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Unwetter in den USAJedes Unwetter ist jetzt Teil der Klimakrise

Jonas Waack

Kommentar von

Jonas Waack

Sturmmeldungen aus den USA mögen in Europa egal erscheinen. Aber mit steigender Erderhitzung werden alle Wetterextreme Teil der Klimakrisen-Welt.

Ein Wintersturm im Nordosten der USA legt die Flughäfen lahm: hunderte Flüge wurden gestrichen, 26.12.2025 Foto: Frank Franklin II/AP/dpa

B ei Winterstürmen in Kalifornien sind drei Menschen gestorben, in New York wurden hunderte Flüge wegen heftigen Schneefalls gestrichen. Solche Schlagzeilen sollten in Deutschland kaum Nachrichtenwert haben: tragisch, aber von geringem Ausmaß. Stürme und Schnee im Winter? Erwartbar. Noch dazu alles auf einem anderen Kontinent. Aber mit zunehmender Erderhitzung wird jedes Extremwetter zur Klima-Geschichte.

Zwar ist nicht jede Dürre, jeder Waldbrand oder jeder Sturm Folge des Klimawandels. Naturkatastrophen hat es immer gegeben. Aber Privatleute, Staatshaushalte und Ka­ta­stro­phen­schüt­ze­r*in­nen werden von der Klimakrise immer mehr Stress ausgesetzt. Stress sorgt für Veränderungsunwilligkeit, Gereiztheit und Tunnelblick. Eine gestresste Gesellschaft kann mit Herausforderungen aller Art schlechter umgehen. Seien sie vom Stress-Auslöser Klimawandel verursacht oder nicht.

Im globalen Norden werden die zunehmenden Extremwetter-Ereignisse zu steigenden Versicherungsbeiträgen führen. Das führt dazu, dass Menschen weniger Geld in Sanierungen zum Hitzeschutz stecken können. Sie werden im Sommer unter den steigenden Temperaturen leiden – noch mehr Stress.

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Im globalen Süden sind viele Häuser nicht versichert. Hier bedeuten Katastrophen aller Art weniger Geld für Bildung, Gesundheitsversorgung und Anpassung an die nächste Katastrophe: Bangladesch verliert jährlich 3 Milliarden US-Dollar an die Folgen der Erderhitzung, ein Prozent seiner Wirtschaftsleistung. Die Fluten in Pakistan 2022, die vom Klimawandel intensiviert wurden, kosteten 30 Milliarden US-Dollar bei einer Wirtschaftsleistung von 375 Milliarden US-Dollar.

Unwetter in den USA mögen trivial erscheinen, aber sie sind Ausdruck dieser neuen Realität: Jedes normale Unwetter trifft auf Menschen, Gebäude und Infrastruktur, die von Folgen der Erderhitzung gestresst werden. Das macht jedes dieser Unwetter gefährlicher und teurer – und womöglich den Tropfen, der das Fass für eine gesamte gestresste Gesellschaft zum Überlaufen bringt.

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Jonas Waack
Klima-Redakteur
Jahrgang 1999, zuständig für Klima-Themen im Ressort Wirtschaft und Umwelt. Stadtkind aus Mecklenburg, möchte auch sonst Widersprüche vereinbaren. Bittet um Warnung per Mail, falls er zu sehr wie ein Hippie klingt.
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