Weiter Streit bei Asklepios in Hamburg: Kündigung nach Kritik
Der Hamburger Klinikkonzern Asklepios will einer Pflegerin kündigen. Die hatte zuletzt Missstände in einem Krankenhaus öffentlich angeprangert.
Die Pflegerin hatte vor zwei Wochen in einem Interview im „Hamburg Journal“ des NDR von katastrophalem Personalmangel im Asklepios-Krankenhaus im Stadtteil St. Georg berichtet. Pfleger:innen seien überlastet und müssten auch noch Reinigungsarbeiten übernehmen, weil es auch dort an Personal fehle. Dies führe dazu, dass Patient:innen lange auf Versorgung warten müssten. „Und leider ist nicht immer eine menschenwürdige Sterbebegleitung möglich“, sagte sie dem NDR.
Die Hamburger Krankenhausbewegung, ein Zusammenschluss von Pflegekräften, ist empört. Die Gekündigte ist Sprecherin des Bündnisses. „Der Versuch, unserer Kollegin zu kündigen, wird auf den Stationen als durchsichtiger Einschüchterungsversuch wahrgenommen und sorgt für Wut“, teilt die Krankenhausbewegung mit. Die Pflegerin sei aus Verantwortung für die Patient:innen an die Öffentlichkeit gegangen.
Asklepios widersprach den Vorwürfen vehement, aber auch weitere Beschäftigte bestätigten die Missstände. Die angestrebte Kündigung hält der Konzern für gerechtfertigt.
Asklepios verteidigt die Kündigung, die Linke ist wütend
„Bei allem Verständnis für teils berechtigte Kritik am Gesundheitssystem ist es gleichwohl nicht hinnehmbar, dass Mitarbeiter aus ideologisch-politisch motivierten Gründen gegenüber Medien wissentlich Falschinformationen verbreiten oder Ausnahmesituationen als Regelfälle darstellen“, sagt ein Asklepios-Sprecher der taz.
Die Pflegerin würde mit den Aussagen ihren Arbeitgeber und ihre Kolleg:innen öffentlich in Misskredit bringen und das Vertrauen der Hamburger Bevölkerung in eine gute und verlässliche Krankenhausversorgung erschüttern.
Die Linke reagiert empört auf die Nachricht. „Es ist eine Sauerei: Asklepios will offenbar ein Exempel statuieren und Beschäftigte mundtot machen, wenn sie die Öffentlichkeit auf die Folgen der Personalnot in den Asklepios-Kliniken aufmerksam machen“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion, Deniz Celik.
Er sieht den Hamburger Senat nun in der Pflicht. Da die Stadt bei Asklepios Mitgesellschafterin ist, solle sie die Kündigung verhindern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“