Versorger beendet Kohleverstromung: EnBW steigt früher aus

Hohe Gewinne mit Erneuerbaren: Der Versorger aus dem Südwesten will den Kohleausstieg um sieben Jahre vorziehen – und hakt ein letztes Akw ab.

Autos fahren in der Dunkelheit an dem Kohlekraftwerk Altbach/Deizisau vorbei

Das Kohlekraftwerk Altbach/Deizisau des Energieversorgers EnBW Foto: Marijan Murat/dpa

BERLIN taz | Inmitten von Energiekrise und Energiewende rechnet die EnBW als drittgrößter Versorger Deutschlands im laufenden Jahr mit starkem Wachstum und will bereits 2028 komplett aus der Kohle aussteigen, sieben Jahre früher als geplant. „Das Jahr 2022 hat eine Zäsur für die Energiewirtschaft dargestellt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Andreas Schell am Montag. Die durch den Ukrainekrieg ausgelöste Energiekrise habe eine neue Justierung der Strategie des Unternehmens erfordert.

EnBW habe sich 2022 in kürzester Zeit von russischem Gas und russischer Kohle unabhängig gemacht, sagte Schell, der im November die Nachfolge des langjährigen Vorstandschefs Frank Mastiaux angetreten hatte. Dieser hatte den früher stark auf Atom- und Kohlekraftwerke setzenden Versorger auf Ökokurs getrimmt.

Das vorzeitige Aus der Kohleverstromung könne nur gelingen, wenn die Erneuerbaren schnell ausgebaut würden. Das neue Zieldatum 2028 habe „auch den Umbau der Netze zur Bedingung“, betonte Schell. Derzeit seien die Planungszeiten aber noch viel zu lang. Der Karlsruher Versorger betreibt derzeit noch Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 4,3 Gigawatt.

Die erneuerbaren Energien kommen bei EnBW auf 5,4 Gigawatt – und waren im vergangenen Geschäftsjahr sehr profitabel. Während das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) insgesamt um 11 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro anzog, legte die Erneuerbaren-Sparte um über 39 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro zu. Grund waren hohe Preise, neue Solarparks und gute Windverhältnisse.

„Zu spät, über Weiterbetrieb nachzudenken“

Für 2023 strebt Vorstandschef Schell sogar 4,7 bis 5,2 Milliarden Euro Gewinn an. Die gute Bilanz zahlt sich für die Mehrheitsaktionäre, vor allem für das Land Baden-Württemberg und die dortigen Kommunen aus. Sie sollen eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie erhalten.

Das Atomzeitalter soll für EnBW wie auch für RWE und E.on Mitte April zu Ende gehen. Dann sollen in Deutschland die letzten drei Meiler abgeschaltet werden. Eine weiter verlängerte Laufzeit nütze EnBW wenig, sagte Schell: „Wir haben einen Punkt erreicht, wo es zu spät ist, über den Weiterbetrieb nachzudenken.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.