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TV-Duell Biden gegen TrumpDie Letzten ihrer Art

Gastkommentar von Jagoda Marinić

Die US-Präsidialdebatte ist geradezu symbolisch für die alternden westlichen Demokratien. Sie wissen sich schon viel zu lange nicht mehr zu erneuern.

Es war kein Vergnügen: TV-Duell spiegelt sich in Brille Foto: Jeremy Hogan/Zuma Press/imago

D ie Präsidialdebatte 2020 zwischen Donald Trump und Joe Biden war der Anfang vom Ende des Patriarchats. Es ist höchste Zeit für westliche Demokratien, sich nicht mehr an den gealterten Patriarchen festzuklammern, sondern Wege aus der Erstarrung zu suchen.

Biden und Trump repräsentieren mit ihren Worten, Gesten und Geisteshaltungen all das, was nicht mehr in die Zukunft gerettet werden sollte: überkommene Vorstellungen von Stärke, Dominanz und Macht, die krasse Unfähigkeit zum Dialog bei gleichzeitig messianischem Selbstbewusstsein. Auch der Moderator Chris Wallace gehört derselben Generation an: Als Trump die neofaschistische Organisation „Proud Boys“ nicht verurteilt, fragt Wallace nicht nach und offenbart so, wie wenig er dem Wahnsinn, der sich vor ihm abspielt, etwas entgegenzusetzen hat.

Nichts an diesem Schaukampf ist überraschend oder erschreckend. Die Debatte ist geradezu symbolisch für die alternden westlichen Demokratien, die sich schon viel zu lange nicht mehr zu erneuern wissen. Trump und Biden stehen nicht nur für sich. Sie stehen auch für große Teile der Bevölkerung, die nicht von den Bildern ihrer Vergangenheit lassen können. Die etablierte, doch im Denken wesentlich jüngere Elizabeth Warren war der demokratischen Wählerschaft nicht zumutbar, was zeigt: Nicht nur Trumps Wählerschaft ist ein Problem. Warren hätte nicht weiterregiert wie eine alte Patriarchin, wie etwa Hillary Clinton. Warren war mit klugen und innovativen Ideen in den Vorwahlkampf gezogen. Doch Innovation scheint den westlichen Demokratien derzeit nicht zumutbar. Das gilt auch für Deutschland.

Die Ältesten können sich nicht länger als Gestalter unserer Zukunft aufspielen; sie hatten ihre schon. Doch viele Jüngere verstehen zwar Inhalte, wollen aber von Macht nichts wissen. Aktivismus ist kein Ersatz für Teilhabe am politischen System. Wie konnten die Jüngeren zulassen, dass da zwei im Kopf so träge alte Männer stehen und nach dem mächtigsten Amt der Welt streben? Wie wäre es, wenn diese TV-Debatte die letzte ihrer Art wäre?

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17 Kommentare

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  • „Die Präsidialdebatte 2020 zwischen Donald Trump und Joe Biden war der Anfang vom Ende des Patriarchats.“

    Leider nein. Das ist nur purer Zweckoptimismus auf allen Seiten, der an der Wirklichkeit gezielt vorbeigeht.

  • Jeder zweite Satz in dem Kommentar handelt von "alt" oder "jung". Vom Geraune was alt bedeutet und den Supervorteilen der Jugend.

    Bisschen arg langweilig der Ansatz.

  • Dass die westlichen Demokratien ausgedient haben, sollte man nicht an dem herunter gekommenen Wahlkampf in den USA festmachen und erst recht nicht daran, dass ältere Menschen wesentlichen politischen Einfluss haben. Auch die Jüngeren reihen sich nahtlos ein in das alte, überholte System einer Demokratie, die von Mitbestimmung der Bevölkerung wenig hält.



    Wir leben im 21. Jahrhundert und schließen die Bevölkerung kategorisch von Mitbestimmung aus. Wer denkt, dass die Weiterentwicklung eines längst renovierungsbedürftigen Demokratiemodells einfach dadurch erledigt wäre, wenn nur jüngere Menschen mehr Einfluss hätten, hat wahrscheinlich wirklich keine Vorstellung von echter demokratischer Mit- und Selbstbestimmung.

    Wer die Frage der Demokratie vom Alter der PolitikerInnen abhängig macht, und nicht von wichtigen Fragen, inwiefern Lobbyisten, NGOs usw. nicht schon längst die Mächtigen in ihrem Sinne beeinflussen und sich nicht mit der Frage beschäftigt, wieso Ungerechtigkeiten oder Rechtlosigkeiten nicht auf der Tagesordnung der PolitikerInnen steht, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, zumindest denkfaul zu sein.



    Ich beobachte mit Sorge die Entwicklung, dass unser Demokratiemodell zunehmend zu einem Selbstbedienungsladen für BerufspolitikerInnen und Parteien mit ihren Stiftungen und angeschlossenen ThinkTanks verkommt. Wo kommt das den Menschen zugute?

  • Anhand eines Arguments, dass Warren innovative Ideen gebracht hätte, an dem einen Ereignis der Präsidentenwahl, mit dem Verweis das die ältere Generation nicht Dialogfähig ist,... abzuleiten, dass die westlichen Demokratien stagnieren muss man sich als Autorin trauen. Hut ab.

    Sicherlich ein Zeichen breiter und Konsequenter Dialogfähigkeit 🧐

  • Unter den vielen Verallgemeinerungen, die solche Kommentare doch sehr fragwürdig erscheinen lassen, ragt ein Satz besonders heraus:



    "Sie stehen auch für große Teile der Bevölkerung,..:"



    Prinzipiell scheint der zu stimmen. Daraus dann aber abzuleiten, dass man alles ändern und erneuern muss, braucht dann die klare Ansage, dass man von Demokratie nicht viel hält.

    • @fly:

      Gut angemerkt FLY. Der Kommentar v. Fr Marinic entspricht im Diktus genau der Präsidentendebatte. Wenn ihr Buch SHEROES ähnlich gestrickt ist... Das hatten wir als Polarisierung in Teilen der Frauenbewegung der 80er schon Schade. Schönen Tag trotzdem.

    • @fly:

      Wenn man eine "Demokratie" ablehnt, in der Fans des Nationalsozialismus und seiner Menschheitsverbrechen unverhohlen und weitgehend ungehindert ihrer Zerstörungsarbeit nachgehen können, ist das nur gut und richtig, wenn man nicht die Geschichte des 20. Jahrhunderts zu fake news erklären will.

      Schauen Sie doch bitte in ein Geschichtsbuch. Die Nazis sind nur deshalb an die Macht gekommen, weil eine wehrlose Demokratie sich ohne hinreichenden Widerstand zu leisten für ihre Zwecke umkrempeln konnten. Die Reichstagswahlen bis 1933 waren allesamt demokratisch "sauberer" als die US-Präsidentenwahl 2000.

      Viele vergessen das, aber die bürgerlich-liberale Demokratie mit ihrer falschen Äquivalenz von linken Streikenden und rechten Terrorhorden, mit ihrer moralischen Gleichwertigkeit von Menschen und Unmenschen, ist ursächlich schuld am widerlichsten Terrorregime, das die Menschheit je hervorgebracht hat. Diese Form von "Demokratie" hat den Nazis Tür und Tor geöffnet.

      Diese Form der "Demokratie" ist nicht demokratisch genug. Sie ist voraussehbar unfähig und/oder unwillig, die Interessen der wehrlosesten Bürger*innen gegen organisierte, auf Mord und Totschlag erpichte Menschenfeindlichkeit zu schützen.



      Also weg damit, und Ersetzen durch etwas Neues und Demokratischeres, bevor es wieder einmal zu spät ist!

      • @Ajuga:

        "Schauen Sie doch bitte in ein Geschichtsbuch."

        Vergleichen Sie doch bitte auch das Heute mit der Geschichte. Nd unterschlagen Sie bitte nicht einen großen Teil der Wahrheit.

        Die Weimarer Demokratie ging ein weil Parteien, die zusammen fast 50% der Wählerschaft erreichten (NSDAP und KPD) die von ihnen so verächtlich beschriebene "bürgerlich-liberale" Demokratie nicht wollten und bekämpften.

        Die Linkspartei ist nicht die KPD sondern eine sozialdemokratische Partei, die fest auf dem Boden des GG steht. Und auch die faschistische AfD ist nicht in dem Grad eine faschistische Partei, wie die NSDAP eine war.

        Kurz: Weder ihre "Alternativen" zur liberalen Demokratie noch faschistische werden noch jemals eine Chance haben gegen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung in DE die Demokratie abzuschaffen.

        • @Rudolf Fissner:

          Sie missverstehen mich. Mir ist diese Demokratie in der Praxis nicht demokratisch genug. Die FDGO ist nicht schlecht, das Beste was Deutschland je hatte, das GG 1-20 bedürfen vmtl keiner großen Änderung, aber es sind mehr und mehr hehre leere Worte geworden. H4, PolGes, PartGes, Umwelt- und Konzernhaftungsrecht etc sprechen eine andere Sprache als das GG. Oder auch so "Kleinkram" wie die juristische Gebührenordnung. Recht haben vs Recht bekommen ist eine pekuniäre Frage, und zunehmend eine von was für einen Fascho man da unter dem Talar sitzen hat.



          Und ich habe keine "Alternative". Das kann ich nicht entscheiden. Ich würde gern sehen, dass das "Volk" über eine redet, eine freiere und demokratischere, bis die Klimakrise einen Systemwechsel erzwingt, der chaotisch und im freien Fall in eine Art globale Somaliaisierung erfolgt.

  • Warren war eine Zeit lang die Favoritin auf die Nominierung. Sie hat ihre Kandidatur aber mit einer Präzision gegen die Wand gefahren, die einen mangelnden politischen Instinkt nahelegen. Obwohl sie in ihrer Zeit als Senatorin große Konflikte mit Biden hatte, empfand sie es anscheinend als politisch opportun Sanders in den Debatten zu attackieren. Als ihre Chancen auf eine Nominierung bei geschätzten 0,01 % lagen ist sie im Gegensatz zu Butigieg und Klobouchar nicht vor Super Tuesday ausgestiegen. Vermutlich ist dies bei denen auch nur mit der Aussicht auf Posten, der Zusicherung von Unterstützung des Parteiapparates bei einer zukünftigen Kandidatur und gutem Zureden von Obama geschehen. Sanders konnte das halt nicht bieten. Es gibt nicht wenige, die der Meinung waren Warren würde versuchen möglichst viele Delegierte zu sammeln um sich für den Posten als Vize Präsidentin interessanter zu machen. Dadurch ist sie für mich politisch tot. Sie ist selbst in Massachussetts nicht sooo beliebt (nur +10 % Approval Rating, vgl mit Sanders +36) und das aus gutem Grund. Weil sie die Strategie der Demokraten, irgendwelchen symbolpolitischen Unsinn in den Vordergrund zu stellen (Gendergerechte Sprache, Quoten für Frauen und Afroamerikaner, etc) anstatt eine Klassenbezogene Analyse ihrer Politik zugrunde zu legen (die Gender und PoC natürlich einschließt). Wer wissen will was für ein fürchterliches Gespür Warren hat, sollte sich an ihre Reaktion auf die "Pocahontas" Beleidigung Trumps erinnern oder ihren bescheuerten plan erst eine Public Option durchzusetzen und erst später M4A sofern die Wähler dies wollen, wer das ernst nimmt glaubt auch noch an das Christkind. Für jemanden der ein bisschen an den Stellschrauben drehen will ist sie die perfekte Kandidatin. Für alle anderen, die begriffen haben, dass ein paar Justierungen nicht mehr ausreichend sind, ist sie einfach nicht mehr tragbar. Ayanna Pressley 2024 for US Senate! (wobei die mir auch noch zu weichgespült ist)

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Ein waghalsiger Schluss von den VOR-WAHL-ERGEBNISSEN (der jeweiligen Partei) der US-Bürger, die ohnehin nur zu max. 60% zu Wahl gehen, auf die westlichen Demokratien zu schließen.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Ganz schli(e)ter Kommentar.



    Die Besten der jungen Generation müssten sich für solch schwierige Aufgaben, wie die Führung eines Staates, auch zur Verfügung stellen, und nicht nur in irgendwelchen dubiosen Beraterfirmen, an der Wall Street oder mit Dezi-Sekunden-Gezocke am Dax die schnelle Kohle zu machen.



    Alt gegen Jung. So ein Quatsch.



    Ein Vorstellung davon, wie die Gesellschaft (nicht der Geldbeutel) aussehen soll, Authenzität - Bescheidenheit Klugheit - Empathie - Teamfähigkeit und natürlich ein gerüttelt Maß an Durchsetzungsfähigkeit. Den Begriff Charisma vermeide ich jetzt bewußt.



    Welche dieser Kriterien erfüllen nun, so als Beispielsfrage, die jungen Machthaber*innen(ist ein Scherz) in SaudiArabien.



    OK. Zu weit weg. Anderer Kulturkreis.



    Aber wie sieht es aus in Österreich?



    Wie sieht es aus in Ungarn?



    Da sind auch junge Männer am Schrauben drehen.



    Und ganz sicher nicht in der Meinung der Kommentatorin.

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @82286 (Profil gelöscht):

      komm' jetzt daher wie die alt Fastnacht.



      Es sollte natürlich heißen schlicht bzw. schlecht...



      Nochmal geleesen, tendiert ich eher zu "schlicht".

  • Soso - in "alternden Demokratien" sollen irgendwie die Jungen "Wege aus der Erstarrung suchen".



    Kann man das auch inhaltlicher sagen? Was soll das bedeuten für US? Was für die BRD?



    Ich meine, man sollte festhalten:



    Dysfunktionale Demokratien sind kein Generationsproblem!

  • Genau so sieht das!

    Leider ist eine Erneuerung von Jung nach Alt nicht machbar und die Hoffnung habe ich nicht. Alle jungen Leute die ich so auf die Thematik anspreche sind nach kurzer Zeit im Beruf genau so eingenordet von den älteren Kollegen und der Firmenagenda, dass sie keinesfalls am Umfeld was ändern, sondern ohne Machtanspruch und somit Veränderungsansoption ihr Glück außerhalb ihres Jobs und somit außerhalb des relevanten Systems suchen und finden.



    Ich sehe die Chance eher durch horizontale Erneuerung, also von Firmen die andere Leitungsmöglichkeiten und somit Gestaltungsöglichkeiten zulassen und die dann durch den eigenen Erfolg andere Firmen und deren Betonstruktur "knacken".



    Was ich hier über Firmen geschrieben habe gilt auch für die anderen Bereiche des Staates, also Verwaltung, Politik und Familie. Die Veränderungswahrscheinlichkeit / - geschwindigkeit sehe ich am in folgender Reihenfolge:



    Familie - Politik - Firmen - Verwaltung



    Schaumeral, wer wem was wie vorlebt.

  • An dieser Stelle möchte ich mal daran erinnern, dass der Hoffnungsträger der Linken bei dieser und der letzten Wahl, Bernie Sanders, genau so männlich, weiß und noch älter als Trump und Biden ist. In Wirklichkeit kranken die westlichen Demokratien doch daran, dass es in den Debatten nicht mehr um Argumente und Kompromisse geht, sondern um (konstruierte) Äußerlichkeiten wie Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Alter, sexuelle Orientierung etc. Dafür ist dieser Kommentar ein schönes Beispiel.

  • "überkommene Vorstellungen von Stärke, Dominanz und Macht, die krasse Unfähigkeit zum Dialog bei gleichzeitig messianischem Selbstbewusstsein."

    Ja, das ist nicht so schön. Abe wo ist die Alternative? Wo sind die Leute, die das anders machen und dann auch noch auf eine Art, dass viele Menschen folgen und etwas Funktionierendes dabei herauskommt?

    Ich sehe auch bei den Jungen, den anderen Weltregionen, anderen großen Gruppen oder Bewegungen eher dieselben Muster, nur dass man eben eine andere Gruppe ist und die interessanten Positionen lieber mit seinem eigenen messianischen Bewusstsein besetzen will. Das sei jedem gegönnt - aber wo ist für den Normalbürger der Unterschied?