Faschistische Symbole erkennen: Keine Wonne mit Nazisonne
Sie sitzen an einem See, Ihr Nachbar hat suspekte Tattoos. Ist das jetzt nur hässlich – oder schon Nazi? Wir helfen weiter.
HKNKRZ
Das Hakenkreuz als Symbol ist verboten, das Wort Hakenkreuz – oder, ganz der Mode folgend als Abkürzung ohne Vokale: hknkrz – aber nicht. Deswegen ist der Schriftzug – gerne in den Farben der NS-Flagge: schwarz auf weißem Hintergrund mit roten Balken oben und unten – bei trendbewussten Neonazis beliebt, sei es als Flagge, als T-Shirt oder als Tattoo.
IB-Lambda
Der griechische Buchstabe Lambda ist erst mal: ein Buchstabe. Er ist aber auch, als gelbes Zeichen auf schwarzem Grund, das Symbol der rechten und rassistischen Identitären Bewegung (IB). Die IB, die sich selbst gern als hippe Jugendbewegung darstellt, steht für modern verpackten, aber dennoch ganz alten Rassismus. Das Lambda soll in diesem Kontext wohl den Kampf der Spartaner gegen das zahlenmäßig überlegene Heer der Perser symbolisieren – und eine Parallele herstellen zur heute angeblich notwendigen Gegenwehr der Europäer*innen gegen eine vermeintliche „Islamisierung“ oder „Überfremdung.“
Zahnrad
Ein Zahnrad – erst mal harmlos, oder? Im NS war das Zahnrad mit einem Hakenkreuz in der Mitte das Symbol der größten NS-Massenorganisation, der Deutschen Arbeitsfront (DAF) – dem Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit 5,3 Millionen Mitgliedern. Mit Hakenkreuz oder auch dem Schriftzug FAP (für die 1995 verbotene Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei) ist das Symbol heute verboten. Doch auch die NPD setzt ihren Schriftzug gerne hinein, ebenso wie Freie Kameradschaften. Und weil es eben auch zig Zahnräder ohne Nazi-Bezug gibt, ist man damit fein raus.
Schwert & Hammer
Das Symbol für die angebliche Volksgemeinschaft aus Arbeitern und Soldaten war u. a. ab 1929 sogenanntes Gaufeldabzeichen der Hitlerjugend. Noch heute nutzen Neonazis es gerne, um ihre angeblich sozialistischen Positionen zu unterstreichen, so etwa das Neonazi-Netzwerk Antikapitalistisches Kollektiv.
SS Totenkopf (verboten)
Eines der wichtigsten Symbole der SS, neben der sogenannten Sig-Rune, dem gezackten stilisierten „S“. Die SS-Totenkopfverbände waren vor allem für die Bewachung der Konzentrationslager zuständig. Neonazi-Bands oder die verbotene rechte Terrororganisation Combat 18 verwenden den Totenkopf als Emblem. Das Symbol ist in Deutschland verboten – allerdings nur in der genauen Darstellung, mit geschlossenen Zähnen, den spezifischen Schädelnähten und den im Innern des Schädels gekreuzten Knochen. Leicht abgewandelte Darstellungen sind nicht strafbar – und ein unter Neonazis beliebtes Tattoo-Motiv.
Schwarze Sonne
Die Schwarze Sonne ist ein Symbol der SS und kann entweder als drei übereinander gelegte Hakenkreuze oder als Rad aus zwölf Sigrunen gedeutet werden. Die SS ließ das Symbol von KZ-Gefangenen in den Boden ihrer Kultstätte, der Wewelsburg bei Paderborn, einlassen. Da es im Gegensatz zum Hakenkreuz nicht verboten ist, nutzen Neonazis es bis heute gerne als Ersatz-Symbol.
Wolfsangel
Eigentlich ein Jagdgerät, ist die Wolfsangel auch ein Symbol in der Heraldik. Sie ist bei Rechtsextremisten und Neonazis als Symbol für Wehrhaftigkeit und Kampfeswillen beliebt. Das auch Gabor-Rune genannte Zeichen fand in der Hitlerjugend Verwendung, war das Symbol der von Heinrich Himmler 1944 gegründeten Organisation Werwolf oder auch der rechtsextremen Jungen Front in den 1970er Jahren. Auch die ukrainische rechtsextreme Partei Swoboda führt die Wolfsangel in ihrem Emblem. Die Verwendung der Wolfsangel ist nur in einem rechtsextremem Kontext verboten – nicht aber als Verbandsabzeichen der Bundeswehr und in Gemeinde- und Stadtwappen.
