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Trump und die Republikanische ParteiDer Verlierer und seine Fans

Beim ersten Auftritt nach Ende seiner Amtszeit untermauert Donald Trump seinen Führungsanspruch. Dabei wiederholt er alte Lügen.

Knüpft da an, wo er aufgehört hat: Donald Trump bei der CPAC am Sonntagabend Foto: John Raoux/ap

New York taz | Bei seinem ersten politischen Auftritt nach seinem Amtsende vor sechs Wochen hat Donald Trump am Sonntag seine alten Lügen und Attacken wiederholt. In einer 90 Minuten langen Rede behauptete er erneut, dass er die Wahlen gewonnen habe, drohte er RepublikanerInnen, die es gewagt haben, für seine Amtsenthebung zu stimmen, mit Rache und kokettierte er mit einer neuen Präsidentschaftskandidatur in 2024.

Spekulationen, er wolle eine neue Partei gründen, wies er von sich. Stattdessen will er die Republikanische Partei hinter dem, was er „Trumpismus“ nennt, einigen. Zu dem Sturm seiner AnhängerInnen auf das Kapitol am 6. Januar sagte er nichts.

Für seinen Comebackversuch wählte der Ex-Präsident die Jahreskonferenz der weit rechts stehenden Conservative Political Action Conference (CPAC). Bei der CPAC, unter deren Dach unter anderem SchusswaffenfreundInnen und AbtreibungsgegnerInnen zusammenkommen, hatte Trump zuerst 2011 mit einer Rede die Stimmung für eine Präsidentschaftskandidatur getestet.

Am Sonntag begann er seine Rede mit der Frage: „Vermisst Ihr mich schon?“ Anschließend pries er seine angeblichen Erfolge. Wenige Tage nachdem die 500.000. Person in den USA an dem Coronavirus gestorben ist, nimmt Trump für sich den Verdienst für die gegenwärtige Impfkampagne in den USA in Anspruch.

Dass ein Verlierer wichtig bleiben will, ist neu

Den ersten Monat seines Amtsnachfolgers Biden bezeichnete Trump als den „katastrophalsten“ in der Landesgeschichte. Doch er äußerte sich kaum zu dem mit beinahe 2 Billionen ausgestatteten Konjunkturpaket von Biden. Und er attackierte RepublikanerInnen, die ihn selbst kritisieren, schärfer als DemokratInnen. Unter anderem erwähnte Trump in seiner Rede namentlich alle zehn republikanischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus und alle sieben republikanischen SenatorInnen, die für sein Impeachment gestimmt haben. „Schmeißt sie alle raus“, forderte er sein Publikum auf.

Heftig kritisierte Trump auch den starken Mann der RepublikanerInnen im Senat, Mitch McConnell, der ihm vier Jahre lang den Rücken gestärkt hat. Und dem Obersten Gericht wirft Trump vor, dass es nicht gegen den „Wahlbetrug“ vorgegangen ist, den er frei erfunden hat.

Der weniger radikale Flügel der Republikanischen Partei, darunter jene, die für Trumps Impeachment gestimmt haben, blieb dem CPAC-Treffen in Orlando, Florida, fern. Dass ein Wahlverlierer sich hartnäckig als Sieger bezeichnet und an der Macht in der Partei festhalten will, ist auch für die RepublikanerInnen neu. Gewöhnlich ziehen sich US-Präsidenten nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt zunächst aus der Öffentlichkeit zurück. Eine neue Kandidatur nach einer Niederlage ist noch nicht dagewesen.

Nach vorausgegangenen Wahlniederlagen republikanischer Präsidentschaftskandidaten (darunter McCain 2008 und Romney 2012) hat die Partei schnell nach neuen Leuten an der Spitze gesucht. Dieses Mal ist das schwieriger: wegen der internen Flügelkämpfe in der Partei und wegen der mehr als 74 Millionen Stimmen, die Trump im November bekommen hat.

Goldene Trump-Figur auf Rollen

Sollte die Partei an Trump festhalten, „werden wir die Wahlen in 2022 (Halbzeitwahlen) und 2024 (Präsidentschaftswahlen) verlieren“, prognostiziert Senator Bill Cassidy aus Louisiana, der für das Impeachment des Präsidenten gestimmt hat.

Am Sonntag ließen die TeilnehmerInnen der CPAC Trump als „Präsident“ hochleben, bewunderten eine goldene Trump-Figur auf Rollen, trugen große Bilder des Ex-Präsidenten auf T-Shirts und skandierten „You Won“ (Du hast gewonnen).

Aber eine Umfrage bei der Konferenz ergab, dass selbst in ihrem Kreis nur 55 Prozent der TeilnehmerInnen eine erneute Präsidentschaftskandidatur von Trump unterstützen. Die übrigen 45 Prozent CPAC-TeilnehmerInnen verteilen ihre Sympathien auf verschiedene TrumpistInnen der jüngeren Generation – darunter den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis und die Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem.

Unterdessen versucht der weniger radikale Flügel der Republikanischen Partei, das Kapitel Trump komplett hinter sich zu lassen und beim nächsten Mal wieder traditionellere Konservative ins Rennen zu schicken.

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16 Kommentare

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  • 2G
    29449 (Profil gelöscht)

    Wenn dieser "Etwas" es wirklich so aggressiv gemeint hätte mit dem Wohlergehen seiner Mitbürger dann hätte es nicht so viele Tote in Amerika sein müssen - das was ihn zum Kaufen der Impfstoffe motiviert hat war billigstes Kalkül um seine Macht zu erhalten und seine Chancen zu steigern wiedergewählt zu werden - darin ist er wirklich aggressiv.

    Jedoch scheint es in dieser Partei der Herrenmenschen nicht sonderlich zu stören.



    Und ist es nicht erstaunlich, daß selbst in diesem Kreis der "Schwachmaten" wiederum fast die Hälfte der Anwesenden zu feige sind das Maul aufzumachen ?



    Das, was hier repräsentiert wird ist in meinen Augen aggressive Blödheit um jeden Preis.

  • Unbelehrbar!

  • Trump war nie und ist auch heute nicht der Kern des Problems. Er ist nur Derjenige, der genug Geld und Einfluss hatte, sich zum Obertroll einer globalen, rechtspopulistischen Trollkultur machen, die auf dem Nährboden der Ängste einer globalisierten, neoliberalen und krisengeschüttelten Welt gewachsen ist.

    Und bis heute haben die Redaktionen der Welt den einfach Satz "Don't feed the troll" nicht kapiert.

  • "Wenige Tage nachdem die 500.000. Person in den USA an dem Coronavirus gestorben ist, nimmt Trump für sich den Verdienst für die gegenwärtige Impfkampagne in den USA in Anspruch."

    Das ist zwar angesichts der vielen Toten dreist, aber Biden impft tatsächlich mit den Impfstoffen, die Trump aggressiv gekauft hat.

  • aus den usa ist man so einiges gewohnt ...

    z.b. kitsch.

    für kitsch haben viele amerikaner ein großes herz.

    frag' mich nicht, warum ?

    und der hang zum kitschigen gipfelt nicht in einer gold-statue.



    eher in der hochverehrung eines entlarvten täuschers.

  • ... Eine neue Kandidatur nach einer Niederlage ist noch nicht dagewesen...."

    - Falsch! Grover Cleveland POTUS Nr. 22 und 24.

    de.wikipedia.org/wiki/Grover_Cleveland

  • > Eine neue Kandidatur nach einer Niederlage ist noch nicht dagewesen.



    Das ist falsch und stellt auf peinliche Weise die Oberflächlichkeit der Recherche bloß. Grover Cleveland war der 22 und der 24 Präsident der USA, nachdem er dazwischen eine Wahl verloren hatte und Benjamin Harrison 23. Präsident wurde.



     

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • "Im Felde unbesiegt..." aber von den eigenen Leuten gemeuchelt. So ging schon einmal eine Erzählung. Sie zu wiederholen ändert nichts daran, dass Trump die Wahl verloren ging. Weil man das nicht einsehen will strickt man sich halt eine Dolchstoßlegende. Im Zweifelsfall war halt die Demokratie schuld, die den Wählern die Möglichkeit eröffnete ihn abzuwählen.

  • Wozu soll er denn auch eine neue Partei gründen? Offensichtlich hat er ja schon eine.



    Die, ihm zur Wiederwahl fehlenden Stimmen wird es wahrscheinlich unter den 500.000 Corona-Toten finden. Also unter der Erde. Für diesen Wählerverlust ist er durch sein Leugnen der Pandemie selbst verantwortlich.



    Und dann bin ich sehr gespannt, wie er seine Wahlkampagne 2024 aus dem Knast organisieren will.

  • Ich kann diesen Mann nicht mehr sehen und hören. Von den Medien wünsche ich mir, dass sie ihn mit absoluter Nichtbeachtung bestrafen. Aber noch unerträglicher fast finde ich dieses primitiv grölende, weit bildungsferne Wahlvolk. Gibt es denn keine verantwortlichen Ärzte mehr, die veranlassen, ihn wegen zwanghaften Lügens, was ja auch in den USA als ein psychologisch anerkanntes Krankheitsbild ist, einfach wegsperren zu lassen. Denn mit moralischer Schwäche hat das weniger zu tun als mit einer massiven psychischen Störung. Bei 70 Millionen Wählern - mehrheitlich für Evangelikale und Kreatonisten - bräuchte es allerdings eine flächendeckende Behandlung.

    • @Struppo:

      Was wurde Trump in diversen Kommentarspalten nicht schon alles an psychiatrischen Diagnosen gestellt. Aber selbst wenn die eine oder andere davon von fachlicher Seit bestätigt werden sollte, wäre das letztlich unerheblich weil das Vorliegen einer psychischen Störung allein noch längst kein ausreichender Grund ist gewählte Amtsträger abzusetzen oder die Betroffenen "einfach wegsperren zu lassen". Die Methode aber politische Gegner als geistig gestört ("Crazy Nancy" Pelosi) zu diffamieren und zu fordern sie wegzusperren ("Lock her up!" Clinton) unterscheidet sich keinen Deut von den Praktiken des Trump-Lagers.

      • @Ingo Bernable:

        Ich glaube, Sie haben noch nicht begriffen, daß diese Person tatsächlich psychisch krank ist, und nie Präsident dieses Staatenbundes hätte werden dürfen. Was jeder erfahrene Personalchef nach dem Vorstellungsgespräch gewusst hätte, ist in der Konstitution der USA leider nicht vorgesehen, Tests der simpelsten Art. Es ist eine makabre Situation, daß Leute ohne jede weitere Legitimation, als den Hurra-Schreien ihrer Anhänger zu Führern von Nationen werden können.



        Der Abschreckungswert von Hitler verblasst leider im Laufe der Zeit. Ein paar Generationen, und die Chose geht von vorn los. Jemand zu polemischen Zwecken psychische Inkompetenz vorzuwerfen, oder vor dem real deal zu stehen, ist etwas ganz anderes.



        Wer sich damit beschäftigt hat, weiss, wieviele vermeintlich hochintelligente Meinungsmacher aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Hitler noch die Stange hielten, als der längst zum Massenmörder wurde.



        Man kann Herrn Trump direkt für Tausende von Toten verantwortlich machen, als er in der Explosion der Pandemie völlig gewissenlos, oder, was noch schlimmer ist, dumm, dieselbe lächerlich machte, und verniedlichte. Keiner macht ihn dafür mit Konsequenz verantwortlich. Warum? Nur weil jemand nicht begriffen hat, was er tut, kann man nicht darüber hinwegsehen?



        Vor einer debilen Person, die zum Mörder wurde, muss man die Gesellschaft schützen?

      • @Ingo Bernable:

        Nun ja, der zweite Teil meines Kommentars sollte ja auch einen satirisch-ironischen Touch haben.

    • @Struppo:

      Traurigerweise ist Trump die logische Konsequenz von Entwicklungen innerhalb der GOP, die schon vor 60 Jahren begonnen hat. Das Narrativ des Trumps der daherkommt und eine respektable Partei korrumpiert ist definitiv falsch. Wenn man sich mal anschaut was für einen Einfluss Organisationen wie die John Birch Society schon in den 60ern hatten (ich sage nur Goldwater) kommt man nicht drum herum ein viel tiefgreifenderes Problem zu sehen. In den 80ern war es auch schon nicht ungewöhnlich auf die ganzen Einwanderer, die mehrheitlich für die Demokraten stimmen, zu verweisen um Wahlniederlagen als illegitim zu branmarken ("die öffnen die Grenzen damit die dann für sie stimmen"). Spätestens in den 90ern - aber wahrscheinlich schon früher - war es auch schon nicht ungewöhnlich zu behaupten es hätten illegale Einwanderer gewählt.



      Trump hat zu einem Bruch innerhalb der GOP geführt, das bezeichnende ist aber weniger der Bruch an sich, sondern entlang welcher Linie dieser erfolgt ist. Er ist nämlich nicht entlang ideologischer Verwerfungen innerhalb der Partei erfolgt - wobei es wahr ist, dass die Moderaten sich tendenziell auf der Anti-Trump Seite befinden - sondern ist hauptsächlich durch die persönliche Haltung zu Trumps gebaren geprägt.



      Es gibt große Gruppen innerhalb der GOP, die inhaltlich mehr oder minder auf Trump Linie sind, aber ihn extrem verachten und umgekehrt auch Leute, die sich absolut nicht mit seinen Inhalten identifizieren können, aber extrem treu zu ihm stehen.



      Letztlich ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass ein Narzist persönliche Differenzen höher gewichtet als inhaltliche Fragen.



      Wobei Trump sowieso von Anfang an mehr auf Symbolpolitik gesetzt hat und sich inzwischen inhaltlich kaum noch von der GOP Orthodoxie abgrenzt...

      • 8G
        82286 (Profil gelöscht)
        @Huege:

        "Es gibt große Gruppen innerhalb der GOP, die inhaltlich mehr oder minder auf Trump Linie sind, aber ihn extrem verachten und umgekehrt auch Leute, die sich absolut nicht mit seinen Inhalten identifizieren können, aber extrem treu zu ihm stehen".



        Und wo sind jetzt die Guten?

  • Liebe taz, wäre es nicht an der Zeit dem Thema Trump weniger Beachtung zu schenken?



    Wirklich neues gibt es ja nicht zu berichten.