piwik no script img

Tarifkonflikt bei der BahnEVG droht mit langen Streiks

Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn ist keine Einigung in Sicht. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft droht nun, den Bahnverkehr „wochenlang“ lahmzulegen.

Ein paar Stellwerke bestreiken und alles steht still, so überlegt es die Gewerkschaft Foto: Thomas Banneyer/picture alliance/dpa

Berlin dpa | Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn Warnstreiks über mehrere Tage angedroht. „Wir könnten die Bahn wochenlang lahmlegen“, sagte Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay der Süddeutschen Zeitung. Zwei Warnstreiks hätten eigentlich reichen müssen, um ein verhandlungsfähiges Lohnangebot von der Deutschen Bahn zu bekommen. „Aber die Bahn ist offenbar nicht an ernsthaften Verhandlungen interessiert“, sagte Ingenschay, die mit Kristian Loroch für die Gewerkschaft die Verhandlungen führt.

Die nächsten Warnstreiks werden laut Ingenschay länger dauern. „Die Auswirkungen müssen offenbar massiver sein, damit es dem Arbeitgeber wehtut.“ Denkbar sei, dass die EVG nacheinander in unterschiedlichen Regionen Aktionen starte. Oder dass Zugbegleiter und andere Berufsgruppen im Wechsel streiken. Das seien aber alles noch Denkmodelle. „Das System der Bahn ist so fragil, wenn wir da ein paar Stellwerke rausnehmen, dann bricht alles zusammen. Die neuen Streiks könnten sich mehrere Tage auswirken“, sagte Ingenschay.

Die Deutsche Bahn hatte die Gespräche der dritten Verhandlungsrunde vergangenen Mittwoch für beendet erklärt. Grund sei die Weigerung der Gewerkschaft, über das neue Angebot der Bahn für rund 180.000 Beschäftigte zu verhandeln, hatte der bundeseigene Konzern mitgeteilt. Es sah neben einem steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2.850 Euro eine stufenweise Erhöhung ab März des kommenden Jahres von insgesamt 10 Prozent für die unteren und mittleren sowie 8 Prozent für die oberen Lohngruppen vor.

Die Gewerkschaft lehnte das Angebot als nicht verhandlungsfähig ab. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat oder 12 Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von einem Jahr. Der nächste Verhandlungstermin bei der Bahn ist für Ende Mai angesetzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • Interessant finde ich, dass die Deutsche Bahn letzthin, im Gegensatz zu den Streiks der GdL, nicht einmal im Ansatz versuchte, den Betrieb aufrecht zu erhalten, sondern in vorauseilendem Gehorsam den Betrieb einstellte.

    Was ist da für DB und EVG zu holen?

    Meines Erachtens muss die Lieblingsgewerkschaft der DB aktuell Härte zeigen, um die GDL weiter zu schwächen. Was im Endergebnis auch im Sinne von DB und Politik ist, denen die GDL zu oft die Stirn geboten hat. Union Busting über Bande.

    Die EVG ist gegen die Aufspaltung der DB, vorgeblich, um das System Bahn zu schützen. Meiner Meinung nach geht es da aber weniger um die Bahn als Verkehrsträger, sondern um die Bahn als Pfründe. Ich sehe die, trotz der Show auf Kosten der Fahrgäste (und des Verkehrsträgers Bahn), weiterhin eher als Verbündete.

    Der aktiven Zerstörung des Verkehrsträgers Bahns durch das Handeln der Vorstände (und der Politik) hat die EVG aber seit ewig nichts hörbares entgegengesetzt. Zumindest wurde die Vorstandslinie im Aufsichtsrat am Ende immer abgenickt. Die Personalie Norbert Hansen warf darauf ja ein besonders grelles Schlaglicht, das aber schnell vergessen wurde.

    Ich war in den letzten Tagen auf Schienen in der Schweiz, Österreich und Italien unterwegs. Nirgends sind Bahn Liegenschaften so verwahrlost und schmutzig wie in Deutschland. Das ist nicht nur ein symbolischer Unterschied, das hat alles Sinn und Zweck.

    • @Helmut Fuchs:

      Die EVG soll die GDL schwächen? Das war wohl die Politik mit dem verbrecherischen Tarifeinheitsgesetz. Nachdem die GDL nun ihre Tore für alle Beschäftigte geöffnet hat, laufen der EVG scharenweise Mitglieder davon. Und das ist auch gut so. Notwendige Reformen sind ausschließlich der GDL zuzutrauen.

      • @AndyO:

        Ja.

        Die EVG macht gerade einen auf Machtdemonstration, damit sie ihren Vertretungsanspruch nach dem verbrecherischen Tarifeinheitsgesetz aufrecht erhalten und vielleicht vergrößern kann.

        Und wenn die Streiks dann laufen, kann die Politik weiter die Regeln für Streiks verschärfen. Öffentliche Meinung ist ja schon jetzt dafür.

        Am Ende stehen beschnittene Gewerkschaften. Die EVG mit Vertretungsanspruch und Arbeitgebernähe. Die GDL ausgebootet. Win-win.

        Dass die GDL die einzige verbliebene Bahngewerkschaft ist, die den Verkehrsträger Bahn zukunftsfähig sehen möchte, ist richtig.

  • Na dann sollen sie mal machen. Ich merke dank Home-Office von derlei Behinderungen sowieso nichts mehr...nach 19 Jahren ÖPNV-Dauerpendelei ein echter Luxus.

  • Tja, kleine und mittler Beamte hat man mit der Privatisierung die Beschäftigungsmöglichkeiten genommen. Nun bereichern sich Manager in den Bahnetagen mit den Gehaltseinsparungen die Sie ihren Beschäftigten abpressen. 2022 gab es eine Nullrunde. Stück für Stück werden die Beschäftigten zu Niedriglöhnern transformiert. Die EinkommensVerhinderungsGewerkschaft, entstanden aus Transnet, der arbeitgeberfreundlichsten Gewerkschaft Deutschlands grinst dazu...

  • Juhu 🙌



    Jeder kann im Internet nach den Tarifverträgen



    gucken. Guckt euch doch mal an was DB Service,



    DB Sicherheit, DB Fahrwegdienste Mitarbeiter so verdienen. Ich glaube, denn würdet ihr euch



    wundern und hättet Verständnis.



    Es geht hier nicht um die Obrigkeiten 😜

  • Bitte einigt euch. Ich brauche die Bahn.

  • Vielleicht wäre es eine gute Gelegenheit, die Bahn wie wir sie kennen abzuwickeln.

    Wenn ich verläßlich irgendwo ankommen will, nehme ich schon länger nicht mehr die Bahn.

    Zu langsam, zu teuer, und dann verliert man am Ende immer noch mindestens 30 - 60 Minuten weil man den letzten Anschluss nach Hause verpasst.

    Vielleicht sollte man lieber schauen, die LKW von den Straßen zu bekommen und fertig.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Irgendwo ist dann doch etwas fraglich, ob die Bahn das Verkehrsmittel der Zukunft ist, wenn ein paar Funktionäre darüber entscheiden können, ob das ganze Land still steht. Menschen, die darauf angewiesen sind, zuverlässig jederzeit ein Verkehrsmittel zur Verfügung zu haben, werden jedenfalls nicht ohne weiteres auf ein Auto verzichten. Und günstiger wird das Bahn fahren bei solchen Forderungen auch nicht gerade.

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Leute wie Sie sind dem Mär von "günstiger durch Privatisierung" aufgesessen und wollen sich nun beschweren. Das ist nur traurig. Die Engländer haben Teile ihrer Bahn zurückverstaatlicht weil privat so "gut" lief...

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Nun ja, erstens können „ein Paar Funktionäre“ wenn es drauf ankommt genauso gut auch das Straßennetz lahmlegen und zweitens würden wir uns nicht in dieser Lage befinden, wenn man angemessene Gehälter auszahlen würde. Die Angebote der Deutschen Bahn sind eine Frechheit. Darüber hinaus ist eine Verkehrwende und eine damit einhergehende Vergünstigung des Bahnfahrens erst in Sicht sobald die Deutsche Bahn und sämtliche Eisenbahnbetriebe in Deutschland wieder verstaatlicht sind. Solange hier der Fokus auf Profit liegt kommen wir nicht weiter. Die Gehälter sind nicht das Problem.

      • @Nrump:

        Die Gehälter der Beschäftigten sind der Spielball des Managements. Je geringer die Erhöhung desto höher die Boni des Managements. Ist halt die Frage wie weit man das Treiben kann, bis das Kartenhaus in sich zusammenfällt. Heute nimmt die Bahn jeden, wenn er keine Drogen-/Suchtprobleme hat. Die dortigen Arbeitsbedingungen passen nämlich nicht zu den gezahlten Gehältern.

  • Aha. Die EVG muss ja prall gefüllte Mitgliederkonten haben, wenn sie derart viel Steikgeld bezahlen kann. Denn ich denke mal nicht, dass die streikenden Angestellten wochenlang auf ihren Lohn verzichten würden (und auch könnten).

    • @Mopsfidel:

      Einen wunderschönen.



      Nein, leider gibt es kein Streikgeld bei Warnstreiks.



      Wir Mitarbeiter verzichten tatsächlich und gerne.



      Ich bin einer aus den unteren Gehaltsklassen.



      10%mehr Lohn bedeutet bei uns ca 200€ im Monat.



      Und jetzt errechne dir bitte den Mindestlohn.



      Vielen Dank 😊

    • @Mopsfidel:

      Dafür sind Gewerkschaften nun mal da.