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Warnung vor „bestimmten Quartieren“Eine alarmistische Debatte in Berlin

Erik Peter
Kommentar von Erik Peter

Berlins Polizeipräsidentin rät Juden und Homosexuellen zu Vorsicht in Teilen der Stadt. Das Geraune dient letztlich der Entlastung der Mehrheitsgesellschaft.

Mit Kippa, sagt die Polizeipräsidentin, sollte man sich nicht überall zeigen in der Stadt Foto: Paul Zinken/picture alliance/dpa

B erlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat mit einem Interview in der Berliner Zeitung für eine Welle der Berichterstattung gesorgt, die bis nach New York, London und Jerusalem schwappte. Sie sprach von Bereichen in der Stadt, „da würde ich Menschen, die Kippa tragen oder offen schwul oder lesbisch sind, raten, aufmerksamer zu sein“. Sie fügte hinzu: „Leider gibt es bestimmte Quartiere, in denen mehrheitlich arabischstämmige Menschen wohnen, die auch Sympathien für Terrorgruppen hegen.“ Dort artikuliere sich „offene Judenfeindlichkeit“.

„No-go-Areas“ für Juden und Schwule – mitten in Deutschland!? Der gekünstelte Aufschrei im konservativen und rechten Lager lag auf der Hand, Slowik erntete Lob: „Mutig“ sei sie, so das am häufigsten verwendete Attribut. Der alles kommentierende Jens Spahn (CDU) zog die Verbindung von „Hass und Gewalt gegen Juden, Schwule, Lesben und Frauen“ zu „einer arabisch-islamisch geprägten Machokultur“.

Um aus der per se schon rassistischen, weil verallgemeinernden Zuschreibung auch noch eine Kulturdebatte zu machen, ergänzte er: „Ich habe diese blinde linke Toleranz, die jeden diffamiert, der es ausspricht, so satt.“ Müßig zu sagen, dass Kritik an Slowik kaum stattgefunden hatte.

Auch wenn es Slowik nicht aussprach, die Assoziation mit Neukölln war naheliegend: Kein anderer Bezirk Berlins wird so sehr mit einer arabischstämmigen Minderheit verknüpft, er fungiert für die Geg­ne­r:in­nen einer multiethnischen Gesellschaft als Chiffre für gescheiterte Integration, der Verachtung „deutscher Werte“ und für Antisemitismus. Die deutsche Rechte versucht damit, Probleme wie Juden- und LGBTQ-Feindlichkeit zu externalisieren.

Nicht Neukölln ist der Hotspot

Dabei zeigt ein Blick auf die Berlin-Karte antisemitischer Vorfälle im Jahr 2023, nicht Neukölln ist der Hotspot, sondern Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. Bei LGBTQ-feindlichen Vorkommnissen sind die Statistiken uneindeutig: das schwule Antigewaltprojekt Maneo verortet die meisten Fälle in Schöneberg und Mitte. Eine herausgehobene Stellung Neuköllns ist nicht zu belegen. Auch in Mitte oder Tiergarten, die Slowik kaum im Sinn gehabt haben dürfte, gilt im Übrigen: Die Möglichkeit, seine Identität in Berlin auszuleben, ist größer, als die Gefahr, dafür angegriffen zu werden – die Debatte über „No-go-Areas“ ist alarmistisch.

Richtig ist, dass die Israelfeindlichkeit bei Menschen mit arabischen, teils palästinensischen Wurzeln mitunter eine besonders emotionale ist und in offenen Antisemitismus übergehen kann. Dass ein Bekenntnis zu Israel in Neukölln auf mehr direkte Ablehnung stößt als in Grunewald, ist der Kern der Slowik’schen Warnung. Gleichzeitig verstärkt sie aber Vorurteile und erleichtert es, den Antisemitismus urdeutscher Prägung weniger in den Blick zu nehmen.

Die im selben Atemzug ausgesprochene Warnung für „Schwule und Lesben“ ist noch fragiler. Davon abgesehen, dass sich ein bedeutender Teil der queeren Szene der Palästinasolidarität angeschlossen hat, ist gerade Neukölln durchaus ein Ort queeren Lebens. Toxische Männlichkeit kann hier zu Intoleranz und Angriffen führen, die Täter sind dann womöglich arabischer Abstammung. Aber toxische Männlichkeit ist auch der Grund für Angriffe auf Schwule und Lesben in Marzahn, dann eben mit deutschen Tätern, meist nicht nur mit Macho-, sondern auch Nazihintergrund.

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Slowiks Geraune ist nicht nur unpräzise, sondern hilft der notwendigen Debatte, wie Antisemitismus und Homophobie bekämpft werden können, kein bisschen. Im Gegenteil: Die Problemübertragung auf eine Gruppe dient vor allem der Entlastung der Mehrheitsgesellschaft.

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Erik Peter
Politik | Berlin
Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".
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39 Kommentare

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  • Aus zweimal Unrecht wird nicht Recht. Sie spricht ein offensichtliches Problem an und nur weil sie nicht direkt das ganz große Rad dreht wird sie kritisiert?



    Schön gemütlich vom Schreibtischstuhl.

    Mit dieser Denkweise werden immer mehr große Probleme nicht thematisiert: Weils immer irgendetwas gibt das nicht bedacht wurde.

    Sie hat nicht gesagt, dass es das Problem in Marzahn nicht gibt sondern es schlichtweg nicht erwähnt, dass es das Problem auch aus anderen Richtungen gibt.

    Durch solche Kommentare trauen sich immer weniger Menschen am demokratischen Diskurs teilzunehmen, Dinge öffentlich kundzutun. Weils immer Schlauberger gibt, die dann zuhause darauf pochen, dass diese und jene nicht mitgedacht wurden.

    Schwierig!

    Einem Menschen mit Kippa, offen schwul oder lesbisch, ist bei einem Angriff in Neukölln wenig geholfen mit dem Wissen, dass gleichzeitig auch in Marzahn auf die Fresse geben könnte.

  • Zum Kommentar von Erik Peter ist ja eigentlich schon alles gesagt, was gesagt werden muss.

    Daher nur der Vollständigkeit halber die Stellungnahme der Jüdischen Gemeinde Berlin: "Es sei neu, dass Slowik »so richtig wie eindeutig« die Urheber von Gewalt benenne, sagte der Gemeinde-Beauftragte gegen Antisemitismus, Sigmount A. Königsberg am Dienstag auf Anfrage." www.juedische-allg...eipraesidentin-zu/

    Die queere und schwule Szene Berlins vermag ich nicht so zu überblicken, aber auch dort scheint mir nach einer kursorischen Sichtung die Zustimmung zu überwiegen. Wie dies ja auch bspw. schon Kevin Kühnert vor einigen Wochen in anderem Zusammenhang festgestellt hat.

    Was Peters' impliziter Ratschlag, sich lieber auf Antisemitismus und Homophobie in der Mehrheitsgesellschaft zu konzentrieren und entsprechende Erscheinungen in islamisch-migrantischen Milieus außen vor zu lassen, konkret bedeutet, wissen wir auch: Es sind dann erfahrungsgemäß genau die Falschen, die sich dieses Themas annehmen werden. Und hinterher sind wir dann wieder alle ganz erstaunt über die Zustimmung zur AfD.

  • Das wirklich beachtenswerte an der Aussage von Frau Slowik ist das Eingeständnis zur Existenz von „no go areas“ = Teile einer Stadt, die sich mittels eigener Gewalt der öffentlichen Rechtsordnung bewusst entziehen wollen.



    Davon versucht der Artikel abzulenken.



    Man kann nur hoffen, dass Frau Slowik nicht nur redet.

  • Die Argumentation von Herrn Peter hinkt gewaltig... in Neukölln wird jüdisches Leben sicher nicht offen gelebt, aus Gründen... In Mitte und Kreuzberg wird das teilweise noch getan, was dazu führt, dass die "Hotspots" entsprechend außerhalb von Neukölln zu finden sind...



    Dass Antisemitismus in dieser Stadt bzw. diesem Land nicht nur aus dem muslimischen Spektrum entspringt, wurde in jüngster Vergangenheit schmerzlich aufgezeigt.



    Aber dass der Islam in vielen seiner Ansichten als rückständig zu betrachten ist, führt dazu, dass er oftmals nicht differenziert betrachtet wird. Es gibt aber auch keine (jedenfalls fällt mir keine eine) meinungsrelevante Person im muslimischen Umfeld, die sich auch nur irgendwie positioniert zu drängenden Themen: (weltweiter) islamistischer Terror, 7. Oktober, Hamas, Hisbollah und Angelegenheiten die mit der sogenannten "Ehre" zu tun haben etc.

    • @Köppen Robert:

      Wer wäre ihrer Meinung nach denn eine meinungsrelevante Person die sich zu positionieren hätte ?

      Menschen wie Khorchide positionieren sich zum Beispiel klar bei diesen Themen mit dem Effekt, dass sie unter Polizeischutz stehen.

      "Aber dass der Islam in vielen seiner Ansichten als rückständig zu betrachten ist, führt dazu, dass er oftmals nicht differenziert betrachtet wird."

      Es ist eher so dass diese Elemente bewusst benutzt werden, um sich nicht differenziert mit ihm auseinander zu setzen, dass ist jetzt keine Eigentschaft des Islam ansich sondern ein Versäumnis oder eine Agenda der Person die sich mit ihm auseinander setzt.

      Zudem von welchen Islam sprechen sie ? Der Islam ist keine homogene Masse und sollte so auch nicht analytisch behandelt werden.

      In Mitte und Kreuzberg wird das teilweise noch getan, was dazu führt, dass die "Hotspots" entsprechend außerhalb von Neukölln zu finden sind..



      Wie serious schon aufzeigte befindet sich in Berlin Mitte u.a das Mahnmal und die technische Uni.



      Sprich die höhere Zahl hat nicht zwangsläufig was damit zu tun, dass Juden hier offener Leben würden, als in Neukölln.

      Was Herrn Peters argumentation angeht, stimme ich ihnen zu.

  • Mit Verlaub, in keinem anderen Kontext wäre es wohl denkbar, dass in einem linken Medium eine solche Warnung im Hinblick auf die Sicherheit religiöser und sexueller Minderheiten einfach aus Reflex total relativiert wird.



    Ich höre das seit 10 Jahren verstärkt und ich habe sowas von die Nase voll davon. Und wenn einem das zu unterkomplex ist, kann man sich ja die Mühe einer Analyse mache (wie Jan Feddersen). Oder man macht es halt wie Erik Peter. Hat dann aber keiner was von.

    Ich glaube , die Linke ist dabei, die Schwulen und Lesben zu verlieren. Und das leider mit Recht.

    Frau Slovik hat sich übrigens sehr wohl um Differenzierung bemüht und keineswegs alle Arabischstämmigen in einen Sack gepackt.

    • @LordNibbler:

      Die Tendenz zu unterkomplexen Weltbildern ist eben mitnichten ein Alleinstellungsmerkmal von Rechten und Konservativen.

      • @Rabenbote:

        Ja, das ist leider so.

  • "Slowiks Geraune ist nicht nur unpräzise, sondern hilft der notwendigen Debatte, wie Antisemitismus und Homophobie bekämpft werden können, kein bisschen". Schade, dass wir diese Debatte gar nicht haben. Statt dessen: Symbolpolitik, Kulturkampf, Theaterdonner.



    Auch zum Würgen: diejenigen, die hier den "Mut" von Frau Slowik loben, sagen ja dasselbe wie sie und verteilen daher nur großzügig Selbstlob und Selbsterhöhung.

  • "dass sich ein bedeutender Teil der queeren Szene der Palästinasolidarität angeschlossen hat"



    Irgendwelche Evidenzen für diese reißerische (bzw. "alarmistische") Gruppen-Attribution? Nein. Leider wie der Rest des Artikels völlig evidenzfrei. Aber schon mal daran gedacht: Schwule sind in Schöneberg um ein Vielfaches stärker sichtbar als in Neukölln. Mitte ist generell ein Hotspot füf Hassdelikte jedweder Art. Wer also sagt, dass das Ganze an Neukölln bewahrheitet werden soll? Luftnummer.

  • Ein erstaunlich unterkomplexer Beitrag zum Thema.

    Zum Thema Antisemitismus: Die großartige Katja Berlin bringt das in ihrer Torte im Buch "Sind Antisemitisten anwesend?" auf den Punkt unter dem Titel "Diversität in Deutschland" und stellt dar: Rechten Antisemitismus, Linken Antisemitismus, Bürgerlichen Antisemitismus und Migrantischen Antisemitismus.

    Ein reflektierter Mensch sollte in der Lage sein, bei einer Problembeschreibung für einen bestimmten Ort nicht sofort mit ja, aber ... abzulenken. In Berlin haben wir in bestimmten Bereichen ein verstärktes Problem mit migrantischem Antisemitismus. In Halle war es ganz klar der rechte Antisemitismus, der vor fünf Jahren zu zwei Toten führte. Und wenn die Tür der Synagoge nicht gehalten hätte, wären es viel mehr Opfer geworden. Also gibt es in Halle und Berlin unterschiedliche Probleme, die zu adressieren sind.

    Und zur Situation der Schwulen verweise ich als Schöneberger auf unseren Bundestagsabgeordneten Kevin Kühnert, der das Problem der homophoben Aggression durch muslimisch gelesene Männer vor kurzem thematisierte. Ich gehe davon aus, dass er weiß, wovon er spricht.

    Manche versuchen das Problem, als Geraune runterzuschreiben.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Katja Berlin verweist regelmäßig darauf, wie Diskurs fehlgeht, auch bewusst fehlgeleitet wird.



      Wenn die Problemübertragung auf eine Gruppe vor allem der Entlastung der Mehrheitsgesellschaft dient, dann will auch jemand bewusst ablenken.



      Handlungsbedarf haben wir bei allen Formen des Antisemitismus, vor allem dabei beim rechtsrabiaten, teutschen.

      • @Janix:

        War gerade bei einer Veranstaltung mit dem schönen Titel "Demokratielunch" im Rathaus Schöneberg. Dort wies ein jüdischer Mitbürger daraufhin, dass die dort vorgetragene Verknüpfung von Antisemitismus mit Rechtsextremismus zu kurz greift, weil es auch linken und migrantischen Antisemitismus gibt.

        Für Linke macht es das Leben sehr einfach, wenn man die Augen vor anderen Antisemitismen als dem rechten einfach fest zukneift.

        Einfach mal checken, wer in Berlin in diesem Jahr jüdische Menschen angegriffen hat, ist gar nicht schwer.

      • @Janix:

        Ja, wenn ...

        Die Polieipräsidentin braucht aber keine Problemübertragung.

        Sie hat Zahlen.

        Hier sprach nicht die Mehrheitsgesellschaft.

        Hier sprach eine Expertin ein Problem an.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Dankeschön, sie haben es gut auf den Punkt gebracht.

  • Seid mehr als einem Jahr ist alles anders



    Wir zerfleischen uns gegenseitig



    Das wird nichts mehr



    Der sogenannte aufgeklärte Mensch hat verloren



    Mir scheint der innere Kompass ist verloren

    • @Jan Kohl:

      So, und jetzt aus der Ermüdung, gegönnt sei sie, wieder in die Realität. :)



      Da gibt es beides: Schiefgelaufenes und Handlungschancen. Zum Glück. :)

  • Perspektiven wie diese stärken die rechten Populisten, da sie paternalistisch kontinuierlich Opfer-Narrative bedienen und marginalisierte Gruppen ihre (Eigen-)Verantwortung absprechen.



    Es gibt einen sehr starken muslimisch geprägten Antisemitismus und eine enorme Queer-Feindlichkeit, die wirklich adressiert und bearbeitet werden muss. Wir dürfen diese Themen nicht den Rechten überlassen, indem wir sie, obwohl sie so deutlich erkennbar sind, immer wieder auf's neue negieren und abstreiten.

    • @Nathaniel:

      Wir dürfen diese Themen nicht denjenigen zur Bearbeitung überlassen, die sie für die Legitimierung ihrer Ressentiments gebrauchen. Einordnen ist auch kein "Abstreiten"

  • Ich verlinke hier einen Essay von Jan Feddersen, der sich ernsthaft mit den Ursachen auseinandersetzt.

    Deutschland braucht eine neue Einwanderungskultur.



    taz.de/Einwanderun...ation/!6020574&s=/

    "Ja, schlimm, heißt es in der linken Szene nach solchen Ereignissen, aber Einzelfälle. Man dürfe weder über Geflüchtete und schon gar nicht über den Islam und den Islamismus reden, das wäre dämonisierend, menschenverachtend und nütze – das ist die argumentative Hauptwaffe in diesem Diskurs – nur den Rechten. "

    "Was den Rechten aber am meisten dient, ist nicht das öffentliche Sprechen über Attacken im Alltag, sondern das begütigende Schweigen darüber. "

    Polizei und Justiz sind der Zunahme an Übergriffen und Straftaten nicht gewachsen, während die Täter sich bestätigt fühlen müssen, durch das Fehlen von Konsequenz. Und da Berlin pleite ist, wird sich daran auch nichts ändern.



    All das zu leugnen, dient keiner Sache.

    • @Octarine:

      schon der satzteil "Man dürfe weder über Geflüchtete und schon gar nicht über den Islam und den Islamismus reden..." hat mit ernsthaftigkeit nichts zu tun, konstruiert er doch einen inneren zusammenhang, in dem der islamismus quasi als letzte steigerung des geflüchteten erscheint. richtig übler rechtspopulistisch dreck, ebenso wie die rede von einer "einwanderungskultur" (wtf?)

      deutschland braucht weniger menschen, die rassistische ressentiments bedienen, indem sie hunderttausende von menschen unter pauschalverdacht stellen und sich krude verbindungslinien zwischen zuwanderung und antisemitismus sowie zuwanderung und islamismus basteln.

      deutschland braucht weniger deutschland. dass man das heute einem anti-deutschen wie feddersen erzählen muß, ist dann wohl die berühmte ironie der geschichte.

      • @Pflasterstrand:

        Ihr Kommentar wirkt jetzt nicht so als hätte sie den Feddersen Essay überhaupt gelesen.



        Aber Hauptsache auf das einfachste Angebot im Kommentar von Octarine hin hart „losagitieren“.

        Und wenn Phänomene wie z.b. Antisemitismus in Bestimmter Gruppen und Milieus auftreten, die quasi Minderheiten darstellen, gehören die dennoch benannt und bearbeitet, wie der Antisemtismus und Rassismus innerhalb der Mehrheitsgesellschaft auch.



        Man hat bei ihren Kommentar auch den Eindruck das sie zwischen berechtiger Kritik und Pauschalurteilen nicht unterscheiden können. Aber wenn sie vorführen wollten wie man einen Diskurs verünmöglicht, lassen sie mich ihnen sagen, es ist ihnen gelungen.

        • @serious?:

          "Ja, schlimm, heißt es in der linken Szene nach solchen Ereignissen, aber Einzelfälle. Man dürfe weder über Geflüchtete und schon gar nicht über den Islam und den Islamismus reden, das wäre dämonisierend, menschenverachtend und nütze – das ist die argumentative Hauptwaffe in diesem Diskurs – nur den Rechten. "

          ist das berechtigte kritik? oder ein pauschalurteil? man bilde sich selbst ein meinung dazu. nach meinen kenntnissen von syntax, semantik und signifikanz ist es eher letzteres. eine diskursangebot ist es sicher nicht.

          "Und wenn Phänomene wie z.b. Antisemitismus in Bestimmter Gruppen und Milieus auftreten, die quasi Minderheiten darstellen, gehören die dennoch benannt und bearbeitet, wie der Antisemtismus und Rassismus innerhalb der Mehrheitsgesellschaft auch."

          dem stimme ich weitgehend zu – ähnlich wie der großteil von menschen, die sich der (von feddersen so bezeichneten) "linken szene" zurechnen. an keiner einzigen stelle habe ich übrigens etwas gegenteiliges behauptet. kurios, dass Sie das dennoch nahelegen und gleichzeitig die verhinderung eines diskurses vorwerfen. serious?

    • @Octarine:

      Jan F. hat ja schon länger seiner irgendwie vorhandenen Furcht, da kämen nur queerfeindliche Typen, arg viel Raum gegeben.



      Wir müssen einschließen und Chancen geben und Erziehung auch in den Schulen leisten. Reden wir auch drüber.



      Wir müssen aber verstehen, dass Antisemitismus hierzulande polizeibewachte Synagogen seit 1945 heißt und v.a. ein rechtsrabiat-deutsches Phänomen ist. Das auf bestimmte Gruppen von "anderen" schieben zu wollen ist so simpel wie nicht zielführend.

      • @Janix:

        Es ist eben nicht nur ein "rechtrabiates Problem" ist, auch Teile der Linken eine Affinität zum Antisemitismus besitzen. Man denke nur an die Tupamaros West berlin und Kunzelmans Gesülze vom "Judenknacks".



        Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und Problem. Dazu gehört eben auch das Phänomen des islamisierten Antisemitismus.

        Feddersen kritisiert meines Erachtens völlig zu recht, dass queerfeindliche, antisemitische Problematiken und Ansichten in migrantischen Kommunities von Teilen der Linken schlicht ignoriert oder eben kleingeredet werden und zwar genau mit denselben Argumenten, wie die CDU oder FDP die Probleme der sogenannten gesellschaftlichen Mitte kleinreden.

        Das Ansprechen dieser Missstände heißt ja nicht die deutsche Mehrheitsgesellschaft nicht zu problematisieren.

        Aber es heißt eben alle gesell.Gruppen einzeln wie auch die Gesamtgesellschaft in den Blick zu nehmen und da wo es Probleme gibt diese auch zu benennen.

        Diese Diskussion mit Brachialrhetorik oder den Verweis auf vermeindliche Bedienung von Ressitiements zu abzuwehren dient am Ende niemanden, auch nicht den Minoritäten die man vorgibt zu schützen.

  • Nun ja, wenn bzgl. des Antisemitismus dieser Bericht gemeint ist www.report-antisem...le-Berlin-2023.pdf, und der Autor Friedrichshain-Kreuzberg erwähnt, zeigt sich das Falltechnisch hinter Mitte 189 und Friedrichshain-Kreuzberg 126, kaum abgeschlagen Neukölln 118 und Charlottenburg-Wilmersdorf 97 folgen.



    Dann folgen Pankow mit 45, Tempelhof-Schöneberg mit 35, Steglitz-Zehlendorf mit 29, Treptow-Köpenick 22, Lichtenberg 21, Marzahn-Hellersdorf 18, Reinickendorf 10 und Spandau 9.

    Und soweit ich das sehe liegt die Technische Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin in Mitte, was so auch Anteil für höhere Fallzahlen haben könnte, im Falle der HU z.b. über die Schmierereien während der Besetzung. Gibt Sicher auch noch andere Faktoren wie z.b. das für Demonstrationen Mitte attraktiv ist, und man so dort auch hinzieht.

    Das der Autor seine Quelle „Berlin-Karte antisemitischer Vorfälle im Jahr 2023“ nicht verlinkt bzw. genauer benennt wirkt auf mich auch eher mäßig.

    • @serious?:

      Liegt die TU nicht in Charlottenburg?

    • @serious?:

      Korrektur, die HU Besetzung würde erst in der Statistik zu diesem Jahr auftauchen.

  • Wenn ich diese Debatte und besonders die Artikel über die Pogrome in Amsterdam so Revue passieren lasse, bekommen wir Ostdeutsche dann zukünftig auch so viel Verständnis eingeräumt? Die Argumentation bei den Hetzjagden von Chemnitz auf Basis eines 10 Sekunden Clips liefen irgendwie ganz anders ab in meiner Erinnerung. Die TAZ schwadroniert doch sonst in aller Regelmäßigkeit von NoGo Areas bei uns. Statistisch zu belegen ist das bei den im Vergleich zu Berlin hier lächerlich niedrigen Kriminalitätsraten ja auch nicht wirklich.

