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US-Proteste gegen IsraelJuden gegen den Gaza-Krieg

In New York demonstrieren junge Juden für den Frieden. Sie distanzieren sich von den traditionellen jüdischen Organisationen.

Die jüdischen Demonstranten in New York sind entsetzt über das, was sie das „Versagen der jüdisch-amerikanischen Organisationen“ nennen. Bild: Dorothea Hahn

NEW YORK taz | „Zieht etwas Schwarzes an“, steht auf der Einladung bei Facebook. Bei Einbruch der Dunkelheit sitzen mehr als hundert junge Leute auf dem warmen Asphaltboden vor dem Eingang zum Prospect Park. Um sie herum strömt der abendliche Berufsverkehr über die breiten Straßen.

Es ist heiß in New York. Unter den schwarzen Oberteilen lugen Minihosenröckchen, Shorts und Sandalen hervor. Juden in aller Welt begehen Tischa be Aw – einen besonders traurigen Gedenktag, der an Zerstörungen und Vertreibungen erinnern soll. In Washington unterschrieb der US-Präsident derweil ein Gesetz über 225 Millionen Dollar zusätzliche „Notmilitärhilfe“ für Israel.

New York ist die nach Tel Aviv zweitgrößte jüdische Stadt der Welt. Doch in der einst bedingungslose Unterstützung der 1,1 Millionen Juden in der Stadt für die israelische Regierung zeichnen sich tiefe Risse ab. Neben Friedensdemonstrationen von jüdischen und palästinensischen Gruppen, die gegen den Krieg in Gaza demonstrieren, tauchte die neue Gruppe IfNotNow auf. Sie veranstaltet Kaddisch-Trauergebete für die Opfer beider Seiten.

Sie gedenken der Opfer

Sarah Kaplan Gould stützt sich auf einen türkisfarbenen Fahrradhelm. Direkt neben ihr steht eine junge Frau und liest aus den Klageliedern vor. Die Stehende bewegt ihren Körper vor und zurück. Ein junger Mann löst sie ab. Sie sprechen und singen abwechselnd auf Hebräisch und auf Englisch. Es geht um Trauer, um Wut und um Empörung. Am Ende verlesen die Sprecher 177 Namen. Die Runde spricht sie im Chor nach. So gedenken sie der Opfer des zurückliegenden Wochenendes in Gaza – der Palästinenser und der Israelis.

Die 23-jährige Sarah Kaplan Gould ist entsetzt über das, was sie das „Versagen der jüdisch-amerikanischen Organisationen“ nennt. Über deren kritiklose Unterstützung für Israel. Sie prangert die institutionellen Freunde Israels in den USA an: die Organisation AIPAC (American Israel Public Affairs Committee), die christlichen Zionisten bis hin zur Rüstungsindustrie und zur US-Regierung. Sarah Kaplan fordert eine Verhandlungslösung im Nahen Osten. „Dies hier ist der einzige Ort, an dem ich sowohl meine Wut als auch meine jüdische Identität leben kann“, sagt die junge Dichterin.

Kaplan steht für die Suche nach neuen Ausdrucksformen für linke Juden in den USA. Es ist das Problem einer Generation, die mit Israel als Besatzungsmacht aufgewachsen ist und die zuletzt im Zweijahresrhythmus israelische Militäroperationen in Gaza erlebt hat. Die jungen Leute, die an diesem Sommerabend auf dem Asphalt in Brooklyn sitzen, gehören zu der nachwachsenden Elite der US-amerikanischen jüdischen Gemeinschaft. In ihrer Erziehung waren jüdische Werte – religiöse und kulturelle – wichtig.

„Wir sind gefangen“

Sie haben Schulen und Jugendgruppen besucht, die zur „Community“ gehören. Manche betreuen als Erwachsene zionistische Jugendliche bei Freizeitaktivitäten. Viele haben Hebräisch gelernt, nahmen an den 10-tägigen „Birthright“-Reisen teil, mit denen Israel sich der Unterstützung des Nachwuchses aus den USA zu versichern sucht. Viele ihrer Verwandten leben in Israel. Aber ihr Verhältnis zu dem Staat und ihr Verhältnis zu den jüdischen Institutionen in den USA ist anders als das vorausgegangener Generationen.

Die 33-jährige Carinne Luck arbeitete in Washington und New York für „J Street“. Die liberale jüdische Organisation versucht bereits seit 2008, Israel zum Stopp des Siedlungsbaus und zu diplomatischen Lösungen zu bewegen. Luck stammt aus einer zionistischen Dynastie und lebt sei 14 Jahren in den USA. Ihr Urgroßvater zog Ende des 19. Jahrhundert nach Palästina. „Wir haben eine tiefe Verbindung zu unserem Jüdischsein“, sagt sie, „aber wir sind weniger in der Tragödie des Holocaust und seinen Folgen gefangen.“

Ihre politischen Adressaten sitzen in New York und Washington. Die jungen Leute wollen das Monopol der Organisationen brechen, die für sich beanspruchten, stellvertretend für die jüdische Gemeinde sprechen zu können. Sie wollen den unterschiedlichen jüdischen Positionen in den USA Gehör verschaffen.

„Die jüdische Community muss nicht mit einer Stimme sprechen“, sagt Luck. „Wann, wenn nicht jetzt“, nennt sich die Gruppe, die nach dem Beginn der Bombardements im Juli entstanden ist: „#IfNotNow“ ist ihr Erkennungszeichen bei Facebook und im Internet (ifnot.net). Alle zwei oder drei Tage spricht sie ein Kaddisch unter freiem Himmel an verschiedenen Orten in New York. Teilnehmer verlesen die Namen einiger Hundert Toter von beiden Seiten. Sie sprechen sich gegenseitig Mut zu. „Wir können nicht ruhen, bevor die Gewalt in Gaza, im Westjordanland und in Israel aufhört.“ „Wir können nicht ruhen, bis es Freiheit und Würde für alle gibt.“ Solche Sätze wiederholt die gesamte Gruppe. Die Technik des „menschlichen Mikrofons“ stammt aus der Occupy-Bewegung. Sie ersetzt das Megafon.

Manche sagen, sie seien geschichtsvergessen

In nur zwei Wochen Existenz hat IfNotNow bereits vier Kaddisch-Aktionen in New York organisiert, wobei die Teilnehmerzahl langsam wächst. In mehreren anderen Städten der USA – Boston, Washington und Atlanta – haben Initiativen die „Kaddisch-für-Gaza“-Idee übernommen und ihrerseits bereits Zeremonien abgehalten. Während andernorts auf Demonstrationen, die Israel kritisieren, mit Gegensprechchören und -transparenten reagiert wird, erregen die religiös anmutenden Versammlungungen von IfNotNow Neugierde, mitunter aber gar Ehrfurcht. Niemand ruft dazwischen, niemand hupt, wenn die jungen Leute beten.

Dennoch erfordert das Kaddisch für Gaza auch Mut. Manche Teilnehmer berichten, dass Studienkollegen sie als „Juden mit Selbsthass“ bezeichnet haben und ihre Ideen „selbstgerecht“ und „selbmörderisch“ nannten. Manche sagen, sie seien geschichtsvergessen. Der 24-jährige Daniel, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, kennt das Gefühl, das dahintersteckt. „Wenn wir Israel kritisieren, ist die Angst da, die Büchse der Pandora zu öffnen.“

Am Rande eines Kaddischs auf dem Washington Square erzählt ein 29-jähriger Mann, in seiner Familie versuche er gar nicht erst, über den Krieg in Gaza zu diskutieren. „Das gäbe nur Streit“, sagt er. Seit einer Begegnung mit palästinensischen Kollegen hat er selbst erste kritische Gedanken zur israelischen Palästinapolitik entwickelt. Seine Eltern kamen in den 1970er Jahren in die USA. Wie die Mehrheit der aus der Sowjetunion eingewanderten Juden haben sie in dem neuen Land die Ränge der konservativen Freunde Israels verstärkt.

