Union und die K-Frage: Söder könnte recht behalten
Vielleicht wird am Ende tatsächlich alles gut, wie der CSU-Chef meint. Mit ihm an der Seite könnte Grün-Rot eine ökologische-soziale Wende einleiten.
Am Ende wird alles gut werden“, versprach der bayerische selbsternannte Kanzlerkandidat. Und ich neige dazu, ihm zuzustimmen. Es könnte nämlich Folgendes passieren: Die um ihre Sitze fürchtenden Bundestagsabgeordneten der CDU verlieren ob der Münchner Brachialgewalt die Nerven, und Markus Söder wird zumindest formell als gemeinsamer Kandidat ausgerufen. Der gedemütigte Armin Laschet tritt daraufhin als CDU-Parteivorsitzender zurück.
Und ein erstarkter Friedrich Merz wird sein Ersatz. Der verschreibt seiner Partei als Bedingung dafür ein radikal wirtschaftsliberales Programm, sozusagen Lindner plus Ausgangssperre. Bei der Bundestagswahl im September fährt Söder in Bayern ein ordentliches Ergebnis ein, schließlich ist er Lokalmatador, und eine gewisse Kaltschnäuzigkeit gehört dort zur Folklore. Im Rest der Republik dagegen sackt die CDU dramatisch ab, weder Merz noch das Programm wirken attraktiv.
Die Regierungsbildung wird schwierig. Weil weder Linke noch FDP noch CDU zu einer richtigen Koalition bereit sind, wird eine Minderheitenregierung gebildet, wie wir sie in anderen europäischen Ländern häufig sehen. Unter grüner Führung findet man sich mit der SPD und der CSU – aus Sorge um Deutschland und der Welt – zu einer Klimakoalition zusammen. Für ehrgeizige Gesetzesvorhaben sucht man sich die nötigen Stimmen entweder vom Arbeitnehmerflügel der CDU oder von Realo-Linken zusammen.
Markus Söder kann mit nur wenigen politischen Blessuren in München bleiben – „mein Platz ist in Bayern“ – und die CSU-Mehrheit im nächsten Landtag verteidigen. Olaf Scholz, wenn er denn den Cum-Ex-Skandal überlebt, wird ins Außenministerium entsorgt, und Walter Borjans, der als NRW-Finanzminister dort gute Arbeit geleistet hat, folgt ihm in Berlin in selbiger Position nach.
Der angeschlagene Laschet dagegen verliert die Landtagswahl im Mai 2022, und die großen, wirtschaftlich starken Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg leiten zusammen mit der Bundesregierung eine ökologisch-soziale Wende ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern