegen Verwender von Antinazisymbolen gefällt worden waren.

    • @Lowandorder:

      der mercedesstern und das vw-logo

      sind ungebrochen salon, bzw. reichsautobahnfähig.

       

      trotz mord an gewerkschaftern, sklavenschinderei und kriegs-kübelwagen statt vw fürs kdf-volk....

    • @Lowandorder:

      Sorry ~>

       

      "was ja - wie wir dank Deniz Yücel wissen - leider nich so das

      taz-Ding ist!;("

       

      So - wird ein Schuh draus! Leider.

  • Das sind keine Nazirunen, sondern Nazis verwendeten Runen ;)

     

    Ein kleiner aber feiner Unterschied.

     

    Oder nennt man Küchenmesser im Verkauf "Mordwaffe" weil einmal Jemand durch ein Küchenmesser ermordet wurde?

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Rob80:

      Nazi-Brot, Nazi-Wasser, Nazi-Luft. Meine Güte was alles von den Nazis benutzt wurde.

  • Zitat: „Die Rune steht für Kampf und Krieg, nicht für Sport.“

     

    Kann mir bitte mal jemand erklären, was vom Spitzensport, wie er unter den fünf Ringen praktiziert wird, übrig bleibt, wenn man Kampf und Krieg abzieht?

     

    Krieg ist laut Lexikon „ein organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel [...] ausgetragener Konflikt, an dem oft mehrere planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Um sich in Friedenszeiten auf derartige Konflikte vorzubereiten, haben die alten Griechen nach Olympia geladen. Krieg ohne Waffen – das ist Sport.

     

    Bei Olympia treten mehr als 200 Nationen gegen einander an, nachdem sie sich vier Jahre lang planmäßig und unter Einsatz erheblicher Mittel auf ihren Auftritt vorbereitet haben. Etliche Jungmenschen werden dabei verschlissen und aussortiert. Einige Wenige dürfen reisen. Aber nur die drei, die sich bis ganz nach vorn gekämpft haben, werden am Ende geehrt. Alle anderen werden totgeschwiegen. So laut, dass ganze Völker sich ohne Doping nicht zu helfen wissen.

     

    Wenn ich diesen (ganz sicher gut gemeinten) Text so lese, wünsche ich mir fast, „die Nazis“ wären ein Unternehmen. Die Nachfahren „der Wikinger“ könnten sie dann wegen Urheberrechtsverletzung verklagen. Die Ehre seiner Symbole ist ja schließlich wichtig für den großen, starken Mann. Und vielleicht wäre die (zweifelhafte) Macho-Ehre der Rune an sich ja wirklich wieder herzustellen, wenn ein Gericht erklärt, dass sie gestohlen war und deswegen „die Wikinger“ nicht Schuld sind, wenn man sie missbraucht.

     

    So what? Hätten sich die Runen durchgesetzt im Wettbewerb mit dem lateinischen Alphabet, würden heute Buchstaben als Symbol wahrgenommen – und dürften nicht verwendet werden bei Strafe eines Nazi-Vergleichs. Schließlich gab es eine Nazi-Bürokratie. Menschen wie Raphael Piotrowski aber würden sich noch immer nicht fragen, wieso zwei Buchstabengenau eben so gut zu einem tausendjährigen Reich passen , wie zu einem Event, das an die Traditionen der alten Griechen anknüpft.

    • @mowgli:

      Du Rune "Tiwaz" (hier fälschlich als "Tyr" bezeichnet) bedeutet nicht "Kampf und Krieg", sondern "Kampf und Sieg" - und damit völlig korrekt für Sportler. Die zweite Rune "Algiz" (hier als "Man" bezeichnet, was ebenfalls falsch ist), symbolisiert den Elch, das skandinavische "Nationaltier" und dessen Kraft. Für einen skand. Sportler also auch perfekt geeignet.

  • "Noch auffallender ist der Nazibezug bei der Rune auf der – wie könnte es anders sein – rechten Schulter: Die Tyr-Rune"

     

    auf dem Artikelfoto ist dieses Zeichen auf dem linken sowie dem rechten Arm zu sehen. Ebenso das andere erwähnte Zeichen.

    • @nutzer:

      Derailen sie bitte diese sachliche Diskussion nicht mit Fakten, o.k. ?

  • Die Norweger sollten standhaft bleiben und ihre Runen weiter ohne Vorbehalte oder Einschränkungen nutzen. Eine Verbot würde die nicht genehmigte Aneignung durch die Nazis nachträglich anerkennen und die entsprechende Kultur den Skandinaviern entziehen. Nur weil die Nazis und deren Anhänger bestimmte Symbole missbraucht haben bzw. heute missbrauchen sollte sich ein Volk die Nutzung und Deutung ihrer Symbole und ihrer Kultur nicht nehmen lassen.

  • Nuja@KDITD, die Faschos haben wohl noch weniger Ahnung von Symbolen, guck Dir mal bekannte Klamottenlabel wie Ansgar Aryan an und sehr viele B&H-Band-Shirts, incl. dem Skrewdriver-Schriftzug, das ist die Schrift, wo ein bekanntes Schreibprogramm unter Old english style verbrät.

    • @Hugo:

      Ganz abgesehen davon, dass alle diese Fraktur-Schriften 1942 von den Nazis als "Juden-Schriften" verboten wurden. Aber das werden die Braundeppen nie begreifen!

    • @Hugo:

      Die Frage ist, ob man sich wirklich auf dieses Niveua herblassen muss. Ich kann doch nicht per se die Finger von Allem lassen, was gewisse Idioten als verherrlichende Nazisymbolik verstehen könnten. Dadurch gebe ich denen doch viel zu viel Raum.

       

      Mir scheint dieser furchtsame "Finger Weg"-Gedanke auch eher aus der Verdränger-Ecke zu kommen: Die Welt soll nichts enthalten, was den deutschen Gutmenschen daran erinnert, wie nah er - bei aller mühseligen Distanzierung - dem steht, woraus auch die Nazis entstanden sind.

    • @Hugo:

      Ja, das mag sein, aber an Journalisten darf man höhere Anforderungen stellen als an den Durchschnitts-Fascho...

       

      Ich habe das ja auch nur deswegen so ausführlich kommentiert, weil ich die vage Hoffnung hege, daß der ein oder andere Journalist das liest, und daß wir in Zukunft erstmal durchatmen und den Zusammenhang beobachten, wenn Runen gesichtet werden: Faschos und Runen -> Problem, norwegische Skiläufer und Runen -> möglicherweise Fehlalarm...

  • Wie kommt es eigentlich, dass sich progressive Kräfte immer so waaahnsinnig gut mit Nazi-Devotionalien auskennen?

  • OK, jetzt reicht's.

     

    Es gibt keine Man-Rune. Das akzeptieren Sie bitte von jemandem, der Nordistik studiert hat und sich seit Jahren mit Runeinschriften beschäftigt.

     

    Besorgen Sie sich bitte das Standardwerk "Runenkunde" von Klaus Düwel. Die abgebildeten Runen heißen entweder Algiz und Tiwaz (älteres Runenalphabet) oder Maðr und Tyr.

     

    Beide genannten Runenalphabete sind über 1000 Jahre alt. Sie finden sich in etlichen Inschriften in ganz Skandinavien, am bekanntesten sind wohl die Runensteine Schwedens und Dänemarks, darunter der berühmte Stein von Jelling, auf dem ein gewisser Harald Blauzahn damit prahlt, ganz Dänemark und Norwegen christianisiert zu haben. Alter: Über tausend Jahre. Auch in Schleswig-Holstein finden wir Runensteine, z.B. den Stein von Busdorf, der heute im Museum Haithabu steht.

     

    Was Sie mit Ihrer "Man-Rune" offenbar meinen, ist das sogenannte "Armanen-Futhark", welches unhistorisch ist und vom neuzeitlichen Esoteriker Guido "von List" erfunden wurde (unter teilweiser Anlehnung an historische Runen).

     

    Sie können skandinavischen Ländern nicht ernsthaft vorwerfen, in Kleidungsdesigns, Kunst usw. die mittelalterlichen Runen zu verwenden. Das ist Teil von deren Kulturgeschichte. In diesem Fall ist wirklich mal der blöde Spruch angebracht: "Die Nazis haben auch Klopapier benutzt".

     

    Es ist richtig, daß Nazis "Runen" zweckentfremdet haben, allerdings sind bspw. die bekannten "SS-Runen" ebenfalls in keinem der historischen Runenalphabete in der Form zu finden. Auch gibt es in Wirklichkeit keine "Sigrunen". Das sind Erfindungen neuzeitlicher Esoterik.

     

    Aber wollen wir den Nazis und ihren heutigen Verehrern wirklich einen guten Teil der europäischen Kulturgeschichte überlassen? Nein, natürlich nicht. Wir reißen ja auch nicht sämtliche Runensteine raus oder schmelzen Thorshämmer aus dem Museum ein.

     

    Historische Runen als solche haben nichts mit Nazis zu tun, und das norwegische Olympia-Team wohl auch nicht. Bei Runen usw. immer den Kontext beachten!

    • @kditd:

      Danke für den spannenden Kommentar.

    • @kditd:

      Danke dann muss ich das nicht schreiben. Das grenzt ja schon an Nazi Paranoia wenn man beim Norwegischen Olympiateam NS Romantik vermutet

      • @Nominoe:

        Ich denke nicht, dass der Autor dem Olympiateam NS Romantik unterstellt. Deshalb hat er auch keine Paranoia. Der Autor verweist auf eine norwegische Diskussion und problematisiert die Verwendung von bestimmten Symbolen. Er zeigt auch klar auch, warum sie problematisiert werden kann.

    • @kditd:

      Es gibt bereits eine "historische" Man-Rune. Sie unterlag historischen Veränderungen und wird häufig auch umgedreht abgebildet. Gerade in der historisch jüngeren Variante gleicht sie sehr der Algiz-Rune. Typographisch würde man sie heute sicher nur für Varianten halten, nicht für verschiedene Buchstaben.

       

      Die Tyr/Tiwaz-Rune erkennt der Autor nach meiner Auffassung auch richtig. Dies können sie im Artikel lesen.

       

      Nach ihrer Auffassung ist die Man-Rune also durchaus historisch, aber ich würde auch das Armanen-Futhark als historisch bezeichnen. Es sei denn man betrachtet das 19. Jahrhundert noch nicht als Geschichte.

       

      Kritik an der Verwendung kann durchaus berechtigt sein, da Runen grundsätzlich (auch) etwas mit Nazis zu tun haben. Blenden wir dies aus, zeugt das von Geschichtsvergessenheit. Dazu sollten Sie dem Autor nicht unterstellen er würde skandinavischen Ländern etwas vorwerfen. Er nimmt die Kritik aus Norwegen auf.

       

      Für einen ehemaligen Nordistik-Studenten erwarte ich etwas mehr historisches Bewusstsein und besseres Textverständnis.

    • @kditd:

      "Aber wollen wir den Nazis und ihren heutigen Verehrern wirklich einen guten Teil der europäischen Kulturgeschichte überlassen? Nein, natürlich nicht."

       

      Genau das ist der Punkt. Ich kratze mir auch immer den Kopf, wenn jemand Anstoß an "Suum cuique" nimmt.

       

      Vielen Dank im Übrigen für das interessante Posting.

    • @kditd:

      Es gibt bereits eine "historische" Man-Rune. Sie unterlag historischen Veränderungen und wird häufig auch umgedreht abgebildet. Gerade in der historisch jüngeren Variante gleicht sie sehr der Algiz-Rune. Typographisch würde man sie heute sicher nur für Varianten halten, nicht für verschiedene Buchstaben.

       

      Die Tyr/Tiwaz-Rune erkennt der Autor nach meiner Auffassung auch richtig. Dies können sie im Artikel lesen.

       

      Nach ihrer Auffassung ist die Man-Rune also durchaus historisch, aber ich würde auch das Armanen-Futhark als historisch bezeichnen. Es sei denn man betrachtet das 19. Jahrhundert noch nicht als Geschichte.

       

      Kritik an der Verwendung kann durchaus berechtigt sein, da Runen grundsätzlich (auch) etwas mit Nazis zu tun haben. Blenden wir dies aus, zeugt das von Geschichtsvergessenheit. Dazu sollten Sie dem Autor nicht unterstellen er würde skandinavischen Ländern etwas vorwerfen. Er nimmt die Kritik aus Norwegen auf.

       

      Für einen ehemaligen Nordistik-Studenten erwarte ich etwas mehr historisches Bewusstsein und besseres Textverständnis.