Lebensrune
Die Lebensrune ist ein überall in der völkischen Bewegung verwendetes Symbol für das Leben – und ersetzt zum Beispiel in Geburtsurkunden das * oder in auf dem Kopf stehender Variante als Todesrune das † in Todesanzeigen. Im Nationalsozialismus stand die Rune für den Lebensborn, einen Verein, dessen Ziel es war, die Geburt möglichst vieler „arischer“ Kinder zu fördern – auf Grundlage der nationalsozialistischen Rassenideologie. Sie war auch Symbol des Sanitätsdienstes der SA und des Deutschen Frauenwerkes. In diesen Zusammenhängen ist die Rune verboten, sonst nicht. Sie soll einen Mann mit ausgestreckten Armen darstellen und die Kraft des Volkes symbolisieren.
Triskele
Die Triskele ist ein altes, im keltischen und nordischen Kulturraum weit verbreitetes Symbol – dort aber meist mit gerundeten Armen. Die eckige Variante ähnelt einem dreiarmigen Hakenkreuz und wird unter anderem vom verbotenen Neonazi-Netzwerk Blood & Honour verwendet – nur in diesem oder anderen eindeutig rechtsextremen Kontexten ist das Symbol verboten. Die Triskele ist deswegen in eckiger wie auch in abgerundeter Form bei Neonazis beliebt. Auch der US-amerikanische Ku-Klux-Klan verwendet das Symbol.
Remigration
Remigration ist eines der Modewörter der Neuen Rechten, und ist eng verbunden mit der verschwörungstheoretischen Theorie des „großen Austausches“ (Renaud Camus) – also der behaupteten Verdrängung einer ethnisch homogenen Bevölkerung durch, zumeist muslimische, Zuwanderer. Rassisten, wie jene der Identitären Bewegung fordern mit dem so fein klingendem Begriff nichts anderes als „Ausländer raus“. In Deutschland hat sich für den Begriff noch kein Symbol etabliert, in Frankreich gibt es bereits eine eigene Bewegung unter dem umgedrehten R: das „mouvement pour la remigration“.
Leser*innenkommentare
Argonaut
Ich finde Rechts-, sowie Linksextremismus gleichermaßen abstoßend.
Ich habe mir aber auch schon lange angewöhnt Menschen nicht nur nach ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen.
Der Mensch der dahinter steht passt nicht immer zur äußeren Optik.
kditd
Runen generell bitte auch nach Kontext einschätzen, die Nazis (alte Ausgabe) haben sich zum großen Teil bei einem völkischen Fantasierunen-Alphabet ("Armanen-Runen") bedient, das sich ein gewisser Guido "von" List ausgedacht hat.
Aus diesen Spezial-Esoteriker-Runen stammen auch die Bezeichnungen "Lebens"-, "Odal"-, und "Sig-Rune". Historisch überliefert sind die nämlich nicht, vor allem die angeblichen Bedeutungen nicht.
Ich bin schon froh, daß der Thorshammer nicht auf der Liste auftaucht - sonst müßten wir Schleswig-Holstein auch nach den Wikingertagen (und nach Wacken) jedesmal entnazifizieren.
Obwohl... genau hingucken schadet nie...
philip
Kontext ist auch hier alles. Man denke nur an Sid Vicious, Lemmy, Jeff Hanneman oder den Mighty Mongrel Mob
Velofisch
Dual Use. Das gibt es bei Symbolen auch. Besonders beliebt die buddhistische Swastika. Sieht aus wie ein Hakenkreuz (manchmal gespiegelt) weil die NSdAP es dort kopiert hat. Bei anderen Symbolen ist es ähnlich. Totenköpfe gibt es auch bei St. Pauli. Das ist kein Freispruch, sondern der Apell genau hinzusehen. Gerade weil die Neonazis sich gerne andere Symbole aneignen. So steckt nicht hinter jedem Hamburger Auto ein Faschist - auch wenn manche das Nummernschild so interpretieren.
Nobodys Hero
Das Wort Remigration müsste verboten werden. Das ist menschenverachtend.
Ansgar Reb
Dieser ganze Symbolmummenschanz ist so 90er.
Nobodys Hero
Also ehrlich gesagt empfinde ich das schon irgendwie als Hetze. Man kann doch nicht einen Menschen nach seinen Tättowierungen beurteilen. Damit machen wir doch genau das was wir immer bemängeln. Solche Artikel sind für den Frieden nicht hilfreich. Ich weiß wovon ich spreche. Denn es gab mal eine Zeit in der ich wegen solchen Symbolen ohne zu fragen zugeschlagen hätte. Denkt nach...
88181 (Profil gelöscht)
Gast
Also wenn sich jemand explizite Nazisymbole in die Haut stechen lässt, was ja mehrere Zacken schärfer ist, als entsprechende T-Shirts zu tragen, zeigt er damit, dass er ein Nazi und Menschenfeind ist.
Wie sollte ich jemanden der ein Hakenkreuz-Tattoo trägt, nicht danach beurteilen?
Mit solchen Leuten kann es doch keinen Frieden geben. Wie sollte der auch aussehen. Das wäre allenfalls ein fauler Frieden.
Nobodys Hero
@88181 (Profil gelöscht) Du weißt doch nie wie es war wer er oder sie ist und was sie durchmachte. Es kann unter Zwang oder Gruppenzwang passiert sein. Jemand kann ihn oder sie veräppelt haben. Es gibt. Und dann kann es auch immernoch sein dass jemand auch zu eimem besseren Menschen wird. Ich jedenfalls würde immer erst mal vom besten ausgehen. Was ich gut fände wäre erstmal mit denjenigen reden. Schauen was ist es für ein Mensch. Wieviel sagt die Tätowierung wirklich über ihn aus. All das kommt mir im Artikel zu kurz. Für mich hätte es in jungen Jahren einfach eine Anleitung zur Gewalt geliefert und das kritisiere ich.
Haris M
Die lebensrune unter Generalverdacht zu stellen ist schon lächerlich , denn viele naturheilkundigen nutzen sie auch und haben sie in ihren Praxen hängen
Frank Stippel
Es fehlt die Odal-Rune. Sehr beliebt bei jüngeren Rechtsradikalen.
88181 (Profil gelöscht)
Gast
Na gut, alle Symbole kannte ich nicht. Aber was, wenn ich einen Nazi mit einem Nazitattoo sehe? "Hey Nazi, zieh gefälligst ein T-Shirt an"?
schuhwerfer
@88181 (Profil gelöscht) "Haut ab!" könnte man fordern ;-)
88181 (Profil gelöscht)
Gast
Also nach meinen NaziBadeseeErfahrungen treten diese Leute in Gruppen auf.
Und dann sind diese Gruppen in der Regel größer als die eigene Gruppe und strömen testosterongeschwängerte Gewaltbereitschaft aus.
Von den anderen Badegästen ist auch nicht viel zu erwarten. Alle schauen angestrengt irgendwohin, nur nicht zu den Nazis.
Solange der Antifa-Kampfschwimmerverband nicht aufkreuzt, hat man schlechte Karten.
Neinjetztnicht
@88181 (Profil gelöscht) Soweit mir bekannt, haben viele örtliche Antifa-Gruppierungen für sowas eine Nummer an die mensch sich wenden kann. Bekommt man häufiger in Infoläden.... ;)
Adele Walter
Surf Nazis Must Die!
https://de.wikipedia.org/wiki/Surf_Nazis_Must_Die
88181 (Profil gelöscht)
Gast
Man mag es kaum glauben, hier ist er in voller Länge:
https://www.youtube.com/watch?v=qRk9yRdzgyc
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@Adele Walter Hoffen wir mal, dass die Samurai-Surfer bald kommen.
schuhwerfer
Stimmt schon, Badenazis sind unangenehm!
Es ging mir auch mehr ums Wortspiel...
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@schuhwerfer Oh das habe ich jetzt erst kapiert, man sollte zum Mittagessen keinen Schweinebraten essen....
el_duderino
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Die Moderation
88181 (Profil gelöscht)
Gast
"Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut"
Karl Valentin