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Unruhen in NahostFalsche Rückendeckung

Jannis Hagmann
Kommentar von Jannis Hagmann

Die Angriffe der Hamas auf Israel sind fatal für die internationale Solidarität. Denn so legitim der Protest in Ostjerusalem auch ist – die Raketen sind es nicht.

Die Opfer des israelischen Vergeltungsangriffs werden mit Flaggen der Hamas durch Gaza getragen Foto: Mahmoud Ajjour/imago

E igentlich ist es ein Wunder, dass es erst jetzt zur Eskalation kommt. Die Wut, die sich in Israel und Palästina Bahn bricht, hat sich seit Langem angestaut. Bei den Protesten geht es um Ungleichheit, Diskriminierung, Per­spek­tiv­lo­sig­keit. Sie richten sich gegen Israels radikale und aus den USA finanzierte Siedlerbewegung und die Verdrängung von Ara­be­r*in­nen aus Ostjerusalem und dem Westjordanland.

Was in den letzten Tagen zu beobachten war, ist ein Aufbegehren gegen die systematische Delegitimierung der palästinensischen Existenz in Nahost. Mit voller Unterstützung der US-Regierung unter Donald Trump haben Israels Premier Benjamin Netanjahu und seine rechten Verbündeten den Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen in den vergangenen Jahren einen Schlag nach dem anderen verpasst. Israelis und Ame­ri­ka­ne­r*in­nen haben ihre Position in dem völlig asymmetrischen Konflikt bis zum Äußersten ausgereizt.

Es sei nur erinnert an die US-Anerkennung der völkerrechtswidrigen Siedlungen oder die von Netanjahu versprochene Annexion von einem Drittel des Westjordanlands. Die Emotionen kommen nicht von ungefähr. Und sie haben nichts damit zu tun, dass Mus­li­m*in­nen im Ramadan besonders erregbar sind. Doch nun reden wieder alle über die Hamas, über Raketenangriffe und palästinensische Militanz. Und das leider nicht zu Unrecht. Die Raketen aus Gaza auf zivile Ziele in Israel sind Terror.

Skandalöse Vereinnahmung

Daran ändert auch nichts, dass die Toten wieder zum größten Teil Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen sind. Kaum etwas schadet der palästinensischen Sache so wie die Islamisten in Gaza. Hamas und Islamischer Dschihad terrorisieren nicht nur Unschuldige in Aschkelon, Aschdot und Jerusalem. Sie schaden auch den Palästinenser*innen. Wer jetzt lauthals gegen palästinensischen Terror wettert und Israels Recht auf Selbstverteidigung hochhält, hat ja recht.

Und es ist skandalös, dass sich viele von den Extremisten vereinnahmen lassen, sich blind mit Palästina solidarisieren, ohne klar Stellung zu beziehen gegen jene, die den Terror ausüben, gutheißen oder wegschweigen. Gemeint sind nicht nur die Demonstrierenden selbst, sondern auch viele Mus­li­m*in­nen und An­ti­im­pe­ria­lis­t*in­nen weltweit, die sich pauschal auf die palästinensische Seite schlagen – von einigen tür­kei­stäm­migen Deutschen bis hin zu Mus­li­m*in­nen in Südostasien oder den USA.

Im Nahostkonflikt gibt es klare Verlierer. Wer sich mit ihnen solidarisieren will, sollte wissen, wo die politischen Widersacher sitzen. Wo sind die Demos für eine gerechte Lösung des Nahostkonflikts, auf denen auch Sprechchöre gegen die Hamas zu hören sind?

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Jannis Hagmann
Redakteur Nahost
ist Redakteur für Nahost & Nordafrika (MENA). Davor: Online-CVD bei taz.de, Volontariat bei der taz und an der Evangelischen Journalistenschule Berlin, Studium der Islam- und Politikwissenschaft in Berlin und Jidda (Saudi-Arabien), Arabisch in Kairo und Damaskus. Er twittert unter twitter.com/jannishagmann
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41 Kommentare

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  • Meine Bekannten in Tel Aviv sehen es so: Die Sache wurde durch die Provokation jüdischer Extremisten ausgelöst, die das Palästinenserviertel von Sheikh Jerah okkupiert haben. Sie wollten etwa Hundert Familien von dort vertreiben (das Gerichtsurteil steht noch aus).



    Netanyahu hat nichts getan, um das zu verhindern oder einzudämmen, und ist vermutlich nur froh darüber, so von seinem Gerichtsverfahren abzulenken.



    Außerdem wurde inzwischen ja ein Vertreter der Opposition vom Präsidenten mit der Regierungsbildung beauftragt - also der Verdacht liegt nahe, dass Netanyahu das Ganze inszeniert hat.



    Aber das ist alles Schnee von gestern, denn die Ereignisse eskalieren gerade.

    Was die Aktionen der Hamas, islamischer Jihad etc angeht, so finde ich sie unpolitisch, denn sie bestätigen, wie es bei Fundamentalisten oft ist, nur die eigene strenge Haltung, im Vertrauen, dass sie auf der richtigen Seite stehen (was die jüdischen Siedler natürlich genau anders herum sehen, jeder hat also Gott auf seiner Seite).

    Dahinter steht keine Überlegung, wie der militärischen Übermacht Israels etwas Stärkeres entgegengesetzt werden könnte: Nämlich im Ratschlag mit der UNO eine andere Lösung zu finden, auch mit Biden, nicht aus Feigheit, sondern aus Einsicht in die Notwendigkeit.

    Es ist sehr schwierig, da Bibi im Einklang mit Trump schon versprochen hat, ein Drittel des Westjordanlandes zu annektieren. Hagmann hat das richtig beschrieben. Hier stehen sich mal wieder die Extreme direkt gegenüber.

    • @Ataraxia:

      Was auch immer der "Auslöser" für die Unruhen in Jerusalem gewesen sein mag, es gibt immer einen Grund zum Steinewerfen dort. Eine andere Hausnummer ist es aber, wenn die Hamas mitmischt, indem sie einen neuen Gaza-Krieg eröffnet.

  • Herr Hagmann,



    "Wer jetzt lauthals gegen palästinensischen Terror wettert und Israels Recht auf Selbstverteidigung hochhält, hat ja recht." genau das ist ein Widerspruch! Wieso erhält eine Seite ein Recht auf Selbstverteidigung, die andere Seite nicht? Als die Proteste seit Freitag aufflammten, wurde zwar berichtet aber weder das Vorgehen der isr. Regierung per Gesetz noch die Unterdrückung der Protest kritisiert. Von den anderen täglichen Aktivitäten wie Landnahme in WJL, Massenverhaftungen, Angriffe auf Fischer und Co. ganz zu schweigen.

    Also warum fordern Sie das die Palästinenser alles ertragen müssen und sich nicht verteidigen dürfen. Andererseits geben sie der anderen Seite eine mögliche Antwort auf 130 Raketen, die vor dem Internationalen Gerichtshof natürlich verurteilt gehören, das Recht mit Tonnen-Bomben! zu antworten. Da gibt es nicht einmal die Kritik wenn in urbane Gebiete mit Bomben die Situation versucht wird zu lösen?



    Wenn Zivilistengebäude angegriffen werden ist es vollkommen egal, ob dies von den zu verachtenden Izzedin-Al-Qassam-Brigaden-Rakten oder Al-Quds-Raketen passiert, oder ob dies durch die Tonnen-Bomben der IDF passiert. Beides ist schändlich und sollte vor das internationale Tribunal kommen.

    Der Pluspunkt für Israel und unserem Westen ist es, WIR betrreiben den Internationalen Gerichtshof und werden nie einer der "unseren Straftäter" dort vorführen. Dann muss man aber sich auch nicht wundern, wenn entsprechende solche Institutionen nicht ernst genommen werden. Wir können nicht intern. Institutionen betreiben die "neutral" sein sollen, und dann bei jeder Aktion "unsere Straftäter" schützen!

    • @Daniel Drogan:

      Halten Sie 700 Raketen auf israelische Zivilisten für einen Akt der Selbstverteidigung? Wenn ich mich nicht täusche, werden die Raketen nicht von den Palästinensern abgefeuert, die aus Ost-Jerusalem aus Wohnungen vertrieben werden sollen, die vor 1948 Juden gehörten, sondern von den Terroristen in Gaza. Würden Sie Raketen auf Berlin für ein legitimes Mittel halten, um sich gegen die Räumung besetzter Häuser zu wehren? Wieso sollte Israel vor ein internationales Tribunal kommen, wenn es sich bzw. seine Bevölkerung vor den Angriiffen (Erstschlag) aus Gaza schützt? Soll Israel einfach nur die Raketen aus Gaza abfangen, obwohl diese mittlerweile auch Israelis das Leben gekostet haben?

      • @Jossi Blum:

        Auch hier wieder nur Halbwahrheiten. 1. Die Zahl 700 Raketen, woher kommt die? IDF, richtig? Warum gibt es keine Zahlen davon mit wievielen Bomben, Raketen geantwortet hat. Wer auf Statistik steht, sollte doch auch die liefern können.



        2. isr. zivilisten? Nur bedingt, schauen Sie sich auf google maps und co. an, in welchen Grenzstädten die Raketen runtergehen. Ebenso wie in Gaza sind da überall Militärgebäude, Sicherheitsgebäude etc. Warum sind die bei den Palästinensern ein Mittel um antworten zu können, natürlich sit das nur militärisch. Bei dem anderen ist das alles zivil?



        3. Die mil. Palästinser machen sich schuldig keine lenkbaren Raketen einzusetzen und somit zivile Opfern wissentlich in Kauf zu nehmen. Israel aber hat Lenksysteme, und TROTZDEM werden so häufig Unschuldige getroffen und zumeist Punkte wo nur Zivilisten sind. Keine einzige Kritik da von ihrer Seite.

        Das sie indirekt einen Angriffe durch mil. Pal. aus Ost-Jerusalem einfordern, damit dies akzeptabel ist, ist perfide wie menschenverachtend zu gleich. Als die Fatah das damals nämlich noch machte aus WJL zu schiessen, war das für Leute wie Sie nämlich auch nicht korrekt. Also lassen Sie doch diese billige Argumentation gleich fallen.

        Israel sollte sich für die Angriffe auf Medienzentren, medizinischen Einrichtungen etc. verantworten müssen. Diese sind alle keine militärischen Ziele, wurden aber agegriffen! Das für Sie ganz Gaza ein mil. Ziel ist, dafür selbst die Grenzposten der IDF als Zivilisten gelten, dafür kann niemand etwas ausser sie, macht das ganze aber nicht weniger plausibel.

      • @Jossi Blum:

        Durch welches Verhalten und welche Haltung würden Palästinenser von dir ein Existenzrecht zugeräumt bekommen. Nicht einmal als Volk, sondern überhaupt als individuelle Person. Die Lebensumstände sind ja ziemlich heftig, wie könnte ein Palästinenser dafür Verständnis von dir erwarten? Er scheint auf den regionalen Konflikt bezogen aber auch im globalen Rahmen keinen Platz zu haben. An jedem Unrecht ist er im Grunde selbst Schuld.

  • Und schon brennen israelische Fahnen in Deutschland vor einer Synagoge.

    www1.wdr.de/nachri...ster-bonn-100.html

    Ich nenne es Antisemitismus der übelsten Sorte und ein Paradebeispiel dafür, wann "Israelkritik" antisemitisch ist.

  • Angesichts der Tatsache, dass trotz einiger Spannungen und Konflikte in früheren Zeiten auf dem Gebiet des heutigen Israel und der Autonomiegebiete ein Zusammenleben von muslimischer und jüdischer Bevölkerung möglich war, sollte das ein Anknüpfungspunkt an ein Nachdenken über eine ferne Zukunft dieser Region sein.



    Vielleicht haben viele arabischen Länder weniger ein Problem mit Israel oder dem Judentum an sich als vielmehr mit der Rolle der USA und ihrer eskalierenden Politik, die auf militärische Stärke setzt und das Geld dazu hat.

    • @Khaled Chaabouté:

      Welcher politischen Kräfte und Interessengruppen in den USA?

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Denn so legitim der Protest in Ostjerusalem auch ist – die Raketen sind es nicht."

    So ist es!



    Als man H. Kissinger vor langer Zeit einmal fragte, welche Lösung er für den Nahen Osten sieht, antwortete er "Keine".

    • @17900 (Profil gelöscht):

      "Keine". is aber auch ein bisschen einfallslos.

      • @ingrid werner:

        Es ist aber eine Tatsache, weil beide Kontrahenten kompromisslos sind und scheinbar an keiner friedlichen Koexistenz interessiert sind. Die Hamas hat Israel den Krieg erklärt. Und Israel schlägt zurück. Das übliche Ping-Pong-Spiel.

  • Alles richtig Herr Hagmann, nur irgendwann müssen sich vielleicht auch mal die Europäer, Washington usw fragen lassen ob sie vielleicht etwas an ihrer Kriseninterventions- und -präventionsstrategie ändern sollten. Sie haben es ja ganz richtig festgestellt, Herr Hagmann, es ist verwunderlich dass es bislang noch nicht geknallt hat. Warum ist dann nicht schon schneller vorgebaut worden? Wenn die Palästinenser nichts tun und stillhalten fühlt sich die internationale Krisendiplomatie leider auch nicht bemüßigt aufzuwachen, auch ein paar Straßenschlachten in Jerusalem und Siedler die Palästinenser aus ihren Häusern werfen entlocken Maaß, Blinken usw nicht mehr als ein paar müde Verurteilungen. Wie wär es denn z.B. ganz klassisch und für den Anfang mit der Einrichtung eines Roten Telefons mit Gaza über das Washington, Berlin usw mal direkt, nicht nur über Dritte mit der Hamas reden, möglichst bevor Raketen fliegen. Noch besser wäre ja eine direkte Leitung zwischen Jerusalem u Gaza. Wäre ein Anfang. Und dann natürlich ernsthafte Verhandlungen über das Ende der Besatzung.

    • @ingrid werner:

      Ist die Hamas für die arabischen Bewohner Jerusalems zuständig? Wie soll mit der Hamas verhandelt werden, wenn die Hamas Israel nicht anerkennt und Hunderte von Raketen auf israelische Zivilisten genau das beweisen? Sind Raketen das geeignete Mittel, um gegen ein Gesetz aus dem Jahr 1970 zu protestieren, wonach Häuser, die vor 1948 Juden gehörten, an deren Nachkommen rückübertragen werden können, es aber ein vergleichbares Gesetz für Palästinenser nicht gibt?

      • @Jossi Blum:

        wie soll man miteinander verhandeln? überhaupt erst einmal miteinander reden, direkt. Telefon in die Hand nehmen und die Hamas anrufen. Wenn man nicht miteinander redet und sich direkten Kontakten verweigert ist das die Konsequenz. Dass es zu Katastrophen kommen kann, wenn man nicht eine direkte Telefonleitung zueinander hat, haben die Supermächte im Kalten Krieg für richtig erkannt, warum sollte das hier nicht funktionieren? Einfach mal probieren.

        • @ingrid werner:

          Hamas is antisemitisch, islamistisch und möchte Israel vernichten. Worüber soll man mit denen reden?

          • @h3h3y0:

            und Israel ist zionistisch, kolonialistisch, und möchte das Land bis zum Jordan für sich allein und alle Araber raus, hat ja schließlich schon immer ihnen gehört. Jetzt da alle Ischs auf dem Tisch sind, kann man ja mal anfangen zu reden. Ansonsten geht es weiter wie bisher: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und jedes mal dreht sich die Eskalationsspirale 'ne Stufe höher. Was heute neben den Raketen und Bomben auf den Straßen in Israel, in Lod, Bad Jam zu besichtigen war ist neu, ich meine die Lynch- Mobs, ein Innenminister Ohana der den Mob verteidigt und dazu aufruft das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Das war der letzte Warnschuss. So und genau so haben in der Vergangenheit Bürgerkriege begonnen und Staaten gesprengt. Wenn der Mob in den nächsten Tagen so weiter tobt wird das eine Eigendynamik auslösen, die nur noch schwer zu stoppen sein wird. Kann eigentlich niemand wollen. Also: reden. Jetzt. Frieden macht man nur mit dem Feind.

  • Wenn in der Hamas rational gedacht wird (...davon könnte man doch ausgehen) dann kann dort doch unter den gegebenen Umständen keiner eine so folgenschwere Entscheidung wie den gerade erst erfolgten Raketenbeschuss auch nur in Erwägung gezogen haben. Warum aber kommt es trotzdem immer wieder zu diesen für das Selbstverständnis der Ultrarechten Israelis so dringend notwendigen Angriffen? Kann mir das irgendwer erklären??

  • Warum ist es immer nur dann Terror, wenn Palästinenser gewalttätig werden? Israel bombardiert Gaza, tötet 26 Menschen, darunter sechs Kinder und niemand nimmt das T-Wort in den Mund. Höchstens wurden vorher problematische Schläge verbreicht, Deligitmierungen exekutiert, wie der Artikel in aller Abstraktheit sagt, um sich dann doch nur über palästinensische Extremisten aufzuregen. Der Autor kreist die Ursache der jüngsten Eskalation vorsichtig ein, um dann wieder einen kuriosen Rückzieher zu machen. Diese intellektuelle Feigeheit ist wirklich sagenhaft.

    • @Katev :

      Der Raketen-Terror kommt von der als terroristische Organisation eingestuften Hamas, die den Tod Hunderter israelischer Zivilisten in Kauf nimmt. Dass es bisher "nur" ein paar Israelis das Leben gekostet hat, liegt am Raketenabwehrsystem der IDF. Wie sollte also Israel dem Raketenterror aus Gaza, der übrigens nicht erst vorgestern begann, sondern seit Monaten immer wieder vereinzelt aufflammt, begegnen? Einfach warten, was passiert?

      • @Jossi Blum:

        Die Politik ist in solchen Fällen mit verantwortlich. In diesem Fall durch angestrengtes Wegschauen im Rahmen der israelischen Siedlungspolitik als das ganze in Ost-Jerusalem vor einigen Tagen begann mit dem Diebstahl palästinensischer Wohnungen.

        Als die Politik versagte, als das Eigentum entrechteter palästinensischer Mitbewohner gestohlen wurde, griffen Menschen dort zu den Waffen.

      • @Jossi Blum:

        So einfach kann man sich das auch nicht machen mit der Verantwortung. Das kleine Streichholz, das da in das Ostjerusalemer Pulverfass geworfen wurde, wurde von Jüdischen Siedlern angezündet.

        Und währen es noch ein Schwelbrand war, schaute die israelische Regierung tatenlos zu.

  • Würde gerne meine Meinung zu Ursache und Wirkung schreiben, aber die Politik Israels zu kritisieren heißt als Antisemit gebrandmarkt zu werden......

    • @m.d.bichlmeier:

      Eine mögliche Ursache dafür, dass Terroristen aus dem Gazastreifen Israel mit Raketen beschießen könnte sein, dass Israel sich 2005 komplett aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat. Da hatten die Palästinenser die Möglichkeit, der Welt zu zeigen, wie sie eine Zukunft unter kompletter Selbstverwaltung gestalen wollen.

      Wollen sie einen existenzfähigen Staat aufbauen?



      Wollen sie die Wirtschaft aufbauen? (Damals gab es noch keine Blockade)



      Wollen sie erreichen, dass es der Bevölkerung besser geht?

      Sie haben sich entschieden: Dafür, die Hammas an die Macht zu bringen und dafür, Raketen auf Israel zu werfen.

    • @m.d.bichlmeier:

      A pro pos Ursache und Wirkung. Die Politik Israels ist die Wirkung der Ursache = Terror seit Staatsgründung Israels. Welche Ursache genau rechtfertigt die Wirkung von über 700 Hamas-Raketenbeschüsse aus Gaza auf israelisches Territorium und den Tod von israelischen Zivilisten?

      • @Jossi Blum:

        Das Problem ist doch das in diesem Konflikt KEINE Seite eine moralische Überlegenheit. Wer die Raketen anspricht, sollte ebenso die Angriffe auf Fischer und Co. ansprechen, wer die Bedrohung durch Islamisten anspricht, sollte ebenso die Gewalt der isr. Siedler ansprechen können.



        Das passiert nicht.



        Bei den Konflikten seit Freitag hat man zwar immer die Demos und Erklärungen durch die IDF hören dürfen, aber da hat sich niemand aufgeregt das es zu Massenverhaftungen kam, das die Demos niedergedrückt wurden. Erst jetzt wo wieder Raketen fliegen, und das ist so überflüssig wie sonst was, es ist ein Verbrechen. Jetzt fangen wir wieder an zu sagen, ohh das darf aber nicht sein.

        Nein BEIDE Seiten müssen und gehören kritisiert und bestenfalls bestraft. Das Israel mit einem Gesetz einerseits Palästinenser aus den Häusern vertreiben darf, andererseits jene sich nicht wehren dürfen, außer sie wollen in den Knast, hätte schon längst auf der Tagesordnung stehen sollen. Sowas ist und bleibt Apartheid und wird nicht weniger dadurch das es diesmal NICHT in Südafrika stattfindet.

        • @Daniel Drogan:

          "Wer die Raketen anspricht, sollte ebenso die Angriffe auf Fischer und Co. ansprechen, wer die Bedrohung durch Islamisten anspricht, sollte ebenso die Gewalt der isr. Siedler ansprechen können."

          Welche "Angriffe" auf Fischer? Soweit ich weiß kam es "lediglich" zu einem Fischerei-Verbot in Gaza, als die ersten Hamas-Raketen gen Israel flogen und vermieden werden sollte, dass Fischerei-Boote als Raketenabschussrampen Israel gefährlich nahe kommen. Gewalttätige israelische Siedler sind zu verurteilen, doch bitte nicht mit 700 Raketen auf Israel. Auch dass Palästinenser nun aus Häusern vertrieben werden sollen, die vor 1948 Juden gehörten, ist ein fragwürdiges Unterfangen, gleichwohl rechtfertigt auch dies keinen Raketenterror. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel sollte im Auge behalten werden. Natürlich macht sich Israel durch solche Aktionen wie in Ost-Jerusalem angreifbar und liefert der Hamas einen fadenscheinigen Grund, sich mit Raketen zur Wehr zu setzen. Die Hamas hilft den arabischen Bewohnern Ost-Jerusalems, indem es Hunderte von Raketen auf israelische Zivilisten abfeuert. Das ist eine Kriegserklärung. Nicht mehr und nicht weniger.

          • @Jossi Blum:

            Was mir hier immer fehlt ist. Warum gibt denn die IDf nicht die Anzahl der Bomben, Raketen etc. welche sie schießen an? Es wird eine Zahl geliefert die von niemanden geprüft wird und deren Umnkehrschluß ebenso nie abgefragt wird.

            Die Taktik der Angriffe auf Fischer ist schon seit Jahrzehnten, schauen Sie bei B'Tselem, Peace Now, Maannews,...nach.

