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Zustand des WaldesNur die Energiewende kann helfen

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Dem Wald geht es immer schlechter – mehr Laubwälder bringen nichts mehr. Der einzige Ausweg ist die Bekämpfung der Klimakrise.

Der Wald braucht einen radikalen Wandel Foto: Werner Dieterich/Westend61/imago

O b das Waldsterben heute schlimmer ist als das der 80er? Kann man nicht einfach Laubmischwälder anpflanzen und die Fichtenmonokulturen ersetzen? Bekommen wir hier jetzt auch so einen schönen mediterranen Wald mit Zedern und Pinien? Das sind so Fragen, die dem Waldzustandsbericht begegnen. Denn zwar ist dem Publikum der Fakt, dass in einigen Re­gio­nen der Wald vertrocknet, inzwischen bekannt. Doch ist der Vorgang so monströs, dass es sich keinen rechten Reim darauf machen kann.

Der Wald stirbt? Diesmal echt? Wirklich? Nun kann ein Sterben nicht schlimmer sein als ein anderes. Tot ist tot. Aber die Ursachen für die Erkrankung waren vor 50 Jahren weniger komplex. Nachdem die Regierung die Industrie dazu verdonnert hatte, die Giftwolken aus ihren Schornsteinen zu filtern, gesundete der Wald. Die Gegenwehr der Unternehmen und ihrer Verbände war übrigens heftig. Zu ihrem Glück – auch sie braucht eine gesunde Umwelt – war die Industrie einmal mehr gezwungen worden.

Laubmischwälder anpflanzen? Klingt gut, ist aber schwierig. Förs­te­r:in­nen berichten, wie ihnen Neuanpflanzungen lichtungsweise vertrocknen. Setzlinge von Waldbäumen brauchen die Bedingungen eines gesunden Waldes, um gut zu gedeihen. Auf sonnengleißenden, kahlen Hängen gefällt es ihnen nicht, da wachsen nur Brombeeren richtig gern.

Pinienwälder in Deutschland? Keine Option

Welche Baumarten das künftige, womöglich winterkalte, frühjahrstrockene und sommerheiße Klima in Teilen Mitteleuropas aushalten, weiß noch niemand. Allerdings beantwortet das die Frage nach den stimmungsvollen Mittelmeerwäldern, die sich mancher hier erhofft: Die überleben den mitteleuropäischen Winter nicht, der ja immer noch streng werden kann. Und so ist die einzige Antwort, die man auf das Sterben von Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen geben kann: Mehr Windräder bauen, Gasheizungen rausschmeißen, Verbrenner verbieten; also möglichst schnell die Energiewende vollenden und die Wärme- und Verkehrswende einleiten.

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für den Wald. Wenn wir ihn nicht stoppen, werden wir in einigen Regionen den Wald verlieren (was, verglichen mit den Folgen, die etwa die Bewohner Südasiens oder Ostafrikas ertragen müssen, sogar noch wenig dramatisch ist). Doch für Deutschland ist auch der Waldverlust fatal, weil ein gesunder Wald Variable in allen Berechnungen für eine klimaneutrale Zukunft ist: Als verlässliche Senke für CO2, als Speicher der Artenvielfalt, als Lieferant nachhaltiger Bau- und Chemierohstoffe. Wenn wir unsere CO2-Emissionen nicht senken – dann bleiben für die Zukunft des Waldes alle Fragen offen.

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Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.
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39 Kommentare

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  • Die Anpflanzung von Wäldern ist immer regional sehr unterschiedlich. Besteht mehr sandiger Boden oder anderer Boden. Nicht zu vergessen ist, dass etwa die Hälfte des Deutschen Waldes in Privatbesitz ist und die andere Hälfte in öffentlicher Hand.



    Gerade die privaten denken oftmals 200 Jahre voraus, da muss man sich keine Gedanken machen.



    Aber auch bei staatlichen Wäldern wird sehr viel getestet und probiert welche Baumarten wo am besten gedeihen.



    Ich persönlich mache mir um den Deutschen Wald keine Gedanken. In Hessen z.B., ist mittlerweile 47% der Fläche bewaldet.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Förs­te­r:in­nen berichten, wie ihnen Neuanpflanzungen lichtungsweise vertrocknen. Setzlinge von Waldbäumen brauchen die Bedingungen eines gesunden Waldes, um gut zu gedeihen. Auf sonnengleißenden, kahlen Hängen gefällt es ihnen nicht."

    Da sollte doch bitte etwas näher hingeschaut werden, auf welchen Standorten dies so ist. Abgeräumte Flächen. wie sie beispielsweise hier zu sehen sind -> "Studie: Der Wald in Deutschland auf dem Weg in die Heißzeit" www.greenpeace.de/...land-weg-heisszeit, sind leider häufige Realität.

    Von einer tatsächlich umfänglichen Neuorientierung der Forstpraxis durch eine jüngere Förstergeneration ist draußen im Forst leider (wie lange noch?) viel wenig zu bemerken.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Die sehr wichtige Rolle des Waldes für die Wasserversorgung sollte in den Vordergrund gestellt werden. Wälder brauchen nicht nur Wasser bzw. Niederschläge. Sie fördern auch selbst die Wasserverfügbarkeit und Niederschläge. Ausgedünnte Wälder haben weniger diesbezügliche Wirkungen.

  • Selbst wenn man in zwei Wochen die komplette Energiewende durchziehen könnte, würde man erst mal den Status quo konservieren. Das ist also keineswegs die Lösung aller Probleme, da gehören auch adaptive Maßnahmen zwingend dazu, um noch irgendetwas zu retten.



    Und wie schon von @Niko erwähnt, werden Waldgebiete zusätzlich noch durch den Bau von Windkraftanlagen mitten in den Bestand geschädigt.



    Die einzige Rettung in dieser Situation ist eine grundsätzliche Änderung der Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschheit, was augenscheinlich nicht passiert und auch nicht passieren wird.

  • Würde wahrscheinlich schon helfen wenn man mal ein paar Fachleute ranließe. Aber Menschen wie Peter Wohlleben rennen ja immer noch vergeblich gegen die Forstlobby an.

    • @Jalella:

      Wer Wohlleben für einen Fachmann, gar Wissenschaftler hält, der den Wald retten wird glaubt wohl auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten..



      Es gibt ECHTE Forstwissenschaftler, und das sind keine Lobbyisten, Märchenerzähler oder Bücherverkäufer.. nur hört man sie kaum

    • @Jalella:

      Den Förster Peter Wohlleben wollte ich auch erwähnen, aber Sie waren da schneller. Wenn man bedenkt, dass der Klimawandel sich gerade darauf vorbereitet allen Menschen den Hals umzudrehen, wäre es vielleicht gar nicht mal so verkehrt endlich auf echte Fachleute zu hören. Aber man hört ja lieber auf diejenigen "Förster", die nichts anderes als Betriebswirte sind und den Wald - der ja gar kein richtiger Wald mehr ist, sondern nur noch "Wald"-Plantagen - nur als Holzlieferant ansehen. So ist das nun einmal in einer Welt, die von Betriebswirten regiert wird. Da wird alles nur noch in Geld umgerechnet. Moral, Ethik aber auch Umwelt- und Klimaschutz haben nun einmal kein Preisschild. Der Wald sollte ohnehin mal weniger angetastet werden, denn Bäume sind die einzigen "CO2-Staubsauger" die wirklich funktionieren, aber das begreifen unsere "Volksvertreter" ja nicht.

    • @Jalella:

      ...der Klimawandel wirds schon richten...



      Ansonsten bin ich vollkommen bei Ihnen, Peter Wohllebens Lehren in seinen Büchern über die Entstehung und Entwicklung des Waldes, ohne Eingriff von Menschenhand , scheint mir sehr wertvoll - und ein Blick hinein - den verantwortlichen Volksvertretern, wärmstens empfohlen.

  • Frau Holdinghausen, ich bitte Sie was ist das für eine absolutistische, verquere sichtweise die Sie hier vertreten.



    Nur mehr Windräder könne unseren Wald retten, meinen sie das wirklich ernst?



    Beim zukünftig forcierten Ausbau, wo werden die WKAvornehmlich gebaut? Die neuen WKA Anlagen werden, wenn es nach dem aktuellen Willen der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger geht vornehmlich in bisher halbwegs intakten Waldgebieten gebaut. Egal in welches Bundesland man schaut scheinen die landeseigenen Forstbetriebe nur noch € zeichen in den Augen zu sehen wenn sie an WKA denken - wirtschaftlich kurzfristig verständlich, statt den schwerlichen Weg zu gehen Geld mit ökologischer Waldbewirtschaftung zu verdienen werden Flächen verpachtet um diese dauerhaft für die industrielle Energieerzeugung mittels WKA bereit zu stellen. Der ökologische Haken an der Geschichte ist,das mit jedem WKA erst mal von heute auf morgen eine ganz reale Waldflächge verloren geht und die neuen Wald-WKA samt dazugehörigen ausgebauten Forststraßen als weiterer Stressfaktor auf die angrenzenden Waldgebiete wirken.



    Die landesbetriebe Forst entwickeln sich mit ihrer neuen Cashcow "verpachtung von WKA Standorten" kontinuirlich weiter zum feind des Waldes. Für den konkreten Wald vor Ort ist dies das weit aus größere Problem, da unmittelbar wirkend, als potentielle Klimaveränderungen in der Zukunft.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @niko:

      Windräder und zugehörige Infrastruktur reißen die Geschlossenheit der Waldbestände auf. Wald in der kommenden Trockenheißzeit* braucht das Gegenteil.







      *>>Der Wald in Deutschland auf dem Weg in die Heißzeit

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @31841 (Profil gelöscht):

        Link zu



        "Der Wald in Deutschland auf dem Weg in die Heißzeit"



        www.greenpeace.de/...land-weg-heisszeit

      • @31841 (Profil gelöscht):

        "*>>Der Wald in Deutschland auf dem Weg in die Heißzeit"



        Falls du hiermit auf die passende Publikation von Herrn Ibisch, der fh Eberswalde und Greenpeace hinweisen möchtest ist das sehr treffend. Die Arbeit von Pierre Ibisch ist nicht hoch genug einzuschätzen, trägt er doch viele gute Argumente in die Öffentlichkeit, die nach gehör schreien. Ich hatte allerdings vor 20 Jahren im Forststudium geglaubt, das viele seiner Ansichten bereits längst zum allgemeinen Sachverstand der Waldbaulichen Entscheidungsträger in den Forstverwaltungen zählten. Schaut man heute in die Wälder und auf die aktuelle Wald und Klima Politik wird man eines besseren belehrt, ich war verblendet. Das Pendel der Nachhaltigkeit Scheint sich komplett zu Gunsten des ökonomischen entschieden zu haben, ökologische und soziale Aspekte werden zwar wissenschaftlich erkannt, aber im wirtschaftlichen handeln weitgehend ignoriert. Schade um den Wald!



        www.greenpeace.de/...eisszeit_final.pdf

  • Schön geschrieben.



    Und die fünf meist kommentierten Artikel haben alle was mit Klima zu tun.



    Aber.



    Im Osten vorgezogener Kohleausstieg -nein.



    40 Mio Verbrenner stilllegen -niemals.



    Und natürlich können wir den Deutschen Wald noch nicht mal selber retten.



    Umarmt die Bäume und badet im Wald, solange es noch geht.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @fly:

      "badet im Wald, solange es noch geht." -



      "Die Ente bleibt draußen."



      taz.de/#!tom=2023-03-16



      ("/" slash am Ende der URL evtl. entfernen)

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Die Ente gehört an ... ähm in den Herd!

  • Es wird keine Energiewende geben, damit müssen wir uns abfinden. Die Parteienlandschaft gibt das nicht her. Wenn man sich die momentane Koalition anschaut, opponiert die FDP offen gegen alle grünen Vorschläge. Die SPD hält sich merkwürdig raus. Die Parteienlandschaft ist so wie sie ist, weil die Wähler es nicht anders wollen! Wer die letzte Sendung „Hart aber fair „ gesehen hat, versteht sofort, wohin es die FDP eigentlich zieht. Die Strauß Tochter (wie ein pubertierendes Mädchen, daß sich köstlich darüber amüsiert, wie sich die neue Regierung abmüht, das Chaos zu bereinigen, daß sie hinterlassen haben) hat sich mit dem FDP Vertreten die Bälle zugeworfen, der sich mit jedem Wort von der Vertreterin der Grünen abgegrenzt hat. Diese Koalition wird keinen spürbaren Klimaschutz zustande bringen! Das brächte es eine Regierung ohne FDP und nicht noch stärkere Grüne . Aber das werden die Wähler (noch) nicht wollen. Alles so belassen, wie es ist, mit vielleicht kleinen Veränderungen, die aber nichts kosten dürfen und niemandem weh tun sollen. Die Quadratur des Kreise also.

    • @Ore:

      auch so ein Beispiel, gestern bei Lanz: Anton Hofereiter müht sich das neue Gesetz über neue Heizungsanlagen zu erklären die Quadratur des Kreises zu beschreiben und zeigt dabei ganz offen und deutlich die Schwachpunkte auf, nämlich, dass es kostet und finanziell Schwache unterstützt werden müssen und was kommt von der Wirtschaftswissenschaftlerin (sekundiert von Lanz)? Der Markt soll`s regeln, das andere ist ja böse Ordnungspolitik. man müsse nur den CO2 Preis hochsetzen und schon verschwindet, wie von Zauberhand das böse CO2 ohne das niemand auch nur einen Cent mehr bezahlen muß..... natürlich ohne feste Aussage wie hoch der Preis sein soll, weil das regelt ja der Markt, wie der daraus resultierende Preisschock sozial abgefedert werden soll: brauchts nicht, das regelt der Markt. Ein Gott könnte nicht allwissender sein, als dieses Hirngespinst von Markt. Ein modernes Ammenmärchen, ein Schlaraffenland und DAS Totschlagargument gegen jede Veränderung und das Argument fürs Nichtstun. FDP halt.

  • Ein Mittelmeer-Wald ist nun wieder das andere Extrem (und so schön ist der gar nicht, eher trocken und öde mit stachligem Unterwuchs z.B. aus Mäusedorn). Geht man von einer sich selbst überlassenen Natur aus, wäre die Antwort der Vegetation auf die Klimaänderung eine Verschiebung der Pflanzengesellschaften nach Norden.



    Darauf zu warten, kann dauern und wie das Ergebnis aussieht völlig unklar, aber es gibt Kandidaten, die mit den neuen Bedingungen zurechtkommen, sogar ganz in der Nähe. Auf dem Balkan gibt es heiße trockene Sommer und bitterkalte Winter, eine ganze Reihe von Baumarten kommen dort gut zurecht (diverse Eichenarten, z.B. Zerreiche, Ungarische Eiche, Mazedonische Eiche, eine ganze Reihe von Fichten und Tannen, Ahorne und Hain- und Hopfenbuche) geht man noch weiter nach Süden klimatisch aber ähnliche Regionen kommen noch viel mehr Arten in Frage (aus dem Stehgreif aus dem Libanon: die Libanon-Eiche, Zedern, aus dem Atlasgebirge: diverse Eichen Kiefern und Zedern) , aus Amerika kommen auch sehr viele geeignete Arten.



    Aber klar das ist nur die Notlösung, es geht ja nicht darum, die heimischen Arten zu verdrängen, aber eine Auswahl zur Beimischung und Ergänzung treffen.



    Möglichkeiten gibt es aber. Die Vorstellung der Wald würde bei uns verschwinden ist übrigens Quatsch, er würde sich verändern, mit anderen Arten, vielleicht auch mit den selben Arten, dafür aber mickriger und nicht mehr üppig, mit mehr Schadereignissen, aber auch das ist Natur (die Ursachen dafür sind natürlich nicht natürlich) und eine ganze Reihe von Lebewesen leben von Schadereignissen. Das worum es hier geht ist der Wirtschaftswald, der wird sich definitiv verändern müssen, wenn unser Holz nicht komplett aus geplünderten Naturwälder in Sibirien, Rumänien oder sonstewo kommen soll.



