Umweltorganisation widerspricht Minister: Habeck beim Klima zu optimistisch
Agora Energiewende kritisiert die CO2-Prognosen der Bundesregierung für 2030. Die Annahmen zu Wetter, Wachstum und Windausbau seien zu positiv.
„Grundsätzlich“ sei die Reduktion in den kommenden sieben Jahren machbar, sagte Agora-Chef Simon Müller am Donnerstag. Das hänge „allerdings von vielen Faktoren ab“. Als Ergebnis der eigenen Überprüfung der UBA-Berechnungen nannte Müller einige kritische Punkte.
So gehe das Umweltbundesamt von der niedrigen Industrieproduktion 2023 aus, einem Jahr der Stagnation. Höheres Wachstum in Zukunft würde aber mehr Emissionen bedeuten. Ein anderes Beispiel: Die Annahmen zum künftigen Neubau von Windkraftwerken auf dem Meer (Offshore) hält Agora für überzogen und unrealistisch. Der dadurch berechnete Effekt für niedrigere Emissionen sei übertrieben.
Mitte März hatte das Umweltbundesamt mitgeteilt, dass der Kohlendioxid-Ausstoß 2023 um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken sei. Außerdem könnten die Emissionen bis 2030 um 64 Prozent im Vergleich zu 1990 zurückgehen, also beinahe das offizielle Klimaziel der Regierung erreichen.
Puffer einbauen
Dabei rechnen UBA und Ministerium damit, dass Autoverkehr und Gebäudeheizungen weiterhin mehr klimaschädliches Gas ausstoßen, als sie eigentlich dürfen. Allerdings werde das wohl durch Verminderungen in anderen Bereichen ausgeglichen. So sänken beispielsweise die Emissionen des Energiesektors stark, weil immer mehr Sonnen- und Windkraftwerke angeschlossen würden. Und in der Industrie seien Einsparungen möglich, weil die Umstellung auf CO2-freie Produktionsverfahren mit Milliarden Euro subventioniert würde.
Diese Prognose hält Agora für zu optimistisch. Neben Wachstum und Offshore-Ausbau nannte Müller weitere wackelige Punkte: etwa die Annahme milder Winter, die die CO2-Emissionen verringerten, die hohe Zahl neuer Wärmepumpen ab 2026 und die angesichts der Sparpolitik der Ampel fehlenden Mittel für Förderprogramme. Agora gab den Rat, die Projektion zu verbessern. Beispielsweise solle man Puffer einbauen.
Außerdem müsste auch die Zeit nach 2030 einbezogen werden. Dann sollte die Zahl der Benzin-Autos und Gasheizungen stark sinken. Wie das aber mit der bisherigen Politik zu erreichen sei, bleibe fraglich.
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