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US-Luftangriff auf Irans AtomanlagenTrump droht mit „Frieden oder Unheil“

US-amerikanische Streitkräfte haben drei atomare Ziele im Iran angegriffen. Die internationalen Reaktionen sind gemischt.

Trump spricht im East Room des Weißen Hauses, nachdem das US-Militär drei iranische Nuklear- und Militäranlagen angegriffen hat Foto: Carlos Barria/Reuters Pool via AP/dpa

Nur etwas mehr als eine Woche nachdem Israel damit begonnen hatte, militärisch gegen den Iran vorzugehen, haben auch die USA ins Geschehen eingegriffen. Wie US-Präsident Donald Trump am Samstag bestätigte, haben amerikanische Streitkräfte drei atomare Ziele im Iran angegriffen.

„Wir haben unseren sehr erfolgreichen Angriff auf drei Atomanlagen im Iran, darunter Fordow, Natanz und Esfahan, abgeschlossen. […] Eine volle Bombenladung wurde auf das Hauptziel Fordow abgeworfen. Alle Flugzeuge sind sicher auf dem Heimweg. Herzlichen Glückwunsch an unsere großartigen amerikanischen Krieger.“, sagte Trump in einem Post auf Truth Social am frühen Samstagabend Ortszeit.

Wenige Stunden später trat Trump dann vor die Kameras und verkündete in einer kurzen Rede an die Nation, dass alle angegriffenen Ziele im Iran dem Erdboden gleichgemacht worden seien. Er unterbreitete dem islamischen Regime in Teheran zudem ein Ultimatum: „So kann es nicht weiter gehen. Es wird entweder Frieden geben oder es wird in einem Unheil für den Iran enden, welches um vieles größer sein wird als das, was wir während der vergangenen acht Tage gesehen haben“.

Laut US-Medienberichten kamen bei den Luftangriffen amerikanische Flugzeuge des Typs B-2 zum Einsatz. Der Tarnkappenbomber ist der einzige Bomber im gesamten Arsenal der US-Luftwaffe, der eine Bombe, die zum Zerstören der kerntechnischen Anreicherungsanlage in Fordow geeignet wäre, überhaupt hätte transportieren können.

Die atomare Anlage befindet sich nämlich im Inneren eines Bergmassivs. Eine bunkerbrechende Bombe der US-Luftwaffe, die die größten Erfolgsaussichten darstellt, soll mehr als 13 Tonnen wiegen. Der B-2 Bomber kann zwei solcher Bomben an Bord mitführen.

Politische Konsequenzen für Trump möglich

Bis zu einem Dutzend dieser Bomben sollen laut Medieninformationen zum Einsatz gekommen sein. Eine offizielle Bestätigung von Seiten des US-Militärs gibt es bislang noch nicht. Auch gibt es noch keine verifizierten Berichte über mögliche Opfer des Luftangriffs. Der Militärschlag der USA beendet damit eine Woche der Spekulationen darüber, ob Präsident Trump gewillt sei, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu riskieren, die auch US-Soldaten in der Region in Gefahr bringen könnte.

Die iranische Regierung hatte bereits im Vorfeld angedroht, beim Eingreifen der USA zurückzuschlagen. Laut dem amerikanischen Pentagon befinden sich um die 40.000 US-Soldaten aktuell im Nahen Osten.

Für Trump und die Republikaner könnte die Entscheidung für den Bombenangriff auch politisch Konsequenzen haben. Der 79-Jährige hatte während des Wahlkampfs im vergangenen Jahr immer wieder versprochen, dass er die USA in keinen neuen Krieg verwickeln werde. Es ist etwas, das ihm während seiner ersten Amtszeit auch tatsächlich gelungen war.

Sowohl auf internationaler Ebene als auch in den USA selbst war die Reaktion auf die Militäroperation äußerst gemischt. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu gratulierte Trump und erklärte, dass dieser damit Geschichte geschrieben hätte. „Die Geschichte wird zeigen, dass Präsident Trump gehandelt hat, um dem gefährlichsten Regime der Welt die gefährlichsten Waffen der Welt vorzuenthalten“, sagte Netanjahu.

Hat Trump sich nicht an die US-amerikanische Verfassung gehalten?

UN-Generalsekretär António Guterres wies hingegen darauf hin, dass es in der Region nun zu einer weiteren Eskalation kommen könnte. „Ich bin zutiefst beunruhigt über den heutigen Einsatz von Gewalt durch die Vereinigten Staaten gegen den Iran. […] Es besteht ein wachsendes Risiko, dass dieser Konflikt rasch außer Kontrolle gerät – mit katastrophalen Folgen für die Zivilbevölkerung, die Region und die Welt“, so Guterres.

In den USA begrüßten vor allem diejenigen den Militärschlag, die seit Jahren für einen Regimewechsel im Iran plädieren. Einer davon ist der republikanische Senator Lindsey Graham. „Das war die richtige Entscheidung. Das Regime hat es verdient“, sagte Graham auf X.

Der republikanische Abgeordnete Thomas Massie bezeichnete den Luftangriff hingegen als „verfassungswidrig“. Die amerikanische Verfassung erteilt nämlich ausdrücklich dem Kongress die Aufgabe einer Kriegserklärung. Viele Demokraten sehen es ähnlich.

„Nur der Kongress hat die Macht, Kriege zu erklären. Trumps verfassungswidrige, einseitige Angriffe auf den Iran gefährden die Amerikaner und untergraben die Autorität des Kongresses. Er riskiert, die USA in einen weiteren endlosen Krieg zu ziehen und damit sein Versprechen zu brechen, ausländische Konflikte zu beenden“, sagte der Demokrat Gabe Amo, der ein Mitglied des Auswärtigen Ausschusses im US-Repräsentantenhaus ist.

Auch wenn Trump sich nicht an die Verfassung gehalten hat, darf nicht vergessen werden, dass auch andere Präsidenten – egal ob Demokraten oder Republikaner – militärische Entscheidungen ohne Zustimmung des Kongresses getroffen haben, darunter Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth soll am Sonntagmorgen im Pentagon eine Pressekonferenz mit weiteren Details zum Luftangriff im Iran abhalten. In der Zwischenzeit gehen die gegenseitigen Luftangriffe zwischen Israel und dem Iran ungebrochen weiter.

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