Vegan leben mit Kindern: Zwang bringt eh nichts!
Die Eltern ernähren sich vegan – und was ist mit dem Nachwuchs? Unsere Kolumnistin plädiert für Gelassenheit von allen Seiten.
N eulich, beim Dinner mit einem befreundeten Veganerpaar, das Kinder hat, kamen wir auf Fragen zu sprechen, die diesem oft von Nichtveganern gestellt werden: Wie es denn so sei, die eigenen Kinder vegan zu ernähren? Ob das gesundheitlich nicht schwierig sei? Oder psychologisch? Und was sie eigentlich tun würden, wenn das Kind bei Freunden doch mal einen Hotdog oder ein Stück nichtvegane Geburtstagstorte will?
Nun – da bereiten unsere Freunde sich einfach vor. Die meisten Eltern haben nämlich gar kein Problem damit, ihren kleinen Gästen eine mitgebrachte vegane Extrawurst zu braten oder etwa eier- und milchfreie Cupcakes zu servieren. Was wiederum die Gesundheit angeht, fragen interessanterweise oft jene Eltern, die kein Problem damit haben, ihre Kinder regelmäßig mit Fertigpizza vor den Fernseher zu setzen. Dabei kann unbedachter Konsum jeglicher Art zu Fehlernährung führen – egal, ob mit oder ohne Tierprodukten. Eine gut austarierte Ernährung kann dagegen in beiden Fällen funktionieren.
Häufig wird veganen Eltern auch der Vorwurf gemacht, sie würden den Kindern ihre Überzeugungen aufzwingen. Gegenfrage: Welche Eltern tun das nicht? Ob es darum geht, wie viel Zeit Kinder vor dem Fernseher oder am Smartphone verbringen dürfen, ob sie religiös oder atheistisch erzogen werden, wie sie sich benehmen sollen, welche Wörter sie nicht verwenden sollen oder was sie anziehen.
Ich denke, alle Eltern sorgen auf die eine oder andere Art dafür, dass ihre Kinder nach ihren Vorstellungen handeln. Zumindest so lange, bis die Kinder eigene Entscheidungen treffen. Dass vegane Eltern ihre Ernährungsweise mit ihren Kindern teilen – ob aus Gründen der Gesundheit, des Tierwohls und/oder der Umwelt – ist somit völlig normal.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Und natürlich wird mit den Kids darüber gesprochen, offen und mit Empathie. Es gab natürlich auch mal Ausnahmen, wo das Kind ein Stück Fleisch, oder Kuhmilcheis probiert und dann selbst entschieden hat, ob es das zu Ende essen möchte oder nicht. Das finde ich eine gute Lösung. AVAP eben – genau wie meine Philosophie „As Vegan As Possible“.
Was aber, wenn die Kids – aus Trotz, aus Gruppendruck oder weil es ihnen einfach schmeckt – komplett ausscheren und alles essen wollen? Bei den Kindern meiner Freunde spielt das aktuell keine Rolle, kann sich aber vielleicht ändern, wenn sie ins Teenageralter kommen. Sollte das der Fall sein, halte ich es für am besten, dass die jungen Menschen ausprobieren, was für sie passt.
Zwang bringt eh nichts! Die Grundlage dazu, eine informierte Entscheidung zu treffen, haben die Eltern gelegt. Die eigenen Lebensgrundsätze muss schlussendlich jeder selbst finden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“