    Auf die Energiewende zu hoffen, ist für den Wirtschaftswald definitiv zu spät. Das erlebt erst unsere Enkelgeneration, frühestens.

    • @nutzer:

      P.S. Elsbeere und Speierling sind zwei heimische Baumarten, die für ein trockeneres und wärmeres Klima geeignet sind. Jetzt fristen sie ein Schattendasein, können aber bei Förderung gutes Holz liefern. Das sie insektenbestäubt sind, ist ein zusätzliches Plus.

      • @nutzer:

        Ich würde, was die Evolution des Waldbaues unter neuen, rasend sich ändernden klimatischen Bedingungen und damit verbunden die Änderungen der Zusammensetzung der Atmosphäre und der Bodenverhältnisse, Ihren Optimismus gerne etwas dämpfen.



        Es werden eifrig jede Menge Voraussagen über Nutzen neuer oder bisher eher vernachlässigter und "wiederentdeckter" Baumarten gemacht, ohne in der riesigen ökologischen Gleichung mit einigen bekannten, aber vielmehr doch meist eher unbekannten, die wichtigsten zukünftigen Parameter mitsamt ihren Wechselwirkungen zu kennen.



        Diese Unkenntnis ist natürlich erst mal nicht den Forstwissenschaftlern anzulasten. Einen derart raschen großräumigen Wandel der Lebensbedingungen, haben Menschen in ihrer ganzen Geschichte so noch nicht erlebt, wobei Veränderungen in mittelgroßen Maßstäben durch anthropogene Einflüsse unterdessen vielleicht trotzdem (sehr) bedingt als Modelle herhalten könnten, z.B. die Entwaldung des Mittelmeerraumes oder der britischen Inseln, Veränderungen an Euphrat und Tigris im Zuge der Entwicklung der Hochkulturen dort usw. Dort sprechen wir allerdings jeweils von Prozessen im Laufe von Jahrhunderten, während wir heute offensichtlich im Maßstab von wenigen Jahrzehnten denken müssen, wenn man denn überhaupt noch sinnvoll reagieren will.



        Dass das Nichtwissen aber kaum eingestanden wird, macht ratlos.



        Ich denke, Sie wissen, dass wir jede Menge verlässlicher Daten bräuchten, um ökologische Voraussagen zu treffen. Und vor allem Langzeit-Beobachtungen.



        Wer etwa mit Gräsern arbeitet, tut sich da naturgemäß etwas leichter, natürlich auch im Experiment. Die langen Sukzessionszeiträume bei Bäumen und Waldgesellschaften, die beobachtet werden müssten, um handfeste Voraussagen auch in der Waldwirtschaft zu machen, könnten Ökologen mit gesundem Menschenverstand hingegen resignieren lassen. Oder aus der Not heraus halt trotzdem alles Mögliche behaupten. Die Beweise kommen ja erst übermorgen oder bleiben gegebenenfalls halt aus.

        • 3G
          31841 (Profil gelöscht)
          @Wolf Haberer:

          "Dass das Nichtwissen aber kaum eingestanden wird, macht ratlos."



          Nicht wissen können gepaart mit nicht wissen wollen führte zum aktuellen Zustand. Da fallen Eingeständnisse schwer, gerade wenn man* im Streit um den richtigen Weg aus der Not kompetent erscheinen will und muss, damit man* mitreden und mitentscheiden kann.

          Dazu kommt das "shifting baseline syndrom"



          Eine kurze Erklärung hier:



          >>Vom Phänomen „Shifting Baseline Syndrom“ sind auch Forscher betroffen.

          • @31841 (Profil gelöscht):

            @Wolf Haberer beschäftigt sich eigentlich jemand von Ihnen beiden mit der Materie? Oder ist das nur grundlegender Pessimismus, gar Misanthropie, die da spricht? Ich höre die gesamt Bandbreite von , nun ja ich muß es leider so sagen Verschwörungsdenken. Personifizierung der Forst, als wäre es eine homogene Gruppe mit einer geheimen Agenda, der Vorwurf der Vertuschung, der Uneinsichtigkeit etc.



            Die Forst ist keine Gruppe, es gibt teilweise fundamentale unterschiedliche Betrachtungsweisen des Waldumbaus und in fast allen anderen Themen genauso.



            Lesen Sie einmal in dem Link, den ich unten gepostet habe. Quintessenz: die Forstwissenschaft weiß nicht, wie es genau kommt, deshalb ist das Motto breite Streuung, viele genetische Herkünfte, um die Risiken zu minimieren und zu dämpfen, vieles Asuprobieren, vieles wird sich als nicht geeignet herausstellen, einiges aber schon. So läuft wiss. Lernen, das Wissen sammeln.



            Totalargumentationen, die Menschheit ist schlecht, die Forst nur am Kommerz interessiert, helfen nicht weiter, fühlen sich bestimmt aber gut an (Stichwort einfache Antworten) aber mal angenommen dies stümme sogar, was dann, was ist dann Ihr Vorschlag? Einfach nur alles doof zu finden ist die einfachste Haltung, aber keine Lösung.

            • @nutzer:

              Skeptizismus und Pessimismus haben mit Verschwörungsdenken erst mal nichts zu tun.



              Aus der Forstwissenschaft kommen, wie aus anderen Life Sciences, die ökologische Forschung im weitesten Sinne sind, ein bunter Strauß von Hypothesen und Vorraussagen und schließlich Handlungsempfehlungen. Das ist ja nicht das Problem. Das Problem sind die langen Zeiträume die nötig sind, um Evidenzen zu sammeln.



              Falsche Voraussagen und Annahmen sind das, womit man grundsätzlich in der ökologischen Forschung regelmäßig rechnen muss oder jedenfalls sollte. Hypothesen, die einigermaßen gut unterstützt werden, sind die Ausnahme. Das Beispiel Rotbuche haben Sie selbst irgendwo erwähnt. Sie stirbt, anders als zunächst vorausgesagt, teilweise sogar bestandesweit und kommt nicht mehr zurecht. Gehen Sie in den Kaisestuhl im Breisgau und Sie sehen es. Wer an einem windstillen Sommertag lebende Bäume ganz unvermutet kollabieren sieht und hört, kann davon nicht unbeeindruckt bleiben.



              Die großen Sturmereignisse der letzten Dekaden waren ja zunächst ein Segen, denn mit ihnen kam weithin der Umschwung zu sogenannter naturnäherer Waldbewirtschaftung. Um naturnäher zu wirtschaften muss man allerdings eine gute Vorstellung davon haben, was denn die standörtlich natürlichen Waldgesellschaften wären. Trauen Sie sich, das für bestimmte Flächen in fünfzig, hundert oder zweihundert Jahren vorauszusagen? Die klimatische Entwicklung rennt doch offenbar allem davon.

              • @Wolf Haberer:

                eben, deshalb ist die momentane Antwort, auf diese unsicheren Prognosen Diversifizierung. Mischung von Baumarten und breite Streuung der Genotypen innerhalb der selben Art. Nach dem Motto mit der Schrotflinte trifft wenigstens ein Korn...



                Ich sehe aber Ihren Punkt nicht, Sie kritisieren Ansatzpunkte für Lösungen, weil nicht im Vorraus schon bewiesen sind und erklären die Zukunft für absolut unverhersehbar... und nun? Das ist eine bequeme Position, weil man damit meistens recht hat, einfach weil keine eigener Standpunkt enthalten ist, nur die allgemein und pauschal immer und auf alles zutreffenden Kritikpunkte, "Wir wissen nicht, ob das funktioniert" und "Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen". Egal welche Entwicklung eintrifft, diese Argumente sind einfach nie zu widerlegen... sind aber eben nur Scheinargumente.