Auch die Organisatoren des Kaddischs nehmen ihrerseits für sich in Anspruch, für weite Teile der jüdischen Community zu sprechen. Dabei kann IfNotNow bei Weitem nicht mit den 10.000 Demonstranten mithalten, die Ende Juli mit dem Slogan „New York stands with Israel“ vor die UN gezogen waren. Der 22-jährige IfNotNow-Organisator Yonah Lieberman sagt: „Es ist extrem schwer, gegen Israel aufzustehen – aber es muss getan werden.“

„Konferenz der Präsidenten“

Mit ihrem ersten Kaddisch für die Opfer von Gaza hat IfNotNow von Anfang an nach ganz oben gezielt: Am 24. Juli versammelten sich mehrere Dutzend ihrer junge Anhänger vor dem Sitz der „Konferenz der Präsidenten“ in Manhattan, des größten Dachverbands jüdischer Organisationen in den USA. Sie beklagten die Opfer beider Seiten, verlasen Namen und legten Steine auf den Asphalt. In einem offenen Brief an den Dachverband verlangten sie, dass er für die Beendigung der Bombardements eintritt. Dann blieben neun Kaddisch-Teilnehmer so lange in der Lobby des Verbandes sitzen, bis sie von der Polizei abgeführt wurden.

Anruf beim Dachverband: „Meinen Sie Proteste für Israel oder gegen Israel?“, fragt die Dame am Telefon. Dann stellt sie weiter an Malcolm Hoenlein. Bei diesem Mann laufen seit 1986 sämtliche Fäden der „Konferenz der Präsidenten“ zusammen. Malcom Hoenlein hat mit Generationen von israelischen Premierministern, US-amerikanischen Präsidenten und arabischen Potentaten an einem Tisch gesessen. Er nennt die Kaddisch-Gruppe „marginal“. Er wirft ihr „Einseitigkeit“ vor. Unterteilt die jungen Leute in „Fehlgeleitete“ und „solche, die die Situation ausnutzen“. Hoenlein bezweifelt auch, dass manche von ihnen aus zionistischen Organisationen kommen: „Haben Sie das überprüft?“, fragt er.

Den Generationenkonflikt im Inneren der US-amerikanischen jüdischen Gemeinschaft zum Nahen Osten hält er für ein Übergangsphänomen: „Wenn sie älter werden, kommen sie zurück.“ Doch es gibt auch bei den Protestierenden Ältere. Eine von ihnen ist Donna Gould. Sie wurde 1933 in York geboren. Noch als kleines Kind in einer jüdischen Familie lernte sie während des Zweiten Weltkriegs in New York, dass Palästina ein leeres Land sei, dass auf jüdische Siedler warten würde.

Heute spricht sie von der Notwendigkeit zweier Staaten, weil „Palästinenser in Israel nicht frei sind“. Donna Gould kritisiert, dass die US-Regierung „Geld zum Töten“ nach Israel schicke. „Feiglinge“, sagt sie erbost und meint die US-amerikanischen Kongressabgeordneten, die die Bombardements in Gaza nicht kritisieren. Im Alter von 81 Jahren legt Donna Gould jetzt Steine für die palästinensischen und die israelischen Opfer in Gaza nieder und zündet eine Kerze an.

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23 Kommentare

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  • Ich finde es unerhört, wie Sie hier versuchen, den jungen jüdischen AktivistInnen zu unterstellen, sie würden sich als nützliche „Alibijuden“ missbrauchen lassen. Es fehlt eigentlich nur noch das im Artikel auftauchende, von unserem Präzeptor Germaniae für jüdische Angelegenheiten Henryk M. Broder gern gebrauchte Argument vom „jüdischen Selbsthass“.

     

    Ich diskutiere in den Kommentarbereichen diverser Onlinemedien mit, und ich kann feststellen, dass es Stereotype nicht nur bei den Antisemiten gibt, auch die Pro-Israel-Fraktion hat davon eine bemerkenswerte Sammlung.

     

    Das Bemühen, das jüngste Gaza-Pogrom eines fanatisierten uniformierten Mobs zu rechtfertigen, treibt die schönsten Sumpfblüten hervor. Sie weisen auf die höher entwickelte demokratische Kultur in Israel hin Geht's noch! Israel knechtet seit Jahrzehnten die Palästinenser, hält sie unter ihrer Knute, demütigt, übervorteilt, beraubt sie, knallt sie ab wie die Hasen (im letzten Jahrzehnt wurden über 1300 palästinensische Kinder von der IDF erschossen), und da wollen Sie sich damit brüsten, dass Israel politisch-kulturell weiter ist?

     

    Erlaubt diese „Kulturleistung“ dann auch, über einem Wohngebiet, in dem ein „mutmaßlicher Terrorist“ sich versteckt halten könnte, eine 1000-Kilo-Bombe abzuwerfen?

