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Subventionen für die AutomobilindustrieStaatliche Beatmungshilfe

Mit Milliardenbeträgen sollen die Autobauer wieder fit gemacht werden. Dabei zahlt der Steuerzahler jetzt schon für das Autofahren viel Geld.

Foto: Illustration:Jörg Dommel

Berlin taz | Die Ministerpräsidenten hielten sich nicht mit Kleingeld auf. Als die „Autoländer“ Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg vor dem „Autogipfel“ am 5. Mai im Kanzleramt eine „Innovationsprämie“ für den Kauf neuer Autos forderten, wünschten sie sich viel staatliche Hilfe. 4.000 Euro Prämie zusätzlich für ein E-Auto oder einen Plug-in-Hybridwagen, 3.000 Euro für einen neuen Benziner oder Diesel. Plus noch einmal 1.000 Euro, wenn ein altes Auto verschrottet wird.

Nun verhandelt die Regierung mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) bis Anfang Juni über ein „Konzeptpapier“ zu Konjunkturhilfen. Klar ist nur: Die deutsche Autoindustrie wieder auf die Straße zu bringen wird teuer für den Staat. 2019 wurden in Deutschland 3,6 Millionen Pkws neu zugelassen. Käme die „Innovationsprämie“ der Ministerpräsidenten in diesem Umfang, wären das mehr als zehn Milliarden Euro im Jahr.

Viel Geld – aber eine überschaubare Summe, wenn man sie damit vergleicht, wie viel die deutschen SteuerzahlerInnen regelmäßig und ohne große Debatte aufwenden, um das System Auto am Laufen zu halten. Jedes Jahr fließen Dutzende von Milliarden an Subventionen in den Individualverkehr – darunter direkte Zahlungen, indirekte Hilfen, Verzicht auf Einnahmen und Bußgelder, Investitionen in die Infrastruktur.

Rechnet man alle Kosten und Einnahmen gegeneinander auf, bleibt ein riesiger Minusbetrag über. „Jedes Jahr pumpen wir unter dem Strich etwa 30 Milliarden Euro in dieses System“, sagt Mobilitätsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). „Obwohl alle wissen, dass der motorisierte individuelle Verkehr so in der Zukunft nicht weitergehen kann.“

Die „externen Autokosten in der EU-27“ bezifferte eine Studie der TU Dresden schon 2012 im Auftrag der Grünen im EU-Parlament. Ergebnis: Europa steckt jedes Jahr 373 Milliarden Euro – drei Prozent des Wirtschaftsprodukts – in den Autoverkehr. In Deutschland waren das 88 Milliarden Euro. Darunter zählten die Wissenschaftler aus Dresden in ihrer Überblicksstudie die Kosten aus Unfällen, Luftverschmutzung, Klimaschäden, Lärm oder der Nutzung von Flächen. Nicht enthalten waren Straßenbau oder Staukosten, auch Stickoxid-Belastung spielte noch keine Rolle. Aber auch damals war schon klar: Jeder Europäer „externalisiert Autokosten von 750 Euro pro Jahr an andere Personen, Länder und Generationen“.

Autos schädigen die Umwelt

Für Deutschland sind die direkten Hilfen für die Autokratie gut belegt. Das Umweltbundesamt (UBA) führt regelmäßig Buch über „umweltschädliche Subventionen“. Darin finden sich mit Stand von 2019 die Vergünstigung für Diesel (7,5 Milliarden weniger Steuereinnahmen), die Entfernungspauschale (5,1 Milliarden), die Steuervorteile für Dienstwagen (3,1 Milliarden) und die Förderung von Biokraftstoffen (eine Milliarde). Die Bilanz des UBA: Allein der Bund gibt für die Umweltzerstörung durch das automobile System pro Jahr 16,7 Milliarden Euro aus.

Dazu kommen die Zahlungen für Bau und Unterhalt der Straßen. Im Bundeshaushalt 2020 hat der Verkehrsminister mehr als 9 Milliarden Euro dafür eingeplant. Aus den Ländern kommen weitere Gelder, allein das grün-schwarz regierte Baden-Württemberg gibt im laufende Jahr 1 Milliarde für die Auto-Verkehrswege aus.

