Studie zur Homosexuellen-Gleichstellung: Die Mehrheit ist für die „Ehe für alle“
Eine Untersuchung des Bundes zeigt, dass 83 Prozent der Menschen in Deutschland die Ehe von Homosexuellen unterstützen. Dennoch gibt es noch viele Vorurteile.
BERLIN epd | Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland spricht sich einer Studie zufolge für die rechtliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Bisexuellen aus. Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hervorgeht, stimmen 83 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Ehen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen erlaubt sein sollen. Zudem bezeichnen 95 Prozent es als gut, dass homosexuelle Menschen gesetzlich vor Diskriminierung geschützt sind.
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, forderte in diesem Zusammenhang eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und die vollständige rechtliche Gleichstellung auch bei der Adoption. „Der Gesetzgeber darf nicht länger hinauszögern, was eine Mehrheit längst für selbstverständlich hält“, sagte Lüders. Dass es in Deutschland anders als in 14 Staaten Europas keine „Ehe für alle“ gebe, bezeichnete sie als „ein trauriges Zeichen“.
Auch an den Schulen soll der Studie zufolge das Thema sexuelle Vielfalt stärker berücksichtigt werden. Sieben von zehn Befragten weisen die Aussage, das Ansprechen von sexueller Vielfalt in der Schule verwirre die Kinder in der Entwicklung ihrer Sexualität, eher oder vollkommen zurück. Über 70 Prozent befürworten, dass in der Schule auch homosexuelle Paare vorkommen, wenn es um Liebe und Partnerschaft geht.
Obwohl die Zustimmung für gleichgeschlechtliche Beziehungen in der Bevölkerung hoch ist, gibt es auch ablehnende Haltungen. Der Studie zufolge empfinden 38 Prozent der Befragten es als „sehr“ oder „eher“ unangenehm, wenn zwei Männer in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zeigen. 18 Prozent halten Homosexualität für „unnatürlich“.
Für die Studie wurden rund 2.000 Menschen ab 16 Jahren befragt. Sie gilt als Auftakt des Themenjahres für sexuelle Vielfalt „Gleiches Recht für jede Liebe“ der Antidiskriminierungsstelle.
Leser*innenkommentare
Peter Meisel
Papa, wo kommt die Ehe her? Das haben mich meine Kinder einmal gefragt und wer sucht kann finden:
Auf Initiative von Perikles beschloss die Versammlung im Jahre 451 v. Chr. ein Gesetz, nachdem beide Eltern miteinander verheiratete Athener sein mussten, um die männliche Nachkommenschaft das Bürgerrecht zu sichern40. Zweck der Ehe, so das Gesetz, ist die Zeugung legitimer Nachkommenschaft41. Seitdem waren illegitime Kinder unterprivilegiert und hatten auch keinen Anspruch auf Bürgerrecht. In seiner „Rede gegen Neaira“ zitiert Apollodoros das Gesetz, wonach es einem Ausländer verboten ist, eine Athenerin zu heiraten, ebenso einer Ausländerin, mit einem Bürger zu leben42.
Siehe Apollodorus "Rede gegen Neaira"
Auszug: (122) "Die Ehegemeinschaft besteht ja darin, daß man Kinder mit einer Person macht, die Söhne der Phratrie und des Demos einführt und die Töchter als eigene Kinder mit ihren Männern verheiratet.
Wir haben die Hetären wegen des Vergnügens, die Konkubinen (pallakai) für die täglichen Dienste an unserem Körper und die Ehefrauen, um eheliche Kinder zu machen und um einen vertrauenswürdigen Hüter der Dinge drinnen (im Haus) zu haben."
Sapasapa
Interessant auch, dass 80% der Meinung sind, Homosexuelle werden heute immer noch diskriminiert. Und 75% sind für die gleichen Rechte hinsichtlich Adoption von Kindern.
Dass Deutschland da mit der rechtlichen Gleichstellung hinterher hinkt, ist kein trauriges Zeichen, sondern skandalös. Da kommt die Regierung nicht ihrer Pflicht nach, und schützt Partikularinteressen.
Thomas Schöffel
Meiner Meinung nach ist das auch ein großes sprachliches Mißverständnis. Das Wort "Ehe" steht m.E. für die Verbindung zwischen Mann und Frau. Wenn Homosexuelle etwas der Ehe Gleichwertiges haben wollen, also bestimmte Rechte, die für "normale" Ehen gelten, sollte es ihnen zugestanden werden. Eine gegenseitige Absicherung für Rente oder Krankheits- und Todesfall wären vermutlich solche Fälle. Was natürlich nicht in der homosexuellen "Ehe" geht, ist das Produzieren von Nachwuchs. Und das ist für den Staat natürliches Interesse, nämlich neue Steuerzahler zu generieren. Daß er das und genau das auch födert und fördern will, ist verständlich und so eine Förderung kann der homosexuelle Verbund so lange nicht leisten, wie er nicht in der Lage ist, Babys zu produzieren. Wenn das irgendwann in der Zukunft mal möglich sein sollte, kann man das Steuerprivileg immer noch anpassen.
lena schwarze
@Thomas Schöffel ich verstehe den Grundansatz, aber viele Homosexuelle Paare bekommen Kinder über künstliche Befruchtung/Adoption, auch nichthomosexuelle Paare bekommen oft keine Kinder, da Unfruchtbar/kein Kinderwunsch. Dann müsste man deinem Gedanken nach, jedes Paar das heiraten möchte fragen, ob es denn bald ein Kind in die Welt setzt oder nicht und ihm danach einen Ehe-"Namen" zuteilen. Vielleicht ein bisschen komplizierter als einfach das Konezpt "Ehe" zu erweitern, oder?
Sapasapa
Häh? Vor Deiner Logik sollte dem Staat die "Herkunft" des Rentenkassenbeitragszahlers egal sein - ob Made in Germany oder Immigrant.
Anscheinend gibt es doch noch andere Gründe.