    • @Rosbaud:

      ·

      .... abgesehen davon, dass sich mir Ihr Lk. zumindest in Bezug auf Frau Hahns’ Artikel wirklich nicht erschließt – zumal ich auch nirgendwo Anlass zu derlei Kritik entdecken kann:

      "Das Bemühen, das jüngste Gaza-Pogrom eines fanatisierten uniformierten Mobs zu rechtfertigen, (....)",

      haben Sie aber wenigstens opportunistisch das von Ihnen zynisch vermutete (⸘)defizitär vorkommende(‽) im Artikel selbst vorbringen können:

      "Es fehlt eigentlich nur noch das im Artikel auftauchende, von unserem Präzeptor Germaniae für jüdische Angelegenheiten Henryk M. Broder gern gebrauchte Argument vom „jüdischen Selbsthass“."

      Who the f*** is "Broder"?!

       

      Empfehle aktuell zum Ihrem Thema 'Hass':

      Deutschlandradio – Beiträge zum Nachhören

      «Schalom» | Israels Friedensbewegung in der Krise

      Sendezeit: 8. August 2014, 15:49 Uhr

      Website:

      http://www.deutschlandradio.de/audio-archiv.260.de.html?drau:broadcast_id=186

      Audio-link:

      http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2014/08/08/dlf_20140808_1549_208c8b68.mp3

      Exzerpt 2'48'' -> 2'56'':

      „(....); es gibt innerhalb der israelischen Gesellschaft enormen Hass und Gewalt; die Israelis hassen einander und sind weiter voneinander entfernt denn je; (....)“.

      • @addizzy:

        An @ADDIZZY:

        Mein Beitrag war auf den Foristen „BE. WA.“ gemünzt, nicht auf den Artikel.

         

        Sie kennen Henryk M. Broder nicht? Das ist unser Chefislamophobiker, Berufszyniker, Schreiberling bei der „Achse der Guten“. Er gehört zu den Neu-Rechten um Sarrazin, Matussek, Baring, Bolz usw.

         

        Der Link ist erschütternd, aber die Zustände sind nicht neu für mich. Moshe Zuckermann hat schon über den Rechtsruck in der israelischen Gesellschaft berichtet. Die Zeitschrift „Haaretz“ musste ihrem linksliberalen Kolumnisten Gideon Levy einen Leibwächter stellen, weil sich die Morddrohungen häuften.

         

        In der ach so liberalen „Villa im Dschungel“ braut sich etwas Schlimmes zusammen.

  • Nicht direkt gegen die ehrenwerte Donna Gould, vielleicht aber durchaus bzgl einigen anderen (die unter anderem Kerrys mehrfache Kritik an Netanjahu und manches andere nicht so recht mitbekommen zu haben scheinen):

     

    Manche Regierungskritikerinnen/er sind fast genauso weit von adäquaten Einschätzungen einer komplexen Lage und richtigen Handlungen entfernt wie die Regierung selbst,

    und das gilt auch für Israel und die USA,

    und dies unbeschadet der Tatsache, dass ich selbst mit vielen linken Israeli, in wichtigen Punkten übereinstimme -

     

    n.b. diese interne Kritik unterscheidet leider Israel oder die USA (wo sie jeweils ein fast selbstverständlicher Bestandteil eines demokratischen Pluralismus ist) von Gegenden der Welt, die von Hamas, Hisbollah oder ihren 'Freunden' im Iran u.s.w. kontrolliert / regiert werden, denn dort wird schon manche Bereitschaft eines Dialogs mit Juden/Jüdinnen erst recht mit Israel, sehr oft mit massiven Einschüchterungen bis hin zum Mord (als angebliche "Verräterinnen/er" und dergl.) sanktioniert .

     

    Auch wie d i e s e. Tatsache allg. allzu gern ignoriert wird, zeigt, wie einseitig und quasi implizit Hamas-&-Co-verharmlosend die Israelkritik (weltweit) mehrheitlich ist

     

    n.b. Latente oder offenen Anti-Judaistinnen/en haben sich schon immer (seit mehr als 1000 Jahren) ihre Alibi-Juden gesucht, die ihre eigenen Meinungen (früher oft unter Zwang) bestätigt haben - Vgl dazu etwa Rohrbacher & Schmidt : Judenbilder ... (Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg)

     

    Dieses Muster gibt es auch heute noch. Die Inhalte der Argumente zählen dabei freilich nicht, Hauptsache "ein Jude hat es doch selber gesagt" - und schon gilt es als bewiesen (natürlich nur, wenn es den eigenen Meinungen entspricht)

  • Hier gibt es nichts sensationalles zu sagen.

