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Immer auch ein Ausrufezeichen, das Ärger verursacht: ein Poller Foto: Sebastian Wells

Verkehrswende in Berlin-LichtenbergKeine Ruhe

Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung sorgen oft für Kontroversen. In Berlin ist der Streit garantiert. Besichtigung einer Kampfzone im Bezirk Lichtenberg.

Rainer Rutz
Von Rainer Rutz aus Berlin

R enate Müller ist schwer zu bremsen. Für Politik hat sie sich ihr Leben lang kaum interessiert.„Bis dieses Scheißding aufgestellt wurde“, schimpft die 68-jährige Geschäftsführerin eines Handels mit Motorgeräten im Berliner Bezirk Lichtenberg. Das Scheißding – das ist ein rundlicher, rot-weiß gestreifter Poller auf der Stadthausstraße unter einer S-Bahnbrücke, direkt an der Ein- und Ausfahrt ihres kleinen Betriebs. Und er ist Müllers Endgegner. Die energische Händlerin mit Motorsägen, Häckslern und Mäh­robotern sagt bei einem Gespräch in ihrem Geschäft: „Wir schieben hier richtig Frust. Der Poller muss weg.“

Aufgestellt wurde der einen Meter hohe Metallpfosten nebst gestreifter Absperrbaken links und rechts im Dezember 2023 nach einem Mehrheitsbeschluss von Linken, Grünen und SPD im Lichtenberger Bezirksparlament. Der einzige Zweck des Mobiliars: den motorisierten Durchgangsverkehr aus dem hinter der Bahn­brücke liegenden Viertel rund um die Kaskelstraße herauszuhalten. Das immerhin ist gelungen.

Gelungen ist dem kleinen Ding unter der Brücke allerdings auch, dass sich inzwischen nicht nur die Lichtenberger Bezirkspolitik heftig um seine Existenzberechtigung streitet. Auch das Berliner Landes­parlament durfte sich schon mit ihm beschäftigen. Dabei ist er die einzige nennenswerte Verkehrsberuhigungsmaßnahme, die in dem von einem CDU-Bürgermeister regierten Ostberliner Außenbezirk mit seinen rund 300.000 Ein­woh­ne­r:in­nen in den vergangenen Jahren umgesetzt wurde.

In den Grünen-dominierten Innenstadtbezirken Friedrichshain-Kreuzberg oder Mitte ist man in dieser Hinsicht bereits wesentlich weiter. Die Pol­l­ergeg­ne­r:in­nen beruhigt das wenig. Sie sehen – eigentlich überall in Berlin, aber jetzt auch im einst so autofreundlichen Lichtenberger Kaskelkiez – „grünen Verbotsirrsinn“ am Werk.

Der Kaskelkiez ist ein durchsaniertes, kleines Gründerzeitquartier, umzingelt von Bahntrassen. Unmittelbar westlich davon beginnt bereits Friedrichshain-Kreuzberg, wie dort kommen bei Wahlen die Grünen und die Linke zusammen verlässlich auf weit über 50 Prozent. Es gibt einige Gewerbetreibende, gerade mal 4.200 Bewohner:innen, extrem hohe Mieten – und anders als in den Hauptstraßen drumherum eben kaum Autoverkehr.

Das war bis vor eineinhalb Jahren anders. Tausende Pkw und Lkw rumpelten vor der Aufstellung des Pollers Tag für Tag durch die Stadthausstraße und weiter durch den Kaskelkiez über Kopfsteinpflaster, um von einer viel befahrenen Hauptstraße zur nächsten eine Abkürzung einzulegen. Dann kam der Poller. Seither ist Ruhe in der Durchgangsverkehrskiste.

Die Geg­ne­r:in­nen des Pfostens nennen es Totenruhe. Überhaupt sei das mit dem massiven Durchgangsverkehr alles übertrieben.

Ein einzelner Poller kann beruhigend wirken: kein Durchkommen für Autos in der Stadthaus­straße in Berlin-Lichtenberg Foto: Sebastian Wells

Sicher, den hätte es auch gegeben. „Aber nicht so überbordend, dass es eine solch krasse Maßnahme gerechtfertigt hätte“, sagt Janette Menzel. Die 48-jährige Anwohnerin hat zusammen mit Renate Müller und anderen im vergangenen Jahr den Anti-Poller-Verein „Verkehrsberuhigung mit Augenmaß“ ins Leben gerufen. 15 Mitglieder hat der Verein, rund 30 Unterstützer:innen, Listen mit über 4.000 Unterschriften gegen den Poller haben sie jetzt dem Bezirksbürgermeister in die Hand gedrückt. Janette Menzel findet, Bodenschwellen oder Verengungen an den Straßenkreuzungen seien weitaus sinnvoller.

Menzel und der Gerätehändlerin Renate Müller geht es vor allem um die wenigen Gewerbe­treibenden, die der Kiez noch hat. „Meine Firma ist jetzt schon fast tot“, sagt Müller. Seit der Einrichtung des Pollers müssten ihre Kun­d:in­nen Umwege in Kauf nehmen. „Die kommen doch nicht mit dem Lastenrad, um hier schwere Geräte abzuholen.“ Aber das interessiere die zuständige Stadträtin des Bezirks nicht. „Sie will ja hier mitten in der Stadt ein Dorf machen.“

Die so Angesprochene kennt die Vorwürfe. Filiz Keküllüoğlu von den Grünen verantwortet den Bereich Umwelt und Verkehr im Rathaus von Lichtenberg seit gut zwei Jahren – und sie steht fest hinter der von ihrer Verwaltung durchgesetzten Maßnahme. Die Aufenthaltsqualität habe sich merklich verbessert, es gebe weniger Lärm und Abgase, die Schulwege seien sicherer geworden. „Die Rückmeldungen aus dem Kaskelkiez sind unterschiedlich. Es gibt jene, die sich über den reduzierten Durchgangsverkehr sehr freuen. Dann gibt es natürlich einige, die sich über den Poller beschweren“, sagt Keküllüoğlu. Letztlich seien aber alle Hauseingänge im Kiez weiterhin mit dem Auto erreichbar, halt nur nicht mehr über die Stadthausstraße. „Das war von Anfang an so und das bleibt so.“

Bezirksstadträtin Keküllüoğlu bekommt gleichwohl von mehreren Seiten Gegenwind. Der CDU-Bürgermeister von Lichtenberg gibt sich zwar neutral. Im Bezirksparlament geriert sich seine Partei indes als Speerspitze der Pol­l­ergeg­ne­r:in­nen, unterstützt von AfD und der Wagenknecht-Partei BSW. Da ist auf der anderen Seite aber auch die Bür­ge­r:in­nen­in­itia­ti­ve Kaskel-Kiezblock, denen der eine Poller nicht weit genug geht. Die Ini­tiative erinnert regelmäßig daran, dass das Bezirksparlament ursprünglich ein umfassendes Gesamtkonzept für das Viertel beschlossen hatte – einen sogenannten Kiezblock.

Filiz Keküllüoğlu lobt die Initiative. Auf die geforderte „große“ Verkehrsberuhigung angesprochen, muss sie trotzdem einmal tief durchatmen. „Schauen Sie sich doch um“, sagt sie bei einem Spaziergang durch den Kaskelkiez. Das Besondere an diesem Viertel sei doch, dass es von allen Seiten von Bahntrassen umgeben ist. „Das ist wirklich toll. In anderen Kiezen müssten weit mehr Maßnahmen umgesetzt werden, um das zu erreichen, was wir hier bereits mit einer einzigen Maßnahme erreicht haben.“ Das bestätige ihr auch die Kiezblock-Initiative.

Ein Poller ist noch kein Kiezblock

Diagonalsperren, gegenläufige Einbahnstraßen, Spielstraßen, Parklets, Blumenkübel: Ein Kiezblock ist tatsächlich mehr als ein einzelner Poller. Auch im Lichtenberger Kaskelkiez gibt es ein Parklet. In einer Straße wurde zudem eine Einbahnstraßenregelung eingeführt, die aber häufig ignoriert wird. Definitorisch streng genommen bleibt die Lösung für das Viertel trotzdem zunächst mal nur eine kiezblockartige Anmutung. Was der Aufregung darum freilich keinen Abbruch tut.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in Berlin keinen Unterschied mehr macht, ob irgendwo ein kleiner Poller aufgestellt wird oder – wie in Friedrichshain-Kreuzberg oder Mitte – sehr viel großflächigere Maßnahmen gegen den Durchgangsverkehr in Wohnvierteln ergriffen werden. Der große öffentliche Theaterdonner um Kiezblocks oder Ähnliches ist inzwischen überall stets garantiert.

Schützenhilfe erhalten die Kiez­block­geg­ne­r:in­nen von der schwarz-roten Berliner Landesregierung, die 2023 das Ruder übernommen hat. Namentlich die CDU des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner schießt sich seither ein auf die vom Vorgängersenat aus SPD, Grünen und Linken unternommenen zaghaften Versuche, den Autoverkehr in der Stadt zurückzudrängen.

Wegners Verkehrssenatorin Ute Bonde, CDU, hat in diesem Sinne jüngst per Anordnung ein Kiezblockgroßprojekt im Bezirk Mitte stoppen lassen. „Die Entscheidung zur Einstellung dieses konkreten Projektes stellt zugleich eine grundsätzliche Entscheidung für zukünftige Projekte dieser Art im gesamten Stadtgebiet dar“, ließ ihre Verwaltung zusätzlich wissen.

In keiner anderen Stadt wird mit so harten Bandagen gekämpft wie in Berlin. Das ist schon auffällig

Uta Bauer vom Deutschen Institut für Urbanistik

Das Problem: Berlins zwölf Bezirke mit ihren jeweiligen Bezirksbürgermeister:innen, Bezirksstadträt:innen, Bezirks­parlamenten hängen allesamt am Tropf des Landes, eigene Einnahmen haben sie faktisch nicht. Poller sind zwar noch vergleichsweise preiswert und lassen sich irgendwie aus den Bezirkshaushalten stemmen. Bei umfassenderen Maßnahmen sind die Bezirke aber auf Gelder des Landes Berlin angewiesen. Und von der Seite heißt es nun: Ende Gelände. Verkehrswende-Aktivist:innen, Grüne, Linke und selbst Teile der mitregierenden SPD laufen seither Sturm in der Hauptstadt.

Generell sind die Auseinandersetzungen um Kiezblocks zwar keineswegs eine Berliner Besonderheit. So wird in Hamburg um „Superbüttel“ gekämpft, in Darmstadt um „Heinerblocks“, in Wien um „Supergrätzl“. Denn umkämpft sind Kiezblocks nahezu überall. „Aber in keiner anderen Stadt wird mit so harten Bandagen gekämpft wie in Berlin. Das ist schon auffällig“, sagt Uta Bauer vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), die sich seit Jahren mit Kiezblocks beschäftigt.

„Poller-Murks“, „Poller-Frust“, „Poller-Wut“: Nicht zuletzt die Boulevardzeitung B.Z. heizt die Stimmung unablässig an. Kaum eine Gelegenheit wird ausgelassen, um gegen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen vornehmlich grüner Be­zirks­po­li­ti­ke­r:in­nen zu holzen. „Egal, ob Verbrenner oder Elektro-Antrieb, die Öko-Partei bekämpft den fahrbaren Untersatz mit immer neuen Schikanen“, hieß es zuletzt in einem Kommentar.

Die Berliner CDU hat sich bei ihrer Kampagne gegen Poller und Kiezblocks insbesondere einen Aspekt herausgepickt: die vermeintliche Behinderung von Rettungs- und Sicherheits–kräften

Die Berliner CDU wiederum hat sich bei ihrer nicht minder aufgeregten Kampagne gegen Poller und Kiezblocks insbesondere einen Aspekt herausgepickt: die vermeintliche Behinderung von Rettungs- und Sicherheitskräften. Mehrfach gingen in den sozialen Medien kleine Videos viral, die zeigten, wie ein Kranken- oder ein Feuerwehrwagen an einem rot-weißen Pfosten scheitert.

Ideologisch gesetzte Pfosten

Der Kampagne artig folgend, erklärte Verkehrssenatorin Ute Bonde in der jüngsten Abgeordnetenhaussitzung, dass ihr natürlich an Verkehrsberuhigung in Wohngebieten gelegen sei. Dies aber nur, wenn die „Unversehrtheit von Leib und Leben“ garantiert sei. Was ja, so Bonde, in vielen Fällen nicht der Fall sei. „Insofern gefährden ideologisch gesetzte Poller Leben.“ Sie hätte auch sagen können: Poller sind Mörder.

„Das stimmt doch vorn und hinten nicht“, sagt Uta Bauer vom Difu. Die Poller ließen sich in der Regel mit einem Universal­schlüssel von den Einsatzkräften umklappen. „Das größte Problem für Rettungskräfte und die Müllabfuhr sind nachweislich nicht Poller, sondern zugeparkte Straßen, insbesondere an Kreuzungen und Einfahrten.“

Dass jegliche Formen der Verkehrsberuhigung derart verbiestert von der Hauptstadt-CDU bekämpft werden, hat auch mit ihrem eigenen Versagen zu tun. Viele Jahre in der Opposition, war die Partei in die Berliner Wiederholungswahl 2023 mit dem Versprechen gezogen, den unter der damals regierenden rot-grün-roten Koalition vermeintlich geknechteten Au­tofah­re­r:in­nen wieder einen Platz an der Sonne zu verschaffen. „Wir lassen uns das Auto auch in Berlin nicht verbieten“, hatte der seinerzeitige Oppositionsführer Kai Wegner lauthals verkündet.

Die CDU wurde stärkste Kraft, Wegner Regierungschef und das Auto nicht verboten. Nur das Versprechen auf allzeit freie Fahrt wurde nicht eingelöst. Im Gegenteil, Berlin ist Stau-Hauptstadt geblieben, viele Straßen sind schlaglochlustige Rumpelpisten, die Brücken fallen auch zusammen. Schuld sind aus Sicht der CDU die anderen: die Fahrradfahrer:innen, die Straßenbahnen, die Vorgängerregierungen und generell die Bezirke mit grünen Stadt­rä­t:in­nen und ihren Verkehrsberuhigungskonzepten.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Kann man alles so herunterbeten, wird dadurch aber nicht richtiger, sagt Kiezblock-Forscherin Uta Bauer. „Das Problem ist doch, dass wir weiterhin einen wachsenden Verkehr sehen. Das System kommt langsam an seine Grenzen.“ Viel zu viele hielten sich nicht mehr an Regeln, die Stimmung auf Berlins Straßen werde zunehmend aggressiver. „Das liegt daran, dass es immer weniger Platz für alle Verkehrsarten gibt. Darauf müssten der Regierende Bürgermeister und die Verkehrs­senatorin mal eine Antwort geben. Stattdessen setzen sie auf Populismus.“

Den kleinen Poller auf der Lichtenberger Stadthausstraße können indes auch Kai Wegner und Ute Bonde nicht einfach umhauen. Im komplizierten Berliner Zuständigkeitswirrwarr ist er eine reine Bezirksangelegenheit. Auch steht er bereits.

Zu Fall bringen kann ihn nur eine Mehrheit im Bezirks­parlament – und die ist aktuell nicht in Sicht.

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36 Kommentare

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  • Als direkter Anwohner möchte ich mich einmal bei allen bedanken, die hier Jahre ihrer Zeit und Energie investiert haben. Seit Installation des Pollers hat sich unsere Wohnsituation deutlich verbessert. Die Kinder werden nicht ab 5:30Uhr vom im Kiez stehenden Verkehr wach gehupt, die Große bewegt sich mit Freundinnen nun tagsüber alleine im Kiez, zuvor undenkbar und für Sie ein unglaublicher Gewinn an Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein. Man kann am Tuchollaplatz entspannt im Restaurant essen und die Kinder rennen lassen. Seit diesem Jahr gibt es Kurzzeitparkplätze für Lieferanten und Pflegedienste, auch das klappt wunderbar. Sogar die Parkplazsituation hat sich deutlich verbessert, ich habe seit 1,5 Jahren nichtmehr weit weg parken müssen, großartig!

    Habt es schön!

  • ich bin anwohner des kiezblocks im komponistenviertel in weissensee. dort wird bis heute suggeriert, es hätte eine Bürgerbeteiligung gegeben.

    Ich hab hier von diesem Aspekt nix gelesen, wie lief es denn hier ab?

    • @NilsBln:

      Eigentlich gibt es für Bauprojekte (wie Kiezblock) in Berlin eine Bürgerbeteiligung auf dieser offiziellen Seite, wo man das Projekte verfolgen kann: mein.berlin.de



      Man kann da immer nachschauen, in welcher Phase ein Projekt ist, wann es vorgestellt wird, wann ein Treffen zum Stand der Dinge ist, usw. Auch Bürgerbefragungen finden über das Portal statt. (So war es zumindest beim Umbau Zehlendorf Mitte) . Und dann gibt es auch immer zum Bauprojekt eine Seite mit Info. In Ihrem Fall diese hier: www.berlin.de/ba-p...rtikel.1295480.php

    • @NilsBln:

      hier ein differenzierter artikel dazu mit drei beispielen von bürgerbeteiligung die - oh wunder - alle nicht aus berlin stammen. Wir sind halt doch in Preussen hier....

