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Unabhängigkeit von russischem GasDie Krisen kommen gleichzeitig

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Die Klimakrise setzt sich auch während Kriegen fort. Durch den Putin-Boykott wird eine klimafreundliche Energieversorgung dringender denn je.

Mehr als die Hälfte des deutschen Gases kommt aus Russland Foto: Maxim Shemetov/reuters

E s fallen Bomben in Europa. Menschen haben Omikron. Der Planet wird gefährlicher. Die Stromrechnung will bezahlt werden. Es ist alles wichtig. Und zu viel. Aber es hilft ja nichts. Auch nicht bei der Frage der Stunde: Wie schaffen wir den Putin-Boykott und werden schnell unabhängig von Gas aus Russland? Bisher kommt mehr als die Hälfte des deutschen Gases aus dem Land, das einen Krieg gegen die Ukraine führt – und Europa den Gashahn zudrehen könnte, wenn Europa es nicht vorher selbst tut.

Öl und Kohle aus Russland lassen sich einfacher aus anderen Quellen ersetzen, beim Gas wird das wohl nicht komplett gehen. Also anders. Da gibt es die Rufe nach der Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke, die aus technologischer Sicht unrealistisch und auch sonst fehlgeleitet sind. Schließlich wird eher Wärme als Strom gebraucht. Kohlekraftwerke könnten da helfen, denn die sind teils an Fernwärmenetze angeschlossen.

Und auch solche Rufe gibt es: zur Not eben mehr Kohle verfeuern, Kohlekraftwerke trotz gesetzlichem Abschaltdatum laufen lassen, obwohl das klimaschädlich ist. Auch das ist kein guter Plan. Die Klimakrise geht weiter, auch wenn der Krieg in der Ukraine gerade vordringlich ist. Warum nicht endlich ernsthaft gucken, wie Deutschlands Energieverbrauch sinken kann? Warum nicht ein bisschen weniger erdgasbasierte Düngemittel herstellen?

Wo bleibt die gigantische Infokampagne mit unbürokratischem Förderprogramm, bei der kei­n:e Be­sit­ze­r:in einer Öl- oder Gasheizung anders kann, als sie durch eine Wärmepumpe ersetzen zu lassen? Das ist ohnehin alles überfällig. Geld kann man schaffen, wie der neue Reichtum der Bundeswehr eindrücklich zeigt. Der limitierende Faktor ist höchstens der Mangel an Fachkräften, die die erneuerbaren Heizungen installieren können und sich schlicht und einfach nicht drucken lassen.

Trotzdem darf der erste Impuls im Jahr 2022 nicht sein, sich noch mal mit voller Wucht ins fossile Zeitalter zu werfen, das wir gerade aus guten Gründen verlassen – höchstens der allerletzte. Wir müssen damit zurechtkommen, dass wir nicht eine Herausforderung meistern und feinsäuberlich zu den Akten legen können, bevor die nächste ansteht. Die Klima­krise hat sowieso mit so ziemlich allem etwas zu tun.

Ein Bericht des Weltklimarats hat am Montag gezeigt: Die Folgen des Klimawandels sind jetzt schon schwerwiegend und teilweise unumkehrbar. Das Risiko ist aber für diejenigen besonders groß, die marginalisiert und in Armut leben. Eine Krise wartet nicht auf die andere. Meistens sind sie nicht nur zeitgleich, sondern auch noch verwoben. Um diese Realität können wir uns nicht herumdrücken.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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25 Kommentare

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  • ein ausweg aus einer krise ...

    gelingt nur dann, wenn man auf das verzichtet, was die krise nährt.

  • Wie immer, unvollständig, Wesentliches kommt dann in den Kommentaren, nur, Tempolimit fehlt. Das hätte eine ganze Reihe von Vorteilen: Energie sparen, Sicherheit erhöhen, schnell umsetzbar, umweltfreundlich, europafreundlich und kein Monumentaleingriff wie autofreie Sonntage etc.. Völlig unverständlich, dass das im Text fehlt.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Weil es nur 10% der Energie spart, die man mit den Kernkraftwerke erzeugt.

  • In diesen Zeiten noch Kreuzfahrten und Urlaubsflüge zuzulassen, ist absolut kontraproduktiv, auf die Nutzung von PKWs kann erst verzichtet werden, wenn es uns gelingt, einen vernünftigen ÖPNV nach japanischem Muster zu installieren. Ohne eigenen Parkplatz bekommt kein Japaner eine Zulassung für einen privaten PKW.

    • @Dietmar Rauter:

      Kreuzfahrtschiffe werden nicht mit Gas betrieben und durch Gasleitung können Sie kein Heizöl liefern. So einfach sieht das aus. Sie können also weiterhin Fleisch essen, in die Diskothek gehen, ihre Ona am anderen Ende der Welt besuchen und in den Urlaub fliegen. Gegen letzteres spricht nur der Klimawandel, nicht der bekloppte Putin.

  • Autofahren weitgehend einstellen, das wäre locker möglich und würde eine Menge Energie sparen, die woanders sinnvoller verwendet werden könnte.

    • @guzman:

      Es wäre ja schon ein Erfolg die Maximalleistung und damit den MaximalCO2 Ausstoß gesetzlich zu beschränken. Das ganze flankiert mit Förderprogrammen, die eine Drosselung bestehender über 100kw leistender PKW finanziel interessant werden lassen.

  • Schon 1972 sagte man den Kollaps der Welt für 2040 voraus. Menschen sind so berechenbar.

  • Man kann nicht in wenigen Monaten das aufholen, was man jahrelang verschlafen hat. Das geht nicht.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Und doch kann mensch Unterschiede bei dem ausmachen, was möglich ist. In Deutschland kann da offenbar der Kanzler von jetzt auf gleich 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ankündigen. Hingegen verlief die Mobilisierung von Mitteln gegen die bereits seit den 80ern bekannte existenzielle Klimakrise bis heute so schleppend, dass Klimaziele verfehlt werden.

      • @Uranus:

        Auch mit 1000 Milliarden werden die Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht schneller umgesetzt werden. Es gibt schlicht zu wenig Handwerker.

        Was DE fehlt ist eine Jugend, die auf den Dächern arbeiten will und nicht an Schreibtischen hockt oder auf den Straßen klebt.

        • @Rudolf Fissner:

          Das war aber von der Politik genauso gewollt, genauso umgesetzt und genauso kam es: man wollte nach PISA mehr Studenten!

          Abgesehen davon hat Deutschland noch ein massives Reallohn- und Rentenproblem. Wer sein Leben lang jetzt als Koch arbeitet, ein ehrbarer, schöner aber auch anstrengender Beruf, wird im Ruhestand auf Sozialhilfeniveau landen.

          Die Jugend ist nicht dumm, die wissen auch genau, wo die ältere Generation sie verscheißert und macht das einfach nicht mehr mit, zumal ihr genau das die ältere Generation auch oft vorgelebt hat. Was ich persönlich sehr gut verstehen kann.

  • "Schließlich wird eher Wärme als Strom gebraucht."

    Man braucht nicht mal einen Nachspeicherofen, wie FRANZ FRAGE vorschlägt. Es reicht ein Püster oder Radiator, um kurzfristig bei ausbleibender Gasversorgung eine Grundwärme zu haben....wenn genügend Strom in der Leitung ist.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Heiner Petersen:

      Ihnen ist nicht wirklich klar, wieviel teurer der Strom - in Widerstandsheizungen verballert - als das ersetzte Gas ist..

      Selbst jetzt, wo das Gas beim Verbraucher doppelt so viel kostet wie in den Vorjahren, verdoppelt die Heizung mit Strom den Wärmepreis nochmal.

      Da man das Gas vermutlich nicht vollständig ersetzen muss, sondern wahrscheinlich dann eher stunden- oder tageweise, verdoppelt es nicht die Heizkosten vollständig. Sagen wir mal, wir ersetzen ein Drittel der Heizung durch Widerstandsheizung.

      Wir reden dann davon, dass die Heizkosten eine 100-qm-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus von bisher rund 600 Euro im Jahr auf wahrscheinlich deutlich über 2000 Euro steigen würden. Können auch leicht 2.500 werden....

      Bei teurem Gas alleine lägen die Kosten in diesem Szenarium - bei 15 Cent/kWh Gas (aktuell: 12,2), und 35 Cent/kWh Strom (aktuell: 34,6) - bei immerhin nur rund 1.500 Euro im Jahr.

      Und zwar für viele Jahre, wobei nicht zu erwarten ist, dass die Preise jetzt einfach stehenbleiben.

      Die Idee, dass Heizlüfter hier irgendeine Rollen spielen, ist absurd!

      • @05989 (Profil gelöscht):

        "Ihnen ist nicht wirklich klar, wieviel teurer der Strom - in Widerstandsheizungen verballert - als das ersetzte Gas ist.."

        Wenn es mit Strom geht, dann wäre das der richtige Weg. Es wäre geil wenn man quasi n die Nach CO2 Ära hinein katapultiert wird. Auch wenn die Umstände beschissen sind.

  • Ja, wie überrascht wir sein können ob der Krisen. Erst das (leidige?) Thema Klimakatastrophe, dann die Pandemie (der vielen überfordernden Handlungsanweisungen) und dann noch der Krieg und die schwächste Regierung, die wir je hatten !. War das alles ? Nein, da ist ja noch das Generationenproblem mit der Bildung, den Renten und dann noch inzwischen 20 % unzufriedene Querdenker, die nichts mehr vom Staat erwarten (von den queren FDP-Fürsten will ich da noch einmal absehen).

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Der einzige Vorteil dieser Situation ist, dass man alle Probleme auf einmal lösen muss und nicht wie üblich Lösungen finden kann, die eins lösen, die anderen aber verschlimmern.



    Wobei wir jetzt anfangen über grünen Wasserstoff zu faseln, der aus diffusen Quellen in Brunsbüttel angelandet werden soll. Dazu beispielsweise den Kongo anzustauen, ist sicherlich wieder etwas, das Probleme anderer Leute erzeugt.

    Kleiner Tipp an die Autorin - Geld existiert nicht, man kann es nicht herstellen, aber bezahlen muss man immer teuer dafür. Oder die Nachkommen.

  • Liebe Frau Schwarz,



    wenn uns der Strom anscheinend nicht so recht weiter hilft: womit sollen wir dann die Wärmepumpen betreiben?



    Bitte um eine Antwort.

    P.S.: Wärme lässt sich über einen ganzen Tag recht gut speichern. Die Grundlast eines Kernkraftwerks würde dazu gut passen.

    Ich bin absolut dagegen, unsere Abhängigkeit vom Gas jetzt auch noch herbeizuschreiben und im Gegenzug die Alternativen wegzudiskutieren.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Carsten S.:

      1. Die Wärmespeicherung auf Haushaltsebene klappt in Einfamilienhäusern ganz gut, allerdings sind die Hälfte der Haushalte Etagenwohnungen - und kein heutiges Mehrfamilienhaus hat ansatzweise den Platz, um eine Wärmespeicherung auch nur für einen Tag unterzubringen.

      2. Auch für die Einfamilienhäuser gibt es das Problem mit Luft-Wasser-Wärmepumpen, dass man diese in der Nacht betreiben müsste - wie weiland die Nachtspeicheröfen - um die Grundlast nachts abzunehmen. Dann sind allerdings die Außentemperaturen am niedrigsten und die Wirkungsgrade am schlechtesten. Speicher und Tagbetrieb hingegen boosten den Wirkungsgrad geradezu.

      Das sind nur die Mismatches zwischen Grundlaststrom und einem Einsatz in Hausheizungen.

      3. Das Hauptproblem an Grundlastkraftwerken ist, dass sie auch nicht abgeschaltet werden, wenn Wetterlage oder Tagesgang dann Wind- und Solarstrom ins Netz liefern könnten - die müssen dann gegebenenfalls abgeschaltet werden.

      Deren Rentabilität muss dann über einen höheren Einspeisepreis gerettet werden, was den Strompreis hochtreibt. Erhöht man die Einspeisung aber nicht, dann wird nicht nur nicht weiter ausgebaut, sondern im Zweifelsfalle sogar zurückgebaut.

      Das ist auch genau das, weswegen der Windkraftausbau - neben den Abstandsregelungen - praktisch zum Erliegen gekommen ist. Die immer noch laufenden Kohlemeiler führen permanent zu Abschaltungen der Windräder.

      Für einen Ausbau von "Heimatstrom" brauchen wir unbedingt Speicher und/oder Gas.

      Was die Gasverstromung angeht, ist das auch gar nicht so kritisch, weil ohnehin derzeit nur 12% vom Gas verstromt werden - das ist ungefähr die Menge, die wir noch aus Holland bekommen.

      Aber das Verschieben der Wärme aus Gas auf Kohle- oder Atomstrom wäre eine Katastrophe für die Energiewende.

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Die Kosten der Grundlast ist immer vorhanden. Bei 100% erneuerbarer Energie werden Speicher benötigt. Diese Kosten über ihren Betrieb und den Abschreibungen, ähnlich wie Grundlastkraftwerke.

  • Warum nicht einfach übergangsweise mit Pellets heizen. Geht auch als Einzelofen im Wohnblock mit Feinstaubabscheider.



    Den Brennstoff gibt es im Baumarkt aus heimischer Herstellung und günstiger als Gas oder Öl. Lagerung im Keller in Säcken, oder regelmäßig im Baumarkt abholen.



    Es stinkt und raucht auch garantiert nicht wie ein Trabant!



    Altbauten haben in der Regel noch Kaminzüge an die angeschlossen werden kann. Frag den/die schwarze(n) Mann/Frau - er/sie bringt Dir Glück.



    Oder gemeinsam mit dem Vermieter einen Pelletkessel installieren lassen und den aktuellen Mehrpreis von Gas an den Vermieter zahlen. Da wird er selbst zum "Put-in" und hebt vielleicht endlich mal seinen Arsch endlich, um etwas für`s Klima und seine Mieter:Innen zu tun.



    Habeck schenkt auch noch Euronen dazu. Auf was warten wir? Bis die Ukraine platt ist und wir mit "ruhigem" Gewissen wieder ungeniert beim Kriegsverbrecher einkaufen können.

    • @Sonnenhaus:

      Und woher soll für ganz Deutschland das Holz kommen, aus dem man die Pellets macht? Mh? Ich höre!

      • @Herbert Eisenbeiß:

        Von Bäumen.

        Haha.

        Der war schonmal grandios gut.

        Falls sie irgendwelche Holzpreisargumente im Hinterkopf haben, hab ich gleich noch einen:

        Wie wärs mit Hanf?

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    "Schließlich wird eher Wärme als Strom gebraucht."

    Kann man auch mal übergangsweise mit Nachspeicheröfen leben. Dann geht Strom ohne Probleme!

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Ohne die ganzen Energiesparlampen könnte man Beleuchtung und Heizung aus einer Hand haben! :-D :-))