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Wahlen in Bosnien und HerzegowinaLeise Hoffnung

Erich Rathfelder
Kommentar von Erich Rathfelder

Das Mitte-links-Lager in Bosnien hat den nationalistischen Parteien erstmals eine Niederlage zugefügt. Das dürfte Wirkung auf das ganze Land haben.

Bislang wenig bekannt: Denis Bećirović, der in Sarajevo das siegreiche Mitte-links-Lager anführt

B ei vielen Wählern in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, kam am Montagmorgen Freude auf. Vor allem dass Bakir Izetbegović, Chef der muslimischen Nationalpartei SDA, gegen den bislang wenig bekannten Sozialdemokraten Denis Bećirović eine Niederlage einstecken musste, wirkt auf viele erleichternd.

Dass in der Stadt Sarajevo und im Kanton Sarajevo mit der Troika aus Sozialdemokraten, der linksliberalen Partei Naša stranka und der SDA-Abspaltung „Volk und Wahrheit“ ein nichtnationalistisches Parteienbündnis die Oberhand gewonnen hat, ist für die bisher dominierende Nationalpartei eine deutliche Schlappe. Sie wird ihre Wirkung auf das gesamte Land nicht verfehlen.

Schließlich geht es um die Zukunft des Landes, das mit der bisherigen Herrschaft der Nationalparteien in eine Sackgasse geraten ist. Nun werden zwei der drei Mitglieder des Staatspräsidiums mit Denis Bećirović und dem Kroaten Željko Komšić von Nichtnationalisten repräsentiert werden. Nur die Serbin Željka Cvijanović gehört der serbischen Nationalistenpartei SNSD an.

Da die Nichtnationalisten in Zukunft auch in den Parlamenten der Föderation und des Gesamtstaats gestärkt sein werden, ist es ihnen möglich, schärfer gegen die Korruption und für europäische Werte aufzutreten. Sie wollen den Kandidatenstatus für die EU erreichen.

Dämpfer für den Nationalismus

Selbst der serbische Nationalistenführer Milorad Dodik erlitt eine Art psychologische Niederlage. Der Putinfreund und Separatist musste bis zuletzt fürchten, gegen die liberale Wirtschaftwissenschaftlerin Jelena Trivić beim Kampf um das Amt des Präsidenten des serbischen Teilstaates zu verlieren. Er wird sich schon bald einer gestärkten Opposition gegenübersehen.

Lange Gesichter gab es zudem bei den Kroaten um den Extremistenführer Dragan Čović. Sie konnten trotz aller Unterstützung aus Kroatien das Wahlrecht nicht zu ihren Gunsten verändern.

Der Nationalismus hat bei diesen Wahlen einen Dämpfer erfahren; damit ist ein bisschen Hoffnung in Bosnien aufgeglimmt.

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Erich Rathfelder
Auslandskorrespondent Balkanstaaten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.
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3 Kommentare

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  • Das sind wirklich gute Nachrichten. Und die EU müsste jetzt sofort reagieren, denn solche "Funken" muß man hüten und anblasen, wenn daraus was werden soll.



    Als Europäer und einer, der diesen sogenannten Bürgerkrieg vor 30 Jahren miterlebt hat, schäme ich mich heute noch für die Rolle, die die EU damals gespielt hat. Wieviel anders könnte es heute in Sarajewo und im ganzen Land aussehen, wenn wir damals nicht gekniffen hätten. Glücklicherweise erleben wir heute, dass solche Fehler nicht wiederholt werden.

  • Herr Dodik und Herr Čović , wählen sich nicht selber?



    Die bekommen Stimmen von Wahlvolk.



    Halt Demokratie, ob es passt oder nicht.

  • Europäische Werte?