      taz.de/Klimafreund...-Verkehr/!6033657/

  • Meiner Meinung nach wird bei der Verkehrsberuhigung immer noch Scheuklappenmäßig agiert. Es ist natürlich schön, wenn der Verkehr aus den Wohnvierteln herausgehalten wird, aber das geht nicht mit radikalen Verboten, sondern mit der Anpassung des Verkehrsflusses. Kein Autofahrer will durch Spielstrassen oder 30iger Zonen brettern, warum auch? Das große Problem ist, dass die Hauptstraßen, wo der große Verkehr eigentlich bleiben soll, eingeengt, verampelt und Geschwindigkeitsreduziert wird. Dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn man Abkürzungen sucht. Das der Autofahrer durch "Kiezmaßnahmen" alternative Verkehrsmittel sucht, ist so sicher, als das ich jede Woche im Lotto gewinne. Macht die Hauptstraßen wieder Attraktiver, dann brauch der Vekehr auch nicht mehr durch die kleinen Straßen fahren. Funktioniert bei Simulationsspielen auch ;)

  • Wir wohnen in einer wachsenden Stadt. Die Autos werden breiter, länger. Der Platz wird knapper. Rein physikalisch kommt der Kfz- Individualverkehr an seine Grenzen.



    Leider sieht es derzeit nicht einmal nach einem Versuch danach aus, dafür Lösungen zu finden.



    Vielmehr hat sich mancher auf das Thema Poller so sehr eingeschossen, dass der Blick für Möglichkeiten und Entwicklungen nicht möglich scheint.



    Jede Woche lässt sich skandalträchtig irgendetwas über „diese doofen Poller“ lesen und auch die derzeitige Berliner Regierung will anscheinend lieber skandieren als regieren.



    Der größte Feind sind die Poller. Geht’s noch!? Im letzten Jahr gab es in Berlin 55 Verkehrstote, hunderte Schwerverletzte. Das halte ich für einen Skandal! Abhilfe? Sieht nicht danach aus.



    Ich bin selbst Autofahrer und an manchen Tagen froh niemanden umgefahren zu haben, bei dem teilweisen Chaos und der Rücksichtslosigkeit in der Stadt. Wir brauchen guten ÖPNV und überschaubare Straßengestaltung für Fußgänger, Radfahrer und KFZ. Und ja, Autos dürfen auch einmal zweitrangig sein. Das ist durchaus auch einmal auszuhalten.

    • @Maria Solmann:

      Sie schreiben mir aus dem Herzen.

  • Der größte Irrwitz: Der Poller bewirkt mehr Abgase, weil Anwohner, Besucher, Restaurantbesucher und Händlerkunden weite Umwege fahren müssen, um in den Kaskelkiez zu gelangen. Grünen-Politik nach der Knieschuss-Methode, selbstverliebt, ignorant, am Ende sogar umweltfeindlich.

    • @Steve Kadisha:

      Das Auto muss unattraktiver werden. Es ist unglaublich, wie viel Platz diesem Verkehrsmittel eingeräumt wird. Ich wohne in einer Staft, wo man viel im Quadrat fährt. Ja, nervt, aber hat durchaus den Effekt dass ich lieber das Fahrrad nehme. U-Bahn gibts nicht. Berlin hat guten ÖPNV.

      Der Laden da lässt sich von einer Seite anfahren. Man muss mal konkret was tun, nicht immer nur die anderen. Den Abgaseffekt wird man mit eAuto los. Ich weiß, alle zu arm.

  • Als jemand der gleich um die Ecke wohnt und die Durchfahrt und den Weg übers Kaskelkiez oft genutzt hat um auf die andere Seite der Bahn in die Buchberger Straße zum Supermarkt oder zur Tanke zu fahren, finde den Poller auch nicht gerade toll. Jeder der die Ecke kennt weis das man nun einen großen Bogen fahren muss über die Hauptstraßen die ständig vollgestopft sind. Und klar das Kaskelkiez ist ruhiger, das bestätigt auch ein Kumpel der da wohnt. Nur in den Straßen die man jetzt nehmen muss, stehen auch Wohnhäuser deren Bewohner ja nun durch mehr Verkehr belästigt werden. Das Problem wurde quasi nur verschoben. Das eigentliche Problem ist das was auch die Forscherin Frau Bauer sagt, dass das System an seine Grenzen kommt in meinen Augen schon da ist und immer weniger Platz für alle Verkehrsarten da ist.

    • @Momo Bar:

      Ick kenne die Ecke ganz gut. Hui jetzt muss mit dem Auto etwas länger gefahren werden und daran stören die ganzen anderen Autos.

      Übrigens diese Straßen, auf denen mehr gefahren werden muss, sind Durchgangsstraßen auf denen permanent gefahren wird. Dort wurden die Anwohnenden schon immer permanent vom Autoverkehr belästigt.

      • @Erwin1.:

        Was soll das für eine Logik sein? Na die wohnen schon immer an verkehrstüchtigen Straßen da können sie noch mehr Lärm ab? Also man gesteht den einen zu, das sie weniger Lärm verdienen aber den anderen nicht? Gerade die Leute in der Nöldner, Marktstraße und Schreibenhauer werden sich bedanken. Sind dann Mieter zweiter Klasse, weil Pech gehabt? Wie auch jemand weiter oben bemerkt, wird durch den Umweg den viele fahren müssen ja auch die Umwelt stärker belastet wird. Zumal Staus, die Tagesordnung in der Nöldner und Marktstraße sind, Klimakiller Nr. 1 im Straßenverkehr sind. Eine Entlastung über Nebenstraßen macht da manchmal Sinn. Ist es toll? Nein. Ich wohne auch in einer Straße mit Kopfsteinpflaster durch die ab 5 Uhr morgens Autos brettern, mit mehr als den erlaubten 30 km/h um den täglichen Stau in der Weitlingstraße zu umgehen.

  • Verkehrsblockaden behindern Lieferverkehr und zerstören Gewerbestruktur in der Stadt. Dazu kommen noch immer neue Vorschriften für Lärm und Immissionsschutz, zum Beispiel für Handwerksbetriebe, die jahrzehntelang in der Stadt ihr auskommen, gefunden haben,Die Folge ist das immer mehr Firmen dazu gezwungen sind an die sich in die Gewerbegebiet am Rand der Stadt zurückzuziehen. Damit verarmt die Stadt. Die Arbeitsplätze wandern an den Stadtrand und verursachen zusätzlich Verkehr.



    Letztendlich ist die Vertreibung von Gewerbe aus der Stadt, ein Bärendienst an der Stadt.

    • @Dromedar:In:

      Jede Adresse ist mit einem Auto zu erreichen. Wie soll der Lieferverkehr gestört werden? Also die Müllabfuhr funktioniert...

      Übrigens werden die kleinen Gewerbebetriebe nicht von gleichgebliebende (ja die Normen wurden nicht verändert) Lärm- und Emmissionsschutzregeln vertrieben, sondern durch die drastisch ansteigenden, unregulierten Gewerbemieten.

      In Berlin, wo die meisten nicht in der Innenstadt, sondern in den Randbezirken wohnen, wäre es wünschenswert, wenn nicht alle zum Arbeiten innerhalb des S Bahnrings pendeln müssten.

      Ihr Kommentar ist von Anfang bis Ende eher hohle Propaganda.

  • Jetzt ist es aber so, dass die Lebensqualität steigt, wenn weniger Autos unterwegs sind. Wenn man noch einigermaßen gut auf den Beinen ist, benötigt man in Berlin kein eigenes Auto. Der ÖPNV ist wesentlich besser als z. Zt. in München, Berlin ist weitgehend flach, so dass es eigentlich fahrradgeeignet wäre, wenn man als Fahradfahrer nicht dauernd durch den Autoverkehr in Lebensgefahr geriete.



    Und irgendwann wird die Berliner CDU wieder in die Opposition gehen.

    • @Aurego:

      Das ist natürlich etwas kurz gedacht, denn Lebensqualität hängt in erheblichem Maße auch von wirtschaftlicher Prosperität ab und das geht nun mal nicht ohne Straßenverkehr.

      • @Eva Schreiner:

        Sorry, aber dass es nicht ohne Straßenverkehr (Autos, LKWs) gehe, ist Aberglaube.

      • @Eva Schreiner:

        "Lebensqualität hängt in erheblichem Maße auch von wirtschaftlicher Prosperität ab" - und die ist gefährdet, weil Kunden mit ihren Autos zwei Extrakurven nehmen müssen, um zur Laubbläserverkäuferin zu kommen? Vielleicht braucht nicht nur Verkehrsberuhigung Augenmaß, sondern auch die Argumentation?

      • @Eva Schreiner:

        Nun, die Fahrzeuge kommen doch noch zu den besagten Händlern, allerdings über einen Umweg. Offenbar ist das dem Interessierten Publikum aber zu weit, weswegen jetzt herumgejammert wird, dass der Poller schuld sei.

        Aus meiner Sicht ist das aber eine gefährliche Logik, in der auf biegen und brechen auf die Bequemlichkeit des Autos gesetzt wird, und man nicht Müde wird mit allerlei Totschlagargumenten (wirtschaftliche Prosperität, schöne Worthülse) den Status Quo: weiterhin Städte ausschließlich für Autos zu gestalten, aufrecht zu erhalten.

        Frage: wenn jetzt (laut Artikel) zwei Händler dort schließen, deren Angebot ja nicht mal direkt auf die dort lebenden Bewohner zugeschnitten ist, auf der anderen Seite aber die Anzahl an Unfällen mit Radfahrern und Kindern laut Politik (steht so im Artikel) merklich gesunken ist, was ist dann die bessere Situation: Balken weg oder Balken lassen?

      • @Eva Schreiner:

        ja, vielleicht.



        Aber Straßenverkehr ist halt nicht nur Autoverkehr. Da haben Sie wahrscheinlich ungewollt etwas richtiges gesagt.



        Mal davon abgesehen haben Sie ja auch selbst in Ihrem Kommentar weiter oben geschrieben, dass wenniger Autoverkehr ein Viertel aufwertet. Ist ja auch ein Zeichen von wirtschaftlicher Prosperität.

        • @Petros:

          Sie meinen Lastenradverkehr ist ein Zeichen von wirtschaftlicher Prosperität?

          Zur Aufwertung: Ja sicher, alles so schön ruhig hier. Gewerbe ist uns egal. Aber dann sollen diese Leute bitte nicht immer so tun, als würde man das nicht für einfach nur für sich selbst tun. Alles andere ist Heuchelei. (Btw. die "Aufwertung", das ist das, was diese Leute erwarten. Was wirklich eintritt, das kann man heute schon wunderschön in der Bergmannstraße beobachten)

          • @Eva Schreiner:

            Aha, die vielen Cafés, Restaurants und die hohe Passantenfrequenz in der Bergmannstraße sind ein Problem - aber wehe wenn die Laubsaugerverkäuferin dichtmachen muss!

            Sind Sie jetzt FÜR oder GEGEN Kleinunternehmer?

          • @Eva Schreiner:

            Was ist denn in der Bergmannstraße "wirklich" eingetreten? Gefällt sie Ihnen nicht mehr?



            Wir werden in Zukunft vom Individualverkehr aktueller Prägung ohnehin ein Stück wegkommen müssen. Es wäre also klug, sich frühzeitig Alternativen zu überlegen. Barcelona, Gent, Fès, Amsterdam und Oslo zeigen den Weg, wie es funktionieren kann.

            • @Aurego:

              Viele europäische Städte zeigen, wie es funktionieren kann.

              Die Bürger in Deutschland denken aber, Individualverkehr ist eine Form von Freiheit und des wirtschaftlichem Wohlstands. Und bis heute kämpfen viele Städte und Gemeinden um Umfahrungen, weil sie in den 50ern bis 70ern genau diesem Denken auf den Leim gegangen sind.

  • Kiez Blockaden sind wirklich der größte Blödsinn, den man sich ausdenken konnte. Statt Mobilitätsangebote zu schaffen, wird erstmal für Frust gesorgt. Das Argument, dass Rettungskräfte die Poller umklappen können, zieht auch nicht. Denn gerade in Kreuzberg bestehen die Blockaden oft aus mehr als nur Pollern.



    ÖPNV Ausbau findet seit Jahrzehnten nicht statt, auch unter der grünen Verkehrssenatorin! Wo die Hunderttausenden Autofahrerinnen hin sollen, wenn sie morgens zur Arbeit möchten, kann niemand erklären. Denn S und U-Bahnen sind schon jetzt bis über alle Maßen ausgelastet. Wenn morgen alle Berliner das Auto stehen lassen möchten, gibt es schlicht keine Möglichkeiten sie zu befördern!



    Bevor man das Auto verbietet, muss man für Alternativen sorgen. Das haben die Grünen nie geschafft.



    Und das Fahrrad ist hier nur bedingt geeignet. Denn a) sind die Arbeitswege für die meisten recht lang, oft mehr als 10, 15km. Das möchte nicht jeder mit dem Fahrrad fahren, Wenn er/sie nach 8-10h Arbeit ko ist.



