piwik no script img

Entdeckungen und InnovationenVeganer Schinken, vegane Geigen

Vegane Produkte sind längst nicht mehr nur auf Lebensmittel beschränkt. Der Markt scheint unbegrenzt. Er muss nur entdeckt werden.

Bei „traditionellen“ Geigen werden für den Korpus, Seiten und Bögen Tierprodukte verwendet Foto: Dejan Rakita/PIXSELL/imago

Veni, vegan, vici! An dieser Stelle schreibe ich heute mal wieder über Innovationen und gute Neuigkeiten zum Thema veganer Lifestyle und dessen Sieges(ein)zug im Mainstream.

Lecker snacken in US-amerikanischen Kinos war für mich bisher nicht einfach. Popcorn trieft vor lauter Butter – oder ist knochentrocken und ungenießbar, Pizza bedeutet Käse und in Gumminaschwerk steckt Gelatine. Heißt, ich musste vorsorgen und eigene Snacks mitbringen.

Zum Glück aber gab die US-amerikanische Kinokette AMC Theaters vor kurzem bekannt, ab sofort vegane Chicken Nuggets von Impossible Foods anzubieten. Damit hat sich AMC ein goldenes Ei gelegt, denn der Verkauf von veganen Fleischersatzprodukten ist allein zwischen 2018 und 2020 in den USA um 72 Prozent gestiegen – und diese Käufergruppen gehen sicherlich auch gern ins Kino.

Auch aus Frankreich kommen bonnes nouvelles: Das Unternehmen La Vie hat eine 25-Millionen-Euro-Investitionsrunde abgeschlossen; zu den Unterstützerinnen gehört unter anderem Natalie Portman. Wofür? Für das ultimative pièce de resistance: veganen Bacon. Die pflanzlichen Speckwürfel sollen laut La Vie so gut schmecken, dass Testpersonen in Blindstudien keinen Unterschied zum Tierprodukt erkennen konnten. Außerdem sind die lardons vegetaux nitratfrei, enthalten 33 Prozent weniger Kalorien, 60 Prozent weniger Fett, verbrauchen 88 Prozent weniger CO2 und 82 Prozent weniger Wasser als die Fleisch­alter­native. Ich finde, da hat das Schwein sehr viel Schwein gehabt!

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Bergauf geht es auch für die von dem amerikanischen Ehepaar Shannon und Florian Radke gegründete Franchisekette Cinna­holic. Die verkaufte letztes Jahr vegane Zimtschnecken im Wert von 20 Millionen US-Dollar, und anders als bei vielen anderen Foodunternehmen musste keine einzige Filiale schließen. Im Gegenteil: dieses Jahr sollen 25 neue Locations hinzukommen, und mit ihnen die entsprechenden Arbeitsplätze.

Mein Herz hat folgende Nachricht aus Irland indes besonders erwärmt: Zum ersten Mal wurde eine Geige offiziell komplett ohne Tierprodukte hergestellt. Und zwar von Padraig O’Dubhlaoidh, der seit 40 Jahren Instrumente baut. Traditionell werden nämlich für Geigenkorpus, -saiten und -bögen Pferdeschwanzhaare, Hufe, Hörner sowie weitere Tierprodukte für den Leim verwendet.

O’Dubhlaoidh setzte unter anderem Birnen, wilde Beeren und Quellwasser für seine Geige ein. Inspiriert dazu hatte ihn die Anregung eines Kunden. „Die Welt verändert sich sehr im Moment. Vor allem die jüngere Generation trägt zu großen Veränderungen bei und ich bin sehr stolz auf sie“, so O’Dubhlaoidh. Das ist Musik in meinen Ohren und dem schließe ich mich an: Danke, jüngere Generationen!

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • Es ist halt eine Einstellungssache, ob mensch die Haltung von Nutztieren als Missstand definiert oder die Nutzung von tierischen Produkten für Nahrungs- und Lebensmittel für angemessen betrachtet.

    Ich möchte hier nicht zum wiederholten male den Disput beginnen beginnen ob eine omnivore oder vegane Ernährung der menschlichen Natur entspricht. diese führt zu keiner Übereinstimmung.

