Versprechen beim Weltklimagipfel: Plus-2-Grad-Ziel ist greifbar nahe
Mit den neuesten Klimaversprechen könnte die Welt bald auf dem Weg sein, die Erderhitzung unter 2 Grad zu halten. Für 1,5 Grad fehlt noch einiges.
Auf Twitter klang der Chef der Internationalen Energieagentur Fatih Birol fast ein wenig jubilierend: Wenn alle Klimaversprechen, auch die neuesten vom Weltklimagipfel, umgesetzt würden, könne die Erderhitzung auf 1,8 Grad beschränkt werden. Das sei immer noch über dem Ziel des Pariser Abkommens „deutlich unter plus 2 Grad“ zu bleiben und erst recht unter dem Plus-1,5-Grad-Ziel.
Dennoch ist erstmals die tatsächliche Einhaltung das 2-Grad-Ziels überhaupt aussprechbar. Freilich, es ist ein großes „Wenn“, um das es geht und ein wichtiger Konjunktiv: Alle Klimaversprechen sind erst noch Versprechen, noch gar nicht in konkrete Politik übersetzt und weit davon entfernt, umgesetzt zu sein.
Aber auch andere Studien kommen zu dem Schluss, dass es Grund zu Hoffnung gibt.
Eine Analyse, die am Freitag in der Zeitschrift Science erschien, schätzt, dass es inzwischen viel wahrscheinlicher ist, dass das 2-Grad-Ziel eingehalten wird, als vor dem Pariser Abkommen. Die Berechnungen der Autor:innen zeigen, dass bei der Vor-Abkommens-Politik diese Wahrscheinlichkeit null war – die Erde sich also um mindestens 2 Grad erhitzen würde, mit 15-prozentiger Wahrscheinlichkeit sogar um mehr als 4 Grad. Mit allen Versprechen sei die Wahrscheinlichkeit unter 2 Grad zu bleiben inzwischen 34 Prozent und sogar eine Temperatursteigung über 3 Grad fast ausgeschlossen.
Noch weit von 1,5 Grad entfernt
Auf Twitter bezeichnete einer der Autor:innen der Studie, Haewon McJeon, das Ergebnis als eine „Glas ein Drittel voll, zwei Drittel leer“-Geschichte. “Wir sind inzwischen viel näher am Plus-2-Grad-Ziel als vor sechs Jahren als das Pariser Abkommen unterzeichnet wurde“, sagte McJeon. „Aber wir sind selbst mit erhöhtem Ehrgeiz noch weit davon entfernt, in diesem Jahrhundert auf plus 1,5 Grad runterzukommen.“
Empfohlener externer Inhalt
Immerhin: selbst wenn nichts mehr in Sachen Klimaschutz unternommen werde, gebe es eine achtprozentige Wahrscheinlichkeit unter 2-Grad zu bleiben, so die Analyse.
Unsere Grafik zeigt ähnliche Szenarien aus dem aktuellen „Emissions Gap“ Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP. Wenn alle Klimaversprechen und Klimaneutralitätsziele eingehalten werden, könne die Erderhitzung auf 2,2 Grad begrenzt werden, heißt es dort. Die Linien zeigen wie sich die prognostizierte Kurve des jährlichen Treibhausgas-Ausstoßes in den vergangenen Jahren nach unten gesenkt hat. Der „Emissions Gap“ Bericht prognostizierte vor einem Jahr noch eine Erderhitzung von 2,7 Grad, selbst wenn die anspruchsvollsten Versprechen der Länder eingehalten würden.
Zugleich zeigt auch unsere Grafik, dass die Pfade für das 2-Grad-Ziel und erst recht für das 1,5-Grad-Ziel noch außer Reichweite sind. Den Worten müssen also bald ehrgeizigere Worte und schnellstens Taten folgen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“