      • @Langzeitwirkung75:

        Im Vergleich zu den tatsächlich historischen Runenreihen des Frühmittelalters sind die "Armanen-Runen" nicht "historisch" i.S. von geschichtlich belegt, da sie erst in der Neuzeit erfunden wurden.

        Wenn man so argumentiert, wären iPhones auch historisch, da sie ja auch schon vor ein paar Jahren erfunden wurden.

        Und die zu den Armanen-Runen gehörende "Man" ist eben nicht mit der echten Rune "Algiz" identisch, die auch eine ganz andere Bedeutung hatte.

    • @kditd:

      vielen Dank!

    • @kditd:

      Danke für Ihren erklärenden Kommentar.

  • Btw. wie mag das bei den Norwegern ankommen, wenn "die Deutschen" erst ihre Runen (die verorte ich eher in Skandinavien als bei uns) beschmutzen und dann über ihre Pullis meckern?

  • "Dummerweise haben sie eine Nazi-Vergangenheit", die "Zeichen stehen (...) in Verbindung (...) mit Nationalsozialismus und Rassenwahn"

     

    Richtig. Vieles ist von den Nazis beschmutzt worden. Doch soll man deswegen diese alten Buchstaben nicht mehr benutzen? Das würde den Nazi-Dreck gegenüber ihrer Vorgeschichte in den Vordergrund stellen.

    Lasst uns doch lieber den Kontext sehen: SS kann auch Sommersemester heißen und auf den indischen Tempeln ist das Hakenkreuz einfach ein Sonnensymbol.

     

    Auch wenn die Nazis die Tyr-Rune (Pfeil nach oben) pervertiert haben, so kann man doch achten, was vor der Beschmutzung dahinter stand. Für mich steht sie für Aufrichtigkeit. Sportsmanship, wenn man so will. Ihre Behauptung, die "Rune steht für Kampf und Krieg, nicht für Sport" ist so nicht richtig. Wofür die Runen stehen, ist kein unumstössliches Fixum, sondern Gegenstand der Diskussion, genau wie bei der Frage: Wofür steht ein Kreuz, weiße Schnürsenkel, ein Kopftuch oder die zu einem Kreis geschlossenen Daumen und Zeigefinger. (In letzterem sehen manche ein "OK!", andere ein weibliches Geschlechtsteil.)

     

    Analog finde ich es wichtig, sich gerade als humanistischer Freigeist z.B. mit dem eigenen Staat verbunden zu fühlen - dies aus Ablehnung des Nationalstolzes heraus zu unterlassen, bedeutet auch, den anderen die Macht hierüber zu geben.

     

    Ich freue mich auf andere Meinungen hierzu!

  • Also, ich finde das alles so langsam mal ein wenig übertrieben. Runen sind älter als die Nazis. Und nur weil die Nazis etwas mißbraucht haben, kann doch das Mißbrauchte was dafür, mißbraucht worden zu sein. Dann müßte man ja auch das Kalkberg-Stadion in Bad Segeberg, Schleswig-Holstein, in dem alljährlich die Karl-May-Festspiele stattfinden, abreißen, weil das der Reichsarbeitsdienst gebaut hat.

    • @Thomas Schöffel:

      Sowieso. Ich habe gerade gelernt, dass Karl-May-Indianer aufgrund kultureller Aneignung und Verfremdung rassistisch sind. Wollte mir ernsthaft jemand genau so weismachen...

       

      Da hätten wir dann ja schon zwei Gründe, das Teil abzureißen.

       

      Und ich wette, wenn wir uns ein bisschen anstrengen, finden wir auch noch einen Grund, aus dem das Ganze sexistisch ist...

  • Die Runen würde ich mal im Kontext der Geschichte Norwegens sehen, immerhin ein damals von den Nazis besetztes Land. Vielleicht möchten die Norweger sich die Buchstaben (nichts anderes sind Runen) wieder aneignen oder vielleicht fehlt ihnen, in diesem Fall sehr zurecht, dass Bewusstsein, dass Zeugnisse ihrer Geschichte missbraucht wurden?

    • @Peter Rosenstein:

      Dazu muss allerdings auch gesagt werden, dass es neben einer Widerstandsbewegung und dem ins Exil gegangenen Königshaus auch faschistische Kollaborateure gab, wenn sie auch zahlenmäßig geringer war.

      Siehe auch u.a.: https://en.wikipedia.org/wiki/Nasjonal_Samling