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US-ZollpolitikMilliardäre zweifeln an Trumps Kurs

Sogar Tesla-Chef Elon Musk geht jetzt auf Distanz zur neuen US-Zollpolitik. Präsident Trump eskaliert derweil den Zollkonflikt mit China weiter.

In Sachen Zollpolitik gibt es Streit zwischen US-Präsident Trump und seinem Berater Elon Musk Foto: Kevin Lamarque/reuters

Donald Trump hat ein neues Wort erfunden: „Panicans“ – auf Deutsch „Paniker“ oder „Hasenfüße“. Das seien „schwache und dumme Menschen“, die nicht an seine Wirtschaftspolitik glaubten, schreibt der US-Präsident in seinem Onlinedienst Truth Social. Mit Stärke und Mut werde alles großartig werden, beschied er Zweiflern. Und brüstete sich, fast alle Handelspartner riefen ihn nun zum Verhandeln an. Die Länder böten ihm Dinge an, die er nie verlangt habe. Trump: „Die Zölle werden dieses Land sehr reich machen.“

Daran zweifeln inzwischen viele, die Trump lange unterstützt hatten: Besonders scharf äußerte sich US-Fondsmanager und Milliardär Bill Ackman. Trump zettele einen „Atomkrieg gegen jedes Land der Welt“ an, schrieb Ackman beim Onlinedienst X. Die US-Regierung habe die am vergangenen Mittwoch präsentierten Zölle für Importe aus 180 Ländern völlig überhöht ausgerechnet. Trump müsse seinen Kurs korrigieren, bevor er einen „großen Fehler macht, der auf schlechter Mathematik beruht“, forderte Ackman. Unter Fachleuten ist Trumps Zollpolitik umstritten. Viele ExpertInnen fürchten Inflation und Krise infolge der neuen Importabgaben in den USA. Die Londoner „Financial Times“ warnte, Trump riskiere „eine weltweite Rezession“.

Selbst Trumps enger Verbündeter und „Effizienz“-Berater, Tesla-Chef Elon Musk, ging auf Distanz. Am Wochenende plädierte er für eine Freihandelszone zwischen Nordamerika und der EU. Zu Wochenbeginn veröffentlichte Musk auf X ein Video des verstorbenen US-Ökonomen Milton Friedman von 1980. Darin erklärt der berühmte Ökonom, dass ein einfacher Bleistift aus Teilen aus der ganzen Welt zusammengesetzt ist. Deshalb seien ein „freier Markt“ und „Harmonie und Frieden zwischen den Völkern der Welt“ so wichtig, sagte Friedman. Er beschreibt damit den Konsens in den Wirtschaftswissenschaften, mit dem Trump gebrochen hat. Musk soll Trump inzwischen sogar aufgefordert haben, die Zölle zurückzunehmen, berichtet die „Washington Post“.

Trump eskaliert Zollkonflikt mit China

Wie stark sich Trump irren könnte, zeichnete sich am Dienstag ab, als der Zollkonflikt mit China weiter eskalierte. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, China werde im Handelsstreit mit den USA „bis zum Ende kämpfen“. Die Regierung werde neuen Forderungen Trumps nicht nachgeben. Das Handelsministerium sprach von einer Erpressung aus Washington und einem Fehler, der auf einen Fehler folge.

Trump hatte damit gedroht, weitere Zölle in Höhe von 50 Prozent auf chinesische Waren zu erheben. Der durchschnittliche US-Zoll auf chinesische Güter würde damit auf 104 Prozent steigen, den Preis eines Produktes für einen Importeur in den USA also mehr als verdoppeln. Das Handelsministerium sprach von einer „typisch einseitigen Schikane“.

China hatte bereits angekündigt, als Antwort auf die Trump-Zölle 34 Prozent Importabgaben auf US-Produkte erheben zu wollen. Der Export von den für Hightech-Produkte wichtigen Seltenen Erden in die USA wurde zudem verboten. Dies hatte an den Finanzmärkten weltweit zu Abstürzen geführt.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte China auf, eine Verhandlungslösung mit den USA zu finden. Gleichzeitig zeichnete sich ab, dass Europa nicht so entschlossen auf Trumps Zölle reagiert wie China. Die Reaktion Brüssels auf bereits erlassene US-Zölle auf Stahl und Aluminium war am Montag schwächer ausgefallen als von der Brüsseler Behörde geplant. In einigen der 27 EU-Staaten hatte es Bedenken gegeben. So wurde Bourbon von der Liste gestrichen. Zuvor hatte Trump mit noch höheren Zöllen auf europäischen Wein gedroht, sollte US-Whiskey von der EU ins Visier genommen werden. Über die neue Liste mit US-Produkten, auf die die EU Gegenzölle erheben will, sollen die EU-Mitglieder an diesem Mittwoch abstimmen.

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14 Kommentare

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  • Wer will den bei diesen Politclowns noch irgendetwas erklären, gar verstehen?



    Es sind verwirrte Geister, die in den USA umgehen, die nichts anderes im Sinn haben, als zu verwirren. Es hilft meiner Meinung nur noch intelligente, klare, konsequente Haltung gegen! solchen Schwachsinn. KEIN Verhandeln, sich nicht in die Defensive treiben lassen. Das sind keine Verhandlungspartner, sondern übelste Erpresser!

  • Amerikanischer Whiskey schmeckt nicht.

  • "...Konsens in den Wirtschaftswissenschaften, mit dem Trump gebrochen hat."



    Volkswirtschaften als "Nationalökonomie" inbegriffen.



    Disruption allenthalben.



    "Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen, auch in Pandemie und Krieg"



    2022 bei austrian-institute.org



    Weiter dort:



    "Eine konsequente Verteidigung der Preisstabilität sieht anders aus. Man kann deshalb davon ausgehen, dass aufgrund des fortbestehenden immensen Geldüberhangs der Inflationsdruck insbesondere im Euroraum, aber auch in den USA lange anhalten wird. Denn die hohe Staatsverschuldung wird durch Inflation abgeschmolzen, was den Staaten nützt. Da dieser Weg jedoch mit anhaltender wirtschaftlicher Instabilität verbunden sein dürfte..."



    Eine Schlüsselrolle kommt den Zentralbanken mit der Geldmengensteuerung zu.



    Das Zündeln an den Regeln im globalen Handel ist kein Dealmaking, es ist Erpressung. Das Wort Handelskrieg ist ein Besorgnis erregendes Abbild der aktuellen amerikanischen Eskalation. Ein ökonomischer Amoklauf eines POTUS auf dem Weg zum Despoten?

  • Zu Wochenbeginn veröffentlichte Musk auf X ein Video des verstorbenen US-Ökonomen Milton Friedman von 1980.



    Vielleicht hätten viele WählerInnen hier schon früher besser aufgepasst: Augen auf bei der Stimmabgabe vor d. POTUS-Wahl!



    "Bereits 1946 hat er sich in einem mit Stigler zusammen verfassten Aufsatz18 gegen jegliche staatliche Mietpreisbindung ausgesprochen. In seiner liberalen Bibel „Capitalism and Freedom“19 aus dem Jahr 1962 fügt er weitere liberale Politikempfehlungen hinzu: Er tritt für die Beendigung staatlicher Subventionen ein, fordert freien internationalen Handel ohne Importzölle und andere Beschränkungen, stellt sich gegen staatliche Mindestlöhne, möchte die staatlichen Unterstützungen im Wohnungsbau zurückführen."



    (...)



    "Positive Wirkungen der Marktwirtschaft sind aus dieser Perspektive keinesfalls Selbstläufer. Sie stellen sich nach Friedman nur dann ein, wenn sich die Bürger aktiv für die „richtige“ Politik entscheiden. Damit sie dies können, war sich Friedman nie zu schade, seine Ideen auch den ökonomisch nicht gebildeten Bürgern zu präsentieren."



    Quelle



    www.wirtschaftsdie...in-monetarist.html

  • Wie bitte? "Unter Fachleuten ist Trumps Zollpolitik umstritten." Nennt doch mal EINEN Experten, der dieses Zölle nicht total Gaga findet.



    Nur einen bitte!



    Was bitte ist da "umstritten"?

    Ein Beispiel? In seinem Substack-Newsletter schrieb Nobelpreisträger und ehemaliger MIT- und Princeton-Universitätsprofessor Paul Krugman: „Er ist völlig verrückt geworden.“

    • @Semon:

      Richtet dieser irre Rechte wirtschaftlichen Schaden an?, ja. Ist es möglich, dass insoweit absichtlich Kurse beeinträchtigt werden, als man damit Kurs-Vorteile für sich und/oder Dritte herbeiführen möchte?, natürlich. Sind die in Rede stehenden Maßnahmen dazu geeignet, als "völlig verrückt" bezeichnet zu werden?, nicht immer. Zölle soll(t)en grundsätzlich Vorteile relativer Preise ausgleichen. Aus dieser Sicht muss man die vorliegende Causa auch einmal denken.

      • @nutzer:

        hier ist einer

      • @nutzer:

        Von vorsätzlicher Des-Info, wie wohl der Kollege Flassbeck, würde ich nicht sprechen. Das sinnlose Gestammel mancher Medien, auch öff-rechtl., mit angeblicher Wirtschaftskompetenz, das würde ich eher als unkritisch etwas nachgeplappert, oder, insbesondere bei konservativen und noch rechteren Medien, als Versuch bzw Strategie, die 95% der wirtschaftlich unteren Bevölkerungsschichten weiterhin neoliberal intendiert finanziell auszunehmen, deuten und um das Chlorhühnchen endlich durchzudrücken.

  • Die USA mit einem Importüberschuß sitzen China gegenüber am längeren Hebel, ob das ganz nun sinnvoll ist oder schwachsinnig ist dabei egal. China exportiert mehr in die USA, also ist der Schaden der Zölle in China auch größer. Wenn Trump das Inland und den Unmut über steigende Konsumentenpreise irgendwie im Zaume halten kann, dann hat er einfach die besseren Karten.



    Der Schaden in den USA durch chin. Zölle ist kleiner, weil der Warenstrom in dieser Richtung eben auch kleiner ist.



    Bei einem chinesischen Exportverbot seltener Erden in die USA, ist es allerdings andersrum, da ist China am längeren Hebel.



    Eine wirksame Antwort wird nicht in Gegenzöllen liegen, sondern da, wo die USA mehr zu verlieren haben als China.



    Wenn die Welt bis dahin nicht im Kaos versunken sein wird, werden sie sich dann auch einigen.



    Schlechter sieht es für Länder aus die diese Mittel nicht haben.

    • @nutzer:

      "Der Schaden in den USA durch chin. Zölle ist kleiner, weil der Warenstrom in dieser Richtung eben auch kleiner ist." ???



      Zölle betreffen immer die eigene Bevölkerung. Wenn jetzt auf einen chin. Drachenflieger 104% Zoll erhoben wird, kostet er dem amerikanischen Buben das doppelte. Evtl, bastelt er sich dann selbst einen. Positiveffekt.

    • @nutzer:

      Ob die USA am längeren Hebel sitzen sei mal dahin gestellt. Die chinesische Regierung hat seine Bevölkerung ganz anders im Griff als Trump.

  • Trumps Jünger fanden seine Politik gut, solange es "nur" andere betraf. Auch Musk hat mit Begeisterung diesen Zerstörungswahn angefeuert und umgesetzt. Kaum, dass es ihn selbst betrifft schaltet er um auf weinerlich und bettelnd. Dieses ganze rechte und konservative Gesockse ist abgrundtief feige und verlogen. Wenn sie nicht so viele Menschen ins Unglück stürzen würden, wäre es Popcorn Kino vom Feinsten.

  • Ach, so kennt man die EU. Windelweich wie immer. In diesem neuen Zeitalter politischer Raubtiere sind wir nur noch leichte Beute.