Weniger Umsatz bei Regen und Hitze: Eisdielen kämpfen mit Klimawandel
Deutsche Eisverkäufer leiden unter der Erderhitzung: Milde Temperaturen wirken sich positiv auf den Verkauf aus, Regen und Hitze bringen Einbrüche.
„Bei Regenwetter wie auch bei starker Hitze über 25 Grad wird allerdings weniger Eis verkauft“, sagt Carnio, die rund 1.000 Betriebe in Deutschland vertritt. So ist etwa im Juli, der zwar von überwiegend trockenem Wetter, aber Temperaturen von bis zu 40 Grad geprägt war, die Nachfrage eingebrochen. Auch im Corona-Jahr 2021 gab es einen Umsatzrückgang im Eisverkauf. Der Argumentation Carnios zufolge könnte das wiederum an dem besonders kalten Frühling gelegen haben. Dieser war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) „viel zu kühl“, mit „ungewöhnlich viel Niederschlag“ im Mai.
Dass die Eisverkäufer:innen in Deutschland vom Klimawandel profitieren, könne man so also nicht sagen, betont Carnio. Denn die globale Erderhitzung führt nicht nur zu einem allgemeinen Temperaturanstieg. Die dadurch verstärkte Verdunstung verursacht auch mehr Niederschlag, insbesondere Starkregen, so wie wir ihn aktuell überall auf der Welt, und zuletzt in der Nacht zu Freitag in Süd- und Ostdeutschland beobachteten.
Die Kritik an zu teuren Eispreisen, die in vielen journalistischen und sozialen Medien laut wurde, weist Carnio zurück. „Die Medien stürzen sich darauf“, kritisiert sie. „Es wird erwartet, dass das Eis immer gleich kostet.“ Dabei seien die Preise für andere Lebensmittel genauso gestiegen. Und tatsächlich: Nahrungsmittel sind dem Statistischen Bundesamt zufolge zwischen Juli 2022 und Juli 2023 um 11 Prozent teurer geworden.
Das letzte Rad einer langen Kette
„Der Eispreis ist das letzte Rad einer langen Kette“, sagt Carnio. Dahinter stünden Betriebskosten, Personalkosten, Stromkosten, sowie natürlich auch die Kosten für die verwendeten Zutaten. Auch die steigenden Energiepreise wirken sich auf die Eispreise aus, heißt es in einem Statement des Eisverbandes. Schließlich müsse das Eis rund um die Uhr gekühlt werden. Hinzu komme die Produktion.
In Deutschland habe das Eis im EU-Vergleich immer noch „das beste Preis-Leistungsverhältnis, aber keiner scheint es zu wissen, geschweige denn zu schätzen“, heißt es in der Mitteilung. In Spanien, Italien oder Frankreich liege der Preis pro Kugel „zwischen 3 Euro und 4,50 Euro und keiner dort im Urlaub beschwert sich“.
Carnio vermutet, dass die Erhöhung der Eispreise auch deshalb so auffallen, weil italienische Eisdielen für gewöhnlich nur in der Sommersaison geöffnet sind. Während sich andere Lebensmittelpreise schleichend erhöhen, ist der Preis für eine Kugel Eis eine Art Ankerpunkt. Dadurch, dass er sich einfach mit dem Vorjahr vergleichen lässt, fällt eine Preiserhöhung schneller auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland