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Wim Wenders' Film über Papst FranziskusVatikanwerbung in Spielfilmlänge

„Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ ist der neue Film von Wim Wenders. Er zeigt, dass der Papst nicht viel mehr als seine Worte zu bieten hat.

Papst Franziskus und Wim Wenders, der Regisseur von „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ Foto: Focus Features/ap

Ein Mann, ein Wort. Bei Papst Franziskus sind es meistens viele. Wenn jetzt Wim Wenders einen Film über das Oberhaupt der katholischen Kirche ins Kino bringt, dann überrascht kaum, dass darin dessen öffentliche Einlassungen im Mittelpunkt stehen.

Was ist „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“? Zunächst ist es ein Dokumentarfilm, der den Papst bei Auftritten vor seinen Anhängern zeigt, auf dem Petersplatz und rund um die Welt, wie er die Armen, Kranken und Gefangenen besucht, zu ihnen spricht. Dann ist es ein ausgedehntes, in kleine Häppchen zerschnittenes Interview, bei dem Franziskus aus nächster Nähe zu erleben ist, optisch zumindest: Man kann ihm in Großaufnahme zusehen, wie er spricht.

Und was dieser Papst sagt, klingt alles sehr vernünftig. Die Armen sollten besser weniger arm sein, die Umwelt sollte man besser heil lassen, und wer andere sexuell missbraucht, muss bestraft werden. Wenn man diesen Reden zuhört, kann man zunächst den Eindruck gewinnen, dass dieser Mann tatsächlich für das einsteht, was er sagt.

Popstarhafte Inszenierung

Je länger man den im Duktus stets gleichbleibenden wohlmeinenden Worten des Papstes aber lauscht, desto stärker nimmt der Eindruck zu, dass dieses „Ein Mann seines Wortes“ noch anders zu verstehen sein könnte. Dass es eben darum geht, dass Papst Franziskus ein Mann ist, zu dessen Aufgabe es einfach gehört – wie bei seinen Amtsvorgängern auch –, dass er Worte macht und dass sein Wort lediglich eine Funktion hat, etwa die Armen und Schwachen zu trösten. Viel mehr nicht. Und so richtig viel kosten ihn seine Worte auch nicht, sogar da, wo sie aufmüpfig wirken.

Dass Wenders seinen Film so verstanden wissen will, ist zu bezweifeln. Zwar meldet er sich im Film auf halber Strecke aus dem Off zu Wort, um zu fragen, was dieser Papst konkret ausrichten kann. Nach Kritik klingt das eher weniger. Wie die Inszenierung von Franziskus mitunter etwas Popstarhaftes hat, besonders wenn er im Papamobil mit wehendem Papstgewand durch die Menschenmengen rast. Größenwahn ist da auch im Spiel.

Keine finanzielle Unterstützung des Vatikan

Der Film

„Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“. Regie: Wim Wenders. Deutschland 2018, 96 Min.

Dem Film wurde vorgehalten, eine vatikanische PR-Veranstaltung zu sein, ein Werbespot auf Spielfilmlänge. Was wenig mit Wenders’ Absichten zu tun haben dürfte. Er glaubt an diesen Papst als moralische Instanz in einer verwirrten Welt. Auch wenn er, der in einem konservativen katholischen Elternhaus aufwuchs, inzwischen Protestant ist. Den Film produzierte er ohne finanzielle Unterstützung des Vatikans, er ist in eigener Sache mit dem Sendungsbewusstsein für die gute Botschaft unterwegs. Das ist schon beeindruckend. Und unheimlich, wenn er eingangs und am Ende Menschen zeigt, die an alten Kirchengemäuern vorbeiziehen und wie Gespenster verblassen, während die Steine bleiben.

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13 Kommentare

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  • Auch interessant:

    Anstatt sich mit dem Protestantismus auseinanderzusetzen, suchen diese jetzt eine Leitfigur im katholischen Papst.

     

    Als ob die Form des Protestantismus, die sich z.B. in der BRD mit Pfarrerstöchtern und ehemaligen Bundespräsidenten ausgebreitet hat und die eher den eigenen Verzicht als die Anklage der Ungerechtigkeiten in den Mittelpunkt gestellt hat, nicht wesentlich relevanter wäre, mal kritisch betrachtet zu werden.

