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Wiederaufnahme der BundesligaVerantwortungsloses Vorhaben

Alina Schwermer
Kommentar von Alina Schwermer

Richtig ist: Je mehr Läden öffnen, desto schwerer wird es argumentativ, das dem Fußball zu verwehren. Doch der ganze Plan hat gefährliche Lücken.

Das Spiel Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln am 11. März fand als Geisterspiel statt Foto: Roland Weihrauch/dpa

D FL-Boss Christian Seifert hat sich geschickt geschlagen. Nachdem in den letzten Wochen zunehmender Unmut über die aggressive Lobbyarbeit des Männerfußballs aufkam, gab Seifert sich nun auf der Pressekonferenz ganz demütig. Einen Starttermin für die erste und zweite Liga hat er nicht genannt, denn „wir haben es nicht in der Hand, ob wir überhaupt spielen“. Das sei Angelegenheit der politisch Verantwortlichen. Er räumte ein, Geisterspiele könnten sich gegenwärtig „nicht richtig anfühlen“, aber sie seien halt gewissermaßen alternativlos. Keinesfalls wollte die DFL den Eindruck erwecken, hier Werbung für Geisterspiele zu betreiben, obwohl es natürlich eine einzige Werbeveranstaltung war. Übertragen vom Finanzpartner Sky, der Geisterspiele rätselhafterweise als etwas anmoderierte, „worauf alle Fans hoffen“.

Am Konzept gab es wenig, was nicht schon vorher durchgesickert wäre. Wöchentliche Coronatests, Kooperationsvereinbarungen mit Laboren, und Meldung positiver Ergebnisse ans Gesundheitsamt, aber pikanterweise zunächst nicht an die Presse. Das ganze Vorhaben hat mehrere gravierende Lücken. Eine Mannschaftsquarantäne käme, wie DFB-Arzt Tim Meyer einräumte, „einem Saisonabbruch gleich“.

Meyer befindet daher, man müsse ja nicht gleich das ganze Team in Quarantäne schicken bei einem positiven Testergebnis. Das ist verantwortungslos. Und wie bei Dopingtests gilt: Werden wir positive Fälle erleben, wenn niemand in der Branche ein Interesse daran hat? Oder bloß Wadenverhärtungen und Grippe? Wenn künftig eine Lehrkraft erkranke, schließe man ja auch nicht die Schule, behauptet Seifert. Die Lehrkraft geht aber auch nicht mit den SchülerInnen in Zweikampf.

Richtig ist: Je mehr Läden öffnen, desto schwerer wird es argumentativ, das dem Fußball zu verwehren. Zur Sicherheit stellte der DFL-Boss nachdrücklich fest, wenn die Politik den 9. Mai freigebe, stehe man „am 9. Mai bereit“. Ach ja, die Klubs hatten alle keinerlei Bedenken.

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum, Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen zum Beispiel im Fußball und übers Reisen. 2018 erschien ihr Buch "Wir sind der Verein" über fangeführte Fußballklubs in Europa. Erzählt von Reisebegegnungen auch auf www.nosunsets.de
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12 Kommentare

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  • 0G
    01054 (Profil gelöscht)

    Die Bundesliga produziert nun mal weder Toilettenpapier noch Spargel. Ein



    Saisonabbruch ist unvermeidlich, alles andere verantwortungslos.

  • wir sprechen von 9-10 spieltage d.h wenn ich 2 Spieltage pro woche rechne sind 4 -5 Wochen ggf. kann man die Spiele die keinerlei Relevanz mehr haben ausfallen lassen. Im sämtliche Produktionwerken wird auch gearbeitet !

  • Die Bundesliga wäre gut beraten die Saison abzubrechen und für die nötigen Gelder für die Vereine den oft überbezahlten Millionärsspieler die Gehälter zu kürzen auf ein vertretbares Maß. Was leistet z.B. ein teurer Bundesligaprofi mehr als ein/e Bundesminister/in? Irgendwo darunter sollten Spielergehälter begrenzt sein und auch die TV-Gelder, dann braucht man vielleicht die GEZ-Gebühren erst mal nicht zu erhöhen.

    Bundesliga ist nicht nur ein profitables Geschäft, sondern kostet jedes Wochenende dem Staat Unsummen für die nötigen Polizeieinsätze in der ganzen Republik, vor Stadien, in Bahnhöfen und Zügen, etc. Wenn man am Wochenende zu normalen Zeiten mit der Bahn reist, muß man aufpassen nicht zwischen die oft randalierenden Fangruppen zu kommen. Wenn die Liga alle Nebenkosten zahlen müßte, wäre es wohl nicht mehr so profitabel.

    Geisterspiele und TV-Übertragungen dürften dazu führen, daß sich die Fans woanders sammeln, was nicht nur Polizeieinsätze nach sich zieht, sondern wahrscheinlich auch wieder mehr Infektionen.

    Den unnötigen gesundheitlichen Aufwand für die Bundesligavereine sollte man sich jetzt auf jeden Fall ersparen, solange es noch tausende Neuinfektionen gibt jeden Tag und auf den Intensivstationen immer noch viele Menschen um ihr Leben kämpfen. In den Medien lobt man die geringen Todeszahlen, aber es sind nun auch schon weit über fünftausend Menschen, oft aus Altenheimen, die Corona nicht überstanden haben. Denen nützt es nichts, wenn in Italien, Spanien oder den USA noch mehr sterben. Selbst wenn die täglichen Fallzahlen weiter



    zurück gehen, dürften es am Ende hierzulande mehr als zehntausend Menschen sein, die gestorben sind, nicht unmöglich das sich durch die gegenwärtigen zu vielen Öffnungen, der Virus massiv zurück meldet, wie es die Bundeskanzlerin befürchtet, nicht zu Unrecht.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Outing!



    Gestern Lanz gesehen.



    Der Dialog zwischen Sachsens MP und Karl Lauterbach zum Thema Geisterspiele war ein "Traum".



    Dieses Gestammle des MP Sachsen zeigt die ganze Heuchelei!

  • Ich denke auch, dass es verfrüht wäre, die Saison weiterzuführen, fände einen Abbruch vernünftiger und solange nicht auch medizinisches Personal regelmäßig getestet wird, ist das Konzept über eine Wiederaufnahme generell fragwürdig.

    Ganz so einfach, wie es manchmal dargestellt wird, isses aber totzdem nicht. Es geht auch nicht nur um die Fußballmillionäre oder die Interessen von Fußballfans. Auf Geisterspiele könen viele bestens verzichten.

    Ob mans nun gut findet oder nicht, der Profifußball ist eine enorme wirtschaftliche Komponente. Da reisen, übenachten, konsumieren jedes WE über eine halbe Million Menschen, allein für Liga 1 und 2.

    Es hängt nicht nur der Sportbetrieb dran, sondern auch viele Hotels, Gastronomiebetriebe, Beförderungsunternehmen und zum Beispiel auch Städtebudgets, wenn die Einnahmen aus Stadienvermietungen wegfallen. Auch ein TV Sender wie Sky würde ohne das Kerngeschäft Live-Übetragungen kaum eine Überlebenschance haben.

    Das Argument mit anderen Sportarten zieht da auch einfach nicht, weil keine Sporart auch nur annähernd diese wirtschaftliche und gesellschaftliche Gewichtung hat.

    Schwierig, dafür eine vernünftige und weitsichtige Lösung zu finden.

  • Das Hauptproblem sind doch nicht die Spieler, das wirkliche Problem sind die Zuschauer. Wenn die Spiele im Bezahlfernsehn übertragen werden, werden sich unzählige Leute irgendwo treffen um die Spiele gemeinsam anzuschauen. Mit Social Distancing ist das nicht vereinbar. Das Problem würde selbst dann bestehen bleiben, wenn man alles Spiele auch im Öffentlich Rechtlichen Fernsehn übertragen würde. Die einzige Lösung dazu wäre, Geisterspiele zuzulassen und die Übertragungen zu untersagen. Dann könnte man auch die Geisterspiele zu öffentlich nicht bekannten Terminen abhalten, was Fanansammlungen vor den Stadien wirksam verhindern könnte.

  • Komische Dinge passieren schon.



    Autohäuser machen unabhängig der Grösse auf.



    Fussball soll der wichtigste Sport sein und wieder ins Laufen kommen.



    Sind da nicht die Schulen tausend mal wichtiger ??!

    • @Opossum:

      Sind Pfleger nicht wichtiger als Schüler?

    • @Opossum:

      Autohäuser sind wohl kaum ein Ort, an dem sich das Virus unkontrolliert verbreiten wird. Ziemlich viel Platz und wenig Besucher. Wenig Risiko.

      Ganz im Gegensatz zu Schulen.

      Dass Schulen wichtiger sind, stimmt natürlich. Aber eine Öffnung ist viel problematischer als die Öffnung von Autohäusern.

  • Was werden all die anderen Sportler sagen, die ihre Saison abbrechen mussten und deren Vereine genauso ums Überleben kämpfen?



    Solidarität kann der Fussball nicht . Das Verhalten der DFL ist ein Vorgeschmack für alle die glauben, dass wir nach Corona etwas gelernt hätten und in einer besseren Welt leben.

    • @3009nico:

      "Solidarität kann der Fußball nicht" - die Aussage trifft es nicht wirklich. Es geht, wie dem Artikel zu entnehmen ist, nicht um den Fußball als solchen, sondern um die ersten beiden Profiligen. Ein gewaltiger Unterschied. Die unterklassigen Vereine schauen weiterhin in die Röhre.

    • @3009nico:

      Bundesligafussball ist nun mal nicht so von den Zuschauern vor Ort abhängig.

      Und es sind Vereinsangestellte, die dann ihren Beruf nachgehen könnten. VW testet seine Angestellten und Arbeiter auch.

      Lass die Spiele beginnen. Strassenfeger garantiert.