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Verkehrswende in LondonDrastisch weniger Auto fahren

Wie kann eine Großstadt das 1,5-Grad-Budget bei Verkehrsemissionen einhalten? Einer Studie zufolge ist es am effektivsten, kaum noch Auto zu fahren.

Fahren durch London bald wieder nur noch Kutschen? Foto: Henry Nicholls/reuters

Wie schnell muss es mit der Verkehrswende gehen? Um die 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung einzuhalten, muss schon ab 2027 deutlich weniger Auto gefahren werden. Zu dem Schluss kommt eine Studie aus Großbritannien. Die Au­to­r*in­nen gehen davon aus, dass die Ergebnisse im Grundsatz auch für andere Großstädte gelten.

Die Studie rechnet für London nach, welche politischen Eingriffe die Treibhausgasemissionen wie stark reduzieren würden. Sie kommt zu dem Schluss, dass es am wichtigsten ist, dass Menschen schon bald weniger Auto fahren. Um mehr als 80 Prozent müssten sich die Autokilometer reduzieren, damit die Großstadt das Budget für Verkehrsabgase einhält.

Die Grafik zeigt in rot die Abgasemissionen unter verschiedenen Szenarien sowie in grün das Emissions-Budget Londons für die Abgase. In blasseren Farben zeigt sie auch Emissionen für die Herstellung der Autos und die Energiegewinnung – so wird erkennbar, welche Auswirkungen über London hinaus die jeweilige Verkehrspolitik hätte.

In der Grafik zeigt die erste Säule die aktuelle Verkehrspolitik Londons. Diese sieht ein Verkaufsverbot für Verbrennerautos ab 2030 vor und ab 2035 für Hybridwagen. Die Zahl der gefahrenen Kilometer soll bis 2041 um rund 12 Prozent sinken. Mit der Politik wird das Abgase-Budget um fast das Dreifache überzogen.

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Die zweite Säule zeigt, was passieren würde, wenn das Verkaufsverbot für Verbrenner- und Hybridautos auf 2025 vorgezogen würde: Die Abgas-Emissionen sinken von 60 nur auf 50 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Der Grund: Es werden jedes Jahr nur wenige Autos neu gekauft, die von dem Verbot betroffen wären. Die meisten Autos, die aber weiter auf den Straßen herumfahren, sind Verbrennerautos.

„Oft werden künftige Lösungen wie E-Autos diskutiert“, sagt Studienautorin Lisa Winkler. „Aber die Emissionen der Autos, die jetzt fahren, werden das Budget reißen.“

In der Studie werden die Emissionen erst deutlich reduziert, wenn schon ab 2027 drastisch weniger Auto gefahren wird. Wird dies noch mit anderen Maßnahmen – wie einem frühen Verkaufsverbot für Verbrenner – ergänzt, reicht das Budget gerade so.

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8 Kommentare

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  • So sieht es aus. Wann fangen wir an?

  • Da brauchts mal wieder eine Studie um das völlig Unlogische zu erklären, dass früher handeln mehr bringt.



    Der Punkt zum Ansetzen ist wohl eher die Erkenntnis, dass wir absolut masslos leben (3 Erden etc.). Der Natur sind die Budgets auch reichlich egal, Negativemissionen und Kreislaufwirtschaft sind keine Träumereien sondern Notwendigkeiten.

    Dafür brauchts nur gesunden Menschenverstand.

  • Hier erneut der Vorschlag:



    Durch Sammeltaxis alle Pkws zu ersetzen.



    D.h. Siebensitzer mit Gepäckbereich können durch alle Gebiete durch zirkulieren. In einer Großstadt wie Hannover z.B. 5000 Stück, gefahren von Menschen, bringen alle an ihre Orte.



    Zusätzlich zu Bahnen und Bussen.



    Allerdings ist ein Sammeltaxi eine Art Mischung aus Taxi und Bus: es fährt nicht stur immer die gleiche Buslinie, und es transportiert nicht einen Fahrgast an ein einzelnes Ziel, sondern es gibt ein Ein- und aus- zusteigen unterwegs, auf einer Strecke, die so ungefähr die Ziele der 5-7 Personen erfüllt. Logistisch würden die Mobilitätswünsche erfasst und kombiniert. Wollen noch mehr Leute in diese Richtung: kommt das nächste Sammeltaxi. Wollen sie in eine andere Richtung, kommt ein anderes.



    Auf diese Weise würden zumindest die Einzelfahrten gebündelt und v.a. der Ressourcenverbrauch für die Herstellung aller Pkws verringert.



    Fun fact: eine neue Friedensbewegung würde so den Anerkennungskrieg der Fahrer weißer amd-getunter Mercedes beenden. Weniger Straßenkrieg, und kein cruisen und rumbombern mehr.



    Also ohne Angst neben anderen Leuten transportiert werden - dann wenn es nötig ist.



    Keine Elektroroller - Spielzeug.



    Finanziert wird das bundesweit durch die Gelder, die die stolzen viel verdienenden Männer bisher für ihre Autofetischbombe ausgegeben haben: durch monatliche Gebühren gestaffelt nach Einkommen. Wie eine gesetzl Krankenvers.



    Platz statt Blechlawine.

  • mal eben aus der ersten Säule überschlagen:



    Herstellung, Abgase und Ölproduktion der Verbrenner sind zusammen weniger als die Stromproduktion und die Herstellung der E-Autos.

    Es stimmt trotzdem,nur weniger fahren hilft.

  • Eine Großstadt, die sich gänzlich ohne Verbrennermotoren und ohne Pferdestärken nur noch mit reiner menschlichen Muskelkraft am Leben erhält und versorgt ?

    Na auf gehts, Berlin ist der ideale Testballon :)

  • PETA möchte Kutschen fahren aus Tierschutzgründen verbieten, also ist diese Alternative schon weg.

    • @Günter Witte:

      Da bin ich voll auf der Seite von PETA.

      Das Tier- und Naturschutzergebnis der Grünen in dieser Legislaturperiode ist mehr als mäßig. So wie die letzten 20 Jahre auch.

      PETA, ÖDP, NABU etc. bringen hier das Vielfache.

    • @Günter Witte:

      Das Thema ist so lustig, da macht man doch gerne Späßchen, gell ?