                Es geht in dieser Diskussion um die Forst, also um die Waldwirtschaft. Die muß Wahrscheinlichkeiten abwägen und Risiken eingehen, um weiterhin Wirtschaftsholz zu produzieren. Das brauchen wir nämlich alle, von Sperrmüllholz kann dieses Land nämlich nicht leben. Die Natur, der Wald an sich, braucht das natürlich nicht, da setzt sich durch was zufällig vorhanden ist und nicht eingeht und wächst. Gerade die sterbenden Wälder im Harz sind eine riesen Chance für die Natur, viele Lebewesen sind genau darauf spezialisiert, vor allem Insekten. Auch die Birkhühner profitieren, von den Offenflächen, der Strukturvielfalt etc... nur der Mensch mag, dergleichen nicht, es ist nicht ordentlich, es nicht wie ein Wald sein sollte... etc. Katastrophenflächen bieten auf Jahrzehnte Lebensraum für viele Arten. Der Dauerwald, dass was gemeinhin als Natur angesehen wird, dagegen viel weniger Arten.



                Es geht also nur um den Wirtschaftswald, die Natur braucht das alles nicht. Aber wir brauchen den Wirtschaftswald, sonst wird anderswo nämlich noch intakter Urwald vernichtet, weil mit Sperrmüllholz allein können wir uns nicht versorgen....

            • 3G
              31841 (Profil gelöscht)
              @nutzer:

              Den Daten von Landesforsten über den Waldumbau ist nicht grundsätzlich zu trauen.



              So wird z.B. für die öffentliche Darstellung des Baumartenanteils beim Waldumbau die Anzahl von Setzlingen verschiedener Baumarten genannt, in etwa 1/3 Nadelbäume, 2/3 Laubbäume. Damit wird den Unkundigen suggeriert, (ob beabsichtigt, sei dahin gestellt), dass dies der Verteilung auf den damit bepflanzten Flächen entspräche. Da die Anzahl von Laubbaumsetzlingen pro Fläche meist größer ist als bei Nadelbäumen, erscheint die Laubwaldfläche größer als sie tatsächlich ist. Das kann in Revieren dazu führen, dass sich das in den Planungen vorgegebene und in der Praxis angeblich erreichte Verhältnis der Holzbodenflächenanteile von 1 zu 2 Nadel- zu Laubholz nahezu umkehrt. Das bedeutet in etwa 2/3 Nadel- und 1/3 Laubholz auf der Fläche.

              • @31841 (Profil gelöscht):

                quelle?

      • @nutzer:

        viel zu lesen:

        www.waldwissen.net...wirtschaft/waldbau

        • 3G
          31841 (Profil gelöscht)
          @nutzer:

          Zu:



          > viel zu lesen:



          www.waldwissen.net...wirtschaft/waldbau <

          Das ist das Schaufenster der (ehemals so genannten) "Forstverwaltungen". Nicht in Abrede stellen will ich, dass es vielfach gut gemeint sein mag.



          Im Forst sieht's leider weitflächig meist anders aus.



          Einfach rausgehen und nachschauen, Jahrzehnte lang die Entwicklung verfolgen, mache ich schon seit 50 Jahren. Ökologisch gute waldbauliche Absichten und Ansätze sind nicht zu übersehen. Am deutlichsten zu sehen ist, dass am Ende ganz überwiegend Finanzminister*innen, Kämmerer*inen, Gutsverwalter*innen, u.a. entscheiden "was möglich ist".

          • @31841 (Profil gelöscht):

            das ist der Unterschied zwischen Wissenschaft und Praxis. Diese Diskrepanz gibt`s nicht nur in der Forst.



            Das schmälert aber nicht die Aussagen und Qualität der oben verlinkten Artikel.



            Das was jetzt gelehrt wird, kommt mit der nächsten Förstergeneration in den Wald und dann gibt`s noch den Gegenwind der "Alteingesessenen", die Praxis schleift vieles wieder ab. So ist das, nicht nur in der Forst, nur da dauern die Auswirkung von früheren Entscheidungen viel länger, als anderswo. Und Korrekturen noch viel länger.

  • Schuld ist der Klimawandel? Ist das so, oder ist das einfach nur bequem für uns?