    Wieso soll eine Minderheit der jüdischen Amerikaner diese Meinung nicht haben dürfen?

    Sie leben ja schließlich nicht in Israel und sind nicht direkt bedroht.

  • Schon bezeichnend, dass die Hutzliputzli-Murmels - oder wie die Schlachteplatten-Fans alle heißen - zu diesem Artikel lieber schweigen.

    • @Niels:

      ·

      .... das freut mich, dass auch Ihnen das aufgefallen ist und Sie es hier erwähnen – vermutlich hat sich der auferstandene aztekische Kriegsgott Huitzilopochtli schon mal auf den Weg gemacht, um das vor Ort höchstpersönlich selbst 'i.O.' zu bringen?

  • Es gibt in den USA weitere zahlreiche kritische jüdische Stimmen (u.a. Noam Chomsky, Henry Siegman, Norman Finkelstein) zum Vorgehen der Zionisten gegen die Palästinenser, nur werden diese, auch in der taz, totgeschwiegen.

     

    In der heutigen Sendung von "Democracy Now!" z.B. äußert sich Noam Chomsky u.a. so:

    " It’s a hideous atrocity, sadistic, vicious, murderous, totally without any credible pretext. It’s another one of the periodic Israeli exercises in what they delicately call "mowing the lawn." That means shooting fish in the pond, to make sure that the animals stay quiet in the cage that you’ve constructed for them, after which you go to a period of what’s called "ceasefire," which means that Hamas observes the ceasefire, as Israel concedes, while Israel continues to violate it. Then it’s broken by an Israeli escalation, Hamas reaction. Then you have period of "mowing the lawn." This one is, in many ways, more sadistic and vicious even than the earlier ones."

     

    Ich empfehle jedem/r, der/ die der englischen Sprache mächtig ist, sich auf der website von DN! umzusehen, sich die Videos anzusehen.

     

    http://www.democracynow.org/

  • Eine wichtige und richtige Bewegung und ein erster kleiner Schritt hin zu einer besseren Zukunft in Israel und Palästina.

  • Fortsetzung:

     

    Der einzige Weg, Kriege, insbesondere ABC-Kriege, zu vermeiden, ist Konzepte zu entwickeln, die versuchen die Schmerzen und Verletzungen durch die schrecklichen Geschehnisse der Vergangenheit als Folge zahlloser Kriege und Zerstörungen zu lindern und eine Aussöhnung der Gegner zu erreichen. 
Mit meinen letzen Atemzügen appelliere ich an die Bundesrepublik Deutschland, aus der einseitigen, pro-israelischen Politik in dem Konflikt zwischen Israel und Palästina auszusteigen.

    Schon lange handelt man in Israel/Palästina nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Zu Recht hat Jimmy Carter seinerzeit darauf hingewiesen, dass eine solche Verhaltensweise zu völliger Blindheit führt, und ich möchte hinzufügen, nicht nur zu Blindheit, sondern auch zu Zahnlosigkeit und schließlich zum Untergang.

    Kurz nachdem ich diese Zeilen schrieb, erschüttern mich die Ermordung der drei jüdischen Jugendlichen und die Entführung und die Verbrennung bei lebendigem Leibe eines 14- jährigen Palästinenser, wie auch die gescheiterte Entführung eines 9-jährigen palästinensischen Kindes. Inzwischen wird der Gaza-Streifen heftig bombardiert und mit gezielten Tötungen von Hamas Anführern und einem militärischen Einmarsch in Gaza gedroht.

    Wird die Bundesregierung weiter schweigen angesichts dieser schrecklichen eskalierenden Geschehnisse?

    Ich denke darüber nach, am 1. September 2014 in Aachen in den Hungerstreik zu treten unter dem Motto „Lasset uns als Kriegsgegner gemeinsam den Anti-Kriegstag begehen“. 
Ich bitte um organisatorische Hilfe von Menschen in und aus der Umgebung von Aachen.

    Herzlichst

    Reuven

    Jerusalem, 8. Juli 2014

  • Es gibt in Israel Friedensgruppen, die für Versöhnung eintreten:

    Brief von: Reuven Moskovitz – Jerusalem Garden, Nr.721, Postfach 3686 , 96100 Jerusalem Mitbegründer des Friedensdorfes NEWE SCHALOM

     

    Liebe Anti-Kriegs-Freundinnen und Freunde in Aachen und Umgebung,

    ....Noch bin ich gesund und gehe auf mein 86. Lebensjahr zu. Manche meiner Träume haben mich blind gemacht, andere Träume lebe ich mit meinen Freunden, die verstehen, dass das gefährlichste Konzept, Krieg zu vermeiden, das israelische ist, das davon ausgeht, dass Terror nur mit immer weiterer Gewalt besiegt werden kann...

    Trotz einer erfolgreichen „Tournee“ durch Deutschland, trotz ermutigender Reaktionen auf meinen Pfingstbrief, in dem ich an das wichtigste Gebot „Du sollst nicht töten“ erinnere, das für mich auch bedeutet, selbst dann nicht zu morden, wenn andere morden, schaut die Regierung in Deutschland weiterhin nur zu, wie die Gewalt im Nahen Osten eskaliert.

    Zu morden ist aber schon immer das wichtigste Konzept sowohl der israelischen Politiker als auch eines Teils des palästinensischen Widerstands gewesen. Jedoch wurden durch das israelische Morden in den vergangen 70 Jahren ungefähr zehnmal mehr Menschen umgebracht als durch den palästinensischen Terror. Das bedeutet aber nicht, dass der von manchen palästinensischen Kreisen vertretene Gedanke richtig ist, dass das Geschehene ungeschehen gemacht werden und Israel von der Landkarte verschwinden könnte....

  • medico international leistet Nothilfe im Gazastreifen und braucht dafür dringend Spenden:

    http://www.medico.de/themen/menschenrechte/nahost/dokumente/nothilfe-fuer-den-gazastreifen/3148/

  • Die kritische Jewish Community, die für einen friedlichen Weg zur Zwei-Staaten-Lösung eintritt, ist die letzte Hoffnung. Auf keinen noch so moderaten Palästinenser wird die israelische Regierung jemals zugehen und Israel sitzt nun mal am längeren Hebel. Nur massiver Druck durch Juden in den USA und Israel wird etwas ändern - wenn überhaupt. Leider sind die Falken immer noch einflussreicher.

  • Danke für diesen Artikel. Offenbar wird eine Kritik an Israels Palästinapolitik als Dreistigkeit und Opportunismus abgebürstet, selbst wenn sie von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinschaft stammt.

     

    Sorry, aber irgendwie erinnert mich das ans demonstrative Weghören unserer Kanzlerin, wenn ein Vertreter der Linkspartei im Bundestag über die Fehlentwicklung unseres Wirtschaftssystems referiert. Das wird auch als Naivität bzw. Hochverrat empfunden.

  • Wer den dankenswerten Artikel der Frau Hahn überfällig informativ fand, dürfte sich auch für jenen interessieren:

    «Die Schlachtfelder des Messianismus»

    https://www.taz.de/Kolumne-Gott-und-die-Welt/!143578/

    Verwunderlich genug, dass jener leider nicht auf der Seite des hier kommentierten Artikels unter den Hinweisen: "Mehr zum Thema", "Artikel zum Thema", etc. erwähnt, resp.: verlinkt wird; denn, wenn man den Lk.en zu z.B. D. Yücels’ peripher themenkontextuellen Ein- & Aus-lassungen (mit leider antizipierbar höchsten Klickquoten) folgt, fällt v.a. eines auf: das durchwegs immer noch blanke Unwissen der Leserschaft über das fahrlässig simplifiziert, im unzulässigen Sammelbegriff getagte "Thema": Juden. Und auffällig auch, dass den nicht gerade in Minderzahl vorhandenen, kompetenten, in Israel lebenden Israel-Kritikern so gut wie nie das Wort in der taz oder der deutschen Presselandschaft gegeben wird.

  • Menschen, die um Menschen trauern und aller Toten gedenken.

    Das schenkt Hoffnung.

  • Ich habe mir die Facebook-Seite https://www.facebook.com/IfNotNowOrg angeschaut.

     

    Ich danke Frau Hahn für diesen Artikel.

     

    Nach den vielen aufstachelnden, anstiftenden Artikeln war es die höchste Zeit dafür, der Antisemitismuskeule der DEUTCHEN eine angemessene Antwort zu geben, höchste Zeit für den Beginn, Antisemitismus mit wirksamen Mitteln zu bekämpfen, insbesondere aber höchste Zeit dafür, die Rassisten zu entlarven, die unter dem Deckmantel „pro Israel“ ihr Unwesen treiben.

  • Die Konfliktlösung scheint nur durch die Anerkennung eines souveränen arabischen Staates im früheren Mandatsgebiete Palästina und der Selbstbestimmung der arabischen Palästinenser möglich, wie es die UN-Resolution 181 v. 29. Nov. 1947 als Junktim für die Gründung Israels postulierte: „In Palästina (solle) ein unabhängiger arabischer Staat und ein unabhängiger jüdischer Staat sowie das... internationale Sonderregime für die Stadt Jerusalem“ entstehen. Dies implizierte notwendig die Schaffung einer Palästinischen Wirtschafts- Währungs- und Zollunion mit dem Ziel einer „gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung“ und sollte den „Zugang beider Staaten und der Stadt Jerusalem zu Wasser und Energiequellen auf der Grundlage der Nichtdiskriminierung“ gewährleisten. Die Bestimmungen sollten „als Grundgesetze des Staates anerkannt (werden). Gesetze oder sonstige Vorschriften oder Amtshandlungen dürfen zu diesen Bestimmungen nicht im Widerspruch stehen oder sie beeinträchtigen noch vor ihnen Vorrang haben.“ Schließlich wird der Sicherheitsrat aufgefordert, „jeden Versuch, die in dieser Resolution vorgesehene Regelung gewaltsam zu ändern, als eine Bedrohung oder einen Bruch des Friedens oder eine Angriffshandlung gemäß Artikel 39 der Charta“ anzusehen. Mit der Bodenoffensive in Gaza und der fortdauernden Annexionspolitik sind diese Bedingungen offensichtlich gegeben. Wenn diese UN-Resolution die conditio sine qua non für die Errichtung des jüdischen Staates von Palästina bildet, dann sind es deren Bestimmungen folglich auch für dessen gesicherte Fortexistenz. Es sollte also ein vitales Interesse Israels sein, sie einschränkungslos zu respektieren, um auch den arabischen Palästinensern endlich eine gleichberechtigte und diskriminierungsfreie sozial-ökonomische Perspektive zu eröffnen, ohne die auf Dauer die sichere Existenz Israels nicht zu gewährleisten sein wird. „It‘s ecomomic, stupid!“

  • Solche Menschen machen es möglich Israelis und Palästinenser gleichermaßen zu respektieren und zu mögen und zeigen gleichzeitig, wie nötig es für Kritiker solch inhumaner Taten ist, deutlich Flagge zu zeigen. Diesen Schuh sollten sich unsere Politiker (auch und besonders als Deutsche) endlich auch einmal anziehen!

     

    Wenn wir hier nicht mehr fertig bringen, als nur laut und andächtig Gedenktage über Gedenktage zu zelebrieren, dann haben wir immer noch nicht das Wesentliche aus unserer historischen Kriegs-Schuld gelernt: couragierte und lebendige Verantwortung.

  • Juden, die Israels Besatzungspolitik kritisieren, werden als "Juden mit Selbsthass" bezeichnet, sozusagen ein typisch jüdischer Dachschaden. Also wenn das nicht Antisemitismus ist ...

  • Bewundernswerter Mut! Macht weiter..

     

    Wann schwingt wohl die Antisemitismuskeule?

  • Das ist schön - es wäre noch effektiver und wirksamer gewesen während - nein besser VOR dem Gemetzel im Gazastreifen.

    Alles kommt leider erst

    h i n t e r h e r ans Licht. Jedoch zu spät für die vielen vielen Toten - dann, wenn alles schon in Schutt und Asche liegt!

     

    (Wie zB die Lügen von der Marionette Bush u. seinen verbrecherischen Geldgebern im Hintergrund, um den Irakkrieg zu beginnen - incl. ausgelagerter Folter.

    Für die niemand je belangt worden ist.)

  • Das ist doch mal ein Lichtblick.

     

    Und allen zionistischen Kriegstreibern hier fällt der Kinnladen runter.