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ZDF buhlt um AnzeigenkundenWerbung für Werbung

Ds ZDF wirbt im aktuellen „Manager Magazin“ um Autohersteller. Dabei geht es auch um die Fußball-WM in Katar. Allein: Es bleibt absurd.

Doha, 17. Oktober: Die Uhr zählt die Zeit bis zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Katar Foto: Hamad Mohammed/reuters

W as ist ein „Werbeinsel-Marktführer bei Autobesitzern“? Sylt? Das ZDF? Ein unmoralisches Angebot?

Hätten Sie’s gewusst? Wir wären nie drauf gekommen, aber Antwort zwei und drei sind richtig. Mit „Werbeinsel-Marktführer bei Autobesitzern“ wirbt das ZDF im aktuellen Manager Magazin völlig ungegendert um Werbung. Schließlich dürfen ZDF und ARD in Deutschland mit ran an den Werbekuchen, wenn auch nur für drei Stündchen am Tag von 17 bis 20 Uhr. Dank der Zeitverschiebung laufen ab November genau da die Live-Übertragungen diverser Spiele der FIFA Fußball-WM Katar 2022™. Nun ist die FIFA Fußball-WM Katar 2022™ noch wegen ganz anderer Sachen reichlich umstritten. Mit „Zwangsarbeit, Diskriminierung, Pressezensur“ hat Amnesty International das vergangenes Wochenende in Berlin noch mal auf den Punkt gebracht.

„Was ist denn das für ’ne Shitlist statt Hitlist“, fragt die Mitbewohnerin. „ZDF macht Werbung für Werbung, Werbung für Katar und dann noch Werbung für Autos.“ Das ist konträr zur modernen klima­bewussten Welt und zeugt von keinem grünen Daumen. Auch wenn 59 Menschen vom ZDF dieses Jahr beim Stadtradeln mitgemacht haben.

Es bleibt absurd. Die Öffentlich-Rechtlichen und immer häufiger auch die privaten Sender zahlen Millionen für WM-Übertragungsrechte. Damit machen sie Fifa wie Ausrichter noch ein bisschen reicher. Und akzeptieren gleichzeitig massive Einschränkungen. So ist es bei der FIFA Fußball-WM Katar 2022™ verboten, Katarer in ihren privaten Räumen aufzunehmen oder Unterkünfte von Gastarbeitern zu zeigen. Die Öffentlich-Rechtlichen bestätigen, das für eine Drehgenehmigung in Katar „bestimmte Auflagen“ zwingend eingehalten werden müssen. Dann folgen lange Erklärungen, die sich spöttisch mit „Das ist aber keine Zensur, sondern in China genauso“ zusammenfassen lassen.

Was haben sie sich in Mainz denn dabei gedacht? Zumal sich in der Anzeige der ZDF-Werbetochter die ZDF-Sportgesichter Kathrin Müller-Hohenstein und Béla Réthy gemeinsam mit einem Herrn Mühlhäuser vom Reifenhersteller Bridgestone in der Manager-Magazin-Anzeige pseudomäßig in die Kurve legen. Claudia Neumann wedelt derweil voll redaktionell unabhängig mit der Zielfahne, um Autowerbung anzulocken. Damit für das ZDF wenigstens ein bisschen der Beitragskohle, die der Fifa und den Scheichs in den Arsch geschoben wird, wieder reinkommt. Minus der 37.200 Euro brutto versteht sich, die so eine Anzeige im Manager Magazin kostet. Das Magazin ist ja schließlich die Werbeinsel von denen, die Deutschlands Wirtschaft besitzen.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Nun ja, die Unterwerfung unter die Sportrechte-Vermarkter ist ein alter Hut. Und das beschränkt sich nicht nur auf zwielichtige Staaten wie China, Russland oder Katar. Die Bilder aus den bundesdeutschen Fußballstadien oder von EM wie WM bekommen ARD und ZDF von den Veranstaltern (Fifa,UEFA,DFL) geliefert. Befinden sich nicht auch eigene Teams im Stadion, bekommt man nur das zu sehen, was die wollen. Siehe Krawalle EM Frankreich 2016 England-Russland. Wäre nicht ein extra angemeldetes Kamerateam der ARD vor Ort gewesen, hätten die TV-Glotzer davon nichts mitbekommen. Probleme gibt es übrigends auch bei Konzerten, da wollen Veranstalter auch bestimmen, welche Bilder gezeigt werden.

  • 6G
    650228 (Profil gelöscht)

    Der ÖR sollte dringend auf seine Kernaufgaben zurückgeschrumpft werden.

  • Warum darf der grundfinanzierte ÖRR überhaupt Werbung schalten und damit in Konkurrenz zu privaten Sendern treten? Hier steckt schon der erste Fehler und bei weitem nicht der einzige.

    • @Nachtsonne:

      Leider steht es im Vertrag: die ÖR stehen in Konkurrenz zu den Pivaten.



      Leider scheint Dumpfball in Deutschland zur Grundversorgung zu gehören.



      Leider bleibt weiterhin undurchsichtig, was genau über die Gebühren und was über die Werbung finanziert wird.



      Leider muss ich bezahlen, auch wenn die ÖR MEINE Grundversorgung nicht gewährleisten.



      Leider scheint dieses System, ähnlich wie die Verstrickung von Staat und Kirche, unantastbar.

  • Genau hier wäre ja der Ansatz. Wenn sehr viele Menschen es schaffen würden, die WM medial zu boykottieren, gäbe es wenig Reichweite und damit wird es interessanter für Sponsoren. Vor allem für die vor Ort.



    Aber ich merke in meinem Umfeld wie die Boykottfront brõckelt, je näher der Zirkus kommt.