    Fakt ist jedoch, das für unsere Ernährung andere Lebewesen, egal ob Tier oder Pflanzen, sterben müssen und wir dann möglichst viel von dem Lebewesen nutzten sollten. z.B. die Rinderknochen für die Produktion von Leim zur Kupferverarbeitung.

    • @avatar4:

      Je nachdem wie moralisch relativistisch man unterwegs ist, ist natürlich alles Einstellungssache. Fakt ist, dass die Nutztierhaltung Leid verursacht und für uns in Industrieländern mindestens fast vollständig unnötig ist.

      "Fakt ist jedoch, das für unsere Ernährung andere Lebewesen, egal ob Tier oder Pflanzen, sterben müssen", das stimmt. Ich weiß nicht ob sie die Leidensfähigkeit von Tieren und Pflanzen auf eine ähnliche Stufe stellen wollen, falls ja sollte dazu vielleicht noch gesagt werden, dass für tierische Lebensmittel mehr Pflanzen "sterben" müssen (und dazu dann halt noch das Tier), als für pflanzliche. Ist vielleicht kontraintuitiv aber die Tiere ernähren sich ja nicht von Luft und Sonne.

      • @snapesnottinger:

        Tierleid finden täglich milliardenfach statt.Allein ein Blauwal vertilgt täglich zwischen vier und acht Tonnen Krill, Plankton und kleine Fische. Für die einzelnen Tiere sicher eine LEIDvolle Erfahrung. Und das Insekt im Netz wird es auch nicht so toll finden lebendig von der Spinne ausgesaugt zu werden. Wenn Raubtiere Ihre Nahrung in bis zur Erschöpfung in völliger Panik jagen um sie dann bei lebendigem Leib zu zerfleischen ist das sicher was anderes als der Bolzenschuß. Nein, das ist jetzt KEIN Plädoyer für die Massentierhaltung sondern nur eine Relativierung des Begriffs Tierleid . Jetzt komme bestimmt das Argument, das Raubtiere jagen MÜSSEN während der Mensch sich seine Nahrung aussuchen kann ( sofern er wirtschaftlich zu diesm Luxus in der Lage ist ). Das stimmt sicher, täuscht aber nicht darüber hinweg, das Tierleid auch ohne den Menschen stattfindet, täglich und es dem Beutetier ziemlich egal sein dürfte ob es verspeist werden kann oder muss, da das Resultat dasselbe ist....

        Pflanzen reagieren übrigens auch auf Verletzungen .

        • @avatar4:

          Das Gegenargument hast du ja schon selber gebracht, brauche ich dann nicht mehr. Das Argument läuft ja sonst im Grunde auch darauf hinaus, dass die Verursachung von Leid sich dadurch entschuldigen/begründen lassen soll, dass es woanders auch noch Leid gibt, das macht für mich keinen Sinn, sorry.

          Das mit den Pflanzen weiß ich, trotzdem dürfte es wohl Konsens sein, das Pflanzen kein zu uns vergleichbares Schmerzempfinden haben. Und wie gesagt, selbst wenn dem so wäre benötigt eine pflanzenbasierte Ernährung die kleinere Menge an Pflanzen.

          • @snapesnottinger:

            Ich wüsste nicht, wieso der Verweis auf Tierleid in der Natur als Ausrede ( für was ? ) dienen soll.



            Bleibt doch jedem selbst überlassen welches Lebewesen er töten will.



            Auch bei einer Pflanzenbasierten Ernährung müssen andere empfindungsfähige Lebewesen sterben. Was soll also dieses moralische Gehabe der Veganer/innen ? Wir sind alle Killer.

            • @avatar4:

              Naja, also aus irgendeinem Grund hast du das Argument "in der Natur gibt es immer Tierleid" ja gebracht, warum denn dann, wenn nicht um zu begründen, dass es OK ist das selber auch zu tun?

              "Bleibt doch jedem selbst überlassen welches Lebewesen er töten will.", ernsthaft? In dem Satz siehst du kein Problem? OK...

              Wir sind alle für das Ableben von Lebewesen verantwortlich, können aber halt wirklich viel am Ausmaß ändern, das ist doch nicht so schwer zu verstehen. Wenn das für dich nur "moralisches habe" ist weiß ich auch nicht, ich glaube wir müssen nicht mehr weiter reden.

