Nazi-Runen auf norwegischer Kleidung: Nur ein Pullover?
Die offizielle Kleidung des norwegischen Olympia-Teams zeigt auch nordische Runen. Dummerweise haben sie eine Nazi-Vergangenheit.
Zwei Motive, etwa zehn mal zehn Zentimeter groß, zieren die Schulterpartie eines Pullovers: jenes Pullovers, den das norwegische Ski-Alpin-Team trägt, das sich derzeit intensiv auf die Olympischen Winterspiele in Südkorea vorbereitet.
Die aktuell in der norwegischen Öffentlichkeit diskutierten Motive zeigen zwei Runen – so weit, so nordisch. Doch beide Zeichen stehen nicht nur mit der urigen Wikingerkultur in Verbindung, sondern auch mit Nationalsozialismus und Rassenwahn.
Die linke Schulter der Sportler ziert die Man-Rune. Während sie mythologisch für Verbundenheit und Schutz steht, wurde sie von den Nazis als Lebensrune vereinnahmt und als Symbol für die Kraft der völkischen Bewegung interpretiert. Sie findet sich auf zahlreichen Gräbern von SS-Männern. Auch heute noch ist sie ein Emblem der neonazistischen Szene.
Noch auffallender ist der Nazibezug bei der Rune auf der – wie könnte es anders sein – rechten Schulter: Die Tyr-Rune, ein nach oben gerichteter Pfeil, war in der NS-Zeit Bestandteil von Leistungsabzeichen. Absolventen der Reichsführerschule der SA erhielten diese ebenso wie besonders eifrige Hitlerjungen. Die Rune steht für Kampf und Krieg, nicht für Sport.
Doch man muss nicht in die Vergangenheit blicken, um die Rune in unguter Verwendung zu finden: Das Nordic Resistance Movement, eine Neonazitruppe aus Norwegen und Schweden, trägt sie auf grün-weißen Fahnen bei Demonstrationen spazieren. In Deutschland war die Tyr-Rune lange Zeit im Logo der Nazi-Modemarke Thor Steinar zu finden – bis ein Gericht das Logo 2004 verbot. Für Steinar-Fans der alten Schule gilt es nun also, Anhänger der norwegischen Skimannschaft zu werden. Nur ganz billig sind die Pullover zum Glück schon mal nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken