Werbung für spezielle Kinderprodukte: Die Schutzlosen schützen
Unausgewogene Nahrungsmittel führen oft zu Übergewicht. Weil die Jüngsten besonders beeinflussbar sind, sollte an Kinder gerichtete Werbung verboten werden.
D er Staat muss endlich an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel verbieten. Ein zentrales Argument dafür hat die Verbraucherorganisation Foodwatch am Mittwoch geliefert: Demnach enthalten 86 Prozent der rund 280 an Kinder beworbenen Nahrungsmittel der führenden Hersteller in Deutschland mehr Zucker, Fett und/oder Salz, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt.
Studien zeigen, dass Kinder, die Werbung für Lebensmittel sehen, tatsächlich mehr Kalorien zu sich nehmen. Eigentlich ist das logisch: Wenn Kindermarketing nicht funktionieren würde, gäben die Konzerne auch kein Geld dafür aus. Kinder sind eine leichte Beute für sie. Sie sind leichter als Erwachsene beeinflussbar. Bis zum Alter von 4 Jahren können sie noch gar nicht zwischen Werbung und dem normalen Fernsehprogramm unterscheiden. Dass sie trotzdem durch Werbung manipuliert werden dürfen, ist ein Skandal.
Skandalös deshalb, weil der Verzehr von Junkfood dazu beiträgt, dass Kinder dick werden. Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gelten als übergewichtig, leiden später an höherem Risiko für Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Herzprobleme. Neben dem unmittelbaren Leid entstehen hohe finanzielle Kosten für die Gesellschaft.
Doch vor allem die konzernhörige Ernährungsministerin Julia Klöckner und ihre CDU verhindern seit Jahren, dass der Bund Werbung für Kinderlebensmittel verbietet. Stattdessen verlassen sie sich auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Konzerne, kein Junkfood unter Kindern bis zu 12 Jahren zu bewerben oder die Rezepturen ausgewogener zu gestalten. Doch die Werbeselbstverpflichtung ist bereits 14 Jahre alt und hat das Problem nicht gelöst.
Die Rezepturen sind teilweise verbessert worden, aber die meisten sind immer noch schlecht. Die WählerInnen haben am 26. September die Möglichkeit, das Problem zu lösen: Sie sollten bei den bevorstehenden Bundestagswahlen Parteien wählen, die das Marketing von ungesunden Kinderlebensmitteln untersagen wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung