Waldbrände in Kalifornien: Hölle in Hollywood
Fünf verschiedene Waldbrände wüten im Großraum Los Angeles. Bisher gibt es fünf Tote, mehr als 130.000 Menschen müssen ihre Häuser verlassen.
Starke Winde von über 160 Kilometer pro Stunde und Trockenheit haben die Walbrände in Südkalifornien in ein Inferno verwandelt. Mindestens fünf Menschen sind den Flammen bisher zu Opfer gefallen und unzählige weitere sollen zum Teil schwer verletzt worden sein. Mehr als 2.000 Bauwerke, darunter viele Einfamilienhäuser, wurden von den Bränden bisher zerstört.
„Was wir hier in den letzten 24 Stunden gesehen haben, ist beispiellos. So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte der Polizeichef von Los Angeles Jim McDonnell am Mittwoch.
Tausende von Menschen haben in den vergangenen Tagen ihr gesamtes Hab und Gut in den Flammen verloren. Insgesamt fünf verschiedene Waldbrände wüten im Großraum Los Angeles, das Palisades- und das Eaton-Feuer richteten bisher den größten Schaden an.
Die genauen Brandursachen werden derweil untersucht. Am frühen Donnerstagmorgen brannten laut offiziellen Angaben drei Feuer noch immer außer Kontrolle. Bei den zwei anderen Bränden gelang es den Feuerwehrkräften, die Flammen zumindest einzudämmen.
Zwangsevakuierung für 130.000 Menschen
Das Palisades-Feuer, das in der Nähe des Nobelviertels Pacific Palisades am Dienstag ausgebrochen war, ließ auch die Häuser von bekannten Persönlichkeiten aus Film und Fernsehen nicht unverschont. Billy Crystal, James Woods, Paris Hilton oder Chris Pratt sind nur einige derer, die ihre Millionendollar-Anwesen im Inferno verloren haben.
„Worte können das Ausmaß der Zerstörung, die wir sehen und erleben, nicht beschreiben. Wir leiden mit unseren Freunden und Nachbarn, die bei dieser Tragödie ebenfalls ihre Häuser und Geschäfte verloren haben“, sagten Billy Crystal und sein Frau Janice in einer Stellungnahme.
Obwohl beim Palisades-Feuer derzeit keine Todesopfer zu beklagen sind, erklärte der Feuerwehrchef des Landkreises, Anthony Marrone, dass die Einsatzkräfte „eine hohe Anzahl an schweren Verletzungen unter Bewohnern, die den Evakuierungsaufforderungen nicht gefolgt waren, gezählt haben, sowie unter Ersthelfern, die an vorderster Front waren“. Drei Personen wurden außerdem wegen des Verdachts der Plünderung vorläufig festgenommen.
Für mehr als 130.000 Menschen, die in der Metropolregion um Los Angeles leben, wurde eine Zwangsevakuierung ausgerufen. Feuerwehr-Einsatzkräfte aus anderen US-Bundesstaaten haben sich bereits auf den Weg nach Südkalifornien gemacht, um die lokalen Kräfte beim Kampf zu unterstützen. Die Profi-Eishockeyliga NHL verschob aufgrund der Brände ein für Mittwoch angesetztes Spiel in der kalifornischen Großstadt.
Satellitenaufnahmen verdeutlichen Ausmaß der Zerstörung erst. Ganze Nachbarschaften liegen in Schutt und Asche. Das Palisade-Feuer ist zu einer Größe von mehr als 62 Quadratkilometer angewachsen. Das entspricht in etwa der Größe von Fürth. Am Mittwochabend entfachte ein fünfter Waldbrand in den Hollywood-Hills. Das Sunset-Feuer bedroht auch berühmte Film- und Fernsehstudios im Stadtteil Studio City.
Die bedrohliche Wetterlage mit hohen Temperaturen, geringer Luftfeuchtigkeit und starken Winden hält derweil weiter an. Los Angeles Feuerwehrchefin Kristin Crowley sagte: „Die Gefahr ist noch nicht vorbei“. Sie fügte hinzu, dass die aktuelle Situation die Kapazitäten der Brandbekämpfung und der Rettungsdienste in der Region bis auf das Äußerste strapazieren würde. „Wir tun unser Bestes. Aber nein, wir haben im Landkreis nicht genug Feuerwehrleute, um das zu bewältigen“, erklärte Marrone.
Biden verspricht Unterstützung
Und als ob die Bekämpfung der verheerenden Brände nicht schon hart genug wäre, mussten sich die Einsatzkräfte auch mit fehlendem Wasser aus Feuerhydranten herumplagen. Arbeiter der Wasserwerke erklärten, dass das Wassersystem aufgrund der Vielzahl von Bränden überstrapaziert gewesen sei.
US-Präsident Joe Biden, der zusammen mit dem demokratischen Gouverneur des Bundesstaates Gavin Newsom eine Pressekonferenz gab, versprach den Menschen in Kalifornien, dass die Bundesregierung alles tun werde, um die Brände zu bekämpfen und den Wiederaufbau zu unterstützen.
„Es wird Zeit brauchen, aber die Bundesregierung ist hier und sie wird so lange bleiben, solange sie sie benötigen und für alles, was sie benötigen“, sagte Biden, der auch eine Erklärung unterzeichnete, um die Brandregion Kalifornien als Katastrophengebiet zu deklarieren.
Der zukünftige US-Präsident Donald Trump hat die Brände hingegen dazu genutzt, um Biden und Newsom zu kritisieren. „Er ist schuld daran“, schrieb Trump am Mittwoch auf Truth Social. Gemeint war damit Gouverneur Newsom, denn er für eine schlechte Forstwirtschaft und schlechtes Wassermanagement kritisierte und so zu den Bränden beigetragen haben soll. Newsoms Pressesprecher wies dies Kritik zurück.
In einem weiteren Post spielt Trump auf seine baldige Amtseinweihung ein: „Dies soll als Symbol für die eklatante Inkompetenz und das Missmanagement des Duos Biden/[Newsom] dienen. Der 20. Januar kann nicht schnell genug kommen!“
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