Verlässlichkeit von Studien: Wann wir Zahlen vertrauen
Wissenschaftliche Ergebnisse sind nie exakt. Doch wie transparent sollen Forscher*innen in ihren Studien mit Unsicherheiten umgehen?
Es ist nicht leicht, der Öffentlichkeit Wissenschaft zu erklären. In Studien steht oft, dass die Ergebnisse nicht exakt so stimmen, sondern mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in einem Bereich liegen.
Bei so und so viel Kohlenstoff in der Atmosphäre wird sich die Erde beispielsweise nicht genau um zwei Grad erwärmen, sondern in einem Bereich um zwei Grad. In der Fachzeitschrift Royal Society Open Science ist nun eine Studie erschienen, die untersucht, wie man solche Unsicherheiten am besten kommuniziert.
Die Studie
Die Forscher*innen führten in den ersten Wochen der Coronapandemie zwei Experimente durch. Beim ersten Experiment bekamen die Teilnehmer*innen einen kurzen Text darüber zu lesen, wie wahrscheinlich es derzeit sei, als 70- bis 80-Jährige*r mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus zu kommen. Es gab drei Versionen dieser Information, die Teilnehmer*innen bekamen jeweils eine zu lesen.
Die erste: Die Wahrscheinlichkeit liege bei 17 Prozent. Die zweite: Die Wahrscheinlichkeit liege zwischen 10 und 34 Prozent. Die dritte: Die Wahrscheinlichkeit liege bei 17 Prozent, könne aber auch höher oder niedriger sein.
Die Teilnehmer*innen kamen aus aller Welt. Ein zweites, analog aufgebautes Experiment wurde im Anschluss mit Proband*innen aus Großbritannien durchgeführt.
Nach der Lektüre des Textes sollten die Teilnehmer*innen angeben, wie sehr sie den Zahlen und der Quelle der Information trauen. Die Ergebnisse des ersten Experiments: Die Proband*innen nahmen die Unsicherheit nur dann wahr, wenn sie erwähnt wurde. Sie vertrauten der Prozentangabe weniger, wenn die Unsicherheit als Zahl angegeben wurde, aber noch weit weniger, wenn sie nur ungefähr angegeben wurde.
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Der Quelle der Information vertrauten die Teilnehmer*innen ähnlich stark, wenn die Unsicherheit gar nicht oder als Zahl angegeben wurde, während das Vertrauen sank, wenn sie als „höher oder niedriger“ formuliert war.
Was bringt’s?
Unter anderem die Erkenntnis, dass es große regionale Unterschiede gibt. Die Teilnehmer*innen aus Großbritannien fanden die Informationsquelle nicht weniger vertrauenswürdig, wenn die Unsicherheit mit „höher oder niedriger“ angegeben wurde. Schwed*innen vertrauen einer Zahl weit mehr, wenn die Unsicherheit beziffert angegeben ist, Koreaner*innen vertrauen ihr dann allerdings weit weniger.
Und Deutsche finden es ein kleines bisschen vertrauenswürdiger, die „höher oder niedriger“-Formulierung zu lesen. Die empfundene Vertrauenswürdigkeit geht also stark auseinander.
Woran genau das liegt, muss noch erforscht werden. Die Autor*innen schreiben, dass auch andere Studien zu dem Ergebnis kommen, dass Vertrauen vom Kontext abhängt. Aber wer wissenschaftliche Ergebnisse vermitteln will, kann sich schon mal merken: Die Öffentlichkeit kommt mit Unsicherheit klar. Wahrscheinlich.
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