piwik no script img

Vorwurf aus IsraelTerrorfinanzierer aus Brüssel

In einem Regierungsbericht wirft Israel der EU vor, NGOs mit Terrorbindungen zu unterstützten. Brüssel weist die Kritik als „inakzeptabel“ zurück.

Meinungsfreiheit oder Terror? Die EU warnt, die Themen Boykott und Terrorismus zu vermischen Foto: imago

Berlin taz | Für die israelische Regierung ist die Europäischen Union eine Terrorunterstützerin. In einem jüngst veröffentlichten Bericht wirft Jerusalem der EU vor, nicht nur Boykottaktivitäten gegen Israel zu fördern, sondern auch palästinensische Menschenrechts- und Hilfsorganisationen zu unterstützen, die Verbindungen zu Terrorismus hätten.

Die Beschwerde bezieht sich auf die finanzielle Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in den palästinensischen Gebieten sowie in Norwegen, Italien, Frankreich und Irland.

Benjamin Weinthal, Europakorrespondent der Jerusalem Post, berichtete in dem Zusammenhang darüber hinaus, dass auch drei deutsche Organisationen – die grünennahe Heinrich-Böll-Stiftung, der Weltfriedensdienst und Brot für die Welt – NGOs unterstützten, die in dem Regierungsbericht mit Terrorismus in Verbindung gebracht werden.

Die EU-Vertretung in Tel Aviv wies die Vorwürfe vehement als „unbegründet und inakzeptabel“ zurück.

Bereits im Mai hatte Israel einen ähnlichen Bericht veröffentlicht. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini reagierte verärgert. In einem von der israelischen Tageszeitung Haaretz veröffentlichten Brief an Gilad Erdan, den für die Berichte zuständigen Minister für Strategische Angelegenheiten, wies sie darauf hin, dass der Bericht Fehler enthalte, und warnte davor, das Boykottthema mit dem Thema Terrorismus zu vermischen.

EU sieht BDS von der Meinungsfreiheit geschützt

Israel bekämpft die umstrittene internationale BDS-Kampagne, die zu einem Boykott Israels aufruft. Das hochbudgetierte Ministerium für Strategische Angelegenheiten unter Erdan befasst sich schwerpunktmäßig mit dieser Aufgabe. Die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu und andere BDS-Kritiker argumentieren, dass BDS den Staat Israel delegitimiere und folglich antisemitisch sei.

Brüssel dagegen sieht BDS von der Meinungsfreiheit geschützt. „Die EU steht entschieden für den Schutz der Meinungsfreiheit ein“, schrieb die EU-Vertretung in Israel in Reaktion auf den jüngsten Bericht. Dies schließe Äußerungen ein, die „den Staat oder einen Teil der Bevölkerung beleidigen, schockieren oder stören“. Zugleich bekräftigte sie, dass die EU Boykottaufrufe nicht unterstütze und jeglichen Versuch ablehne, Israel zu isolieren.

Hintergrund der Kontroverse ist die Politik der israelischen Regierung, die Beobachtern zufolge versucht, mit dem BDS- und Antisemitismusvorwurf auch andere Kritiker der Regierung und der von ihr betriebenen Siedlungspolitik, die die Besatzung der palästinensischen Gebiete aufrechterhält, zum Schweigen zu bringen.

Dies führt auch in Israel zu schrumpfenden Handlungsspielräumen für Intellektuelle, Künstler und Menschenrechtler. Die EU-Vertretung in Israel schrieb: „Jede Handlung, die darauf hinausläuft, den Raum für die Zivilgesellschaft zu begrenzen, sollte vermieden werden.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Ich muss leider Israel recht geben. EU unterstützt mit Israel zusammen Terrororganisationen wie PKK, YPG, Ägypten, arabische Terroristen. Von USA und EU geschaffene IS ganz zu schweigen. EU war nie ehrlich. Es ist eben der Westen und westliche Werte.

  • Es gibt schon lange Studien, die zweifelsfrei nachweisen, dass die EU (und Deutschland) Gruppierungen unterstützen, die schlicht aktiv gegen Israels Lebensrecht als Staat arbeiten und zwar in verschiedensten Formen. Mache dieser NGOS debattieren "nur" mit Lügen und Diffamierungen und sprechen sich dafür aus, Israel abzuschaffen, aber es sind auch offene Gewaltunterstützer dabei. Wer Israel boykottiert, boykottiert indes in erster Linie Palästinenser, die froh sind, Jobs zu israelischen Arbeitsbedingungen zu bekommen. Die BDS ist ein Haufen Idioten: Kommen zu Boykott-Veranstaltungen in Rollstühlen, in Israel gebaut, mit Pads, (mit israelischen Intel-chips versehen) mit Ratiopharm-Medikamenten (aus Israel) und so fort. Wenn die WIRKLICH Israel boykottierten, müssten die wie vor 300 Jahren leben. Israelische Produkte sind überall.



    Viel mehr wundert mich, dass keiner dieser feinen Leute sich für die Palästinenser einsetzt, die seit 70 Jahren im Libanon unter furchtbaren Bedingungen leben müssen, oder die in Syrien zu Tausenden hingeschlachtet werden - das allein zeigt, dass es nicht um die Palästinenser geht, sondern nur darum, Israel zu delegitimieren.

  • was heißt "inakzeptabel". Stimmt die Aussage von Israel ? und ist nur die Art der Aussage inakzeptabel ? Die EU will sagen, Israel hat zwar recht, aber die Art, wie es rüberkommt, ist inakzeptabel. Alles klar

    • @schoenerrhein:

      inakzeptabel heißt, dass das, was das hasbara-ministerium sich da mal wieder erlaubt, ne frechheit ist.

  • So what. Israel wird diese EU sicher überleben. Daher können die unterstützen oder nicht unterstützen wen die wollen. Und dieses BDS ist auch nur eine Ansammlung von Judenhassern, die links und friedlich tun, vor 80 Jahren aber sicher Karrieristen in der SS gewesen wären. Also auch hier, so what. Zurück zum Tagesgeschäft, liebes Israel. Die Versöhnung mit den Brüdern aus Palästina muss und wird geschehen. Dazu brauch man aber keine EU oder deren klammheimliche Kumpels von BDS.

  • Ganz billiger Wahlkampf ist das von der israelischen Rechten...

    • @Sven Günther:

      ich anschließe mich.

  • Terrorunterstützerin?

    it takes one to know one.