    Tatsächlich müssen wir verstehen, dass ein Wald so viel mehr ist, als nur Bäume und dann ist es an der Zeit, den Wald endlich in Ruhe zu lassen und nicht wirtschaftlich und touristisch auszubeuten. Brennholz, Bauholz und Möbelholz sind eigentlich Biomasse und Lebensraum, der im Wald bleiben sollte.

    • @V M:

      Na, es macht schon Sinn den Wäldern Holz zu entnehmen und das im Holz gebundene CO2 als Bau- und Möbelholz nachhaltig gebunden zu lassen.



      Alles in einem Rahmen, der gewährt, dass die Ökosysteme Wald nicht durch die Entnahme selbst (z.B. durch diese brachialen Harvester) geschädigt werden und nicht mehr entnommen wird, als auch nachwächst.



      Als Brennholz dürften nur die Abfallprodukte der Holzwirtschaft genutzt werden.



      Wenn wir das tun, nutzen wir die CO2 Speicherungsfähigkeit der Wälder weit mehr als wenn wir sie nur sich selbst überlassen würden.....



      Die von Ihnen angesprochene "Biomasse" gibt im Laufe der Zeit beim vermodern ihr CO2 wieder ab.

    • @V M:

      und woraus bauen wir unsere Möbel, Häuser und woher kommt das ganze Papier? Übersee? Rumänien? Sibirien?

      • @nutzer:

        Also Holz findest du genug über Müllreduzierung. Du findest doch regelmäßig Sperrmüll auf der Straße? Mitnehmen! Dann hast du Möbel, und zwar Second Hand. Niemand braucht alle 20 Jahre ein neues Bett.

        • @Troll Eulenspiegel:

          im Ernst? Das ist Ihre Lösung?

          • @nutzer:

            Warum nicht? Neuproduktion verbraucht Ressourcen. Alte Dinge weiterzubenutzen oder zu reparieren verbraucht weniger.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Ich weiss ja nicht wo Se wohnen, aber bei uns wurde das Sperrmüllabstellen auf der Strasse nach Vorankündigung der Abholung schon vor xJahren abgeschafft und verboten. Entweder im Wertstoffhof selber entsorgen oder gegen eine nicht niedrige Gebühr von der Stadt/Gemeinde abholen lassen.



          Findet man die Häuser auch im Sperrmüll, oder muss die aus dem Müll dann selbst zusammenzimmern? Natürlich so das dass Bauamt mitspielt und das genehmigt.



          Das ganze Papier, natürlich Altpapier könnte man auch auf der Straße finden, wär natürlich von Vorteil dass der Vorbesitzer es abdeckt, wegen Wetter und so.



          Ich dachte erst Sie meinen das ironisch, aber ihren vorherigen Kommentaren nach zu schließen ist das Ihnen scheinbar todernst.



          Aber wenn Sie mit diesem Lebensstil klarkommen, Respekt. Sie dürften einer von einer klitzeklitzekleinen Minderheit sein.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Da haben Sie recht. Alle 10 Jahre trifft es besser.

  • Irgendwie glaube ich, ich bin im falschen Film.



    Alles richtig, es muss ganz ganz schnell gehen.



    Aber: die hier vorgestellten Maßnahmen kommen vrmtl. alle zu spät.



    Man nehme Ba-Wü als Beispiel: aktueller Sachstand: bis 2040 wird mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg ggüber der vorindustriellen Zeit um 3 Grad gerechnet. Bisher war man in Ba-Wü davon ausgegangen, dass dieser Wert 2100 erreicht werde. Kommt also 60 Jahre früher. Ein Ausstieg aus allem Fossilen wird diesen Temperaturanstieg kaum mehr verbremsen.



    Die hier vorgestellten Planungen referieren in keiner Weise auf die gerade wieder dokumentierten massiven Beschleunigungen des Zerstörungsprozesses, die damit einhergehenden zunehmenden Dürren, die irgendwie unvorstellbaren Temperaturspitzen, der Wassermangel einerseits und Regenereignisse wie an Ahr und Erft andererseits.

    Wie soll da ein neuer Wald entstehen?

  • Dann kippen wir halt e-Fuels auf die Bäume, dann werden die schon wieder.