Was sagt uns das?: Die Uschi zahlt
Fingerabdrücke gelten als sicherer biometrischer Nachweis der Identität. Dabei lassen sie sich ganz leicht fälschen.
D as vergangene Wochenende war ein gutes für Ursula von der Leyen. Das Leben der Bundesverteidigungsministerin ist seit Samstag viel sicherer geworden.
Von der Leyens Wohltäter heißt Jan Krissler und forscht seit Jahren an der TU Berlin zur Sicherheit biometrischen Methoden. Beim Main_Page:31. Chaos Communication Congress (31C3) in Hamburg, einer Veranstaltung des Chaos Computer Clubs, wies er nach, dass man einen Fingerabdruck ziemlich leicht klauen kann. Zum Beispiel den von Ursula von der Leyen.
Persönlich treffen oder gar berühren muss man die Ministerin dafür nicht. Eine hochauflösende Fotografie ihrer Hände genügt. Das Objektiv eines jeden Pressefotografen wird so zur neuen Waffe.
Mit VeriFinger, einer Software, die jeder für weniger als 400 Euro kaufen kann, und etwas Handarbeit wandelte Krissler den Abdruck aus dem Foto in einen klaren und eindeutigen Fingerabdruck um.
Von der Leyen-Attrappe
Danach geht alles ganz einfach: den Fingerabdruck auf Folie drucken, Holzleim auf die Folie auftragen, trocknen lassen, Leimschicht abziehen und auf die Fingerkuppe kleben. Fertig ist die Von-der-Leyen-Attrappe. Fortan lässt sich kinderleicht jedem Fingerabdruckscan vorgaukeln, man sei die Ministerin – oder eben jede x-beliebige andere Person.
Uschis neues Smartphone lässt sich so entsperren und nach Daten durchforsten oder im iTunes Store, App Store oder iBook Store in ihrem Namen einkaufen. Die Uschi zahlt. Auch Reisen kann man gänzlich unbehelligt, solange die Grenzkontrolle automatisch ist.
Seit dem 1. November 2007 sind zusätzlich zum Passfoto auch zwei Fingerabdrücke auf dem Chip des neuen ePass gespeichert. Darauf hatten sich die EU-Mitgliedstaaten nach dem 11. September geeinigt. Weil doch der Fingerabdruck mit seinen Wirbeln, Schlaufen, Endpunkten und Kreuzungen in den Hautleisten von Mensch zu Mensch verschieden und deshalb sicher ist.
Wahrlich sicher ist der Fingerabdruck tatsächlich – vor allem für seinen Eigentümer: Ursula von der Leyen und alle künftig ihrer Fingerabdrücke Beraubten müssen nämlich nicht mehr um Leib und Leben fürchten. Kein Schurke wird der Ministerin noch den Finger abschneiden, um in die geheimen Kammern des Verteidigungsministeriums vorzudringen. Ein Foto genügt.
Eng wird’s nur, wenn ihr jemand was anhängen will. Der hinterlässt künftig einfach ihren nachgebastelten Fingerabdruck am Tatort. Aber so ausgefuchst ist keiner. Oder doch?
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