    • @avatar4:

      ist als Antwort an SNAPESNOTTINGER gemeint, siehe den Post unten

  • Radelst ausgespielt arglos nach Session gen zuhaus.



    & Däh =>



    Kackbraunes Schöer-Möbel tut ein aus:



    „schmeckt nicht so vegan, wie du glaubst“ - eiderdaus - 🙀 -



    Während du noch über McLuhan die elektrische Braut & negativWerbung sinnst!



    Bei Bünnagel? - Nö bei taz - ne vegane 🎻 grinst!



    Nun bin ich ja eher Bläser & fänds scheun



    Mich zB an nem veganen Tárogató mich zu erfreun.



    Ja Wie? =>



    Typisch hungary - Stowasser - nein nix Latein



    Auch nix Hundertwasser - fiel mir ein.



    Nein. 100tsd mal lauter als ne 🎻 & einst Todesstrafe - echt kein Witz - nur der Besitz!!! - 😱 -



    Stowassers - “Gülden Milosovic vegan“ directed by Albrights Madeleine!;))



    Ja - dess wollt ich wohl gern han!



    Wie? Alles egal - Hauptsache - vegan.

    unterm—— servíce —



    tarogato.hu/hu/cimlap/



    Doch Gemach Gemach - erst frag ich bei Freund Attila Nagy - the No 1 - nach!



    www.blasinstrument...ce.at/kontakt.html & näheres =>



    Was er um alles in dieser jecken Welt!



    Von sojet verstiegen Chose hält.



    (& btw “nochmals Dank für Tipps CDs & Schule & Gruß an Peter Machinegun - der in Rosis Wundertüte mich anfixte - & so alles Unglück dort begann!;))



    (echt scheißenschwer!;)(

    Und dehre - 😎 - eine Ariane 🚀- macht noch keinen veganen Sommer • - 😾 -

    • @Lowandorder:

      DieschöneSchlagzeugerinn1:



      Padraig ó Dubhlaoidh's



      www.youtube.com/watch?v=7KLJfQParzw

      • @Ringelnatz1:

        Solches zu kommentieren - habenmer ja kompetentere am Start:

        Willi - nicht so sehr wg Geschlecht -;) 🥳



        Sondern als Drummer - 🥁 -



        (…die ja bekanntlich nie was von der Gage sehen!;) - 🤫 -

  • Hühner sind nicht vegan, Schinken ist nicht vegan. Ich bin ein Freund klarer Begrifflichkeiten und Deklarationen, der wirklich jedem klar macht, was man auf den Teller bekommt. Das darf dann gerne auch etwas sperriger sein, wie z.B. "Veganes Produkt, Chicken Nuggets nachempfunden."



    Oder bei einem sehr bekannten Brotaufstrich "Zucker-Palmöl-Creme mit geringem Anteil an Haselnüssen".



    Man könnte aber statt "Veganes Produkt, schweinischem Schenkel nachempfunden" auch gerne wieder auf so total abwegiges Zeug wie Grünkernbratlinge zurück greifen.

    • @Grummelpummel:

      Was sagen Sie eigentlich statt Leberkäse?

      • @Uranus:

        Fleischabfälle in Käselaibform, warum? Und zu "veganem" Fleischkäse o.ä. sage ich "hochprozessiertes Chemieprodukt mit zweifelhaften Inhaltsstoffen".

        • @Grummelpummel:

          Mh, das wäre zumindest konsequent. Da ließen sich sicher noch weiter interessante Begriffe finden wie "Jagdwurst, dessen Fleisch gar nicht erjagt" wurde und so ...

  • Was sind denn vegane Chicken Nuggets? Diese Angleichung veganer Produkte an bekannte Fleischprodukte ist absurd und suggeriert den Verbrauchern nur die eine Ähnlichkeit in Form, Farbe und Geschmack. Eine Benennung wie vegane Nuggets reicht völlig aus, alles andere ist Augenwischerei.

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Solange es nicht veganes Gehirn ist, gibt es kein Problem.

  • Tierprodukt werden nicht nur für den Lein beim Geigenbau, sondern bei nahezu allen elektrischen und elektronischen Geräten verwendet.

