Verschärfte russische Angriffe: Mit allen Mitteln
Laut russischer Propaganda ist die Ukraine kein Staat. Deshalb beraubt der Kreml das Land all dessen, was zur Eigenstaatlichkeit nötig ist.
A us Russlands Perspektive braucht das vermeintliche Brudervolk in der Ukraine keinen eigenen Staat. Es hat doch den großen Bruder. Und natürlich will man den kleinen Bruder nicht auf Augenhöhe. Je kleiner man ihn macht, desto schneller wird er wieder zum großen Bruder zurückfinden. Immer stärker setzt sich in russischen, regierungsnahen Medien der Begriff vom „Territorium der früheren ukrainischen Sowjetrepublik“ durch, wenn von der Ukraine die Rede ist.
Für Russland gibt es die Ukraine als Staat nicht. Was sich auf dem „Territorium“ abspielt, ist zwar bedauerlich, früher oder später wird der große Bruder jedoch den Hilferuf des kleinen Bruders in Gestalt eines prorussischen selbsternannten Bürgermeisters oder so ähnlich hören und ihm wohlwollend unter die Arme greifen. Bis es so weit ist, wird der große Bruder nicht müde, seinem vermeintlich kleinen Bruder dessen zu berauben, was dieser für seine Eigenständigkeit braucht: Strom, Wasser, Heizung und natürlich eine eigene Regierung.
Den Kollateralschaden in Form von dutzenden Toten wöchentlich nimmt man in Kauf. Vorbei sind die Zeiten, als noch Hoffnung bestand, man könne vom selbsternannten großen Bruder einfach in Ruhe gelassen werden, könne einen eigenen Weg gehen. Wie ein Uhrwerk arbeitet sich der vermeintlich große Bruder gnadenlos an seiner Aufgabe ab: dem „Territorium der früheren Sowjetrepublik Ukraine“ das zu nehmen, was seine Staatlichkeit ausmacht.
Damit auch der letzte Russe kapiert, was man mit dem „Territorium der ehemaligen USSR“ machen soll, wird eine riesige Hassmaschine in den staatlichen Medien in Gang gesetzt, und in Russland sind fast alle Medien staatlich. Früher oder später wird diese Hassmaschine nicht mehr fruchten. Wenn dank heimkehrender Soldaten die Wahrheit über diesen Krieg in jede Ecke des Reiches des vermeintlichen großen Bruders kommt. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion heimkehrende Soldaten erheben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos