Zukunftsideen der Tech-Konzerne: Science-Fiction wird real
Digitalkonzerne bereiten sich auf das Metaversum vor, den Nachfolger des Internets. Wie genau es aussehen wird, ist aber noch unklar.
I m Jahr 1992 erschien der berühmte Cyberpunk-Thriller „Snow Crash“ von Neal Stephenson. In seinem Roman begegnen sich Menschen an einem virtuellen Ort, an dem sie sich mit ihren selbst gestalteten Avataren treffen – im sogenannten Metaverse. Damals, als sich noch alle über brummende Modems ins World Wide Web einwählten, die Gründung von Google noch fünf Jahre entfernt war und ein Nokia 101 oder Ericsson EH97 der neueste und teuerste Scheiß war, erschien der Roman als eine unglaubliche Science-Fiction-Geschichte.
29 Jahre später erklärt Facebook-Chef Mark Zuckerberg ein Metaversum-Team gründen zu wollen – um neue Wege zu gehen und neue Märkte zu erkunden. Auch Microsoft-Chef Satya Nadella sprach kürzlich vom „Enterprise Metaverse“. Die Idee: Das Internet soll zum dreidimensionalen Raum werden, in dem man Inhalte nicht nur anschaut, sondern auch in ihnen steckt.
Die großen Digitalkonzerne stehen also schon in den Startlöchern, alle bereiten sich auf etwas vor, aber noch weiß niemand genau auf was eigentlich. Seit Juni veröffentlicht der ehemalige Amazon-Manager und heutige Tech-Investor Matthew Ball eine Essay-Reihe auf seinem Blog. Darin erklärt er, wie der, wie er es nennt, „Nachfolger des Internets“ aussehen wird. Für Ball ist das Metaversum ein durchlässiges Netz.
In seiner Vorstellung gäbe es keine exklusiven Dienste mehr wie beispielsweise Whatsapp. Denn die Daten verschiedener Dienste würden problemlos untereinander ausgetauscht werden. Kein Ein- oder Ausloggen mehr auf verschiedenen Webseiten, stattdessen würde ein einziger Account existieren. Das Metaversum hätte laut Ball außerdem eine eigene Wirtschaft mit eigener Währung. Offline- und Online-Welt rückten näher zusammen. Zum jetzigen Zeitpunkt wären aber sowohl unsere Netze als auch Rechner viel zu langsam und schwach für die angeforderten Leistungen.
Über Strategiewechsel nachdenken
Viele Jahrzehnte werde es noch dauern, bis solch ein Metaversum tatsächlich existiert, meint Ball. Schon jetzt könne man aber einen Wandel erleben. Die ersten Ansätze für eine ganz neue Art des Internets gibt es nämlich schon: Kryptowährungen und die Blockchain, die ebenso zu unserem Alltag gehören wie auch die riesigen Spiele-Communitys wie Roblox oder Fortnite. Und die zeigen uns, was alles möglich ist.
Am 24. April 2020 warteten Gaming- und Musikfans weltweit gespannt vor ihren Rechnern. Die Fortnite-Welt wurde an diesem Tag von einem Asteroiden erschüttert und ein überlebensgroßer Travis Scott schlug ein. Danach begann ein Live-Konzert mit dem Rapper und mit jedem neuen Song führte Travis Scott die Spieler:innen in eine neue Welt.
Eines ist klar: Das Metaversum ist schon längst keine verrückte Idee mehr unter Science-Fiction-Autor:innen. Die Techwelt bereitet sich tatsächlich aktiv auf einen Wandel vor – wie auch immer dieser genau aussehen mag. Fest steht, dass Unternehmen wie Apple, deren Unternehmensstrategie es bisher war, sich abzuschotten, in Zukunft über einen Strategiewechsel werden nachdenken müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört