Masken in Hamburger Asklepios-Kliniken: Tauglich oder nicht?

Dem Pflegepersonal in den Asklepios-Kliniken sollen wirksame und zertifizierte Atemschutzmasken fehlen. Die Sozialbehörde und Asklepios widersprechen.

Medizinisches Personal mit Maske bei einer Behandlung

Sind das nun sichere Masken oder nicht? Offenbar ist das in Hamburg nicht ganz klar Foto: Robert Michael/dpa

HAMBURG taz | Das Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus schlägt Alarm: In einem offenen Brief an Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) kritisiert das Bündnis, dass die Corona-Schutzmaßnahmen für Pfleger:innen in den Asklepios-Kliniken nicht ausreichen.

„Es werden weiterhin nicht zertifizierte Atemschutzmasken, ungeeignet für den medizinischen Anwendungsbereich in den Asklepios-Kliniken, dem Personal zugeteilt“, heißt es in dem ­Schreiben. Asklepios widerspricht der Darstellung.

Gudrun Nolte vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in Hamburg, der Teil des Bündnisses ist, erreichen derzeit viele Nachrichten von Pflegepersonal in den Hamburger Kliniken. Besonders werde dabei aktuell fehlende Schutzbekleidung beklagt. „Die Zustände in den Kliniken waren schon vor der Coronapandemie schlimm, nun sind sie in diesen Zeiten ein Skandal“, sagt Nolte.

Das Bündnis empört sich besonders über Leonhard, weil sich das Personal mehr Handeln seitens der Politik versprochen hatte. Leonhard hatte im September, nach einer Konferenz der Gesundheitsminister der Länder, betont, dass über eine bessere Versorgung mit Schutz­ausrüstung gesprochen worden sei. „Von einer Kontrolle und möglichen Sanktionen können die Pflegekräfte allerdings bisher nichts spüren“, kritisiert das Bündnis die Gesundheitssenatorin.

Von 679 in Hamburg vorhandenen Intensivbetten sind derzeit 538 belegt, also rund 80 Prozent. Knapp 100 von ihnen sind Covid-19-Patient:innen.

Insgesamt 419 Menschen liegen wegen des Virus im Krankenhaus. Im Universitäts-krankenhaus Eppendorf (UKE) und in den Asklepios-Krankenhäusern werden die meisten Covid-19-Patient:innen behandelt.

„Rückmeldungen zu einem Mangel an Schutzkleidung liegen uns nicht vor“, heißt es seitens der Sozialbehörde. Allerdings überprüfe das auch nicht die Sozialbehörde. Die Verantwortung dafür liege bei den jeweiligen Krankenhäusern.

Auch laut Asklepios sei an den Vorwürfen nichts dran. „Allen unseren Mitarbeitern steht geeignete Schutzausrüstung in ausreichender Zahl zur Verfügung“, sagt Konzernsprecher Franz Jürgen Schell.

Es seien zwar seit dem Frühjahr Maskenchargen bestellt worden, auf denen das Zertifizierungssiegel fehlt. Allerdings liege das daran, dass es teilweise vereinfachte Bewertungsverfahren gegeben habe, um auf die Engpässe zu reagieren. Deshalb fehle diesen Masken das Siegel, was aber nicht für einen schlechteren Schutz spreche.

„Auch gab es Chargen, die heute gültigen Verordnungen genügen, aber diese Verordnungen gab es zum Bestellzeitpunkt noch gar nicht – entsprechend findet man auf deren Verpackungen auch keinen entsprechenden Hinweis“, sagt Schell.

Es gebe sogar Masken, auf deren Verpackung zum Beispiel „not for medical use“ steht. Diese falschen Angaben seien seinerzeit bewusst vom Hersteller aufgedruckt worden, weil er ansonsten keine Ausfuhrgenehmigung erhalten hätte. Asklepios habe sie geprüft und festgestellt, dass sie ebenso wirksam seien. „All diese Sachverhalte wurden intern ausführlich kommuniziert“, sagt Schell.

Dass Asklepios tatsächlich ausschließlich wirksame Masken hat, wäre allerdings ein Stück weit überraschend. Nach Recherchen des Deutschen Ärzteblatts gibt es bundesweit noch immer mangelhafte Schutzmasken in Krankenhäusern. Die Großbestellungen des Bundesgesundheitsministeriums aus dem Frühjahr, bei denen teilweise fehlerhafte Masken bestellt und an die Krankenhäuser verteilt wurden, sind heute kaum noch nach nachvollziehbar.

Und massive Ausbrüche beim Pflegepersonal nehmen auch in Hamburg zu: Im Amalie Sieveking Krankenhaus in Volksdorf war erst Ende letzter Woche die Zahl der Mitarbeiter:innen, die aufgrund von positiven Tests oder Quarantäne ausfallen, auf 64 gestiegen. Das Krankenhaus musste sich deshalb von der Notfallversorgung abmelden. „Und nun nimmt die Arbeitsbelastung über alle Maßen hinaus weiter zu“, sagt Nolte.

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