  • Schon irgenwie traurig. Da ist ein Papst gewählt worden, der seit der Entstehung der beste Papst aller Zeiten ist, bescheiden, klug, und mit Mut zur Veränderung, und dann wird versucht, seine Leistungen kleinzureden, und zunichte zu machen, nur weil ein Filmemacher dieses Leben portraitiert. Die TAZ scheint ein Blatt für Atheisten zu sein. Nur so kann ich mir diesen geistlosen Kommentar erklären. Daß Franziskus weit vor seiner Amtszeit in Slums geholfen hat, und auch politisch kein Blatt vor den Mund genommen hat, wissen vielleicht die wenigsten. Die Katholiken sind eine riesengroße Glaubensgemeinschaft, und der moralische Einfluss eines Papstes ist in dieser Hinsicht nicht zu unterschätzen. Seid doch froh, daß es solche tollen Menschen auf dieser Erde gibt, und zerredet nicht seine Leistungen !

  • Naja - den Hang zur distanzlosen Ikonisierung hatt er ja schon immer gehabt.

     

    Geh ich mal vom Ausspruch meines Urgroßvaters - nearby Stalin ”Vatikanstaat? - wieviele Armeen?“ - aus ”Wenn ein katholischer Priester - der sich bei Rom ein paar Quadratkilometer Land unter den Nagel gerissen hat - beliebt, dies Vatikanstaat zu benennen! Nun - was geht uns das an!“

     

    So erscheint dieses Werk eines Konvertiten in seiner kritiklosen Überhöhung - wie bei einem Renegaten - als das eines N.I. bei ähnlich klandestin & autoritär-antidemokratisch - regelmäßig männerbündisch - geprägten Orgs!

     

    kurz - Als das eines Nützlichen Idioten.

    Na - Si‘cher dat. Da mähtste nix.

    Normal.

    • @Lowandorder:

      "So erscheint dieses Werk eines Konvertiten in seiner kritiklosen Überhöhung - wie bei einem Renegaten - als das eines N.I. bei ähnlich klandestin & autoritär-antidemokratisch - regelmäßig männerbündisch - geprägten Orgs!"

       

      Film schon gesehen?

      • @Justin Teim:

        Nö.

         

        Aber mit meinem - ansonsten unerträglich schwer katolschen Deutschpauker -

        “Man muß ein Ei nicht aufessen!

        Um festzustellen - ob es faul ist!“

         

        Wo er mal recht hatte - hat er recht!

        Dazu die Filmbeschreibung - die Charakteristika der Wendersfilme -

        Meine Kenne & Erfahrung mit der verlogenen Welt der Alleinseeligmachenden -

        YouTube etc et al.

        Reichen vollkommen für diese Einschätzung!

        &

        kurz - Keinen müden Farthing für dieses Machwerk.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Seh ich auch so.

       

      Und was ist mit der Frage, ob ein katholischer Priester ein guter Babysitter ist?

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Einer meiner bäuerlichen Altvorderen!

        Hat mit dem bleiernen Handtuch abgetrocknet = St. Ansverus!

        &

        Mein Köthener Großvater (‘ich bin ein Köther - kennst du meine Farben!;)

        Lehnte es ab - in Sack&Asche vör de Kark um Abbitte zu bettteln! = kein Abi!

         

        &katolsche Kinderliebe! Yes.

        Siin Fru - Hera die Göttermutter -

        Expedierte so einen ‘Pater Filucius-Verschnitt! - eigenhändig achtkantig durch de Dör! - nach Ableben ihres Köthers!;)! ”Sie hätte ja im Konkubinat gelebt! Aber wenn die Kinder katholisch würden - würde die Alleinseeligmachende das Studium bezahlen!“

         

        kurz - Ob de Paff denn eilfertig

        Abgang ohne schwerere Blessuren überstand*¿*

        (Sie schlug na harte Klinge!;)(*

        Blieb bis heute unbekannt!;))

         

        unterm——>

        * alles very well!;)

        Wir. Wir warn zu schnell!

  • Wim&Wundelin fand ich immer toll !

  • Da kann der Papst bald wieder ein paar salbungsvolle Worte loswerden, sollte sein Präfekt des Wirtschaftssekretariats des Vatikans und Kurienkardinal George Pell in Australien wegen Kindesmissbrauch verurteilt werden.

  • wim - die leni der katholischen welt ...

  • Ist schon interessant, dass die Anbeter der Wertegemeinschaft ganz besonders mit diesem Papst nichts anfangen können, der sich nicht scheut, den Kapitalismus als verwerflich anzuprangern.

    Der Papst ist auch als "Kronzeuge" gegen die Feinde der westlichen Hegemonialansprüche nicht zu gebrauchen. Was waren das für Zeiten, als WIR noch Papst waren. Dass Wim Wenders das nicht gefilmt hat ist wirklich unverzeihlich.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Ich dachte jetzt, das wäre gerade der Job dieses Mann, dies und das anzuprangern, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hat.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ein 'Spätwerk', oder?

    Peinlich.