Zustand des Waldes: Nur die Energiewende kann helfen
Dem Wald geht es immer schlechter – mehr Laubwälder bringen nichts mehr. Der einzige Ausweg ist die Bekämpfung der Klimakrise.
O b das Waldsterben heute schlimmer ist als das der 80er? Kann man nicht einfach Laubmischwälder anpflanzen und die Fichtenmonokulturen ersetzen? Bekommen wir hier jetzt auch so einen schönen mediterranen Wald mit Zedern und Pinien? Das sind so Fragen, die dem Waldzustandsbericht begegnen. Denn zwar ist dem Publikum der Fakt, dass in einigen Regionen der Wald vertrocknet, inzwischen bekannt. Doch ist der Vorgang so monströs, dass es sich keinen rechten Reim darauf machen kann.
Der Wald stirbt? Diesmal echt? Wirklich? Nun kann ein Sterben nicht schlimmer sein als ein anderes. Tot ist tot. Aber die Ursachen für die Erkrankung waren vor 50 Jahren weniger komplex. Nachdem die Regierung die Industrie dazu verdonnert hatte, die Giftwolken aus ihren Schornsteinen zu filtern, gesundete der Wald. Die Gegenwehr der Unternehmen und ihrer Verbände war übrigens heftig. Zu ihrem Glück – auch sie braucht eine gesunde Umwelt – war die Industrie einmal mehr gezwungen worden.
Laubmischwälder anpflanzen? Klingt gut, ist aber schwierig. Förster:innen berichten, wie ihnen Neuanpflanzungen lichtungsweise vertrocknen. Setzlinge von Waldbäumen brauchen die Bedingungen eines gesunden Waldes, um gut zu gedeihen. Auf sonnengleißenden, kahlen Hängen gefällt es ihnen nicht, da wachsen nur Brombeeren richtig gern.
Pinienwälder in Deutschland? Keine Option
Welche Baumarten das künftige, womöglich winterkalte, frühjahrstrockene und sommerheiße Klima in Teilen Mitteleuropas aushalten, weiß noch niemand. Allerdings beantwortet das die Frage nach den stimmungsvollen Mittelmeerwäldern, die sich mancher hier erhofft: Die überleben den mitteleuropäischen Winter nicht, der ja immer noch streng werden kann. Und so ist die einzige Antwort, die man auf das Sterben von Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen geben kann: Mehr Windräder bauen, Gasheizungen rausschmeißen, Verbrenner verbieten; also möglichst schnell die Energiewende vollenden und die Wärme- und Verkehrswende einleiten.
Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für den Wald. Wenn wir ihn nicht stoppen, werden wir in einigen Regionen den Wald verlieren (was, verglichen mit den Folgen, die etwa die Bewohner Südasiens oder Ostafrikas ertragen müssen, sogar noch wenig dramatisch ist). Doch für Deutschland ist auch der Waldverlust fatal, weil ein gesunder Wald Variable in allen Berechnungen für eine klimaneutrale Zukunft ist: Als verlässliche Senke für CO2, als Speicher der Artenvielfalt, als Lieferant nachhaltiger Bau- und Chemierohstoffe. Wenn wir unsere CO2-Emissionen nicht senken – dann bleiben für die Zukunft des Waldes alle Fragen offen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin