Treffen der Jungen Union: Wieder mal Stress mit den Kleinen

Die Junge Union will, dass die CDU-Mitglieder entscheiden, wer KanzlerkandidatIn wird. Das Vorhaben richtet sich gegen AKK.

Zwei junge Männer laufen durch einen Saal, sie bekommen Beifall von links und rechts

Sympathieträger? Tilman Kuban (rechts), der Bundesvorsitzende der Jungen Union Foto: imago images

BERLIN taz | „Von der SPD lernen heißt siegen lernen.“ So spottet auf Twitter der altgediente CDUler Axel Wallrabenstein über den Vorschlag des Parteinachwuchses, den oder die nächste Kanzlerkandidatin durch die Basis per Urwahl bestimmen zu lassen. Wallrabenstein weiß, wovon er spricht. Der 55 Jahre alte PR-Profi war von 1990 bis 1994 selbst Bundesgeschäftsführer der Jungen Union, sein Vorsitzender hieß seinerzeit Hermann Gröhe.

Mittlerweile, im Jahr 2019, heißt der Vorsitzende der Jungen Union Tilman Kuban. Kurz vor dem Treffen des Parteinachwuchses am kommenden Wochenende in Saarbrücken sorgt der 32-Jährige für öffentlich geführte Diskussionen in der CDU. So ist es die gute Sitte vor jedem Deutschlandtag; da steht Kuban in einer langen Tradition. Nach der Flüchtlingskrise 2015 sorgte sein Amtsvorgänger Paul Ziemiak für jede Menge Geraune, ob die 100.000 Mitglieder starke Nachwuchsorganisation von CDU und CSU 2017 für Angela Merkel in den Bundestagswahlkampf ziehen würde.

Und 2018 ließ Ziemiak den Deutschlandtag in Kiel darüber abstimmen, ob es für KanzlerInnen eine Amtszeitbegrenzung geben solle. Das Votum der Delegierten: Ja. Angela Merkel konterte mit einem Hinweis auf juristische Grundsatzfragen zum freien Mandat und sagte: „Das gibt schöne Promotionsthemen, ich wünsche viel Spaß.“

Paul Ziemiak ist heute CDU-Generalsekretär und Angela Merkel nicht mehr die Parteivorsitzende. Und so bringt die Junge Union diesmal Annegret Kramp-Karrenbauer auf Trab. Die Junge Union will in Saarbrücken über einen Antrag abstimmen, der den Mitgliedern die Entscheidung über den oder die nächste KanzlerkandidatIn überlassen soll. Die Kandidatur laufe nicht automatisch auf CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hinaus, hat JU-Chef Tilman Kuban der ARD gesagt. „Wir haben viele gute Köpfe.“

Viele gute Köpfe? Na ja

Von „viele“ kann bei genauerem Hinsehen kaum die Rede sein. Friedrich Merz hält sich seit seiner Niederlage beim Hamburger Parteitag im Dezember trotz gegebener Zusage aus den Niederungen der täglichen Parteiarbeit heraus und raunt lieber in Interviews gegen Merkel, Greta Thunberg oder das Klimapaket der von seiner CDU geführten Bundesregierung. Sein Mitbewerber Jens Spahn sorgt hingegen als Gesundheitsminister für jede Menge betriebsame Berichterstattung. Und in Düsseldorf sitzt mit Ministerpräsident Armin Laschet gleich der dritte Nordrhein-Westfale in den Startlöchern.

Die strategisch günstigste Ausgangsposition für die Kanzlerkandidatur hat sich hingegen die Saarländerin Kramp-Karrenbauer geschaffen, als sie im Juli ins Bundesverteidigungsministerium gewechselt ist. Dennoch steht sie dauerhaft in der Kritik, ihre Beliebtheitswerte sind im Keller. Und das, obwohl sich Kramp-Karrenbauer im zurückliegenden Sommer keine Schnitzer mehr geleistet hat. Bei den Jungs von der Jungen Union ist sie gleichwohl denkbar unbeliebt.

Bekommt der Antrag auf Urwahl beim JU-Treffen eine Mehrheit, landet er satzungsgemäß beim CDU-Parteitag im November. Dort, in der Leipziger Messe, könnte die Angelegenheit eine für Kramp-Karrenbauer, aber auch für ihre Partei destruktive Dynamik gewinnen.

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