Das UBA führt regelmäßig Buch über umweltschädliche Subventionen

Umwelt- und Klimaschäden aus dem Verkehr, etwa aus der Verbrennung von Ölprodukten, dem Lärm oder dem Abrieb der Reifen, werden durch Steuern und Abgaben nur teilweise ausgeglichen. So sieht etwa das (von den Grünen über den Bundesrat noch verbesserte) Klimaschutzgesetz einen CO2-Preis im Emissionshandel auch für den Verkehr vor. Er beginnt ab 2021 bei 25 Euro. Die Schäden durch eine Tonne CO2 beziffert das UBA allerdings auf gut das Siebenfache: 180 Euro. Selbst mit dem Emissionshandel bleiben also in jedem Jahr Umweltschäden in Höhe von über 15 Milliarden Euro, die nicht vom Autoverkehr, sondern von der Allgemeinheit getragen werden müssen.

Die Autolobby dagegen verweist darauf, sie zahle bereits. „Kaufprämien würden sich nach kurzer Zeit rechnen und durch sich selbst finanzieren“, verspricht VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Das entlaste den Staat durch weniger Kurzarbeit und helfe besonders auch dem Mittelstand. Die Unternehmen der Branche hätten im letzten Jahr 93 Milliarden Euro an Steuern gezahlt, sagt Müller. Das seien allerdings normale Gewinn- und Umsatzsteuern, die auch andere Branchen entrichten, entgegnen Kritiker.

Der ADAC kann auf taz-Anfrage „keine finanzielle Lücke zwischen den staatlichen Ausgaben und Einnahmen aus dem Straßenverkehr“ erkennen. „Über Energiesteuer, Kfz-Steuer und Lkw-Maut nimmt der Staat wesentlich höhere Einnahmen ein, als er für den Bau und Unterhalt der Straßen ausgibt“, erklärt der Autoclub. „Somit trägt der Straßenverkehr wesentlich zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben für die Allgemeinheit bei.“ Zu den „sogenannten externen Kosten“ bei Verkehrssicherheit und Umwelt gebe es „sehr unterschiedliche Bewertungsansätze“.

Ein Paradies für Falschparker

In der Tat. Denn der Staat gibt nicht nur viel Geld für das Auto-System, er verzichtet auch auf Einnahmen, Bußen und Strafen, um dem motorisierten Verkehr nicht im Weg zu stehen. So ist Deutschland im internationalen Vergleich ein Paradies für (Falsch-)Parker: Während wiederholtes Schwarzfahren in Bahn und Bus zu einer Straftat wird, bleibt auch häufiges Falschparken, das in unübersichtlichen Situationen Menschen gefährden kann, immer nur eine Ordnungswidrigkeit. Eine Stunde das Auto in der Innenstadt abzustellen kostet in Berlin im Schnitt 3 Euro – in London 5,70, in Amsterdam 7,50 Euro.

„Parkgebühren orientieren sich in Deutschland nicht an den tatsächlich anfallenden Kosten“, kritisiert der „Sachverständigenrat für Umweltfragen“ der Bundesregierung in seinem aktuellen Gutachten die Subvention des Autos. Um Lärm und Schadstoffe zu verringern, solle der Verkehr in Städten reduziert werden. Möglich sei das durch ein Mautsystem für Straßen und Städte und weniger Parkplätze mit höheren Gebühren.

Die Bewohnerparkausweise sind in Deutschland mit maximal 30,70 Euro unschlagbar günstig, zeigt auch die Broschüre „Umparken“ des Thinktanks Agora Verkehrswende – in Stockholm kostet das Recht, sein Auto ein Jahr lang vor der Tür abzustellen, dagegen 827 Euro. Auch bei der Nutzung des öffentlichen Straßenlandes kommen Automobilisten billig weg, zeigen die Daten: 8 Cent pro Tag für Anwohnerplätze; die gleiche Fläche für einen Stand auf dem Wochenmarkt kostet 18 Euro am Tag.

Sehr großzügig war Vater Staat auch gegenüber der Autoindustrie im größten deutschen Industrieskandal der letzten Jahrzehnte, dem Dieselbetrug. Statt saftige Strafen zu verhängen, hielten sich die Behörden zurück. 2019 zahlte VW nach Beschluss der Staatsanwaltschaft Braun­schweig 1 Milliarde Euro an das Land Niedersachsen (das 20 Prozent der Aktien von VW besitzt). Davon waren allerdings nur 5 Millionen Bußgeld und 995 Millionen „Abschöpfung von unrechtmäßigen Gewinnen“.

Gewinne von fast 30 Milliarden Euro

Dabei hätten die Behörden nach Meinung der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die durch ihre Recherchen geholfen hatte, den Dieselskandal aufzudecken, bis zu 5.000 Euro pro manipuliertem Fahrzeug bei BMW, Daimler und VW verhängen können. „Allein bei den 2,6 Millionen VW-Autos mit erwiesener Manipulation hätte das für VW 13 Mil­liarden Buße bedeutet“, sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. „Das klingt viel, aber die deutschen Autobauer haben 2019 fast 30 Milliarden Euro Gewinne gemacht.“

Von der EU-Kommission gab es für die Nachsichtigkeit mit der Autoindustrie sogar einen offiziellen Rüffel. Zusammen mit Italien, Großbritannien und Luxemburg wurde Deutschland 2018 kritisiert, weil „wirksame, verhältnismäßige und abschreckende Sanktionssysteme“ fehlten, um Hersteller vom Verstoß gegen Gesetze abzuhalten. In wenigen Wochen wird der Europäische Gerichtshof wohl erklären, dass die im Dieselskandal umstrittenen „Abschalteinrichtungen“ für die Motorenreinigung unrechtmäßig waren. Dann müssten Regierung und Kraftfahrtbundesamt erklären, warum sie bisher auf Bußgelder in Milliardenhöhe verzichtet haben.

Für Mobilitätsforscher Andreas Knie jedenfalls ist die Rechnung klar und für die Öffentlichkeit negativ: „Wir zahlen 90 Mil­liarden in das System ein, über Steuern und Abgaben kommen aber nur 60 Milliarden zurück.“ Die Geschichte vom Autofahrer als „Melkkuh der Nation“ stimme nicht, das System finanziere sich über Steuern und Abgaben auch nicht selbst. Und für „systemrelevant“ hält er die Autobranche trotz ihrer über 800.000 Jobs bei Herstellern und Zulieferern auch nicht mehr.

Tempolimit als Verkaufshilfe

Was sie für die Zukunft anbiete, lasse sich auf dem Weltmarkt billiger einkaufen: digitale gelenkte Mobilität mit E-Mobilen. Auch die gut bezahlten, gewerkschaftlich unterstützten Jobs bei den Autobauern seien bedroht, wenn diese sich nicht umstellten: „Jedes Jahr verlieren wir fünf bis zehn Prozent dieser Jobs, sie folgen den Märkten ins Ausland“, so Knie.

Auf diesen ausländischen Märkten wirkt die vielleicht wichtigste indirekte Verkaufshilfe für die deutsche Autoindustrie: das Fehlen eines generellen Tempolimits auf Autobahnen. Das schreibt zum Beispiel Christian Malorny, „Weltautochef“ der Unternehmensberatung Kearney, im manager magazin: Die Käufer im „Premium“-Segment, also der schweren, schnellen und teuren Karossen von Audi, Porsche, BMW und Daimler lobten nach Umfragedaten seiner Firma, ein Land, in dem man so schnell fahren könne, wie man will, und das relativ wenige Unfälle habe, müsse die besten Autos der Welt bauen: „Den Zusammenhang zwischen ‚kein Tempolimit‘, der Autobahn, Premiummodellen, Profitabilität und Wohlstand muss man Politikern, die überall eine Höchstgeschwindigkeit einführen wollen, wohl noch erklären.“

Anders als viele andere Subventionen für die deutsche Autokultur kostet die Maßnahme „kein Tempolimit“ auch kein Geld. Nur Menschenleben.

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37 Kommentare

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  • Ach, Herr Pötter, Sie können doch jetzt nicht Autofahrer*innen deren ganze Kosten vorhalten, die sie verursachen. Das sind die doch gar nicht gewöhnt! Normal geht es doch immer gegen die Öffis, die auch noch zum Teil von den armen Autofans mitbezahlt werden. Aus Ihnen spricht sicher Neid und Haß des Nichtautobesitzers. ;-)

  • Wie wäre es statt einer Autokaufprämie mit einem Mobilitätszuschuss, den kann man dann in ein neues Auto, Fahrrad, Moped oder die Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr stecken ?

  • Mal wieder in Teilen schlecht recherierte "Stimmungsmache" gegen den motorisierten Individualverkehr:



    - Subventionen für erneuerbare Kraftstoffe / Biokraftstoffe gibt es seit 2015 nicht mehr



    - Entfernungspauschale soll die Wegekosten von Arbeitnehmern berücksichtigen und kann auch von Radfahrern, Fußgängern und bei der Nutung des ÖPNV geltend gemacht werden

  • Können ja einfach mal alle Autos stehen lassen. Alle. Auch LKWs mit Lebensmittel und Handwerker Autos. Die brauchen ja anscheinend auch keine Infrastruktur.



    Alle Pendler kündigen dann ihren Job und beziehen Sozialhilfe (statt Lohnsteuer zu zahlen).



    Und los geht's...

    • @dgjsfh:

      Beschwören Sie da so eine Art Schicksalsgemeinschaft zwischen Autofahrer*in, die keine Öffis nutzen wollen oder gerne mit dem Auto zur Bäckerei fahren und LKW-Fahrer*innen herauf? ;-)

    • @dgjsfh:

      Also ich wäre selig, wenn in meiner Stadt nur noch die "Handwerker", LKWs mit Lebensmittel und Menschen mit eingeschränkter Mobilität mit Kraftwagen unterwegs wären.

      Der Rest auf Öffis oder Muskelkraft.

      In der Stadt nun wirklich nicht so schwer.

      • @tomás zerolo:

        Der Artikel bezieht sich allerdings nicht auf Städte. In meinem Frankfurter Büro arbeiten 30 Mitarbeiter und nur eine einzige Kollegin kommt mit Auto, obwohl sie in der Stadt wohnt. Der Rest nimmt heute schon den ÖPNV. Oder kommt eben aus einem Vorort, wo man vor der Entscheidung steht, 30 min Auto oder 90 min ÖPNV.



        Es gibt sicherlich einiges zu tun beim Individualverkehr. Aber ihn weitestgehend abzuschaffen, ist mit Sicherheit keine realistische Lösung.



        Das ist so weit gedacht, wie ein Mietendeckel.

        • @dgjsfh:

          "Das ist so weit gedacht, wie ein Mietendeckel"

          Ja, richtig. Auch eine sehr sinnvolle Einrichtung, der Mietendeckel.

          • @tomás zerolo:

            Ja, z.B. in Spanien hat man gesehen, wohin das führt. Nämlich zu einer Investitionsbremse. Warum was sanieren oder neu bauen, wenn man fürchten muss, dass die freie Marktwirtschaft ausgehebelt wird. Das Ergebnis sind noch weniger Wohnungen. Aber anscheinend muss die Berliner Landesrregierung da auch nochmal selbst auf die Fr...e fliegen, bevor sie es kapiert. Das passiert, wenn man nur bis zu seiner Nase denkt.

            • @dgjsfh:

              Führt vom Thema weit weg -- aber Spanien? Mietendeckel? Habe ich da was verpasst?

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @dgjsfh:

      Wozu unsinniger Vorschlag?



      Weil Ihnen nicht gefällt, dass es mit dem individuellen motorisierten Verkehr so nicht weiter gehen kann? Und das kann es eben nicht.



      Alternativen für Pendler, auch große LKW in den Städten müssen her, Handwerker, Pflegedienste etc. müssen mobil bleiben, klar. Nachdenken, nicht pauschal abwehren.



      Je eher das in die Wege geleitet wird, desto besser. Zeit drängt, wir sind eher spät dran.

      • @90946 (Profil gelöscht):

        Alternativen zum Auto? Bus, Bahn, Flugzeug und ÖNV haben es dank Corona gerade schwer. Selbst für Kino und Konzerte sind gerade Autos schwer angesagt. Das wird auch eine Weile so bleiben. Vielleicht doch mal plumpes Auto-Bashing sein lassen und neu überlegen.

        • @TazTiz:

          Und? Es gibt immer noch Fahrräder, von mir aus gar E-Bike, P+R und Klapprad ... für Anwohner*innen von Städten und angrenzender Vororte sollte es da für viele doch etwas dabei sein.



          Aktuell wurden in Berlin sogar Autostreifen von mehrspurigen Straßen in Fahrradbahnen umgewidmet. Eine tolle Idee finde ich. Das macht Radfahren für Menschen, denen der Verkehr sonst zu gefährlich ist, attraktiv. Und es kostet sehr wenig, muss doch nichts neu gebaut werden. Wie zu erwarten gefällt der Autolobby das Umwidmen aber ganz und gar nicht. Und es wird bereits darauf hingedrängt, das alsbald wieder in den vorigen Zustand zurückzusetzen lassen.



          Ähem, und das mit dem Flugzeug in der Aufzählung als Autoalternative ist wohl ein Witz oder ein Versehen, oder?



          Und wieso Autokino? Der Sommer steht vor der Tür - wozu gibt es Freiluftkinos? Openairs mit (Sitz)Platzzuweisung würden sicher auch funktionieren. Wieso muss alles mit Auto zu machen sein? Auto-Fetisch? ;-) Und warum sollte das so bleiben? Da kann mensch sicher doch an Auto-Alternativen arbeiten ...



          So ein bisschen wirkt das schon so, dass Covid-19 als Berechtigung für das Auto bemüht wird. Gleichzeitig scheinen einige Covid-19-Schutzmaßnahmen für einige zu anstrengend und lästig zu sein ...

      • @90946 (Profil gelöscht):

        Wieso sollten wir spät dran sein? Warum sollte der Invidualverkehr abgeschafft werden. Wir müssen lediglich umweltfreundlichere Autos bauen.



        Und wenn man die vergleichsweise sehr hohen Lohnsteuereinnahmen der Beschäftigten in der Automobilindustrie sinnigerweise mit einbeziehen würde (wo schon ein Bandarbeiter 45-50k im Jahr verdient), dann wäre auch klar, dass wir deutlich im Plus sind was die Einnahmen-Ausgaben angeht. Aber das blendet der Autor besser aus.

        • @dgjsfh:

          "Umweltfreundlichere" Autos? Mit welcher regenerativer Energie werden die gebaut und die Ressourcen abgebaut und bearbeitet? Wieviele Autos gibt es in Deutschland? Wie viele auf der Erde? Die sollen alle durch neue ersetzt werden? Und das soll passieren, wenn CO2-Neutralität in wenigen Jahren erreicht werden soll?



          Dann noch mal genauer zur sozialen Perspektive: Wie teuer sind neue Autos? Wer kann sich diese leisten? Für wen wären diese Autos und für wen nicht?



          Was ist also mit Mobilität und Teilhabe für Alle und Klimagerechtigkeit?

          • @Uranus:

            Warum nicht? Umweltunfreundliche Autos werden sukzessive durch umweltfreundlichere Autos ersetzt und es wird auch ein Gebrauchtwagenmarkt für z.B. BEV entstehen. Komplett umweltfreundlich oder -neutral wird die Mobilität nie werden. Lässt sich in Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes auch gar nicht ändern. Ich wünschte ja auch, dass wir in einer perfekten Welt leben, aber das wird ein Traum bleiben.



            Zu der sozialen Perspektive: über einen längeren Betrachtungszeitraum sollen BEV ja sogar günstiger als ICEV sein.



            Wenn Individualverkehr durch Rücksicht auf die Umwelt zu teuer wird, was soll da die Lösung sein? Soll der Rest aus Solidarität verzichten? Da die Einkommens- bzw. Vermögenssituation nicht nur von Glück und Pech im Leben abhängt, sondern auch von der Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft, wäre das auch kein fairer Ansatz.

            • @dgjsfh:

              Also mir erscheint es eher ein Traum zu sein, dass mensch so weiter machen kann wie bisher - bezüglich auf Autos dann nicht mehr mit Verbrennern sondern mit E-Autos.



              Mh, formulieren Sie da eigentlich Ihre Annahmen oder das, was Sie wollen/wofür Sie sich einsetzen? Inwieweit ziehen Sie in Ihre Überlegungen überhaupt ökologische Bedingungen/Grenzen mit ein?



              Klar, will die Autoindustrie so weitermachen wie bisher. Die Frage ist doch aber, inwieweit das ökologisch realistisch ist. Meine Einschätzung ist da, das ist unrealistisch. Zumal Autos ja nicht die einzigen Luxusgegenstände sind.



              Die Einkommens- und Vermögenssituation ist hierzulande sehr durch soziale Herkunft bestimmt. Eine soziale Durschlässigkeit ist kaum gegeben. Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft heranzuziehen ist bezogen auf Berufe und deren Einkommen wie Friseur*innen aktuell auch zynisch. Selbst wenn diese 40 Kund*innen am Tag die Haare schneiden, verdienen die nicht so viel wie ein*e Manager*in oder ein*e Proffesor*in. Naja, und global sieht das dann noch einmal anders aus.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @90946 (Profil gelöscht):

        Es kann schon weitergehen, es hat dann halt negative Konsequenzen (Klimawandel) da sich da aber global nichts tut, könnte Deutschland sich ins Mittelalter zurücksetzen und der Klimawandel würde trotzdem kommen, außerdem sind die Termpaturen schon so stark gestiegen das Brände in Australien, der Tundra und im Amazonas den Klimawandel treiben, es ist inzwischen eine selbstlaufende Sache. Die Menschen die sagen nach mir die Sinnflut sind zwar selbstsüchtig aber sie haben Recht nach uns die Sinnflut so oder so.

        • @83379 (Profil gelöscht):

          Ach, die Leier kenn 'wa schon. Ick nehm' an, die andern machen nix, deswegen machen 'wa och nix. Super Logik und Politikkonzept! Zumal Deutschland sich die ganzen Jahre doch nicht mal ernsthaft für Klimareformen eingesetzt hat. Wie funktioniert da noch gleich Fortschritt? Hat das nicht immer auch etwas mit Veränderung und Anpassung zu tun? Ach, ist ja auch anstrengend sowas.



           

          Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

          Die Moderation

          • 8G
            83379 (Profil gelöscht)
            @Uranus:

            Ich bin nur realistisch und nein ich fahre kein Auto, fliege auch nicht. Aber die Hoffnung das meine Mitmenschen das noch umgerissen kriegen habe ich nicht

            • @83379 (Profil gelöscht):

              Okay. Dann habe ich falsch gelegen. Entschuldigen Sie bitte!

        • @83379 (Profil gelöscht):

          Na dann ist ja eh drauf gesch..., darauf einen Liter Diesel. Dann können wir aber bitte hier auch aufhören herumzulabern.

  • Es hat sich seit 1984 an der Faktenlage zu den "Gesellschaftlichen Kosten des Straßenverkehrs" nichts verändert, bis auf die errechneten Zahlen. Schon damals haben die Zahlen ergeben, dass der Liter Sprit 5 DM hätte Kosten müssen, wenn das Verursacherprinzip (davon ist heute kaum noch die Rede!) angewendet würde, um die Deckungslücke von Einnahmen aus KFZ- und MinÖl-Steuer und Ausgaben zu schließen. Der Vorschlag der Grünen lautete damals, mit einer zusätzlichen Abgabe (Zweckbindung!) von 5 Pfennig pro Liter, schrittweise den Ausbau des ÖPNV und die Attraktivität des Schienenverkehrs zu verbessern. Ziel: In Zukunft "ohne Auto mobil" sein zu können.

    Heute, fast 40 Jahre und noch größeren Schäden später, ist diese Zukunft! Und wir stellen mal wieder fest: Die gestrigen Argumente der Autolobbyisten (VDA, ADAC...), der Verkehrsminister und der Journalisten sind nahezu gleich geblieben

    Lehren aus den gemachten Erfahrungen, dass Milliarden Subventionen, Kaufanreize, Abwrackprämien. "technologischen Innovationen" wie z.B dem Katalysator, dem Erdgas-Auto, dem E-10 Biosprit und Forschungsmilliarden für E-, Hybrid-, Wasserstoff-Antriebe n i c h t den Alternativen zum Automobil nützen sondern schaden, werden aber immer noch nicht gezogen.

    Und wer glaubt, dass die E-Mobilität oder gar die "digitale gelenkte Mobilität mit E-Mobilen" eine Alternative sei, der muss die Realität komplett ausgeblendet haben! Die Konversion von weltweit rund einer Milliarde KFZ zu E-Mobilität ist von den verfügbaren Ressourcen und dem zusätzlichen Energiebedarf nicht möglich. Nach 10 bis 12 Jahre wird im Schnitt ein Neues Auto fällig? Oh, Recycling ist auch nicht in Sicht? Na, so was!

    Aber diese Illusion hilft, den Alternativen zum Individualverkehr zu schaden. Ebenfalls wie schon 1984!

    Denkt mal über den Standort Deutschland hinaus, und nehmt den Planeten nicht nur beim Thema Globalisierung als Ganzes wahr!

    • @Drabiniok Dieter:

      Sehr guter und fundierter Kommentar.



      Danke.

    • @Drabiniok Dieter:

      Danke für den geschichtlichen Abriss. Sie haben recht, ich hatte auch ganz vergessen, dass ja durch den Katalysator schon einmal der Planet gerettet wurde ;)

  • @Redaktion



    Aus jeder halbwegs linksliberalen Zeitung ist "der Steuerzahler" glücklicherweise verschwunden, jetzt ersteht er ausgerechnet hier wieder auf.

  • ist der adac so enthemmt oder nur dummdreist? es gibt schon seit langer zeit genuegend wissentscahftliche studien zum thema infrastrukturkosten strasse. investitionsstau von 3 -stelligen milliardenbestraegen schiebt der staat jedes jahr vor sich her, und es werden immer nur noch mehr.



    wenn das system auto so gut die strasse finanziert, dann fragt man sich (der adac leider nicht), wieso denn zig bruecken in d saniert oder besser neu gebaut wwerden muessen, aber kein geld dafuer da ist?

  • Beim Anwohnerparken würde es schon viel helfen, wenn die Länge des Straßenlandes, die preisbegünstigt genutzt werden darf, im Verhältnis zur Haushaltsgröße begrenzt würde.



    Z.B. auf 1,50 m pro Erwachsenem und für Jugendliche, und 0,80 m je Kind.



    Das wären dann 1,50 m für Alleinstehende (reicht für einen Twizy und andere micro-cars, quer geparkt, 3 m für Paare (mehr als ein Smart), 4,50 m bei drei ausgewachsenen (viele Kompaktautos), usw.



    Vorteil: weniger Platzbedarf, weniger Parkplatznot, weniger Parksuchverkehr. Wer sich auch bei kleinem Haushalt mehr Auto leisten will, zahlt den vollen Preis oder mietet einen Tiefgaragenplatz.

  • Nach diesem Artikel wünschte ich mir, ich würde ein Automobil haben wollen, um dann im Verkehr stecken zu bleiben, keinen Parkplatz zu finden und vor allem einen Großteil meiner Lebenszeit damit zu verbringen, das Geld zu verdienen, um mir den Luxus leisten zu können. Macht‘s gut ihr Trottel.

  • Ich geb' Gas, ich geb' Gas! Ich will Spaß, ich will Spaß!