    " In dem Bildschirm, auf den du gerade schaust, befindet sich ein Metall, dass mit den ausgelösten Knochen toter Tiere gemacht worden ist. Das Stromkabel, durch das der Rechner Strom bekommt, auch an ihm klebt Blut, ja, am Computer selber klebt der Tod von Tieren! Die einzige Konsequenz, die jemand ziehen kann, der es mit Veganismus also wirklich ernst meint, wäre, auf alles zu verzichten, was aus Kupfer besteht. Diese Konsequenz wäre also de facto ein Einsiedlerleben ohne Technik wie etwa Internet und dergleichen, worauf die verwöhnten Veganer natürlich nicht verzichten. "



    Q: www.tf-forum.com/f...er-und-knochenleim

    • @avatar4:

      Eine gängige Definition von Veganismus beginnt mit

      "Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht - soweit wie praktisch durchführbar - alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden; [...]"

      Natürlich ist "soweit wie praktisch durchführbar" auch Auslegungssache. Für die meisten Menschen in Industrienationen, die sich nicht völlig aus der Gesellschaft auskoppeln möchten, ist es möglich, auf den Verzehr tierischer Produkte und den Kauf vieler Produkte (Kleidung etc.) zu verzichten, für die es tierfreie Alternativen gibt. Auf jegliche Hardware und Elektrizität zu verzichten stellt sich da schwieriger dar.

      Woher diese Häme gegenüber Veganern in dem Beitrag kommt (ich weiß dass das nicht du geschrieben hast, sondern nur zitiert) verstehe ich nicht. Wenn man solchen Argumentationen konsequent folgt darf ja niemand mehr Missstände beklagen, der nicht 100% "einwandfrei" lebt, oder? Mir kommt es nicht so vor, dass die Person wirklich ein Interesse daran hat irgendetwas zu verbessern, sondern eher daran Leuten die Missstände benennen die ihnen unbequem sind ans Bein zu pinkeln.

    • @avatar4:

      Aus welchem Märchenbuch haben Sie das denn?



      Aus abgebauten Kupferkies wird im ersten Schritt Kupferstein. Um die im Kupferstein enthaltene Eisenoxide zu verschlacken, wird Siliciumdioxid zugefügt. Der so gewonnene Kupferstein muss weiter verarbeitet werden, bevor daraus Rohkupfer wird. Beim sogenannten Schlackenblasen wird der zur Glut verflüssigte Kupferstein in einen sogenannten Konverter gegossen. Hier wird Luft eingeblasen. Dabei entsteht aus Kupfersulfid zuerst Kupferoxid. Auf das Schlackenblasen folgt das sogenannte Garblasen. Dadurch entsteht sogenanntes Rohkupfer. Dieser Stoff besteht zu 98 Prozent aus Kupfer. Die restlichen 2% (Zink und Eisen) werden durch anlegen Spannung in einer Kupfersulfatlösung erreicht.

      Oder auch hier etwas detaillierter nachzulesen: institut-seltene-e...ng-und-produktion/

      • @Lars B.:

        Die Quelle habe ich unter meinem post zu nachlesen angegeben.

        Eine weitere finden Sie hier:

        Q:de.wikipedia.org/wiki/Glutinleim

        " Knochenleim wird auch als Teil des Inhibitor-Systems bei der Raffination von Kupfer verwendet, um die Dichte des kathodisch abgeschiedenen Kupfers zu optimieren und eine glatte Oberfläche zu erhalten."

        Sicher ist Wikipedia auch ein Märchenbuch für Sie ?

        Oder auch hier gerati.de/2014/09/...eganer-lebt-vegan/

  • Irgendwie ist es wenig sinnvoll ein Produkt anzupreisen, welches es in Deutschland nicht zu kaufen gibt. Selbst in der Galerie Lafayette sind die Produkte von laviefoods.com nicht käuflich zu erwerben.

    Selbst die Produktbilder auf der Homepage sind so klein, dass eine Vergleichsmöglichkeit zum natürlichen Bacon nicht vorhanden ist. Vor allem, wie verändern sich die Farbe und Geschmack während des Bratens? Entsteht die klassische Maillard-Reaktion oder nicht?