    • @Šarru-kīnu:

      In Amsterdam haben ja unter anderem rechtsextreme Fans von TelAviv für Krawall gesorgt. Nicht zum ersten Mal. Das Problem ist schon etwas breiter und anders als die Hetzjagden von Chemnitz.

  • Dieses verkitschte Bild von NKL als lustig, buntem, liberalen Multikulti-Kiez ist nun wirklich absurd! Was gibt es denn noch an jüdischer bzw. israel-solidarischer Infrastruktur in Neukölln? Mit fällt da erst mal nur das "Bajzel" ein. Dieses hat nahezu täglich mit Angriffen bis hin zu Brandanschlägen zu kämpfen. Der Rest hat geschlossen. Sich als Jude bzw. Israeli in NKL und X-berg zu zeigen, ist schlicht lebensgefährlich. Schlägt der Autor vor sich zu erkenne zu geben, damit die Statistik wieder stimmt? Gleiches gilt für die LGBTQ-Community. Wie ist es denn die Situation am WE rund ums Schwuz? Anstatt hier die Verrohung zu relativieren, sollte der Autor seinen ideologischen Blick weiten, auf die Täter richten und fragen, wie es sein kann, dass es so viel "progressive" Toleranz für arabische und islamo-faschistischer Homohass und Antisemitismus gibt, der Berlin zu einer unsicheren Stadt macht.

    • @Amra:

      .. Was schade ist, denn der Punkt dass wir Antisemitismus und Homophobie nicht bei einer bestimmt Personengruppe verordnen dürfen und sollten, um die Mehrheitsgesellschaft zu entlasten ist und/oder Vorurteile zu schüren, ist an sich richtig und wichtig.

      Leider geht dieser wichtige Punkt aufgrund der von ihnen zu recht hart kritisiteren restlichen Inhalte des Artikels komplett unter und erscheint so nur als eine bloße Relativierung von seiten des Autors.

    • @Amra:

      In keiner einzigen Zeile hat Erik Peter Verrohung relativiert - im



      Gegenteil.

      • @Pflasterstrand:

        Der Autor schreibt u.a.:



        „Richtig ist, dass die Israelfeindlichkeit bei Menschen mit arabischen, teils palästinensischen Wurzeln mitunter eine besonders emotionale ist und in offenen Antisemitismus übergehen kann.“



        so etwas kann man sehr wohl als relativierend ansehen.

        Und mit der Art wie ihr Kommentar geschrieben ist, zeigen sie sich ja den Relativierern, von Zuständen die Amra beschreibt, zugehörig.

  • "Berlins Polizeipräsidentin rät Juden und Homosexuellen zu Vorsicht in Teilen der Stadt. Das Geraune dient letztlich der Entlastung der Mehrheitsgesellschaft. "

    Völlig richtig. Ich meine aber auch so manchen Artikel gelesen zu haben, wo solche oder ähnliche Empfehlungen sogar für ganze Bundesländer ausgesprochen werden. Hier wie da sind Pauschalisierungen und Generalverdacht unterkomplex und unreflektiert.

  • Eines darf man nicht vergessen und die Erfahrung habe ich persönlich in Berlin-Neukölln gemacht. Rechtsradikale bestimmen, wer schwul ist und wer nicht. Und die Feuerwehrleute schauen dabei biertrinkend aus 20m in aller Ruhe zu.

    • @BierzeltLeitkultur:

      Was hat die Feuerwehr damit zu tun?

  • Die Problemübertragung auf eine Gruppe dient vor allem der Entlastung der Mehrheitsgesellschaft. Leider wohl sehr wahr.

    Wenn Sie das irgendwo hören oder lesen, dass ja "nur die ..." "das" wären, dann fragen Sie immer nach.



    In Deutschland ist die Polizei seit 1945 vor den Synagogen.

    • @Janix:

      Übrigens ist die Aussage zu dem Polizeischutz der Synagogen in Deutschland so nicht richtig.

      Oder warum konnte der rechte Attentäter solange vor der Synagoge in Halle herumschießen? Da war weit und breit keine Polizei.