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Ungleichheit in der CoronakriseArmut ist kein Naturgesetz

Ulrich Schulte
Kommentar von Ulrich Schulte

Die Coronakrise trifft wenig Verdienende stärker als andere. Die Mittel, der sozialen Ungerechtigkeit entgegenzuwirken, sind bekannt.

Nur ein paar Euro enthüllt das Röntgenbild dieser Geldbörse Foto: imago

M anchmal bestätigen Studien auf traurige Weise das, was ohnehin schon alle wissen. Klar trifft Corona die alleinerziehende Aldi-Verkäuferin härter als den Marketingmanager mit Ehefrau und Kind. Sie lebt in der engen Mietwohnung, er im abbezahlten Haus mit Garten. Sie muss jeden Morgen zur Arbeit, er bleibt im Homeoffice. Sie kann dem Kind kaum beim digitalen Unterricht helfen, weil ihr Zeit und ein iPad fehlen, für ihn ist beides kein Problem.

Die ökonomisch Starken kommen mit der Pandemie besser klar als die Schwachen. Die These, dass Corona die soziale Ungleichheit in Deutschland verschärft, wird nun durch neue beeindruckende Daten des Wissenschaftszentrums Berlin und anderer Institute belegt. Gut so. Wie skandalös ungleich die Verhältnisse hierzulande sind, liegt normalerweise hinter einem Schleier, weil zu wenig darüber geredet wird.

Es ist nämlich kein Naturgesetz, dass die untere Hälfte der Deutschen fast nichts besitzt, während die oberen 10 Prozent über gut zwei Drittel des Nettovermögens verfügen. Ebenso wenig ist es Zufall, dass jedes fünfte Kind von Armut bedroht ist. Diese Zustände sind politisch gewollt.

Die Union, die seit fast 16 Jahren die Kanzlerin stellt, stemmt sich verlässlich gegen alle Initiativen, die die Spaltung zwischen Arm und Reich mindern würden – ob es nun eine faire Erbschaftsteuer oder ein höherer Mindestlohn ist. Auch Gerhard Schröders SPD und die Grünen haben in ihrer Regierungszeit Ungleichheit massiv gefördert, indem sie riesige Summen von unten nach oben leiteten und den größten Niedriglohnsektor Europas installierten.

Die Rezepte gegen die Spaltung in Vermögende und Habenichtse sind bekannt. Mit einer stärkeren Besteuerung von Vermögen ließe sich die Reichtumsexplosion zumindest verlangsamen. Es bräuchte eine Abgabenentlastung für Niedrigverdiener und eine solidarische Lohnpolitik in unteren Verdienstklassen. Außerdem steht die kluge Idee im Raum, eine Sozialerbschaft einzuführen, wie sie etwa der Ökonom Thomas Piketty vorschlägt. Jeder Bürger bekäme aus einem aus Steuern gespeisten Fonds ein Startkapital ausbezahlt.

Auch Leute ohne Erbe könnten so in eine Ausbildung oder eine Immobilie investieren. Leider ist nicht damit zu rechnen, dass die nächste Regierung das Thema ernster nimmt. Die Union wird die Ungleichheit weiter ignorieren. Und SPD, Grüne und Linke scheitern seit Jahren daran, ein vernünftiges Konzept für ein Mitte-links-Bündnis im Bund auf die Beine zu stellen. So versagt jede Partei auf ihre Weise. Aber alle jammern gemeinsam über die AfD, wissend, dass das Gefühl, abgehängt zu sein, eine wichtige Ursache für deren Erfolg ist.

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Ulrich Schulte
Leiter Parlamentsbüro
Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.
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33 Kommentare

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  • Die übliche Debatte wieder einmal.

    Wie verteilt man im Oberdeck der Welt in dem sich DE nun einmal befindet, am "gerechtesten" die Euronen, die mit der Ausbeutung der Welt (Öl, Regenwald, Klima, Arbeitskräfte im Ausland, Hungertod) erwirtschaftet wurden.

  • "Die Rezepte gegen die Spaltung in Vermögende und Habenichtse sind bekannt. Mit einer stärkeren Besteuerung von Vermögen ließe sich die Reichtumsexplosion zumindest verlangsamen. Es bräuchte eine Abgabenentlastung für Niedrigverdiener und eine solidarische Lohnpolitik in unteren Verdienstklassen ..."



    Radix = Wurzel, Ursache - Warum nicht radikale Fragen stellen? Warum gibt es Niedrigverdienende und Vermögende? Wie entstehen sie? Warum gibt es so gut wie keine Aufstiege? Wie mit dem Fakt umgehen, dass die Reichen unter sich bleiben? Warum meinen, mit den Reichen&Mächtigen über einen fairen Anteil der Kuchenkrumen verhandeln zu können? Was für Fairness ist in einem System zu erwarten, in dem Wenige Eigentümer*innen sind und viele für diese arbeiten und um Arbeitsplatz und Einkommen konkurrieren müssen? Was heißt Gleichheit und wie kann Solidarität entstehen? ...

    • @Uranus:

      Warum ihre Fixierung ( Neid ) nur auf die " Reichen " in Deutschland ?



      Schauen Sie mal wo ( oder von wem ) momentan wirkliche Vermögen gemacht werden. Was ist mit Amazon, Google, Facebook, Tesla, usw. die in Deutschland exorbitante Umsätze und Gewinne erzielen und das fast Steuerfrei. Warum besteuern wir Flugbenzin nicht in der selben weise wie Verbrenner und nehmen dieses Geld ausschließlich für Sozialschwächere her ?



      Es gäbe genug Möglichkeiten bevor man das geerbte Haus der Oma enteignet und als Volkseigentum nutzt.

      • @Günter Witte:

        Ihre Deutung als Neid weise ich zurück. Sie entspricht typischen Vorhaltens seitens Kapitalismusanhänger*innen, womit sie Gleichheits- und Gerechtigkeitsstreben versuchen abzuwerten und zu delegitimieren. Dabei geht es nicht um Neid sondern um Kampf/Kritik an Herrschaft, Unterdrückung, Abhängigkeiten, Fremdbestimmung u.ä.. Letzteren wäre Herrschaftslosigkeit, Unabhängigkeit, Mitbestimmung, Autonomie, Solidarität u.ä. entgegenzusetzen.



        Es ginge nicht darum, nur auf Deutschland zu schauen. Reichtum und Armut sind nicht bloß innerhalb Staaten auszumachen sondern auch zwischen Staaten. Kapitalismus herrscht global. Nun kann mensch schon sagen, dass geringere Ungleichheit besser ist als größere. Es ist weiterhin die Frage zu stellen, ob dies gerecht und ausreichend wäre. Warum sich mit einem bisschen mehr zufrieden geben? Warum nicht an die Wurzel der Ursachen gehen? Warum bspw. den Gegensatz Kapital Arbeit akzeptieren? Warum Armut und damit Reichtum akzeptieren? Warum die Zerstörung der Lebensgrundlagen akzeptieren?



        Es geht weniger um "das geerbte Haus der Oma" sondern generell um Ungleichheit, die in Deutschland, wie Ulrich Schulte im Artikel hinweist, so aussieht: "die oberen 10 Prozent [verfügen] über gut zwei Drittel des Nettovermögens [...]."

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Nicht durch Analyse der Zustände. Da enden sie wieder im Sozialismus.



      Ihr Weg führt zu noch mehr Elend.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Weil Sie dies in Ihrer Glaskugel gesehen haben? Weil es da einen Automatismus gäbe? Weil die Ablehnung von Kapitalismus zwangsläufig im autoritären Staatskapitalismus enden würde?



        Es gibt andere Ansätze als die des Leninismus, Stalinismus, Maoismus ... bzw. können andere entwickelt werden.



        Was ist mit jetzigem Elend? Wieviel Elend ist "genug"? Darf mensch das so sagen? HartzIV, Aufstocker*innen, Werkverträge, Minijobber*innen, Multijobber*innen, Flaschensammler*innen, Wohnungslose, Eingeknastete, Bewohner*in von überfüllten Asylunterkunftszimmern ...? Darf mensch deren Schicksal rechtfertigen bzw. ihnen oktroyieren? Dabei habe ich noch nicht über Elend in ärmeren Ländern gesprochen. Was ist mit jenen auf den Plantagen, in den Minen, in den Fabriken, in den Slums ...? Was ist mit den Vertriebenen aufgrund der Klimakatastrophe? Und um auf das andere Extrem zu kommen - was ist mit den Großverdiener*innen, Millionär*innen, Multimillionär*innen, Milliardär*innen ...?

        • @Uranus:

          Glaskugel, na ja, ich würde einfach mal zurückschauen in der Geschichte.

          Die Industrialisierung von Ländern, die da aus dem Boden gestampft wurde in den "sozialistischen" Ländern, kam nicht durch Solidarität zustande, sondern mittels Zwang, Blut, Tot und Unterdrückung.

          Der einzige Ansatz zum Sozialismus ist bisher der Kapitalismus. Sagte das nicht schon Marx?.

          "Andere Ansätze" scheint niemand bisher willens zu sein, umzusetzen, geschweige denn vorzuschlagen. Da existiert noch nicht einmal eine Katze im Sack, da ist der Sack das Versprechen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Bei 7,7 Milliarden Menschen reicht es nicht für alle, außer man betreibt Raubbau, dann geht das noch zehn Jahre.



    Das ist auch das Motiv der Reichen - raffen was noch geht. Multimillionäre werden überleben.



    Der Rest von uns hat's verkackt. Piketty redet das schön.

  • Niemand in D wird es je ernsthaft und tatsächlich wagen, auch nur irgend etwas, gegen das schreiende Unrecht, was die Einkommens- und Vermögensverteilung betrifft, zu unternehmen!

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @amigo:

      Mit welchem fünfstelligen oder gar 6 stelligen Betrag sollte denn jeder, der nach Deutschland kommt oder eingebürgert wird, aus dem Stand zu einem "Besitzenden" werden?

      • @97760 (Profil gelöscht):

        wie meinen?

        • 9G
          97760 (Profil gelöscht)
          @BluesBrothers:

          Ganz praktisch. Die ärmsten 1 Million Menschen in Deutschland, die darüber natürlich auch. Wieviel Kapital sollte man ihnen geben? Verbunden natürlich mit dem Verbot, nicht gleich zum nächsten SUV Händler zu gehen. 100K, 200K?

  • @TOM FARMER:

    Beides. Die einen verkaufen das Konzept (wobei sie sich wohl erprobter "Überzeugungstechniken" und ihrer "Ingenieure" bedienen), die anderen kaufen es.

  • Hola. Wat is denn nu wieder ditte - wa?!

    Ein Hüsterchen in der taz-asiWüste. Gell



    Negligable & für die Galerie - 👹 -

    & Däh! 🥬 GazPromGerd/Joschka Mutti:



    Weiter geht’s mit der Schwätz-Griins -



    Propaganda-Show as usual. 🤑 - 🤑 - 🤑



    Immergriiens Bayernkurier di tazis - 🤮 •



    Na Servus

  • Der hier in der Taz suggerierte anstieg der Vermögen der " Reichen " ist zum großen Teil nur die momentane hohe Bewertung für Grund und Immobilien.



    Außerdem müsste man erwähnen das die Geldmenge, alleine in der EU, in den letzten 40 Jahren um über 700 % gestiegen ist.



    de.wikipedia.org/w...M3_1980bis2016.png



    Durch die Null Zins Politik geht dieses Geld in diese Werte und treibt so den Preis in die höhe.



    Erbschaftsteuer ist nur die Bestrafung früher Generationen, dafür das sie was geschaffen haben.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Günter Witte:

      Natürlich sollte der Besitzer einer 2 Zimmerwohnung, die er für 150.000 gekauft hat, nicht dafür bestraft werden, nur weil jemand anderes nach ein paar Jahren bereit ist, dafür 250.000 zu bezahlen. Gilt auch für Besitzer mehrerer Wohnungen, falls es um Freibeträge geht.

    • @Günter Witte:

      "Erbschaftsteuer ist nur die Bestrafung früher Generationen, dafür das sie was geschaffen haben."



      Tote kann man nicht bestrafen.



      Wenn Sie Vermögenssteuer meinen?

      Es ist übrigens (bis auf wenige Ausnahmen) ein Kardinalsfehler zu meinen, dass jemand etwas geschaffen hat weil er selbst so genial und fleißig ist. Der Ort und die Zeit der Geburt (was das Elternhaus mit einschließt) sind die wichtigsten Faktoren, sowie schlichtweg Glück.

      • @Tom Farmer:

        Natürlich kann man Tote nicht bestrafen, aber warum sollte jemand dafür bezahlen das die Generation vor ihm was geschaffen hat und er dies erbt ? Auch wenn Sie glauben das jeder der heute was besitzt nur darüber gestolpert ist, haben sich viele mit Fleiß, Sparsamkeit, Innovationen und auch Risiko, wenn sie Firmen gegründet haben, ihr Vermögen verdient. Niemand ist diesen um die Arbeitsstunden oder Entbehrungen, die sie hineingehängt haben, neidisch aber auf den Finanziellen Erfolg schon. Eine typische Neiddiskussion !!

      • @Tom Farmer:

        In den allermeisten Fällen stellt das lebenslang durch die berufliche Tätigkeit erworbene Einkommen die größte Einkommensquelle eines Menschen dar - und keine Erbschaft oder ein Glücksfall.



        Ich hoffe da werden Sie mir zustimmen.

        Nun sind nicht alle Menschen gleich hinsichtlich ihrer angeborenen Voraussetzungen.

        Sicher sind äußere Faktoren (Elternhaus etc.) für Eigenschaften relevant, die die schulische und berufliche Ausbildung prägen.



        Für andere die Berufswahl oder den wirtschaftlichen Erfolg relevante Eigenschaften eines Menschen gilt dies meiner Meinung nach aber nicht.

        So wäre das von den unterschiedlichen Menschen erzielte Ergebnis mittels der im Artikel genannten Starthilfe in Form einer Sozialerbschaft höchst unterschiedlich.

        Während ein Teil dieses Startkapital wahrscheinlich clever und zweckmäßig für die berufliche und materielle Zukunft einzusetzen wüsste, so würde dies einem anderen Teil, aus unterschiedlichen Gründen, sehr wahrscheinlich nicht gelingen.

        Die Folge wäre ebenfalls soziale Ungerechtigkeit. Und ich befürchte man würde sich nicht darauf einigen können zu akzeptieren, dass dann jeder selbst "Seines Glückes Schmied" gewesen wäre.

        • @Schwarmgeist:

          Nein, es ist genau Ihr erster Absatz dem icht nicht zustimme, nicht weil er nicht sachinhaltlich nicht stimmt, sondern weil er die Vorgeschichte nicht berücksichtigt.



          In die Familie in die Sie hineingeboren werden, ist entscheidend welche Einkommensquelle (wie Sie schreiben) oder Einkommensniveau Sie später haben. Plus Glück. Die angeborenen Eigenschaften sind überwiegend vernachlässigbar; also von geistigen Behinderungen usw. mal abgesehen.



          Exztrembeispiel: Sie sind mit exakt Ihren Genen an Ihrem tatsächlichen Geburtstag in Zentralasien geboren. Würden wir dann hier schreiben? Auf Deutsch, auf dem Bildungsniveau, hätten Sie Ihren Job, Ihren ggf. PartnerInn?



          Extrembeispiel nun runterbrechen auf diverse soziale Umgebungen hier in diesem Lande. Das Beispiel Tochter/Sohn der Familie Porsche o.ä. kann übrigens auch gerne berücksichtigt werden. :-)

          • @Tom Farmer:

            Ich sehe das wie Sie. Ob Schwarmgeist auf Deutsch schreiben würde, sei dahingestellt. Reich könnte er theoretisch auch in Kasachstan sein, wenn er mit Glück als Kind bspw. des Milliardärs Wladimir Kim geboren wäre, "der mit „Kasachmys“, einem Kupferkonzern, sein Vermögen (laut einem Bericht der DAZ aus 2008 4,7 Milliarden US-Dollar) gemacht hat". Weniger reich wäre Schwarmgeist, wenn sie*er dort als Kind eine*r Minenarbeiter*in oder ein*er Bäuer*in geboren worden wäre. ;-)

          • @Tom Farmer:

            Ihr einziger Punkt wie man glücklich ist scheint alleine ein möglichst hoher Kontostand zu sein. Wer sagt ihnen das ein Mensch in Zentralasien nicht glücklich sein kann ?? Wenn es rein um das Geld ginge, wären viele Menschen auf diesem Planeten mit unserem Hartz 4 Satz Spitzenverdiener und somit Vermögend.

          • @Tom Farmer:

            Ok, ich sehe Ihr Argument bezogen auf Deutschland (oder Europa, Nordamerika etc.) vs. Zentralasien, Afrika usw.

            Aber das Extrembeispiel Familie Porsche, das ist doch eine eklatante Ausnahme.



            In der Regel, also meiner Einschätzung nach, ist es doch die überwiegende Mehrheit der Menschen in D, für die das durch Bezahlung für Arbeit erworbene Entgelt den größten Teil des während es gesamten Lebens erworbenen Einkommens bzw. Vermögens ausmacht. Oder sehen Sie das wirklich anders?



            Das Durchschnittsjahreseinkommen in D betrug im Jahr 2019 48.000 Euro pro Jahr.



            Selbst wenn wir konservativ gerechnet einmal 33.000 Euro annehmen über einen Zeitraum von 35 Jahren Lebensarbeitsleistung ergibt das in Summe über eine Millionen Euro.

            Ich habe eine Zahl von ca. 2 Millionen Millionären in Deutschland gelesen, also etwa 2,5% der Bevölkerung. Selbst wenn diese ihr gesamtes Vermögen an jeweils nur einen Erben übergeben würden... dann kann man doch nicht von einer Mehrheit sprechen.

            Zu diesem Punkt von Ihnen:

            "...Die angeborenen Eigenschaften sind überwiegend vernachlässigbar..."

            Finden Sie es nicht auch erstaublich, wie unterschiedlich die Lebenswege etwa von Geschwistern verlaufen können?



            Oder die Unterschiede, die sich beim Klassentreffen des Abiturjahrgangs bezüglich der Vermögensverhältnisse erkennen lassen?

            • @Schwarmgeist:

              "und im Vergleich dazu der Finanzunbildung weiter Teile der Mittelschicht(!)."



              Gibt es in Ihrer Welt nur Reiche und Mittelschicht? Der wirkliche Schaden der Ungleichheit schlägt doch bei den menschen zu, die wesentlich weniger haben - und gleichzeitig die massive Mehrheit der Menschen in diesem Land repräsentieren! Diejenigen, denen keine Anlegestrategie der Welt hilft, weil ihr Lohn so gering ist, dass er komplett für das Überleben der Familie drauf geht - ohne Urlaub und Luxus! - und deshalb nichts zum Sparen oder Anlegen übrig bleibt.

              • @Mainzerin:

                Ihr Eingangszitat bezieht sich auf keinen meiner Beiträge

            • @Schwarmgeist:

              "Finden Sie es nicht auch erstaublich, wie unterschiedlich die Lebenswege etwa von Geschwistern verlaufen können? "



              Natürlich kann das sehr unterschiedlich sein. Es wurde ja auch immer wieder die Komponente Glück erwähnt... Aber aus einer reichen Familie komplett in Armut abzustürzen ist fast unmöglich - wenn man sich nicht durch Drogen selbst ruiniert (aber selbst dann ist der Sturz meist relativ weich).



              Aus einer armen Familie kommend richtig reich zu werden ist etwa genaus einfach. Das beginnt schon bei der Grundschulempfehlung für die höhere Schule, die bei gleicher Leistung ein reiches Kind viel eher für das Gymnasium bekommt als eines aus einer Familie, die von Hartz IV leben muss - mit den entsprechenden Folgen im späteren Leben.



              Dann gibt es da noch den wichtigen Faktor Vitamin B, wenn es um Einstiegsstellen geht etc.

              • @Mainzerin:

                Geht es hier denn nur darum "richtig reich zu werden"?



                Oder eher darum, dass Armut kein Naturgesetz ist?

                In dem Bundesland, in dem ich lebe, ist die Grundschulempfehlung für die weiterführende Schule nicht bindend. Die letzte Entscheidung treffen die Eltern.

            • @Schwarmgeist:

              Sie schreiben über Detailentwicklungen in der Mittelklasse. Da haben Sie auch recht, dass bei zwei Brüdern der eine Techniker beim Daimler wird und der andere ggf. Bankkaufmann lernt und später ggf. Vorstand der Regionalbank; Gehaltsunterschied Faktor drei o.ä



              Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass die Kinder des Bankdirektors wahrscheinlich studieren gehen und ebenfalls Banker, Rechtsanwalt oder Arzt werden oder das Unternehmerkind wieder erfolgreicher UNternehmer.



              Und die Kinder des ALG2 Empfängers im dritten Stock Hinterhofblick wahrscheinlich eben weder UNternehmer noch Arzt noch Banker.



              UNd deren Gene spielen dabei sicher die untergeordnetste Rolle.

              • @Tom Farmer:

                Ja, ich stimme Ihnen zu in dem Punkt, dass sich die berufliche Zukunft der Kinder eines Bankdirektors mit hoher Wahrscheinlichkeit von der der Kinder eines ALG2 Empfängers wie von Ihnen genannt unterscheiden wird.

                Aber warum ist das so?

                Die Antwort einzig im finanziellen Background zu suchen ist mir zu einfach. Sicher spielt dieser eine Rolle. Doch andere Faktoren sehe ich als mindestens gleichwertig an.

                • @Schwarmgeist:

                  Nur Geld reicht nicht wenn Sie auf einer einsamen Insel leben. Stimmt.



                  Aber es geht allgemein um das gesamte Netzwerk aus: Bildung, Zugang zu Bildung durch Geld, Wohnort, Soziale Kontakte, Kollegen, Wahrnehmung oder Interesse durch andere, Qualität pers. Zugänge, ....und da hat ein Herr Porsche ein anderes Niveau als einer der ALG2 bezieht.



                  Ein Arzt andere als der migrantischer Bauarbeiter inklusive dessen Kinder.

              • @Tom Farmer:

                Dass die Kinder von bankern wieder Banker werden ist überhaupt nicht wahrscheinlich. Es gibt aber die klassische Drei-Generationen-Folge: Der Vater gründet ein Unternehmen, der Sohn leitet das Unternehmen, der Enkel studiert Kunstgeschichte - und dann ist das Erbe verbraucht.

  • Politisch gewollt lese ich. Ich glaube, dass das eher gesellschaftlich gewollt ist. Schaun se sich mal die Diskussionen in den Betrieben mit Leiharbeitern (meist Niedriglöhner!) an, Von Integration und Kollegentum ist man da weit entfernt, gewerkschaftlich Organsisierte schaun auf die herab und der eigene Geldbeutel liegt da deutlich näher bei den nächsten Lohnverhandlungen.



    Senkung Abgabenlast für Niedrigverdiener? Ein Blick in die Steuertabellen würde helfen, dass da so viel nicht abgebeben werden muss!



    Umschichtung von unten nach ganz oben ist auch so ein Standardargument. In Einzelbereichen mag das stimmen (Stichwort Vonovia und Dividendenpolitik), bei einem Bllick auf die aktuellen Lohnsummen für weite Teil der Bevölkerung jedoch nicht. Da gehe ich eher von Lohnungleichheiten zwischen Angestelltem, Arbeiter, Hilfskraft oder auch Ungerechtigkeiten zwischen den Branchen, usw.



    Das echte Reiche immer reicher werden liegt eher an den Firmenbewertungen und Geldanlagestrategien und im Vergleich dazu der Finanzunbildung weiter Teile der Mittelschicht(!).



    Dass Besitz umverteilt werden muss nach unten ist für mich jedoch Konsens. Nicht dauerhaft aber ein Startgeld für jeden Schulabgänger für (Aus-)Bildung oder Vermögensaufbau (Immmobilie) ist ein kluger Ansatz. Armut wird oft verrerbt, genau wie Vermögen und Bildung; das ist gesamt-gesellschaftlich nicht nachhaltig.



    Alle Stichworte sind kein Hexenwerk und letztlich leicht diskutierbar mit Einigungspotential.



    Ich kenne nur eine Partei die das will, die kann das aber nicht!



    Und die die das könnten, die wollen das nicht!

  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    Eher ist es ein Naturgesetz dass die obersten reichen ihr Wissen bekräftigen, mein Reichtum sollte sich vermehren ....