            Und Landnahme ist genauso eine Kriegserklärung, weil sie Fakten schaffen sollen, die nicht zurückgenommen werden können oder nur sehr schwer. Aber das sie sowas als Kavaliersdelikt abtun wollen, ist ja nichts neues.

    • @m.d.bichlmeier:

      "Ich bin kein Antisemit, aber..."

      Die Einstellung hinter solchem Geraune ist nur zu offensichtlich.

    • @m.d.bichlmeier:

      tja..die Angst...die Angst! ich hab auch keine Lust, die "Keule des Antisemitismus" zu erleiden! Aber es darf doch wohl kommentiert werden?



      ..was mich an diesem antihumanem Disaster im religiösen Selbstverständnis eigentlich(!) säkulärer Staaten stört und schlaflos(!) macht.. ist die Situation der Menschenrechte: der Staat Israel ist der Souverän, auch in und über das Staatsgebiet und die rechtliche Situation der Menschen Palästinas.



      Und als der Souverän hat Israel humane und soziale Pflichten in und über Kultur und Dasein Palästinas.



      Das impliziert aber auch, das Israel sich das Recht nehmen darf, wie z.B. zum Schutze der eigenen Existenz als Staat Israel, Kontrolle auszuüben im Volk und Staat der Palästinenser, für Frieden und Harmonie miteinander..



      ..wissend um die eigene Macht als Souverän.



      Die gut ausgerüstete israelische Armee ist jederzeit dazu in der Lage, die militanten und terroristischen Hassgebaren der Palästinenser zu ersticken.



      (siehe die Gewaltdrohung Herrn Netanjahus gegen Hamas, die "Überschreitung einer roten Linie".. durch den Raketenterror )



      Zudem stehen demokratische Wahlen in Palästina an, wodurch die Autorität der Hamas als souverän in Frage gestellt ist?



      und dann noch der Vorwurf der HRW:



      Israel als Apartheidstaat mit der Schuld der Destabilisierung (oder tendentieller Dehumanisierung?) des palästinensischen Volkes.



      Der Mangel an gegenseitiger Anerkenntnis verschiedener Kulturen, die Abwesenheit universalistischen friedlichen Denkens im Stile der U.N.O. , mag als eine Ursache´der militanten Entgleisungen gelten?



      Um weitere Eskalation zu verhindern und den `Geist der Rache´zu befrieden..ist, meine ich, ein direktes Eingreifen der U.N.O. , als art globaler Souverän , erforderlich!

    • @m.d.bichlmeier:

      Wenn Sie die Ursache ausschließlich bei den Israelis zu finden gedenken: Dann ist der Antisemitismus-Vorwurf wohl auch berechtigt...

  • Ich frage mich immer, wieso "Antiimperialisten" meist die Partei der Palästinenser - genauer: die Partei palästinensischer Organisationen - ergreifen. Ja, die USA sind eine imperialistische Macht, und sie unterstützen grundsätzlich Israel, und Israel pflegt natürlich auch gute Beziehungen zu den USA. Deswegen gilt Israel den Antiimperialisten als Außenposten der USA in der Region. So geht das Klischee, und es ist zumindest in sich nachvollziehbar. Aber: Die Gegenspieler Israels auf palästinensischer Seite werden ebenfalls von imperialistischen Mächten unterstützt und mitfinanziert, z. B. von Deutschland und der EU. Und diese Mächte tun dies nicht, weil ihnen die Palästinenser oder ihre Organisationen besonders am Herzen liegen, sondern weil sie in der Region Einfluss nehmen wollen - in der innerimperialistischen Konkurrenz mit den USA. Es gibt in dem Konflikt - wie bei vielen anderen regionalen Konflikten auch- keine Seite, die nicht von Imperialisten gepampert wird. Eine antiimperialistische Politik, die diesen Namen verdient, sollte diese Zusammenhänge nicht ausblenden.

    • @Budzylein:

      steile These Budzylein, die EU und Deutschland imperiale Mächte. ich dachte erst Sie kommen mit dem Iran um die Ecke. Aber der ist natürlich auch nicht schlecht. So richtig angestrengt haben sie sich aber bislang auch nicht wirklich auf Israel Einfluss auszuüben, oder?

    • @Budzylein:

      Palästinensische Seite wird von Iran unterstützt. Iran dürfte wohl der größte Imperialist im Nahost sein.

      • @h3h3y0:

        Ich stimme Ihnen zu. Deutschland und die EU waren ja nur 2 Beispiele in meinem Kommentar.

  • " Israels radikale und aus den USA finanzierte Siedlerbewegung" ist ein teil des problems.

    und wenn die neue us-regierung es wollte könnte sie es lösen oder zumindest entschärfen indem sie die finanzierung dieser "Siedlerbewegung" illegalisiert und unterbindet

    jeder dollar den diese "Siedlerbewegung " nicht bekommt ist ein beitrag zur vorbereitung und ermöglichung des friedens

    zu überlegen waere auch wie man die Hamas daran hindern kann raketen auf israel zu schiessen ohne dabei blut zu vergiessen



    israel hat ja schon ein raketenabwehrsystem -vielleicht kann dieses noch verbessert werden

    es würde auch helfen wenn islamische autoritäten den raketenterror in anbetracht dessen dass er sich gegen zivile ziele richtet und angriffe israels auf den gaza-streifen zur folge hat und herbeiprovoziert ,denen dann wiederum oft zivilist*innen zum opfer fallen deutlicher und häufiger verurteilen würden

    die neue us-regierung sollte israel dass sein existenzrecht allzuoft mit dem recht des stärkeren verwechselt auch noch deutlicher als sie dies bereits tut klar machen dass sie keine völkerrechtswidrigen annexionen anerkennen wird

  • Wie in allen diesen Konflikten gilt: die Extremisten auf beiden Seiten sind die besten Verbündeten. Sie brauchen einander.

    Traurigerweise ist es immer leichter zu zerstören als aufzubauen.

    • @tomás zerolo:

      Leider richtig.



      Deswegen kritisieren die einen nicht die Raketenangriffe und die anderen nicht die Bombenabwürfe. Beide treffen aber meist nur zivile Gebiete statt, militärische Ziele!

      Denn wenn Israel seine Städte als zivil deklariert, dann ist es auch Gaza und Co. Beide haben nämlich militärische Ziele innerhalb urbaner Gebiete gebaut.

      Kritisiert wird aber meist nur die paläst. Seite. Deren Raketen"system" aber nicht mal in der Lage ist zielgenau zu treffen, was direkt ein Vergehen gegen den Genfer Konventionen ist. Aber ebenso sind die Bombenabwürfe der IDF ein Verbrechen, da sie nicht zwischen zivil/militärisch unterscheiden (trotz Zielsystem) und somit unverhältnismäßig sind.

      Deswegen wäre es am besten BEIDE Seiten vor den intern. Gerichtshof zu ziehen. Zum Glück haben wir aber die Kontrolle darüber und nutzen den intern. Gerichtshof ja nur dann wenn uns unliebsame Leute der Prozess gemacht werden soll.

      In diesem Konflikt hat keiner blutfreie Hände!

  • "Und es ist skandalös, dass sich viele von den Extremisten vereinnahmen lassen, sich blind mit Palästina solidarisieren, ohne klar Stellung zu beziehen gegen jene, die den Terror ausüben"

    Ist ja leider nichts Neues, oder?

    • @Jossi Blum:

      Nein man kann auch beide Seiten kritisieren und beide Gewaltakten als schändlich bezeichnen. Man kann sogar fordern das BEIDE Gewaltakte vor den internationalen Gerichtshof gehören. Denn da gehören sie hin. Komischerweise wird von der pro-isr. Seite NIE der Bomben-Abwurf in zivile Gebiete kritisiert!. "Ist ja leider nichts Neues..."

    • RS
      Ria Sauter
      @Jossi Blum:

      Nein, leider nicht!