    Verkehrspolitik kann nicht nur daraus bestehen, das Auto zu verbieten. Man muss zuerst erdenken, was stattdessen 4millionen Berlinerinnen transportieren soll!

    • @TeeTS:

      Naja, Kiezblockaden klingt schon recht heftig. Und das findet ja so auch nicht statt. Nach wie vor ist jedes Haus im beschriebenem Kiez mit dem Kfz zu erreichen. Rettungskräfte kommen sowieso aus einer anderen Richtung um in den Kiez zu fahren. Und ja, unbedingt ÖPNV ausbauen bzw. verbessern. Das hilft allen.

  • Ich bin mir sicher, dass eine sehr große Mehrzahl der AnwohnerInnen sich mehr Verkehr, Lärm und Abgase wünscht.



    [\Sarkasm]

    • @Anna Bell:

      Zumindest diejenigen, die den Verkehr jetzt vor der Tür haben.😜



      Von Verkehrsrückgang durch die Maßnahmen hört man deutlich weniger als von Verkehrsverlagerung...

      • @FriedrichHecker:

        Ist schon ein Unterschied, ob Hauptverkehrsströme über kleine Nebenstraßen mit Kopfsteinpflaster verlaufen oder auf den dafür vorgesehenen Hauptstraßen. Grundlegend passen natürlich die Masse an Verkehr und die aktuelle Verkehrsplanung nicht zusammen. Da muss um das Ostkreuz herum einiges passieren.

        • @Maria Solmann:

          Der Unterschied ist, dass an Hauptstraßen wohnen nur Stadtbewohner zweier Klasse wohnen?

          Mehr Verkehr in der Grundlast heißt schließlich auch, dass der Lärmpegel schon näher am Grenzwert nach BImschV ist - Maßnahmen, die für noch mehr Verkehr dort sorgen, bewegen sich damit oft knapp am Rande der Zulässigkeit. Das ist aber nicht offensichtlich, wenn man das Planungsgebiet so auf den Kiez zuschneidet, dass der Mehrverkehr außerhalb stattfindet...

      • @FriedrichHecker:

        In dem Fall ist es wirklich nur Verkehrsverlagerung. Ich wohne in der Nähe und in allen Straßen die man jetzt nehmen muss, die meisten auch schon vor dem Poller mit starker Verkehrsbelastung, stehen auch Wohnhäuser, deren Bewohner nun noch mehr aushalten müssen.

        • @Momo Bar:

          Es braucht unbedingt ein Konzept für das Ostkreuz und die Umgebung. Das hat nichts mit dem Poller in der Stadthausstraße zu tun. Wenn erst die Büro- und Wohngebiete in Karlshorst fertig sind (was sie z.T. auch bereits sind) wird der Verker noch einmal ansteigen. Die A100 wird auch einen großen Teil dazu beitragen. Dafür braucht es ein Konzept.

          • @Maria Solmann:

            Da gebe ich ihnen ja recht aber dieses Konzept hätte es schon geben müssen, als man den Bahnhof Ostkreuz umgebaut hat und die ganze Umgebung. Das Nadelöhr unter der Brücke ( Nöldner, Marktstraße etc.) gab es ja schon davor und führt seit Jahren zu Stau. Das große Problem ist einfach, das der Verkehr nicht weniger wird, genauso wenig wie die Einwohnerzahl und die Stadt mittlerweile an jeder Ecke an ihre Grenzen stößt. Und ja ein Gesamtkonzept wäre schön, Hoffnung hab ich da aber nicht, dass dies jemals kommt. Nur denke ich nicht das es der richtige Ansatz ist einige Mieter auf Kosten anderer vor Lärm zu schützen. Und ich wohne selber in einer kopfsteinpflaster- Straße die täglich zur Umgehung der Hauptstraße und den Staus dort genutzt wird.

  • Die Gewerbetreibenden in diesem Viertel. Diese wurden als Gegenargument angeführt. Geht es nun bergab mit denen oder nicht. Wie hat sich die Mehrheit im Bezirk dazu positioniert?

    • @Rudolf Fissner:

      Hallo und das interessiert mich.



      Allerdings sehe ich die BVV Lichtenberg und / oder das Bezirksamt in der Pflicht, hier aktiv zu vermitteln.

      Der Nachteil der BVV ist der Konflikt zwischen den ehrenamtlichen BVV und des Bezirksamtes?