Zweite Corona-Ambulanz in Bremen: Einfach mal Abstand halten
Im Klinikum Bremen-Ost öffnet die zweite Corona-Ambulanz. Nun können sich Verdachtsfälle an zwei Orten testen lassen – 60 bis 80 pro Tag.
Am Klinikum Bremen-Ost, wo sich nun, zur Entlastung der ersten Ambulanz am Krankenhaus Mitte, Verdachtsfälle testen lassen können, tummeln sich rund 30 Personen in der Mittagssonne: Pressevertreter:innen, Personal – und Patient:innen.
Vor dem Eintreffen der Senatsmitglieder bekommen bereits ein paar Personen Handdesinfektion und Mundschutz von einem gänzlich in Schutzkleidung gehüllten Mitarbeiter verpasst. Sie wirken selbst verdutzt, dass so ein Rummel ist an dem Ort, den sie aufgesucht haben, weil sie Sorge vor einer Infektion haben.
„Wir winken mal“, sagt Bovenschulte dann beim Ankommen, „immer schön Abstand halten“, mahnt Bernhard. Dann stürzen sich Menschen mit Video- und Fotokameras auf sie – um hautnah dabei zu sein. Während des Gesprächs der beiden mit Angestellten und Gästen spazieren noch eine Handvoll Verdachtsfälle in das Zelt, das vom Technischen Hilfswerk zuvor als Warteraum für die Ambulanz aufgebaut worden war.
Der Bürgermeister und die Senatorin bedanken sich beim Team des Klinikums für den schnellen Aufbau der Ambulanz. Nur „Hand in Hand“ könne so eine Krise bewältigt werden, so Bovenschulte. Die Redewendung wirkt etwas deplatziert. Die Versammlung vor Ort hält der Bürgermeister aber für richtig: „Gerade in so einer Situation ist Kommunikation wichtig und der beste Weg, Transparenz zu schaffen.“ Man wolle sich vor Ort die Lage anschauen und bei Kolleg:innen bedanken.
Diese erklären ihm und Bernhard dann, wie die Ambulanz künftig organisiert sein wird. Dann begehen sie gemeinsam mit den Senatsvertreter:innen das kleine Haus 51 des Klinikum Ost.
Vor einer Woche wurde am Klinikum Mitte bereits die erste Corona-Ambulanz eingerichtet. Aber testen lassen kann sich nicht jede:r einfach so: Zunächst muss ein telefonisches Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt geführt werden, der dann eine Überweisung an die Ambulanz faxt. Wer einen Überweisungsschein hat, macht dann – ebenfalls telefonisch – einen Termin aus. Auf ihrer Webseite bittet die Senatorin zudem, die Stellen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufzusuchen.
„Über weitere Angebote wie Drive-ins denken wir nach“, sagt Bernhard. Die beiden Ambulanzen haben eine Kapazität von 70 bis 80 Personen pro Tag, so die Senatorin. Ein Ausbau und die baldige Schaffung weiterer Anlaufstellen sei natürlich geplant. Momentan warte man auf neue Zahlen, sagt Bernhard – am Sonntag lag die Zahl der Infizierten bei 56 −, die Labore seien noch mit den Proben der letzten Woche beschäftigt. „Auch die Laborkapazitäten müssen wir in den nächsten Tagen ausbauen.“
Die Personalausstattung der Ambulanzen sei vorerst gesichert, so Bernhard weiter. Vorrangig sei das Geno-Personal vor Ort, unterstützt durch Ärzte, die die Kassenärztliche Vereinigung rekrutiert habe. Auch die materielle Ausstattung sei vorerst sicher: „Das Gesundheitsministerium hat den Nachschub von Schutzkleidung in Aussicht gestellt“, sagt sie bei der anschließenden Pressekonferenz im elf Kilometer entfernten Rathaus.
Hier geht es etwas luftiger zu: Die Stühle im großen Festsaal stehen deutlich weiter auseinander als sonst. Zu Beginn wird auf die inzwischen üblichen Hygiene-Maßnahmen hingewiesen. Dann stellt Bovenschulte die Maßnahmen vor, die kurz zuvor zwischen Ministerpräsident:innen der Länder und der Bundeskanzlerin beschlossen wurden.
Heute werden diese Leitlinien in landesrechtliche Verfügungen umgewandelt, erklärt Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Ab Mittwoch, null Uhr, sollen sie gelten. Ab dann werden nur noch Supermärkte, Apotheken und andere versorgende Einzelhandelsläden öffnen. Bars, Clubs, Glaubenshäuser, Vereine und Kulturstätten bleiben dagegen dicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen